Laber net, mach!

Schafe, Blöken, Kommunikation, Kommunizieren, Sprechen
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Ist es nicht wunderbar, dass der Mensch – im Gegensatz zum Tier – die Sprache hat, um sich zu verständigen? Die Deutsche Sprache hat schätzungsweise zwischen 300.000 und 500.000 Worte. Und doch erlebe ich immer wieder, dass Kommunikation eben nicht funktioniert. Auch wenn wir die selbe Sprache sprechen.

Wie oft glauben wir zu wissen, wie etwas gemeint war – reagieren entsprechend und wundern uns dann über die erstaunte Reaktion unseres Gegenübers?

Das größte und einzige Problem in der Kommunikation ist die Illusion, dass sie stattgefunden hat. – George Bernard Shaw

Dass es trotz der vielen Worte und gemeinsamen Sprachen mit der Kommunikation nicht so einfach ist, ist natürlich. Denn wir kommunizieren eben nicht nur Worte, sondern auch „zwischen den Zeilen“ Wünsche, Erwartungen, Erfahrungen. Wir beschreiben die Welt eben nicht so, wie sie ist, sondern wie WIR sind, wie WIR sie sehen. Und wie oft hören wir gar nicht richtig zu sondern beginnen schon während des Zuhörens mit dem Interpretieren dessen, was gesagt wird und dem Zurechtlegen einer passenden Antwort?
Ich könnte jetzt hier zahlreiche Kommunikationsmodelle erwähnen, aber darum geht es mir gar nicht. Vielmehr habe ich mich in letzter Zeit des Öfteren gefragt, wie es mir besser gelingen kann, zu verstehen, was gemeint ist, sozusagen besser in die Welt meines Gegenübers einzutauchen, um Missverständnisse zu vermeiden und vor allen, um den anderen wirklich zu sehen. Und zwar nicht meine Interpretation von ihr oder ihm, sondern seine/ihre wahre Natur.

Versuche erst, zu verstehen, bevor zu versuchst, verstanden zu werden. – Steven Covey

Meines Erachtens helfen die folgenden Aspekte dabei:

  1. Verstehen wollen = Rechthaben wollen loslassen: Um sich wirklich auf die Perspektive des anderen einzulassen (was nicht heißt, dass ich ihr zustimme), muss ich zunächst einmal zuhören um zu verstehen – und nicht, um zu widerlegen oder einen „Angriffspunkt“ herauszuhören. Dazu benötige ich echtes Interesse, die Erkenntnis, dass es oft kein Richtig oder Falsch – nur ein Anders – gibt, und die Fähigkeit, mich beim Zuhören zurück zu nehmen.
  2. Klar kommunizieren: anderen kann ich es leichter machen, indem ich nicht „verschleiert“ kommuniziere – sondern sage, was ich meine und meine, was ich sage. Das ist vielleicht manchmal etwas „unromantisch“, aber klarer. Dennoch ist es vielleicht aus Gründen der Höflichkeit oder des Respekts nicht immer möglich. Deshalb ist eine weitere wichtige Eigenschaft
  3. Verständnis klären und nachfragen: ganz simpel. Wie ist es gemeint? Ist es so gemeint, wie ich es verstanden habe?
  4. Anhand von Taten urteilen: Eine der zuverlässigsten Methoden, zu verstehen, wie etwas gemeint war, ist, zu schauen, wie sich der andere tatsächlich verhält. Folgen den Worten auch Taten? Passt das Verhalten zu den Worten? Aber auch auf mich bezogen: lebe ich, was ich sage?

Gerade jetzt zu dieser Zeit im Jahr, in der wir auch immer ein wenig zurückblicken, ist vielleicht ein guter Zeitpunkt, einmal folgendes zu prüfen:

  • Wo ist mir die Kommunikation mit den Personen in meinem Umfeld gut gelungen? Wo weniger?
  • Neige ich dazu, zu interpretieren, zu glauben, was gemeint ist – ohne es zu überprüfen?
  • Wo könnte ich vielleicht mehr auf Taten statt auf Worte achten? Bei anderen? Aber auch bei mir selbst?
  • Und wo möchte ich im kommenden Jahr vielleicht meinen Worten Taten folgen lassen?

Auf dass es uns – gerade in der heutigen Zeit, in der so viel geschrieben wird – öfter gelingt, persönlich miteinander in den Austausch zu gehen – mit dem Willen und dem Wunsch, einander wirklich zu sehen – und den Worten auch Taten folgen zu lassen!

Oder wie eine liebe Freundin so gerne sagt: Laber net, mach! 😉

In diesem Sinne, bis nächste Woche,

Deine Birgit