Die Fliege am Fenster

Foto: Pixabay

Ich liebe es, im Sommer die Fenster und Türen offen zu lassen. Frische Luft in der Wohnung, das Draußen ein bisschen nach drinnen holen.

Leider trifft das auch auf allerlei Getier zu, dass dann im Laufe des Tages durch meine Räume fliegt.
Als ich dann neulich einer Fliege in meiner Küche dabei zusah, wie sie beim Versuch, wieder nach draußen zu gelangen, immer und immer wieder am schräg gestellten Fenster abprallte, obwohl die Terrassentür direkt daneben weit offen stand, habe ich mich ertappt gefühlt.

Geht es uns nicht manchmal auch so?

Voller Überzeugung von etwas holen wir uns eine blutige Nase. Das muss doch klappen. Der muss mich doch verstehen. Das ging doch beim letzten Mal auch. Und anstatt innezuhalten, zu überlegen, zu lernen, zu hinterfragen machen wir gleich nochmal einen Anlauf. Vielleicht klappts ja, wenn wir nur kräftiger einschlagen? Oder öfter? Oder überzeugter?

Manche Fliegen schaffen es nicht.
Sie liegen dann am Morgen danach der Erschöpfung erlegen auf meinem Fensterbrett.
Es ist aber nicht so, dass alle Fliegen das selbe Schicksal erleiden.
Es gibt auch erfolgreiche.
Das sind meistens die, denen es gelingt, sich vom Fenster zu lösen und mal eine große Runde durch den Raum zu drehen. Oft fliegen sie direkt danach durch die offene Tür wieder nach draußen.

Vielleicht ist es Zufall.
Ich mag aber den Gedanken, dass es ihnen gelingt, weil sie es geschafft haben, ihren Blick zu weiten, sie Situation aus einer anderen Perspektive zu sehen und sich von ihrer Überzeugung zu lösen.

Wo holst Du Dir aufgrund von festsitzenden Überzeugungen noch regelmäßig eine blutige Nase? Läufst mit engem Blick immer wieder gegen die selbe Wand und übersiehst, dass die offene Tür nur einen Meter entfernt ist?

Lass uns schlauer sein als die Fliegen an unserem Fenster.

Eine perspektivreiche Woche Dir!

Deine Birgit

Schwellenangst

Foto: Pixabay

Und plötzlich ist sie da, diese Enge, diese Beklommenheit. Von jetzt auf nachher. Du weißt gar nicht, wo sie herkommt. Mitten in einem wundervollen Erlebnis, eben noch total begeistert, voller positiver Energie, mit Leichtigkeit, Zuversicht und voll in Deiner Kraft zu neuen Ufern gestürmt – merkst Du plötzlich, dass Dich etwas bremst, merkst Du, wie Du verkrampfst.
Zweifel kommen auf.

Die Angst klopft an.

An dieser Stelle schnappen wir oft und gerne wieder zurück und denken „Ja, wenn es sich plötzlich so übel anfühlt, habe ich mich wohl getäuscht, dann ist das wohl doch nichts.“
Wir lassen die Angst ans Steuer und kehren brav zurück auf bekanntes Terrain, wie ein kleines Kind, das „zur Vernunft gebracht wurde“. „Ja stimmt, war eigentlich ne blöde Idee …“

Beispiele gibt es viele:

Du verstehst es nicht!…
Du wolltest diesen Job, die perfekte Möglichkeit, Dich weiterzuentwickeln – und eine super Passung für Deine Talente und Erfahrungen. Du hast im Bewerbungsprozess alles gegeben, überzeugt davon, dass Du es wuppst. Du hast ihn bekommen, den Job – und nun stehst Du vor Deinem ersten großen Projekt und bekommst weiche Knie, fühlst Dich überwältigt. Du beginnst, Dich zu fragen, ob Du Dich überschätzt hast, ob es das Richtig ist …

Jahrelang hast Du gehofft, dass Du ihm eines Tages begegnest – dem einen Menschen, mit dem Du Dich verbunden fühlst, mit dem Du durchs Leben gehen möchtest. Und nun steht er/sie vor Dir und  Du kannst es kaum fassen – es fühlt sich genauso an, wie Du es Dir immer vorgestellt hast! Es ist unbeschreiblich, es ist wundervoll — und plötzlich ist da diese Panik. Du kapierst es nicht…

Angst ist spannend, vielschichtig und wichtig. Ich bin der Meinung, wir machen sie uns noch immer viel zu wenig zu Nutze.
Sie ist eine der Emotionen, die wir am liebsten vermeiden wollen. Und wenn es uns dann trotz aller Kontrolle, Vorsorge und Abwägung nicht gelungen ist, stehen wir vor ihr wie Rehe im Scheinwerferlicht. Total gelähmt. Können es kaum aushalten (haben ja auch nicht so viel Übung darin). Wollen, dass sie wieder verschwindet. Schnell.
Aber sie wird weder schnell verschwinden noch fort bleiben.
Sie wird immer wieder kommen, so lange, bis wir lernen, mit ihr in Dialog zu gehen. Denn wie alle Emotionen ist auch die Angst ein wichtiger Anzeiger mit verschiedenen Funktionen. Ihre Hauptaufgabe ist wohl, uns zu schützen, davor zu bewahren, etwas zu tun, was uns schaden könnte. Auf sie zu hören kann manchmal lebensrettend sein.
Im Prinzip sind Ihre Begrüßungsworte meist:
„Das hatten wir schon, lass die Finger davon, das hat letztes Mal weh getan.“ oder: „Achtung! Wir betreten unbekanntes Gebiet. Keine Erfahrungswerte. Das ist neu, ich kann Dir nicht helfen! Risiko!!“

Ich möchte Dich dazu einladen, über ihre Begrüßung hinaus zuzuhören. Sie willkommen zu heißen, ihr Fragen zu stellen. Sie hat so viel zu sagen!
Lass sie rein – wenn Du sie ignorierst, wird ihre Empörung sie lauter werden lassen. Lade sie ein, halte sie aus, hör ihr zu – aber übergib ihr nicht das Steuer. Und halte es für möglich, dass sie hier und da vielleicht ein bisschen übertreibt in ihren Schilderungen. Sie ist eine kleine Dramaqueen, die Dich nur schützen will.

Und dann freue Dich – denn wenn sie da ist bedeutet es auch: Du stehst an einer Schwelle!
Ende der Komfortzone.
Es gibt eine Möglichkeit, Dich weiter zu entwickeln. Mit alten Vorurteilen aufzuräumen oder Deinem Fundus neue Erfahrungswerte hinzuzufügen – wenn es Dir gelingt, Klarheit zu erlangen, warum sie da ist und wo die „Verkrampfung“ herkommt.

Zum Abschluss vielleicht noch ein Bild:

Ich fahre Motorrad. Das Coolste am Motorradfahren sind die Kurven. Und wenn Du die Strecke nicht kennst, ist jede Kurve ein neues Erlebnis – aber natürlich auch ein gewisses Risiko.
Wenn Du Glück hast, gibt es vor der Kurve Schilder oder Kurvenmarkierungen, die Hinweise auf die Kurvenführung geben. Aber eben nur Hinweise. Die Schilder sind immer die selben – und können der Unterschiedlichkeit der Kurven nicht gerecht werden!
Ich habe schon wegen Schildern vor Kurven gebremst – um dann in der Kurve zu denken „Warum stand da dieses Schild?“. Während ich in andere reingefahren bin, den kalten Schweiß auf der Stirn und denkend: „Da wäre das Schild jetzt mal angemessen gewesen!“

Deine Angst ist wie so ein Verkehrsschild: Ein Hinweis, der nichts über die bevorstehende Situation aussagen kann – sondern nur über Deine Vergangenheit.
Nimm es war – aber bleib nicht davor stehen. Nimm es ernst, atme durch, bleib locker, fahr weiter und wende Deinen Blick der Straße zu, der Realität, wie sie sich Dir zu Füßen legt – und sei offen, zu einer anderen Einschätzung zu kommen als Dein Warnschild.
Nur so wirst Du in Zukunft die Vielfalt der Kurven – und Erfahrungen im Leben – genießen können.

Gute Fahrt!

Deine Birgit  

Wer hat nur dieses Erwachsenwerden erfunden?

Foto: Pixabay

Ist schon irgendwie komisch.
Wenn ich  Trainings oder Seminare konzipiere, bei dem es darum geht, kreativ zu sein, ist die größte Aufgabe erst einmal, unser Gehirn in einen „verrückten“ Zustand zu bringen  — damit unkonventionelle Gedanken und Ideen überhaupt Lust haben, sich zu zeigen.
Und regelmäßig entdecke ich dabei, wie sehr wir doch unseren Freigeist in ein Korsett aus Vernunft und Konventionen gepackt haben. Manchmal finden wir nicht einmal mehr den Knopf, um es zu öffnen!

Wer Kinder hat, weiß um den Zauber, die Welt durch Kinderaugen zu sehen. Naiv, neugierig, verspielt, verrückt – fasziniert von Dingen, die wir später nicht mehr annähernd so wahrnehmen können, weil wir sie analysiert, seziert und erklärt haben. Faszination Ende.
Weil wir gesagt bekommen, wie die Welt funktioniert und was „man macht und was nicht.“
Wenn es uns dann nicht gelingt, ab und zu aus diesem Rahmen auszubrechen, werden wir immer wieder mit den selben Lösungen vor den selben Problemen stehen — egal wie sehr wir uns auch anstrengen.
Denn Anstrengung oder „mehr vom selben“ ist oft nicht die Lösung.
Besonders in verrückten Zeiten wie diesen werden wir mit Schablonendenken nicht weiterkommen.
Wir wäre es, wenn wir uns ein bisschen kindliche Verrücktheit bewahren?
Sie kultivieren?
Sie genießen?
Das lässt einen nämlich nicht nur auf neue Ideen kommen sondern macht obendrein auch noch glücklich und lebendig.

Wann hast Du das letzte Mal das Gefühl gehabt, das Leben zu spüren? Von ihm durchdrungen zu werden – mit allem Konsequenzen?
Wann hast Du Dich das letzte Mal so richtig locker gemacht?
Etwas getan, worauf Du Lust hast – egal, ob „man“ das macht oder es vernünftig ist?
Deinen Gefühlen freien Lauf gelassen (bist Du noch in Kontakt mit ihnen?) – losgelassen.

Dabei geht es nicht darum, rücksichtslos Dein Ding durchzuziehen, dauerhaft verrückt zu spielen oder Dinge aus Prinzip anders machen zu wollen (auch eine Schablone …).
Es geht um eine Prise Übermut und Ausgelassenheit in der Suppe des Lebens.

Ja, iss doch mal mit den Fingern.
Oder mach die Gartenarbeit mal ohne Handschuhe, spüre die Erde, rieche sie.
Lass einen lauten Freudenschrei los, springe, tanze, singe! (Natürlich in der Öffentlichkeit :-))
Tue fremden Menschen einfach spontan etwas Gutes – hinterlasse z.B. beim Bäcker zwei Euro mehr – für den nächsten Kunden.
Oder pack Dir Musik auf die Ohren und singe laut mit.
Ziehe zwei verschiedene Paar Schuhe oder Socken an – einfach, weil Du Dich nicht entscheiden konntest – oder geh barfuß.
Besetze die Schaukeln auf dem Kinderspielplatz, lass den Schirm bei Regen zuhause ….

Oder wie sieht Deine Ausgelassenheit aus?
Da fällt Dir doch bestimmt was ein!
Höre in Dich rein.
Sei spontan.
Und dann staune, was mit Dir passiert.

Ja, Du wirst ziemlich sicher komisch angeschaut – na und?
Wenn Du mit vollem Herzen dabei bist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Du andere ebenfalls zum Leben anstiftest 🙂

Und falls Du merkst, dass Dir der Kontakt zu Deinen Emotionen vor lauter Kontrolliertheit, Vernunft und sozialer Angepaßtheit verloren gegangen ist, versuche es mal hiermit:
Halte mehrmals am Tag kurz inne und spüre in Dich hinein. Versuche, zu beschreiben, wie es Dir geht, was Du fühlst. Sprich es aus.
Und falls es ein unangenehmes Gefühl ist, nimm es an und dann benenne, was Du gerne anstelle dessen fühlen würdest.
Das ist ein Anfang.

Warte nicht damit, das Leben zu spüren, zu geniessen zu leben. Nachgewiesenermaßen sagen die meisten Menschen auf dem Sterbebett, dass sie nicht bereuen, was sie gemacht haben – sondern, was sie nicht gemacht haben.

Wäre doch schade, wenn wir schon aufhören zu leben, bevor wir tot sind, oder?

Eine verrückte Woche Dir – genieße Sie !

Deine Birgit

Zwei Schwestern

Foto: Pixabay

Liebe/r Leser/in,
der heutige Artikel kommt etwas anders daher. Meine letzte Geschichte ist schon eine Weile her – mir war wieder einmal danach.
Viel Spaß beim Lesen und inspirieren lassen!
Birgit

Zwei Schwestern wachten eines Morgens auf, sahen aus dem Fenster und freuten sich über den strahlenden Sonnenschein, den blauen Himmel und den milden, frühen Sommerwind, der ins Zimmer blies. Sie sahen sich an und wussten: ein perfekter Tag um nach draußen zu gehen!

Während die eine kurz im Bad verschwand, dann ihr Sommerkleidchen überwarf und die Haustür hinter sich zuzog, stand die andere noch vor dem Kleiderschrank.

Was anziehen?
Wie warm würde es werden?
Sie nahm ihr Handy und checkte die Wetterapp.
Sah gut aus.
Aber wenn die sich wieder einmal täuschten? Wenn Regen aufzog?
Dann doch lieber geschlossene Schuhe. Falls sie Waldwege gehen würde, eh besser.
Aber wenn sie dann irgendwo einkehren würde, wären etwas eleganter Schuhe besser.
Und vielleicht ein Pulli, falls es nach dem Regen kühler wird?
Schirm oder Regenjacke?
Und Sonnencreme, falls es nicht regnen sollte.

Sie begann, alles zusammen zu sammeln und auf dem Bett zu drapieren.
Vielleicht auch noch eine Flasche Wasser und eine Kleinigkeit zu essen?
Man weiß ja nie!

Sie ging in den Keller, um eine passende Tasche zu suchen. Es war bereits einige Zeit vergangen. Als sie wieder nach oben in die Wohnung kam und aus dem Fenster sah, hatte der Regen eingesetzt. Ganz toll, dachte sie, alles umsonst! – und begann, Ihre Ausrüstung wieder zu verräumen.

Auf dem erneuten Weg in den Keller kam ihr ihre Schwester völlig durchnäßt im Treppenhaus entgegen und sie sagte: „Du Arme! Bist Du voll in den Regen gekommen? Wie war es?“

Und ihre Schwester antwortete:

„Es war wunderbar! Ich habe mich auf der Wiese in die Sonne gelegt, den Wind auf meiner Haut genossen, bin barfuß über Waldboden gewandert, habe Beeren gepflückt und eine Quelle entdeckt, meine Füße in den See gestreckt und auf dem Rückweg im warmen Sommerregen getanzt!
Was machen wir heute Abend?“

Wieviel brauchst Du wirklich?

Foto: Pixabay

Wir können uns glücklich schätzen.
Wir haben so ziemlich alles so ziemlich sofort zur Verfügung.
Nicht nur Dinge, die lebensnotwendig sind, wie Wasser und Nahrungsmittel. Auch alles andere. Und wenn es der Laden um die Ecke nicht hat, bestelle ich es halt im Internet.
Und meistens gibt’s dann nicht nur eine Variante.
Neulich stand ich vor dem Kühlregal einer größeren Supermarkt-Kette und wollte eigentlich nur einen Liter Vollmilch kaufen – und hatte die Auswahl zwischen sage und schreibe 8 verschiedenen Sorten.
Wer da nicht schon von vornherein weiß, was er will, verbringt länger mit dem Kauf von einem Liter Milch als es gedauert hat, sie zu melken 😉

Ist mehr also immer gut?

Mehr Auswahl haben, bedeutet, mehr Entscheidungen zu treffen.
Um gute Entscheidungen zu treffen, brauche ich mehr Informationen.
Um mehr Informationen zu bekommen, brauche ich mehr Zeit.
(Ich kann natürlich auch einfach ins Blaue greifen oder der Konsumberatung folgen- die freut sich ;-))

Mehr Dinge haben hat oft ähnliche Folgen.

Mehr haben heißt sich um mehr kümmern zu müssen.
Mehr putzen, mehr Instand halten, mehr versorgen.
Mehr Zeit investieren.
Einen schönen Garten zu haben ist wunderbar. Es heißt aber auch regelmäßige Gartenarbeit. Oder noch mehr zu brauchen – nämlich einen Gärtner.
Dann muss ich mich nicht mehr um den Garten kümmern, aber darum, dass ich den Gärtner bezahlen kann – und vielleicht habe ich dann weniger Zeit, im Garten zu sitzen?
Je mehr ich mir leisten möchte oder mir leiste, umso mehr muss ich leisten.

Bedeutet viel haben zu können dann tatsächlich mehr Freiheit?

Ich bin kürzlich umgezogen.
Bei so einem Umzug wandert in der Regel alles, was man hat, nochmal durch die eigenen Hände.
Ich dachte, ich hätte nicht viel „Zeugs“ – war aber dann doch erstaunt, wie oft ich mir die Fragen „brauche ich das noch?“ und „soll das mit umziehen?“ gestellt habe. Und stolz auf mich, wie oft ich sie Nein beantwortet habe.
Ja, der Moment des Loslassens ist seltsam – aber danach fühlte ich mich so viel freier und leichter.
Ebenso mit den Möbeln in meiner neuen Wohnung. Es ist noch nicht alles eingerichtet und ich stelle mir nun die Frage: wieviel Möbelstücke brauche ich eigentlich wirklich?
Was, wenn ich einfach mal mehr Raum lasse?

Raum ist in meinen Augen heutzutage genauso Luxus geworden, wie Zeit.
Also, lass uns dafür sorgen, dass wir unserem Leben mehr Raum und Zeit geben.
Einfachheit im Außen macht auch den Kopf frei.
Es ist noch kein Meisterwerk auf einer bereist vollgekritzelten Leinwand entstanden.

Wo in Deiner Wohnung (oder Deinem Leben) könntest Du ausmisten oder Dich von etwas trennen, um Dich leichter zu fühlen? Um Raum zu schaffen?

Gibt es da dieses Regal im Keller …?
Oder noch Bücher aus dem Studium …?
Oder den „brauche-ich-vielleicht-nochmal-Schrank“?

Man kann sich übrigens auch von Gewohnheiten, Gedanken oder Menschen verabschieden, die einem nicht gut tun.

Weniger ist mehr.
Geh’s an.
Und wenn Du die passende Musik dazu brauchst: Hier der Song zum Blog Eintrag:

Silbermond «Leichtes Gepäck» – SRF 3 Live Session

Und dann genieße die Leichtigkeit mit den verbleibenden 1% – und den Freiraum, den Du für Neues geschaffen hast.

Denn wie sagte eine liebe Freundin neulich zu mir:
„Wo kein Platz zum Wachsen ist, da kann nichts gedeihen.“

Einen leichten Sonntag Dir.

Deine Birgit

In der Stille liegt die Kraft

Foto: Pixabay

Diese Woche möchte ich gar nicht allzu viele Worte verlieren.
Manchmal ist Stille einfach besser.
Stille schafft Raum.
Wir erleben sie viel zu selten. Unsere Welt ist laut, geschäftig und geprägt von medialer Dauerbeschallung.
Dabei ist Stille so wichtig.

Wenn wir wirklich etwas erfahren wollen – über andere und über uns – müssen wir lernen, stille Momente zu schaffen – und sie auszuhalten.

Wer redet, kann nicht zuhören.

Nur wer still ist, kann richtig zuhören.
Seinem Gegenüber und sich selbst.
Und dabei meine ich nicht nur die Stille durch Nichts-Sagen, sondern auch die innere Stille.
Wie oft formulieren unsere Gedanken schon eine Antwort auf das oder interpretieren, was unser gegenüber sagt, noch bevor er oder sie zu Ende gesprochen hat?
Wie oft hören wir zu, um zu antworten – und weniger, um wirklich zu verstehen?

Nicht jeder hat die selbe Geschwindigkeit. Manche Menschen tauen erst auf, trauen sich erst, etwas mehr preis zu geben, wenn man Ihnen Zeit und Raum schenkt.
Also, einfach mal warten und nix sagen.

Ähnlich verhält es sich mit unserem Körper und unserem Geist.
Wer kennt es nicht, das Phänomen, dass sich körperliche Beschwerden erst zeigen, wenn wir zur Ruhe kommen? Urlaub haben?
Die waren vorher auch schon da – nur haben wir sie überhört oder nicht hören wollen.
Und in unserem Kopf ist auch ganz schön was los.
Wir denken durchschnittlich 60.000-70.000 Gedanken pro Tag.
Die meisten davon sind unterbewusst, aber da ist dieses ständige Geplapper im Inneren – das uns nicht selten zu Handlungen Außen bewegt – ebenso unbewusst und automatisch. Und dieses Plappermaul in uns wird immer wieder durch Reize im Außen neu angefeuert – und wechselt das Thema schneller als Du es merkst.

Die wahre innere Stimme in uns kommt so selten bis nie zu Wort.
Im Buddhismus gibt es da ein schönes Bild:
Unsere Seele ist wie ein tiefes Gewässer. Wenn es ständig in Bewegung ist und die Wellen den Sand aufwirbeln, wird uns kein klarer Blick auf den Grund gelingen.

Also, einfach mal einen ruhigen Ort suchen, ohne Input (auch keine Entspannungsmusik), Stille aushalten und gespannt sein, was passiert (und gespannt sein, wie lange Du es aushältst ;-))

Ich wünsche Dir eine kraftvolle und stille Woche!

Deine Birgit

Wollen müssen

Foto: Pixabay

Wir alle haben in den letzten Monaten ganz schön viel wollen gemusst.  Klingt wie ein Widerspruch?

Im Ernst, ist es nicht erstaunlich, was plötzlich alles möglich ist, was wir zu bewegen in der Lage sind, wenn wir scheinbar wollen müssen?
Wenn wir uns plötzlich in Situationen wiederfinden, die all das, was uns gebremst hat von bedeutungsschwer in irrelevant umwandeln?
Wenn wir statt „eigentlich-aber“ Sätzen „jetzt aber!“ sagen und aus „wenn-dann“ „wann?“ wird?

Was ich meine?

  • Monatelang haben manche Firmen versucht, Homeoffice oder Telearbeit einzuführen. Und dann kam Covid19 – und zack, ging es in vier Wochen.
  • Jedes Jahr auf’s neue nimmst Du Dir vor, Dich gesünder zu ernähren – mit mäßigem Erfolg. Und dann bespricht Dein Arzt mit Dir das Ergebins Deiner letzten Untersuchung und die gesundheitlichen Folgen, wenn Du nix änderst – und zack … mehr gesundes auf dem Speiseplan.
  • Monatelang nimmst Du Dir vor, die Familie regelmäßiger zu besuchen – aber wann nur?? Und dann gibt es da diesen Todesfall – und zack, plötzlich ist Zeit da.

Warum in Zukunft nicht einfach machen, so mit richtig Wollen, bevor aus dem „eigentlich wollte ich“ ein „hätte ich mal“ wird? Das schafft Klarheit und spart Energie und Lebenszeit. (Hätte-Hätte zieht uns nämlich ganz schön runter).

Aber was bremst uns eigentlich, warum ist es so schwer bevor es leicht sein muss?

  • Wir wollen nicht wirklich. Es ist uns in Wahrheit nicht wichtig genug – oft weil uns etwas anderes  noch wichtiger ist. Manchmal ist uns das nicht gleich bewusst, vielleicht wollen wir es auch nicht zugeben oder wahrhaben …. dass wir z.B. Geselligkeit und Treffen mit Freunden wertvoller finden als die morgendliche Joggingrunde. Also? Steh dazu und mach aus dem „eigentlich sollte ich Laufen gehen“ ein „jetzt sind meine Freunde wichtig.“
  • Wir meinen, zu müssen. Und zwar nicht aus uns selbst heraus, sondern weil wir vermuten, dass es von uns erwartet wird. Da gibt es diese „Norm“, dieses NORMal, so einen gesellschaftlichen Standard. Wenn Du Dich innerlich Sätze sagen hörst wie „das macht man halt so/nicht“ dann frag Dich mal, wer ist eigentlich diese/r MAN? Und was machst DU? Es ist Deine Entscheidung – willst Du ein NORMales Leben leben und Dich am Ende vielleicht in einer Situation wiederfinden, in die Du so nie wolltest oder willst Du DEIN Leben leben? (Das ist übrigens das mit möglichst wenig „hätte ich mal“ Sätzen am Ende.)
  • Wir haben Bedenken. Offene oder versteckte. Versteckte Bedenken kommen manchmal als Vorurteile daher – um im Sport-Beispiel zu bleiben könntest Du unterbewusst vielleicht der Überzeugung sein, dass die ganzen Sportfreaks doch alle total angespannt sind = „Wenn ich Sport mache, werde ich so ein angespannter Zeitgenosse.“ Falls Dir das bewusst wird, ist das schon ein guter Schritt in die richtige Richtung. Dann, Bedenken parken und einfach mal machen. Mit offenem Ausgang. Mutig sein (ohne Leichtsinn) – vielleicht wirst Du ja der/die erste total lockere sportliche/r Zeitgenosse/in? 😉
  • Wir wollen es richtig machen – oder gar nicht. Auch Perfektionismus genannt. Wir meinen, uns in alle Richtungen absichern zu müssen, alles in Betracht ziehen, auf alles vorbereitet zu sein. Dazu fallen mir nur zwei Sprüche ein: 1. Kontrolle ist eine Illusion und 2. Start before your are ready. Je leichter Dein Gepäck ist, wenn Du loslegst, desto mehr Platz ist, um auf dem Weg wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse einzupacken!

Also, welche „eigentlich-aber-Sätze“ gibt es auf Deiner Liste? Aus welchem möchtest Du in nächster Zeit ein „aber jetzt!“ machen?

Deine Birgit

PS: Falls Du eine Löffelliste hast (= eine Liste der Dinge, die Du unbedingt gemacht haben möchtest, bevor Du den Löffel abgibst) — die ist ein guter Start!

Warum Dankbarkeit glücklich macht

Foto: Pixabay

Ich freue mich, heute einen weiteren Artikel von Dr. Haley Perlus, Ph.D. Sport & Bewegungspsychologie und zertifizierte Fitnessexpertin, zu veröffentlichen. Ich hatte letztes Jahr die Gelegenheit, Haley persönlich kennenzulernen und kann bestätigen – Sie lebt was sie lehrt.
Haley ist Expertin für Prinzipien und Strategien, die Hochleistungssportler zur Spitzenergebnissen führen. Ihr Portfolio reicht vom Mentaltraining bis zum persönlichen Energiemanagement. Die meisten Strategien lassen sich nahtlos in andere Lebensbereiche – und somit auch in unser aller Alltag – übertragen.

Im heutigen Artikel geht es um die Wertschätzung der 5 großen L für mehr Lebensfreude: Liebe, Leisten, Lernen, Lachen, Loslassen.
Viel Spaß beim Lesen, und vielen Dank an Dr. Haley Perlus!

Tatsächlich spielt es keine Rolle, wie gut wir über die „Dos and Don’ts“ einer gesunden Lebensweise Bescheid wissen, wenn wir nicht die richtige Denkweise generieren können, um unsere Absichten durchzusetzen. Geistige Stärke, insbesondere eine Haltung der Dankbarkeit, ist ein wichtiger Bestandteil von Gesundheit, Wohlbefinden und allgemeinem Glück.
Die Bedeutung einer Haltung von Dankbarkeit lässt sich am besten an den „Dankbarkeits-Fünf“ erklären: Liebe, Leisten, Lernen, Lachen und Loslassen.

Liebe.
Besonders glücksfördernd ist, wenn es uns gelingt, von einer Haltung des „ich muss“ zu einer Haltung des „ich darf“ zu gelangen. Auch wenn wir vielleicht aus extrinsischen Motiven, wie der Senkung unseres Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ein gesundes Leben begonnen haben, können wir eine tiefe Wertschätzung für unser gesundes Leben und – was noch wichtiger ist – eine tiefe Liebe zu uns selbst entwickeln. Dies gelingt, wenn wir uns auf die Stärke, den Enthusiasmus, den Mut und das Vertrauen konzentrieren, die wir erfahren.
Eine Möglichkeit, unsere Perspektive zu verändern, besteht darin, alte schädliche Gedanken durch neue, stärkende und liebevolle Gedanken zu ersetzen, die eine Haltung der Dankbarkeit fördern und positive Emotionen verstärken können. Ersetze zum Beispiel „Mein Körper ist nicht für Yoga gedacht“ durch „Yoga fordert meinen Geist und meinen Körper heraus, erstaunliche Dinge zu erleben!“ und ersetze „Ich hasse Spinat, aber ich muss ihn essen“ durch „Spinat zu essen steigert mein Wohlbefinden!“

Leisten.
Jedes lohnende Ziel erfordert, dass man dafür kämpft. Spitzenkräfte verstehen, dass sie, um den ultimativen Genuss zu erleben, oft einige Unannehmlichkeiten ertragen müssen. Was ihnen hilft, mit dem Schmerz zurechtzukommen, ist die Anerkennung seiner Existenz, die Akzeptanz, dass er Teil des Prozesses ist, und die Dankbarkeit dafür, weil es ein Zeichen dafür ist, dass sie auf dem richtigen Weg zu persönlichen Spitzenleistungen sind.
Ein guter Freund erzählte mir einmal, dass er in jeder Trainingseinheit einen Moment des mit sich Kämpfens erlebt. Es ist in diesem Moment, in dem er sich fragt: „Warum tue ich mir das an?“ Dann erinnert er sich an seine Leistungsziele und verschiebt seine Wahrnehmung sofort in eine Haltung der Dankbarkeit für diesen Kampf. Es ist der Kampf des letzten Hochziehens, des Meilenlaufs oder der fünf weiteren Sekunden des Haltens, der unsere Ziele Wirklichkeit werden lassen kann. Nimm diese Lektion in jeden Aspekt Deines Lebens mit, der etwas Unbehagen erfordert, aber letztendlich Frieden und Glück mit sich bringt.

Lernen.
Viele meiner Klienten erklären mir, dass etwas über einen gesunden Lebensstil zu lernen überwältigend und gar nicht so leicht ist. Du hättest gerne jemanden, der Dir sagt, was Du essen und wie Du Dich bewegen sollst? Und was ist mit Dir selbst? Wäre es einfacher, wenn Dir jemand einfach jeden Tag ein festes Menü gäbe, Dir sagen würde, wie Du Dich bewegen sollst, um die meisten Kalorien zu verbrennen, und Dich dann auf den Weg schicken würde? Obwohl ich den Wunsch verstehe, weiß ich auch, dass ohne ein klares Verständnis dafür, warum Du auf eine bestimmte Art und Weise ißt und Sport treibst, das Verhalten, einfach die Anweisungen eines anderen zu befolgen, Dir nicht helfen wird, dauerhafte Ergebnisse zu erzielen.
Jeden Tag kann man viele Neuigkeiten über alle Aspekte der Gesundheit erfahren. Ich empfehle, sich das Ziel zu setzen, Inhalte zu sichten und einen Tipp zum Experimentieren auszuwählen. Sich auf einen Tipp zu konzentrieren, um ihn umzusetzen, kann helfen, das Gefühl der Überforderung zu beseitigen und Raum zu schaffen, um das gerade Gelernte wirklich zu schätzen und zu erkennen, wie es Dir helfen kann, Dein bestes Selbst zu sein.

Lachen.
Ich weiß, dass Deine Gesundheit und Deine Leistungsfähigkeit eine ernste Sache sind. Wenn Du jedoch einen Fehler machst, kann es Dir helfen, schnell wieder auf die Beine zu kommen, wenn Du die Erfahrung zu schätzen weißt und das Lachen dazu nutzt, sie zu verarbeiten. Humor ist eine Hauptzutat für Gesundheit, Glück und Belastbarkeit. Wenn Du Dich das nächste Mal in einer neuen Yogastellung unwohl fühlst, auf Deinem Trailrun stolperst oder ein neues Rezept im Ofen anbrennt, tue Dein Bestes, um dankbar zu sein für das, was Du aus dieser Erfahrung gelernt hast. Lache über Dich selbst, um dem Moment den Druck und die Anspannung zu nehmen. Dann kannst Du nicht nur schnell vorankommen, sondern hast auch gleich noch eine lustige Geschichte im Gepäck, die Du mit anderen teilen kannst.

Loslassen.
Profisportler sind besessen von ihrer Leistung, aber die meisten sind ebenso dankbar für die Zeit abseits des Spielfelds. Ihre Ziele sind wichtig – und das sollten sie auch sein. Wenn es an der Zeit ist, zu essen und Sport zu treiben, solltest Du Dich maximal auf Deine Ziele konzentrieren. Lasse sie dann „auf dem Feld“ und führe den Rest Deines Tages mit gleichem Enthusiasmus, gleicher Hingabe und gleicher Dankbarkeit durch.

Die „Dankbarkeits-Fünf“ geben einen guten Überblick darüber, was es bedeutet, eine Haltung der Dankbarkeit zu haben, die Dir helfen kann, Dein bestes Selbst zu sein. Experimentiere heute doch mal mit einer solchen Haltung und beobachte, wie sie Deine Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen beeinflusst und letztlich dazu beitragen kann, dass Du optimale Ergebnisse erzielst!

Über die Autorin

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Perlus-DMP_1458_7x7_300-2-1024x1024.jpg

Der Wunsch, eine Karriere in Sportpsychologie zu machen begann bei Dr. Haley Perlus bereits in Alter von 12 Jahren. Ein Jahr nach ihrer Promotion, im Alter von 28 Jahren, wurde sie Professorin, öffentliche Rednerin, Beraterin von Athleten mit Stipendium der Nationalmannschaft, veröffentlichte als Autorin und wurde zur führenden Expertin der Branche ernannt. Als Unternehmerin, ehemalige Elite-Alpinskirennläuferin, Fitnessprofi und Trainerin versteht sie die Schwierigkeit, mentale Blockaden zu überwinden, so dass man schnell und beständig Ergebnisse erzielen kann. Dr. Perlus bildet, motiviert und inspiriert Menschen, damit sie ihr Spitzenpotenzial im Sport, im Wellness-Bereich und in der Wirtschaft ausschöpfen können. Mit ihrem einzigartigen 3-D-Ansatz zur Leistungssteigerung ermutigt sie Dich nicht nur zu großen Träumen, sondern gibt Dir auch die Schritte und Antworten an die Hand, die Du brauchst, um diese Träume wahr werden zu lassen.
https://drhaleyperlus.com/



Mut zur Frage

Foto: Pixabay

Wenn wir Menschen eines nicht so gut aushalten können, dann ist es Ungewissheit.
Von Natur aus versucht unser inneres System immer wieder zur Stabilität zurückzukehren, „Unwuchten“ auszubalancieren. D.h. offene Angelegenheiten zum Abschluss bringen, in unklare Angelegenheiten Klarheit bringen und von Ungewissheit zu Gewissheit – oder zumindest zu Wissen zu gelangen. Das schafft Sicherheit, ist wie ein Anker, an dem wir uns festhalten können und an dem wir unsere Entscheidungen aufhängen.

Nur ist das nicht immer so einfach. „Ich weiß, dass ich nicht weiß“, tönte es bereits in der Antike. Und nicht einmal die Wissenschaft hat Gewissheit und alle Antworten – wie wir aktuell am Thema Corona täglich mitverfolgen können.
Und das ist auch gut und richtig so. Wissenschaft hat nämlich nichts mit „alles schon wissen“ zu tun, sondern mit forschen. Es geht nicht darum, auf alles bereits eine Antwort zu haben sondern auf Basis von Fakten Annahmen anzustellen und diese dann durch das Stellen der richtigen Fragen zu überprüfen.
Und sie wieder zu verwerfen, wenn sie falsch waren.
Und sich das einzugestehen.
Und mit der dann noch immer oder wieder vorhandenen Ungewissheit leben zu können. Sie anzunehmen und wieder von vorne zu beginnen.
Also ein hochdynamischer Prozess.
Soviel zur Wissenschaft.

Nun zurück ins wahre Leben – wo es uns leider nicht immer so gut gelingt, den eben beschriebenen Lern-Kreislauf am Laufen zu halten.
Schnell soll es gehen mit der Lösung und der Bedürfnisbefriedigung. Also greifen wir gerne zu den üblichen „Quick Fixes“:
Wir gelangen zu unserer Erkenntnis, indem wir …

  • uns die Erklärungen selber stricken und ausdenken (Lücken in den Fakten selber füllen)
  • auf Erklärungen von anderen zurückgreifen (Presse, Social Media, Freunde)
  • unsere Schlussfolgerungen einzig und allein auf Basis unserer eigenen Erfahrungen ziehen.

Wie erklären uns die Realität – oder das, was wir für die Realität halten – stets so, dass sie in unser mentales Narrativ passt.

„Die Realität ist eine Illusion – wenn auch eine sehr hartnäckige. „
Albert Einstein

(Wenn Du Fabeln und Analogien liebst, schau an dieser Stelle doch mal nach der Geschichte von den Fünf Gelehrten und dem Elefanten; wenn Du eher der wissenschaftliche Typ bist, hier ein Buchtipp: Schnelles Denken, Langsames Denken)

Im Kleinen sind diese Quick Fixes nicht schlimm, manchmal ist schnelles Denken sogar notwendig – laut Hirnforschung müssen wir schließlich ca. 20.000 Entscheidungen am Tag treffen.
Dauerhaft angewandt können sie aber zu Überzeugungen und Gewissheiten führen, die uns im Weg stehen. Die verhindern, dass wir weiterkommen. Weil wir sie nicht hinterfragen. Weil wir uns immer nur in unserer Realität bewegen und so bei der Problemlösung immer wieder an der selben Stelle rauskommen.

Je tiefer er Anker unserer Überzeugung im Sand steckt, desto schwerer lässt sich der Kurs unseres Bootes ändern, wenn der Wind sich dreht.

Also, wie steht es um Deinen Forscherdrang?
Was glaubst Du zu wissen, wovon bist Du überzeugt – und wie bist Du zu dieser Gewissheit und diesen Überzeugungen gelangt?
Durch (Vor-)annahmen? – „Ich dachte, dass …“ / „Damit soll bestimmt …“ / „Wahrscheinlich wollen die …“
Durch Schlussfolgerungen? – „Wenn sich einer so verhält, dann ..“ / „Das kenn ich schon, …“
Basieren Deine Erkenntnisse auf unüberprüften Vermutungen oder auf validierten Annahmen?
Fragst Du nach?
Auch wenn es zu unangenehmen Antworten führen könnte?
Wen fragst Du? Betroffene oder Dritte?
Was fragst Du? Was Du bestätigt haben willst oder was Du wissen willst?
Wie fragst Du? Suggestiv-rhetorisch oder offen?
Wie gehst Du mit überraschenden Antworten um?
Bist Du dankbar für Erkenntnis und Offenheit oder ungläubig?
Und selbst wenn Fragen nicht möglich sind oder nicht zur Gewissheit führen, hältst Du es aus?
Oder greifst Du dann doch zum Quick Fix?
Traue Dich, zu fragen und zu hinterfragen.
Was Du hörst, was man Dir erzählt, was Du wahrnimmst – aber vor allem, was Du schlussfolgerst.
Wage es, Deine eigenen Annahmen in Frage zu stellen.
Wann immer möglich, frage direkt nach. Geht besonders gut bei Annahmen über Personen und ihre Verhaltensweisen.
Sprich mit Menschen, nicht über sie.
Und wenn es nicht möglich ist, Deine Annahmen zu überprüfen, bleib bescheiden. Wisse, dass Du wahrscheinlich nicht weißt.
Halte diese Grauzone aus.
Binäres Beurteilen fühlt sich zwar leichter an, bringt Dich aber nicht weiter.

„Solange man Helden oder Schuldige braucht, um eine Situation oder ein Problem plausibel zu erklären, hat man sie noch nicht verstanden.“
Gerhard Wohland

Wo könntest Du kommende Woche mal von Erklärmodus und Fragemodus schalten?
Welchen blockierenden Annahmen könntest Du  mal mutig durch Fragen und Forscherdrang auf den Grund gehen und vielleicht sogar sprengen?

Hab Mut zur Frage und lass Dich überraschen!

Deine Birgit

Faszinierende Faszien

Foto: Pixabay

Heute werde ich nicht viele Worte verlieren – denn ich möchte etwas in Bewegung bringen – nämlich Dich!

Wohlbefinden hängt nicht nur von der mentalen Gelassenheit sondern auch von der Gelöstheit im Körper ab. Dabei beeinflussen sich Körper und Geist gegenseitig. Wenn wir uns zu wenig bewegen oder dauerhaft unter Stress stehen, schlägt sich diese Anspannung nicht selten im Körper nieder.

Beim Thema Verspannungen denken wir oft zuerst an die Muskulatur – aber es hat sich herausgestellt, dass Faszien ebenfalls eine Rolle bei Rücken- und Muskelbeschwerden haben können.
Faszien sind  Weichteil-Komponenten unseres Bindegewebes. Ihre Nährstoffversorgung funktioniert über die Lymphflüssigkeit, welche auch Stoffwechselprodukte abtransportiert. Geschmeidige Faszien sorgen also nicht nur für eine bessere Elastizität im Körper sondern wirken sich auch positiv auf den Stoffwechsel aus.
Sie haben unterschiedliche Funktionen: Manche „befestigen“ unsere Organe, unter der Oberhaut liegende Faszien dienen als eine Art schützender Puffer und die Faszien, die die Muskeln, Knochen, Sehnen, Bänder und Kapseln umhüllen sorgen für Schutz und Stabilität. Kurz gesagt: Faszien halten die Einzelteile unseres Körpers zusammen und sorgen dafür, dass wir geschmeidig in Form bleiben 😉 (Die Fleischesser unter Euch werden vielleicht dieses weiße, dünne fasrige Netz über dem Muskelfleisch kennen – das sind sie!)

Bei mangelnder Bewegung können Faszien aufgrund von zu wenig Nährstoffaustausch und fehlendem Abtransport der Lymphflüssigkeit verhärten oder verkleben. Dies kann zu eingeschränkter Funktionsfähigkeit der Muskeln und erhöhter Schmerzempfindlichkeit führen.

Um unsere Faszien funktionstüchtig und gesund zu halten, können wir sie – ähnlich wie Muskeln – trainieren. Anders als beim Muskeltraining geht es aber beim Faszientraining nicht um Aufbau sondern um Dehnung und Erhalt der Beweglichkeit und Geschmeidigkeit.

Ein Training mit der Faszienrolle bewirkt, dass der ausgeübte Druck die Versorgung mit frischer Lymphflüssigkeit anregt (ähnlich wie bei einem Schwamm, den man ausdrückt und dann ins Wasser legt). Aber auch Dehnübungen und Massagen können die Faszien in ihrer Funktion unterstützen und trainieren.

Eine schöne Kombination aus Dehn- und Federübungen sowie den Einsatz der Faszienrolle findest Du im Video Link unter diesem Artikel.

Und jetzt ab auf die Matte –  und immer schön geschmeidig bleiben!

Deine Birgit

Video: Youtube – Einfach besser leben – ca. 22 min