Frieden im Außen beginnt mit Frieden in mir

Foto: Pixabay

Eine Freundin von mir hat sich das „Projekt Weltfrieden“ auf die Fahne geschrieben. Mag sich erstmal etwas zu groß und zu wenig greifbar anhören – aber sie hat es auf das Wichtigste runtergebrochen, mit dem alles anfängt: nämlich mit uns selbst. Außerdem ist es ihr gelungen, es sehr greifbar zu machen: durch 30-minütige Begegnungen. 365 davon hat sie sich vorgenommen – denn, so ihre Worte, „die einfachste Form von Weltfrieden ist die Begegnung.“
Und damit trifft sie meiner Meinung nach genau ins Schwarze. Wenn wir jeden Tag unsere Fähigkeit trainieren, uns auf andere Menschen wirklich einzulassen, zuzulassen und sein zu lassen (und zwar auch auf die, die uns unangenehm sind!) ist das schon ein großer Schritt.
Dazu gehört auch, sich weiterhin respektvoll begegnen und eine friedliche Haltung wahren zu können, wenn man komplett unterschiedlicher Meinung ist oder unterschiedliche Werte vertritt.

Wenn ich mal so schaue, wie viele Verbindungen und Freundschaften in den letzten Monaten unter der COVID Krise zerbrochen sind oder gelitten haben, weil plötzlich Meinungen auseinander gingen und ein friedlicher Dialog unerreichbar schien, glaube ich dass wir da noch ganz viel lernen dürfen.
Eine lange Reise beginnt eben mit kleinen Schritten.
Wenn es mir nicht gelingt, mit meinen besten Freunden eine friedliche Diskussion über unsere Sichtweisen zu führen, dem anderen seine zuzugestehen, ohne die Person zu bewerten oder sie „bekehren“ zu wollen, wie soll es dann in der Welt gelingen?

„Wenige sind imstande, von den Vorurteilen der Umgebung abweichende Meinungen gelassen auszusprechen; die Meisten sind sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen.“

Albert Einstein

Eine gute gemeinsame Lösung ist oft nur möglich, wenn alle Beteiligten offen und ohne Furcht vor Ablehnung ihre Bedürfnisse, Beweggründe und Ansichten äußern dürfen. Wenn echtes, offenes, wertfreies Interesse besteht. Wie soll ich aber den Mut aufbringen, mich zu öffnen – auch für die Meinung des anderen – wenn ich mich angegriffen fühle?

Klar, eine binär-urteilende Sichtweise ist leichter.
Und wir haben es eben auch gerne einfach:
Schwarz oder weiß
Gut oder böse
Schuldig oder Unschuldig
Richtig oder falsch
Lösung A oder B
Mann oder Frau .

Schließlich braucht unser Hirn eine Erklärung, auf Basis derer es entscheiden und Handlungen in die Wege leiten kann. Und wenn diese Erklärung nicht leicht zu finden ist, wenn wir uns mit dem Unerklärlichen oder Fremden konfrontiert sehen, bekommen wir es mit der Angst zu tun, gehen manchmal sogar in eine Abwehrhaltung. Schnell stricken wir uns eine Erklärung, mit der wir uns wohlfühlen – eine, die in unser Weltbild passt.
Aber die Welt ist und die Menschen sind (zum Glück!) zu komplex, um sie binär erklären zu können.
Sich wirklich einzulassen (auf sich selbst, den anderen, die Umstände, das Unangenehme) und dabei eine friedliche Haltung zu wahren ist eine Herkulesaufgabe die wohl lebenslange Übung erfordert – und einige Fähigkeiten, wie

  • das eigene Rechthaben loslassen zu können
  • mit einer „ich habe keine Ahnung, was es bedeutet“ Haltung in Begegnungen zu gehen
  • ein größeres Ziel (Freundschaft, Frieden, Respekt) über die eigenen Interessen zu stellen 
  • unangenehme Gefühle und in mir aufkommende Wertungen und Urteile wahrzunehmen, auszuhalten und parken zu können
  • erforschen statt erklären – mehr Fragen statt erzählen
  • es mir selber und anderen zuzugestehen, die Meinung und Sichtweise ändern zu dürfen und Irrtümer zugeben zu können

Christinas Projekt hat mich sehr inspiriert und an einen meiner Leitsätze erinnert:
Frieden im Außen beginnt mit Frieden in mir.

Ich möchte Dich einladen, gemeinsam mit mir jeden Tag ein wenig zum Frieden in uns und um uns herum beizutragen. Eine durch respektvolle Begegnungen initiierte, positive und hoffnungsvolle Stimmung ist ansteckend.

Ich bin weit davon entfernt, zu glauben, dass Frieden ein Ziel ist, dass wir irgendwann für alle Zeit erreichen werden. Ähnlich wie bei der Zufriedenheit (witzig, dass da das Wort Frieden drinsteckt ;-)) ist Frieden im Inneren und Äußeren vielmehr eine kontinuierliche Entwicklungsreise, die dem Willen und Wunsch bedarf, sie erfolgreich zu gestalten.

Wenn Du mehr über Christinas Projekt erfahren oder sogar in den 30-minütigen Dialog gehen möchtest, folge diesem Link:

365 Begegnungen – 30 Minuten für den Weltfrieden (missionpeace.global)

Ich wünsche Dir eine friedliche Woche und geh jetzt mal Frieden üben – mir fallen da in meinem Leben spontan einige Trainingsmöglichkeiten ein 😉

Friedliche Grüße,

Birgit