Laber net, mach!

Schafe, Blöken, Kommunikation, Kommunizieren, Sprechen
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Ist es nicht wunderbar, dass der Mensch – im Gegensatz zum Tier – die Sprache hat, um sich zu verständigen? Die Deutsche Sprache hat schätzungsweise zwischen 300.000 und 500.000 Worte. Und doch erlebe ich immer wieder, dass Kommunikation eben nicht funktioniert. Auch wenn wir die selbe Sprache sprechen.

Wie oft glauben wir zu wissen, wie etwas gemeint war – reagieren entsprechend und wundern uns dann über die erstaunte Reaktion unseres Gegenübers?

Das größte und einzige Problem in der Kommunikation ist die Illusion, dass sie stattgefunden hat. – George Bernard Shaw

Dass es trotz der vielen Worte und gemeinsamen Sprachen mit der Kommunikation nicht so einfach ist, ist natürlich. Denn wir kommunizieren eben nicht nur Worte, sondern auch „zwischen den Zeilen“ Wünsche, Erwartungen, Erfahrungen. Wir beschreiben die Welt eben nicht so, wie sie ist, sondern wie WIR sind, wie WIR sie sehen. Und wie oft hören wir gar nicht richtig zu sondern beginnen schon während des Zuhörens mit dem Interpretieren dessen, was gesagt wird und dem Zurechtlegen einer passenden Antwort?
Ich könnte jetzt hier zahlreiche Kommunikationsmodelle erwähnen, aber darum geht es mir gar nicht. Vielmehr habe ich mich in letzter Zeit des Öfteren gefragt, wie es mir besser gelingen kann, zu verstehen, was gemeint ist, sozusagen besser in die Welt meines Gegenübers einzutauchen, um Missverständnisse zu vermeiden und vor allen, um den anderen wirklich zu sehen. Und zwar nicht meine Interpretation von ihr oder ihm, sondern seine/ihre wahre Natur.

Versuche erst, zu verstehen, bevor zu versuchst, verstanden zu werden. – Steven Covey

Meines Erachtens helfen die folgenden Aspekte dabei:

  1. Verstehen wollen = Rechthaben wollen loslassen: Um sich wirklich auf die Perspektive des anderen einzulassen (was nicht heißt, dass ich ihr zustimme), muss ich zunächst einmal zuhören um zu verstehen – und nicht, um zu widerlegen oder einen „Angriffspunkt“ herauszuhören. Dazu benötige ich echtes Interesse, die Erkenntnis, dass es oft kein Richtig oder Falsch – nur ein Anders – gibt, und die Fähigkeit, mich beim Zuhören zurück zu nehmen.
  2. Klar kommunizieren: anderen kann ich es leichter machen, indem ich nicht „verschleiert“ kommuniziere – sondern sage, was ich meine und meine, was ich sage. Das ist vielleicht manchmal etwas „unromantisch“, aber klarer. Dennoch ist es vielleicht aus Gründen der Höflichkeit oder des Respekts nicht immer möglich. Deshalb ist eine weitere wichtige Eigenschaft
  3. Verständnis klären und nachfragen: ganz simpel. Wie ist es gemeint? Ist es so gemeint, wie ich es verstanden habe?
  4. Anhand von Taten urteilen: Eine der zuverlässigsten Methoden, zu verstehen, wie etwas gemeint war, ist, zu schauen, wie sich der andere tatsächlich verhält. Folgen den Worten auch Taten? Passt das Verhalten zu den Worten? Aber auch auf mich bezogen: lebe ich, was ich sage?

Gerade jetzt zu dieser Zeit im Jahr, in der wir auch immer ein wenig zurückblicken, ist vielleicht ein guter Zeitpunkt, einmal folgendes zu prüfen:

  • Wo ist mir die Kommunikation mit den Personen in meinem Umfeld gut gelungen? Wo weniger?
  • Neige ich dazu, zu interpretieren, zu glauben, was gemeint ist – ohne es zu überprüfen?
  • Wo könnte ich vielleicht mehr auf Taten statt auf Worte achten? Bei anderen? Aber auch bei mir selbst?
  • Und wo möchte ich im kommenden Jahr vielleicht meinen Worten Taten folgen lassen?

Auf dass es uns – gerade in der heutigen Zeit, in der so viel geschrieben wird – öfter gelingt, persönlich miteinander in den Austausch zu gehen – mit dem Willen und dem Wunsch, einander wirklich zu sehen – und den Worten auch Taten folgen zu lassen!

Oder wie eine liebe Freundin so gerne sagt: Laber net, mach! 😉

In diesem Sinne, bis nächste Woche,

Deine Birgit

Reden kocht keinen Reis

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Dieses chinesische Sprichwort ist mir neulich untergekommen – und ich liebe es!
Ist es nicht so, dass Wissen und Erkenntnis erst dann wirklich hilfreich sind, wenn uns die Umsetzung gelingt?
Sicherlich ist es gut, ein paar Gedanken zu verlieren – oder auch auszutauschen, bevor man ins Handeln kommt – aber irgendwann sollte man dann auch wirklich handeln. Reden hat nicht wirklich viel praktischen Nutzen.

Bei so mancher Diskussion frage ich mich am Ende: und nu? Was MACHEN wir jetzt damit? Ging es nur darum, zu Jammern und das eigene Ego zu streicheln (denn natürlich wissen wir immer, wie WIR oder MAN es besser machen könnte!) oder überlegen wir jetzt auch gemeinsam, was man tun kann?

Ist ein bisschen wie beim Fußball oder wenn man jemandem auf der Bühne zuhört: im Publikum zu sitzen und das zu kritisieren, was da abgeliefert wird, ist leicht. Aber würde ich mich aufs Spielfeld stellen oder auf diese Bühne – und unter Beweis stellen, dass ich das besser kann wo ich doch weiß, woran es liegt?

Ich erinnere noch bis heute eine Situation bei meiner mündlichen Abschlussprüfung zur Hotelfachfrau: ich saß mit zwei weiteren Auszubildenden gleichzeitig vor einem Prüferkomitee von 5 Personen. Wir wurden der Reihe nach zu verschiedenen Themen befragt. Auf fast alle Fragen, die meine beiden Leidensgenossinnen gestellt bekommen haben, hatte ich natürlich die Antwort – aber ich war nicht an der Reihe. Und als ich dann endlich dran war — äh, ja, nee, also DIE Frage, ähm, Moment …

Ja, Reden, Wissen und Meinungen austauschen sind wichtige Aspekte,  um zu einer Einschätzung zu kommen und dann entscheiden zu können. Aber:

Reden verändert vielleicht Perspektiven. Handeln die Welt.

Und von mutigen Macher-Persönlichkeiten können wir mehr brauchen, finde ich. Redner haben wir genug. Vielleicht hilft es auch, wenn wir den Umsetzern mehr Wertschätzung schenken, dass sie z.B. voran gehen, sich dem Feuer stellen, der Ungewissheit und dem Druck. Vielleicht ermutigt diese Wertschätzung dann auch andere, ins Handeln zu kommen.

Denn das Beste am Machen ist: Taten sind viel überzeugender, als Worte.

Die Welt braucht Vorbilder – egal, ob es der Chef bei der Arbeit ist, die helfende Hand der Nachbarin oder Freunde, die für uns da sind.

Show, don’t tell – sagt man auch beim Film und in der Literatur. Erzähl nicht, wie es dem Protagonisten geht – vermittle es dem Publikum durch sein Handeln.

Oder noch salopper ausgedrückt: laber net, mach! 😉

Wo könntest Du noch mehr tun statt reden, um was zu verändern?

Ich selbst bin erst gestern in Bezug auf ein Thema von jemandem gefragt worden: „Und, lebst Du’s auch?“ Ich liebe solche Menschen, ich liebe solche Fragen!

In diesem Sinne höre ich jetzt auf zu Labern und werde mal schauen, wie ich meine Frage an Dich für mich selbst beantworte!

Eine mega mutige Macher-Woche Dir!

Deine Birgit

3 Schritte, um Deinen Gleichmut zu stärken

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Gleichmut. Ein spannendes Wort. Zuletzt ist es mir in meiner Yogalehrer Ausbildung untergekommen. Beim Thema „Dinge hinnehmen und annehmen“ zucke ich immer leicht. Wenn wir immer alles hinnehmen und annehmen, wie soll sich dann je etwas ändern?
Wie kann ich Dinge hinnehmen und dennoch in Verbindung bleiben, engagiert bleiben?
„Gleichmut – nicht Gleichgültigkeit“, meinte meine Yogalehrerin.

Das Wort gefällt mir.

Ich bin immer gleich-mutig – egal welcher Situation ich mich gegenüber sehe. Im Mut steckt Aktivität – Mut braucht man, um etwas zu tun — oder manchmal braucht man sogar noch mehr Mut, um etwas bewusst zu lassen.
Gleichmut bedeutet,  innere Stabilität zu wahren, egal, was mir im Außen um die Ohren fliegt. (Und gerade aktuell fliegt uns ja wieder einiges um die Ohren.)
Eine Stabilität und Ruhe, die es mir ermöglicht, dass ich mich etwas berührt – ohne dass es mich aus den Schuhen haut.
Gleichmut ist die ruhige Mitte.

An den beiden anderen Enden des Spektrums stehen für mich Gleichgültigkeit und Empörung. Beides nicht hilfreich.
Wenn mir alles egal ist, habe ich die Verbindung zum Leben und den Menschen gekappt. Ich habe die Kontrolle komplett abgegeben. Dann kann mich auch nichts mehr erfüllen.
Wenn ich mich über alles aufrege, werde ich aufgrund meines geistigen-emotionalen „Notstandes“ schwerlich lösungsorientiert denken und handeln können – also vielleicht was ändern wollen, aber nicht vernünftig können.

Gleichmut hingegen bedeutet, eine friedliche Haltung einzunehmen, allem voran, in Frieden mit mir selbst zu sein. Nur dann kann ich bewusst und selbstbestimmt meine Aufmerksamkeit und meine Energie auf die Dinge lenken, die mir wichtig sind, die ich verändern kann und die ich verändern möchte – damit es mir und den Menschen um mich herum besser geht. Das bedeutet nicht, Dinge zu ignorieren – wohl aber,  an Dinge, die mich runterziehen oder die ich nicht ändern kann, keine wertvolle Lebenszeit und -energie zu verschwenden.

Um Gleichmut zu trainieren (und dieses Training hört nie auf ;-)), braucht es drei Dinge:

  1. Kümmere Dich gut um Dich selber – ohne schlechtes Gewissen! In Frieden mit sich selbst zu sein bedeutet, gut für sich zu sorgen. Das beginnt damit, dass wir uns unserer Bedürfnisse im Klaren sind, diese äußern und auch dazu stehen können. Dazu gehört aber auch, dass wir uns wichtig genug nehmen, um gut mit unserem Körper umzugehen – z.B. für genug Schlaf und Bewegung und gesunde Ernährung zu sorgen. Aber auch „Seelenpflege“ gehört dazu. Wie sprichst Du mit Dir selbst? Mit welchen Menschen umgibst Du Dich? Und nimmst Du Dir Zeit für Dich und Dinge, die Dich glücklich machen?
  2. Aufmerksamkeit aktiv lenken – auf die „richtigen Dinge“: Wähle bewusst, mit was Du Dich beschäftigen möchtest und was oder wer Deine Aufmerksamkeit erhält. Es ist normal, dass wir immer wieder abgelenkt werden, jemand oder etwas unsere Aufmerksamkeit haben will oder wir uns vielleicht ärgern. Wichtig ist aber, dass wir ein Gefühl dafür entwickeln, wenn das passiert – und dann bewusst gegensteuern können. Dabei können Fragen helfen wie: „Wie geht es mir damit, wenn ich dieser Sache jetzt weiter meine Aufmerksamkeit schenke?“ / „Ist die Aufmerksamkeit hier gut investiert? Kann ich dadurch etwas verändern?“ / „Will ich das?“ / „Ist mir das wichtig?“ — Wenn es sich nicht gut anfühlt und auch nichts dazu beiträgt, dass sich etwas zum Besseren entwickelt, ist es Zeit, die Aufmerksamkeit abzuziehen. Das Lenken der Aufmerksamkeit kann man übrigens mit Achtsamkeitsübungen und Meditation ganz gut trainieren.
  3. Annehmen und hinnehmen – manchmal auch aushalten: Aus manchen Situationen können wir – zumindest im Außen – nicht raus. Und vieles können wir schlicht und ergreifend nicht ändern. Dann geht es darum,  möglichst aufregungs- und dramafrei anzunehmen und hinzunehmen. Und wenn wir Punkt 1 gut umgesetzt haben, haben wir hierfür auch genug Reserven (danach das Auffüllen dennoch nicht vergessen :-))

„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Reinhold Niebuhr

Ich wünsche Dir von Herzen, dass es Dir gelingt, Deinen Gleichmut zu stärken, Gelassenheit zu kultivieren und den Mut aufzubringen, in Verbindung zu bleiben.

Sei gut zu Dir!

Deine Birgit

3 Regeln und 5 Tipps für schlechte Tage

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Bei meiner Umfrage unter den Lesern dieses Blogs kam auch die Rückmeldung, dass ein Artikel über das Thema „Was tun bei schlechten Tagen“ ganz gut wäre.
Deshalb habe ich beschlossen, diesen Artikel hier wieder hervorzuholen – warum auch nicht, wenn sich schlechte Tage wiederholen, kann eine Wiederholung des Rezepts dagegen ja nicht schaden!
Viel Spaß beim Lesen!

„Bist Du eigentlich immer gut drauf?“ fragte mich neulich eine Freundin, der es gerade nicht so gut ging. Wer mal mit mir zusammengelebt oder länger Zeit mit mir verbracht hat, im Urlaub z.B., kennt die Antwort auf diese Frage. Allen andere verrate ich sie jetzt hier: NEIN.

Auch ich komme an meine Grenzen und habe manchmal Tage, an denen ich mich schon kurz nach dem Aufstehen damit tröste, dass sie vorüber gehen. Keine Ahnung, wo die schlechte Stimmung an solchen Tagen herkommt – von doofen Gedanken wohl kaum, denn sie ist gefühlt schon da, bevor ich den ersten Gedanken des Tages fasse 😉
Wenn ich mich hier kontinuierlich mit allerlei Tipps zum Thema Balance und Happiness austobe und wenn ich auf meiner „Mission“ unterwegs bin, anderen Menschen dabei zu helfen, mehr Wohlbefinden und Freude zu erlangen, mag der Eindruck aufkommen, dass ich unerschütterlich positiv denke.

Ja, ich möchte Dich darin unterstützen, Deine Gedanken, Gefühle und Deinen Körper in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen um gesund, selbstbestimmt und zufrieden zu leben.
Aber damit keine Missverständnisse aufkommen: dass das nicht immer und ausnahmslos gelingt, ist normal und menschlich!

Leistungsdruck und Perfektionismus sind die falschen Begleiter auf dem Weg zu Zufriedenheit und Wohlbefinden

Vielleicht habe ich einen kleinen Vorteil, weil ich die Themen ja praktisch täglich durch meine Synapsen laufen lasse und sie so immer präsent sind. Und alles, worüber ich schreibe, habe ich sozusagen auch an mir selber ausprobiert. Ich nenne das den „Nachhilfe-Effekt“. Wenn wir etwas, was wir selber lernen, jemand anderem erklären, verfestigt sich das Gelernte noch einmal ganz anders. Und so habe ich die stille Hoffnung, dass mir das alles eines Tages in Fleisch und Blut übergeht…
Bis dahin höre ich mir aber gerne immer, wenn ich selbst mal wieder „feststecke“, meinen Lieblingskommentar guter Freude an, der da lautet:
„Lies doch einfach nochmal ein paar Deiner Blogartikel.“

Aber jetzt mal im Ernst. Schlechte Tage hat jeder. Normal.
Wie wir aber damit umgehen, entscheidet, ob wir gut durch sie durch kommen (und sich manchmal die Stimmung vielleicht schon im Laufe des Tages dreht), oder ob sie in die Verlängerung gehen.

Daher kommen hier meine 3 Regeln und 5 Tipps, um gut durch einen schlechten Tag zu kommen (Wirksamkeit im Selbstversuch nachgewiesen :-)):

3 Regeln für schlechte Tage

  1. Du mußt NICHT immer gut drauf sein.
  2. Es ist in Ordnung, traurig, wütend, enttäuscht, melancholisch, erschöpft etc. zu sein. In unserer vom Perfektionismus oder zumindest der perfekten Außendarstellung getriebenen Welt wird darüber zwar nicht so oft gesprochen – aber auch diese Gefühle gehören zu Dir – und jedem anderen Menschen auf diesem Planeten.
  3. Es geht vorbei. Gefühle und Stimmungen sind wie eine Wetterlage. Sie ziehen vorbei. Und manchmal sind die Wolken gar nicht so dicht oder beständig, wie sie zunächst wirkten.

5 Tipps für schlechte Tage

  1. Sag hallo zu Deiner „Wetterlage“ und begrüße sie beim Namen. Stell Dir dieses (unerwünschte) Gefühl wie einen (ungebetenen) Partygast vor, der vor der Tür steht, und mitfeiern möchte. Und Du weist diesen Gast ab, ohne ihn Dir anzuschauen oder seinen Namen zu kennen. Entweder geht er – aber kommt später nochmal mit Verstärkung wieder oder er randaliert die ganze Zeit vor Deiner Tür und versaut Dir die gesamte Party. Druck erzeugt Gegendruck. Also, öffne die Tür, heiße ihn willkommen und weise ihm einen Platz zu.
  2. Hör Dir an, was Dein Gast zu sagen hat – aber lass Dich nicht ins Drama verwickeln. Ein Bierchen ist ok – dann bedanke Dich bei Deinem Gefühl für das, was es Dir mitteilen wollte (z.B. dass Du auf Dich achten sollst und letzte Woche übertrieben hast, oder um welches Bedürfnis Du Dich mehr kümmern solltest …). Und dann kümmere Dich um die anderen Partygäste und ..
  3. Mache eine Sache, die Dir ein Erfolgserlebnis beschert – stelle etwas fertig, was Du schon lange aufgeschoben hast, absolviere ein Modul in einer Fortbildung, mache eine Sporteinheit, erledige etwas im Haushalt … – und mache Dir danach Deinen Erfolg bewußt. Vielleicht belohnst Du Dich auch mit etwas, z.B.
  4. Mache eine Sache, die Dir Freude macht – ruf mal wieder einen lieben Freund an, kaufe Dir Blumen, bastle oder handwerke, streichle Dein Haustier …
  5. Mache eine Sache, die Deinem Körper gut tut – koche Dir etwas Gesundes und Leckeres, mache einen langen Spaziergang, achte bewußt darauf, ausreichend zu trinken, lege eine Entspannungs- oder Meditationseinheit ein …

Auch wenn eine Sache, die Du machst, in mehrere Kategorien fällt – mache auf jeden Fall drei Dinge, die zu Freude und Wohlbefinden beitragen und Dich Selbstwirksamkeit erfahren lassen.

Sei freundlich zu Deinem „speziellen Partygast“ und dann kümmere Dich um Dich.
Nichts anderes will er Dir meistens sagen.

Sei gut zu Dir!

Deine Birgit

Frieden im Außen beginnt mit Frieden in mir

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Eine Freundin von mir hat sich das „Projekt Weltfrieden“ auf die Fahne geschrieben. Mag sich erstmal etwas zu groß und zu wenig greifbar anhören – aber sie hat es auf das Wichtigste runtergebrochen, mit dem alles anfängt: nämlich mit uns selbst. Außerdem ist es ihr gelungen, es sehr greifbar zu machen: durch 30-minütige Begegnungen. 365 davon hat sie sich vorgenommen – denn, so ihre Worte, „die einfachste Form von Weltfrieden ist die Begegnung.“
Und damit trifft sie meiner Meinung nach genau ins Schwarze. Wenn wir jeden Tag unsere Fähigkeit trainieren, uns auf andere Menschen wirklich einzulassen, zuzulassen und sein zu lassen (und zwar auch auf die, die uns unangenehm sind!) ist das schon ein großer Schritt.
Dazu gehört auch, sich weiterhin respektvoll begegnen und eine friedliche Haltung wahren zu können, wenn man komplett unterschiedlicher Meinung ist oder unterschiedliche Werte vertritt.

Wenn ich mal so schaue, wie viele Verbindungen und Freundschaften in den letzten Monaten unter der COVID Krise zerbrochen sind oder gelitten haben, weil plötzlich Meinungen auseinander gingen und ein friedlicher Dialog unerreichbar schien, glaube ich dass wir da noch ganz viel lernen dürfen.
Eine lange Reise beginnt eben mit kleinen Schritten.
Wenn es mir nicht gelingt, mit meinen besten Freunden eine friedliche Diskussion über unsere Sichtweisen zu führen, dem anderen seine zuzugestehen, ohne die Person zu bewerten oder sie „bekehren“ zu wollen, wie soll es dann in der Welt gelingen?

„Wenige sind imstande, von den Vorurteilen der Umgebung abweichende Meinungen gelassen auszusprechen; die Meisten sind sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen.“

Albert Einstein

Eine gute gemeinsame Lösung ist oft nur möglich, wenn alle Beteiligten offen und ohne Furcht vor Ablehnung ihre Bedürfnisse, Beweggründe und Ansichten äußern dürfen. Wenn echtes, offenes, wertfreies Interesse besteht. Wie soll ich aber den Mut aufbringen, mich zu öffnen – auch für die Meinung des anderen – wenn ich mich angegriffen fühle?

Klar, eine binär-urteilende Sichtweise ist leichter.
Und wir haben es eben auch gerne einfach:
Schwarz oder weiß
Gut oder böse
Schuldig oder Unschuldig
Richtig oder falsch
Lösung A oder B
Mann oder Frau .

Schließlich braucht unser Hirn eine Erklärung, auf Basis derer es entscheiden und Handlungen in die Wege leiten kann. Und wenn diese Erklärung nicht leicht zu finden ist, wenn wir uns mit dem Unerklärlichen oder Fremden konfrontiert sehen, bekommen wir es mit der Angst zu tun, gehen manchmal sogar in eine Abwehrhaltung. Schnell stricken wir uns eine Erklärung, mit der wir uns wohlfühlen – eine, die in unser Weltbild passt.
Aber die Welt ist und die Menschen sind (zum Glück!) zu komplex, um sie binär erklären zu können.
Sich wirklich einzulassen (auf sich selbst, den anderen, die Umstände, das Unangenehme) und dabei eine friedliche Haltung zu wahren ist eine Herkulesaufgabe die wohl lebenslange Übung erfordert – und einige Fähigkeiten, wie

  • das eigene Rechthaben loslassen zu können
  • mit einer „ich habe keine Ahnung, was es bedeutet“ Haltung in Begegnungen zu gehen
  • ein größeres Ziel (Freundschaft, Frieden, Respekt) über die eigenen Interessen zu stellen 
  • unangenehme Gefühle und in mir aufkommende Wertungen und Urteile wahrzunehmen, auszuhalten und parken zu können
  • erforschen statt erklären – mehr Fragen statt erzählen
  • es mir selber und anderen zuzugestehen, die Meinung und Sichtweise ändern zu dürfen und Irrtümer zugeben zu können

Christinas Projekt hat mich sehr inspiriert und an einen meiner Leitsätze erinnert:
Frieden im Außen beginnt mit Frieden in mir.

Ich möchte Dich einladen, gemeinsam mit mir jeden Tag ein wenig zum Frieden in uns und um uns herum beizutragen. Eine durch respektvolle Begegnungen initiierte, positive und hoffnungsvolle Stimmung ist ansteckend.

Ich bin weit davon entfernt, zu glauben, dass Frieden ein Ziel ist, dass wir irgendwann für alle Zeit erreichen werden. Ähnlich wie bei der Zufriedenheit (witzig, dass da das Wort Frieden drinsteckt ;-)) ist Frieden im Inneren und Äußeren vielmehr eine kontinuierliche Entwicklungsreise, die dem Willen und Wunsch bedarf, sie erfolgreich zu gestalten.

Wenn Du mehr über Christinas Projekt erfahren oder sogar in den 30-minütigen Dialog gehen möchtest, folge diesem Link:

365 Begegnungen – 30 Minuten für den Weltfrieden (missionpeace.global)

Ich wünsche Dir eine friedliche Woche und geh jetzt mal Frieden üben – mir fallen da in meinem Leben spontan einige Trainingsmöglichkeiten ein 😉

Friedliche Grüße,

Birgit

Erfolg heißt Verzicht

Mädchen, Luftballon, Composing, Ballon
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Du kannst alles haben und erreichen!
Nun ja. Vielleicht nicht auf einmal …

Tatsächlich leben wir hier in unseren Breitengraden in einer Gesellschaft, deren Mechanismen uns leicht glauben machen können, dass total einfach zu haben und zu erreichen ist, was ich möchte:
Mit einem Klick ist heute bestellt, morgen geliefert.
Auf Instagram sehe ich vorher/nachher Bilder von Menschen, die ihre „Body Transformation“ dokumentiert haben, bei anderen gibt es hingegen gar keine Vorher-Bilder – sondern nur die perfekte Selbstinzenierung.
Wir blicken auf berühmte Menschen in Politik, Wirtschaft, Sport und sehen überall: Erfolg ist möglich.

Motiviert machen wir uns daran, uns Ziele zu stecken legen los und geben unser Bestes, bis die ersten Widerstände aufkommen, der Erfolg sich nicht so schnell einstellt oder wir merken, dass eben doch nicht alles geht.

Was nämlich bei all der euphorischen Darstellung von Erfolgsgeschichten oft vernachlässigt wird ist der steinige Weg dorthin – und die nachweislich wirklich wichtigen Fähigkeiten, die es braucht, um diesen steinigen Weg zu gehen: Durchhaltevermögen, Impulskontrolle und Bedürfnisaufschub.

Das heißt: weitermachen, auch wenn es nicht so gut läuft und jetzt auf Dinge (Bedürfniserfüllung) zu verzichten, weil ich weiß, dass dieser Verzicht bewirkt, dass ich später durch meinen Erfolg belohnt werde.

Wenn ich will, dass meine sportlichen Aktivitäten Früchte tragen, sollte ich darauf verzichten, mir zur Belohnung ein fettes Essen zu „gönnen“.
Wenn ich morgens die erste auf der Skipiste sein möchte muss ich auf’s lange Schlafen verzichten.
Wenn ich erfolgreich einen Marathon in gesundem Zustand laufen möchte, muss ich auf verschiedene Lebensmittel verzichten – und wahrscheinlich auch auf einige Treffen und Feiern mit Freunden, weil der Trainingsplan es nicht zulässt.
Wenn ich einen gewissen Job haben möchte, werde ich sicherlich auf dem Weg dorthin auch Jobs annehmen müssen, die ich nicht so dolle finde – die mich aber wegen der Kontakte oder Kompetenzen, die sie bereit halten, meinem Traumjob näher bringen.
Wenn ich mehr Freiheit möchte, werde ich auf Sicherheit verzichten müssen.
Wenn ich eine Zusatzqualifikation erwerben will, werde ich eine Zeit lang zugunsten des Lernens auf Freizeit verzichten müssen.

Manchmal ist es übrigens auch notwendig, auf liebgewonnene Überzeugungen („ich bin kein Morgen-Mensch“) oder Gewohnheiten (der Alkohol zum Feierabend) oder Gefühle (z.B. Unzulänglichkeit) zu verzichten.

Wenn Du auf dem Weg zu Deinem Ziel nicht bereit bist, für Dein Ziel auf etwas zu verzichten,  dann ist Dir dieses Etwas wichtiger als Dein Ziel.

Und ob Du etwas WIRKLICH willst, erkennst Du daran, dass Du auch die Entbehrungen (und Reaktionen anderer darauf) leicht aushälst – denn Du weißt, wofür.

Natürlich kannst Du auch auf den Verzicht verzichten – aber dann sei stark und verzichte bitte auch auf das Jammern darüber, dass sich der Erfolg nicht einstellen will. 😉
In der Psychologie nennt man das die Fähigkeit zum „Reality Check“ und zur „Selbst-Aktualisierung“ – die Kompetenz, Konsequenzen der eigenen Handlungen zu akzeptieren – und das Handeln ggf. anzupassen.

Erfolg braucht Kongruenz aus Gedanken, Haltung und Handlung – und die Fähigkeit zum Verzicht.

Wenn Du Dir also das nächste Mal ein engagiertes Ziel setzt, vergiß nicht den Reality Check:
Welche Entbehrungen wirst Du auf dem Weg dorthin in Kauf nehmen müssen und – bist Du bereit dazu?
Wenn Du letzteres mit einem klaren JA beantworten kannst, dann geh los!

Viel Erfolg,

Deine Birgit

Projektion – ein Spiegel meiner Selbst

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Und auch diese Woche beginnt mein Artikel mit einer Geschichte, weil sie wie ich finde die perfekte Einleitung für das heutige Thema ist. Die Geschichte ist nicht aus meiner Feder, sondern so reproduziert, wie ich sie einst selbst gehört habe.

Es war einmal ein Paar, das lebte in einem großen Haus mit mehreren Etagen. Eines Abends bereitete der Mann in der Küche im Erdgeschoß das Essen zu, während die Frau sich noch anderen Aufgaben im Arbeitszimmer in der ersten Etage widmete. Als das Essen fertig war, rief der Mann wie vereinbart seine Frau zu Tisch. „Essen ist fertig“ tönte es durchs Haus. Dann wurde es wieder still. Der Mann begann, während er auf die Frau wartete, mit dem Anrichten der Teller. Dann versuchte er es erneut: „Hej, kommst Du bitte zum Essen bevor es kalt wird?“ Wieder folgte seinen Worten Stille. Da merkte der Mann, wie langsam Ärger in ihm hochkroch. Das war wieder typisch! In letzter Zeit hatten sie schon öfter über das offensichtlich nachlassende Gehör der Frau gesprochen. Ohne Erfolg. Nichts hatte sie seither gemacht, kein Besuch beim Arzt, kein Check beim Akustiker, nichts. Er beschloss, noch einmal nach seiner Frau zu rufen – diesmal dazu aber ins Treppenhaus zu gehen. Als er die Tür zum Treppenhaus öffnete, erschrak er, denn seine Frau stand direkt vor ihm. „Du solltest echt mal zum Ohrenarzt“, bäffte der Mann – „hast Du mich nicht gehört?“ – „Doch, ich habe Dich gehört“, antwortete die Frau, „und ich habe Dir dreimal geantwortet…“

Besser kann man nicht beschreiben, was die Psychologie als „Projektion“ bezeichnet.

Projektion bedeutet, dass ich mich über Verhalten oder Eigenschaften einer anderen Person aufrege,  die ich mir selbst vorenthalte, nicht zugestehe oder mit denen ich selbst noch nicht im Reinen bin. Man könnte auch sagen, ich rege mich auf, WEIL ich sie mir selbst vorenthalte. Dieses „Aufregen“ kann unterschiedlich daherkommen. Als abschätziger Kommentar („Wie kann man nur so egoistisch sein, und einfach pünktlich Feierabend machen …“), als besserwisserische Erklärung („In dem Alter sollte man lieber keine so flippigen Klamotten mehr tragen …“) oder als überbetonte Distanzierung („Das käme mir nie in den Sinn!“). Besonders letztere zeigt sehr schön, was Projektion eigentlich ist: ein Abwehrmechanismus. Wir projizieren eigene innere Themen und Konflikte, indem wir unserem Gegenüber unsere unterdrückten Emotionen, Affekte, Wünsche und Impulse, die im Widerspruch zu unseren oder gesellschaftlichen Normen stehen können, unterstellen. So lenken wir automatisch von uns selbst ab – und von dem unangenehmen Gefühl, dass wir uns eigentlich selbst mit dem Thema beschäftigen sollten.

Projektion geht übrigens auch im positiven Sinne: In diesem Fall projiziere ich all das auf mein Gegenüber, was ich mir von ihm/ihr wünsche. Nicht selten kommt es dann zu Enttäuschungen, wenn sich meine „positive Unterstellung“ nicht bewahrheitet (und manchmal kippt sie dann in eine negative).

Insofern ist Projektion eine Killer für den wahren Dialog mit meinem Gegenüber – denn ich höre auf, den anderen wirklich zu sehen sondern nutze ihn als Arena für meine eigenen Themen.
Wenn mir dies bewusst ist, kann Projektion aber auch zugleich ein hilfreicher Hinweis auf einen inneren Dialog sein, den ich mit mir selbst noch führen sollte.

Denn wenn ich z.B. tatsächlich für mich beschlossen habe, dass ich in meinem Alter keine flippigen Klamotten mehr tragen möchte, kann ich das ja tun – und mir kann egal sein, wie andere das handhaben. So lange ich von meiner Entscheidung überzeugt bin, ist doch alles gut, oder? (Einzige Ausnahme: wenn das Verhalten oder die Eigenschaften des anderen mich persönlich tatsächlich in irgendeiner Form beeinträchtigen).

Also – wenn Du Dich das nächste Mal über jemanden oder etwas aufregst oder empörst sieh es als spannende Einladung, mal hinter Dein Gefühl zu schauen und Dich zu fragen: was sagt das über MICH aus?

Nutze den Blick in den Projektionsspiegel, um Dich „aufzuhübschen“ und ihn dann zu Seite legen zu können, damit Du mit Deinem Gegenüber eine echte Verbindung eingehen kannst.

Sei gut zu Dir,

Deine Birgit

Schwimmen lernt man nicht an Land

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Immer mal wieder gebe ich Entspannungskurse in einem Umfeld, das auch während der Sessions über eine gewisse Geräuschkulisse verfügt.

Am Anfang hat sich mir die Frage gestellt: geht das? Können meine Teilnehmer entspannen, wenn sie nicht komplett von Ruhe umgeben sind?

Und schon recht bald dachte ich mir dann:
Wenn mein Ziel ist, Menschen dabei zu helfen, im Trubel die Ruhe zu wahren, macht es dann nicht Sinn, die Ruhe im Trubel zu üben?

Klar, kann man sich zur Entspannung – sei es Meditation, Autogenes Training oder eine Fantasiereise – an einen möglichst ruhigen Ort zurückziehen. Und sicher hilft das auch dabei, die Akkus wieder aufzuladen.

Was aber passiert, wenn ich dann in den Alltag zurückkehre und meine Akkus leer sind, bevor die nächste Ruhephase oder ein Ruheort in Sicht sind?
Sollte ich dann nicht in der Lage sein, trotzdem „gesund“ weitermachen zu können?

Im Prinzip können Entspannungsmethoden zweierlei Nutzen haben:

  1. Runterkommen, abschalten und den Akku aufladen
  2. Techniken und Methoden kennenlernen und üben, damit der Akku sich im Alltag nicht mehr so schnell entleert.

Der erste Punkt ist wichtig, der zweite nachhaltig.

Um von 2. profitieren zu können, ist es wichtig, dass ich mich bewußt den Situationen aussetze, in denen ich mir mehr Ruhe und Gelassenheit wünsche – um zu üben, wie mir das gelingen kann.

Um wirklich schwimmen zu lernen muss man sich eben nass machen.

Und wenn es uns gelingt, die Methoden und Techniken in unseren Alltag zu integrieren, fühlen wir uns auch viel seltener leer und gestresst.

Also, nimm Dir Zeit, Deinen Akku aufzuladen aber vergiss nicht, das Gelernte auch unter den Bedingungen zu üben, für die Du es gelernt hast.

Viel Erfolg beim „Schwimmtraining“ !

Deine Birgit

Die Obergrenze des Glücks

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„Lass mir mein Problem!“
„Ich glaube, sie kann oder will gar nicht glücklich sein…“
„Und was würdest Du machen, wenn plötzlich einer vor Dir steht, der authentisch liebevoll und wertschätzend zu Dir ist? Der Dich gut findet, und das auch äußert?“

Alles Sätze, die mir in den letzten Wochen begegnet sind und mich an das Phänomen der „oberen Grenze des Glücks“ erinnert haben.
Manchmal kommen wir an bestimmten Punkten in unserem Leben nicht weiter, es wird nicht besser, weil wir uns selbst sabotieren. Das läuft oft unterbewußt – wir stehen dann nur vor dem Ergebnis und wundern uns, warum wir schon wieder an der selben Stelle gelandet sind.

Wie kann das passieren?

Was wir glauben und für möglich halten wird geprägt von unserer Sozialisierung und unseren Erfahrungen. Das beginnt bereits im Elternhaus und setzt sich im Job und der Gesellschaft fort.

Dazu eine meiner Lieblingsmetaphern:

Der Zirkusbär
Es war einmal ein Zirkusbär. Sein Zuhause bestand aus einem kleinen Käfig. Er war bereits in einem solchen Käfig geboren worden und verbrachte seine Freizeit damit, in diesem Käfig zehn Schritt vorwärts zu machen und wieder zehn Schritte rückwärts.
Irgendwann beschloss der Zirkusdirektor, den Zirkus aufzugeben. Er fuhr mit den Bären in den Wald, stellt den Käfig ab und öffnete die Tür, bevor er abfuhr. Der Bär steckte die Nase aus der offenen Käfigtür. Nun stand ihm die Welt offen für ein Leben als ein freier Bär. ER sprang aus dem Käfig. Er stapfte einen Schritt vorwärts, vier, sechs, acht, neun… Aber nach dem zehnten Schritt ging der Bär wieder zehn Schritte rückwärts… (nach Bert Hellinger)

Vom Bären zu uns:
Die Obergrenze des Glücks ist die in uns selbstgemachte Barriere vor dem „elften Schritt.“ Das kann nicht sein, dass darf nicht sein, das gibt es nicht … (als Kinder haben wir die übrigens noch nicht).
Zu den Themen Freude, Geld und Beziehungen kommen mir hier etliche Beispiele in den Sinn:
Darf/Kann  man mit Freude und wenig Arbeitsstunden viel Geld verdienen?
Darf /Kann etwas leicht sein – oder muss man sich alles erstmal erarbeiten? Zuneigung, Einkommen… No pain no gain?
Darf ich überhaupt glücklich sein? Was passiert, wenn ich auf die Frage, wie es mir geht, authentisch mit „mir geht es super!“ antworten kann. Worüber sprechen wir dann, wenn es nix mehr zu jammern gibt? 😉 (das gehört zum Spruch „Lass mir mein Problem.“).

Die Selbstsabotage kann in verschiedenen Gewändern daher kommen. Die gute Nachricht ist, einmal erkannt, gibt es Abhilfe. Die ist zwar nicht immer leicht – aber es lohnt sich vor allem dann, wenn Du die  Welt außerhalb Deines selbstgemachten Käfigs erkunden willst.

Variante 1: „Der sichere Traum“
Wir wünschen uns etwas – glauben aber insgeheim nicht wirklich daran, dass es das gibt. Z.B. Mit weniger Arbeitsstunden mehr Geld verdienen und Spaß bei der Arbeit haben.
Sabotage: wir träumen weiter, holen den Wunsch wie ein Film hervor, um kurzfristig ein besseres Gefühl zu bekommen, aber dabei auf der Couch (Komforzone) sitzenbleiben zu können.
Abhilfe:  Sei ehrlich zu Dir, hör mal in Dich rein – was denkst Du wirklich über das Thema?  Glaubst Du wirklich dran, dass es das gibt? Und wenn Du nicht daran glaubst, bist Du bereit, zu handeln und zu schauen, ob Du Beispiele findest oder und vielleicht sogar neu zu erschaffen? (Achtung, anstrengend! ;-))

Variante 2: „Program not found“
Was wir uns wünschen steht vor uns – aber wir erkennen es nicht (noch nie gesehen oder erlebt). Stell Dir mal vor, Du hast Dein ganzes Leben lang noch nie ein Auto gesehen. Du bist immer zu Fuß unterwegs gewesen oder auf dem Fahrrad. Manchmal überlegst Du Dir, wie Du schneller ans Ziel kommen könntest. Du denkst über die Wegstrecke nach, über einen schnelleren Gang, über etwas, das Du am Fahrrad verändern könntest. Und wenn du dann das erste mal an einem geparkten Auto vorbeikommen würdest, würdest Du nie auf die Idee kommen, dass das die Lösung sein könnte!
Sabotage: Unkenntnis.
Abhilfe: Such Dir Menschen, die schon leben, erfahren oder gesehen haben, was Du Dir wünschst. Lass Dir aus verschiedenen Perspektiven zeigen, wie es aussieht, sich anfühlen kann etc. So bekommst Du ein erstes Bild.

Variante 3: „Feier Fall“
Was wir wünschen steht vor uns – und wir bekommen Angst. In diesem Fall erkennen wir es zwar,  aber fühlen uns plötzlich hilflos, ängstlich, misstrauisch – denn wir haben nie gelernt, damit umzugehen.
Sabotage: Gedanken wie „Ist der wirklich nett zu mir oder gibt es da einen Haken?“ oder „Das ist zu schön, um wahr zu sein.“ sind der Klassiker. Das geht sogar soweit, dass wir manchmal lieber in problematischen aber gewohnten Situationen bleiben (auch wenn’s doof ist, aber was wie kennen, ist berechenbar und gibt uns ein Gefühl der Kontrolle) – statt uns mutig ins Neuland stürzen und neue Schritte zu lernen (um beim Bären Bild zu bleiben).
Abhilfe: Halte die unangenehmen oder komischen Gefühle aus, die vielleicht hochkommen, wenn Du vor einer neuen Situation stehst. Nimm sie wahr und freu Dich – sie sind ein sicheres Zeichen dafür, dass Du am Ende Deiner Komfortzone angekommen bist und jetzt Geschichte schreiben und lernen kannst! Und dann wage den elften Schritt.

Variante 4: „Die Kehrseite der Medaille“ 
Wir wünschen uns etwas aber tragen insgeheim negative Glaubenssätze darüber in uns. Ein immer wieder gerne genommenes Beispiel: viel Geld auf den Konto haben.
Sabotage: Glaubenssätze wir „Geld verdirbt den Charakter.“ „Man kann nicht auf legalem Weg schnell zu viel Geld kommen.“ …
Abhilfe: Prüfe mal Deine Glaubenssätze. Und dann hinterfrage sie. Ist das wirklich so? Welche Gegenbeweise kennst Du? Im konkreten Beispiel: Was bedeutet ein „guter Charakter“ für Dich und was könntest Du mit dem Geld anstellen, um diesen zu leben?

Wo ist Deine Obergrenze des Glücks und in welchem Gewand kommt sie daher?

Sei kein Zirkusbär! Setz den elften Schritt und erkunde die Welt!

Deine Birgit

Innere Veränderung – die Gefahr des zu schnellen oder ausbleibenden Erfolges

Foto: Pixabay

Eines der größten Erfolgsgeheimnisse für die Zielerreichung und das Ändern von Gewohnheiten ist Kontinuität,  also Dranbleiben. Leichter gesagt, als getan. Die Artikel der letzten Wochen haben bereits einige Hindernisse aufgezeigt, die dazu führen können, dass wir die gewünschte Veränderung nicht angehen oder auf halber Strecke die Lust verlieren.

Dieser Liste möchte ich heute noch zwei weitere Aspekte hinzufügen:
Schnelle erste Erfolge und ausbleibende erste Erfolge.

  1. Die Gefahr des zu schnellen Erfolges:
    Wenn wir die Veränderung angehen und sich schon nach kurzer Zeit die ersten Erfolge einstellen, kann das sehr motivierend sein. Es kann aber auch dazu führen,  dass wir denken: „Och, wenn das so leicht ist,  kann ich ja langsam machen. Lässt sich ja schnell wieder herstellen.“ Dann beginnen wir, unser Vorhaben nicht mehr ernst genug zu nehmen, werden nachlässig – es rutscht auf der Prioritätenliste nach unten und…auf lange Sicht verlieren wir es wieder aus den Augen. Es war nur ein Strohfeuer. Tatsächlich kommen wir in diesem Fall nicht mal bis zum Härtetest – dass ist die Phase,  in der weitere Erfolge länger brauchen und schwerer zu erreichen sind. Manchmal werden wir sogar zurückgeworfen. Im Sport nennt man das die Plateauphase.  An diesem Punkt zeigt sich, ob wir wirklich wollen – nämlich,  wenn wir trotz Stillstand und Rückschritten dran bleiben. Dazu müssen wir aber auch nach den ersten Erfolgen weitermachen.  Außerdem lohnt es sich bei allzu schnellen Erfolgen mal zu überprüfen,  ob wir es uns vielleicht zu einfach gemacht haben? Ginge da noch mehr? Sind wir mit den Anforderungen knapp über unserer Kompetenz eingestiegen? Wenn nicht,  gerne noch eine Schippe drauflegen 😉
  2. Die Gefahr des ausbleibenden ersten Erfolges: 
    Auch das kann passieren. Wir sind ganz stolz, dass wir begonnen haben, die neue Gewohnheit in unser Leben zu integrieren aber nüscht passiert. Schnell kommt es dann zu einem „das bringt ja eh nix.“ Ernsthaft? In den allermeisten Fällen ist noch nix passiert, weil wir noch nicht lange genug am Ball geblieben sind. Wie lange bist Du schon dabei? Geduld! Eine Gewohnheit, die wir mehrere Jahrzehnte kultiviert haben lässt sich schwer in zwei Wochen ändern! Ich kenne das mit der Ungeduld gut. Als ich meine Motorradführerschein frisch gemacht hatte und mit einer Gruppe von Menschen auf Tour war, die allesamt schon über 20 Jahre Fahrerfahrung hatten, wollte ich am liebsten sofort genauso schnell und souverän fahren. Und wurde ungeduldig mit mir. Die Ungeduld kann dazu führen, dass wir uns überfordern, zu viel auf einmal wollen und dann aufhören, weil es uns nicht gut tut.  Also, bleib geduldig aber konsequent dran und beobachte weiter, was es mit Dir macht.

Was auch immer Du verändern willst – ich wünsche Dir Geduld, Durchhaltevermögen und das richtige Maß an Herausforderung. Dann kommt der Rest von selbst!

Sei gut zu Dir!

Deine Birgit