Wollen müssen

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Wir alle haben in den letzten Monaten ganz schön viel wollen gemusst.  Klingt wie ein Widerspruch?

Im Ernst, ist es nicht erstaunlich, was plötzlich alles möglich ist, was wir zu bewegen in der Lage sind, wenn wir scheinbar wollen müssen?
Wenn wir uns plötzlich in Situationen wiederfinden, die all das, was uns gebremst hat von bedeutungsschwer in irrelevant umwandeln?
Wenn wir statt „eigentlich-aber“ Sätzen „jetzt aber!“ sagen und aus „wenn-dann“ „wann?“ wird?

Was ich meine?

  • Monatelang haben manche Firmen versucht, Homeoffice oder Telearbeit einzuführen. Und dann kam Covid19 – und zack, ging es in vier Wochen.
  • Jedes Jahr auf’s neue nimmst Du Dir vor, Dich gesünder zu ernähren – mit mäßigem Erfolg. Und dann bespricht Dein Arzt mit Dir das Ergebins Deiner letzten Untersuchung und die gesundheitlichen Folgen, wenn Du nix änderst – und zack … mehr gesundes auf dem Speiseplan.
  • Monatelang nimmst Du Dir vor, die Familie regelmäßiger zu besuchen – aber wann nur?? Und dann gibt es da diesen Todesfall – und zack, plötzlich ist Zeit da.

Warum in Zukunft nicht einfach machen, so mit richtig Wollen, bevor aus dem „eigentlich wollte ich“ ein „hätte ich mal“ wird? Das schafft Klarheit und spart Energie und Lebenszeit. (Hätte-Hätte zieht uns nämlich ganz schön runter).

Aber was bremst uns eigentlich, warum ist es so schwer bevor es leicht sein muss?

  • Wir wollen nicht wirklich. Es ist uns in Wahrheit nicht wichtig genug – oft weil uns etwas anderes  noch wichtiger ist. Manchmal ist uns das nicht gleich bewusst, vielleicht wollen wir es auch nicht zugeben oder wahrhaben …. dass wir z.B. Geselligkeit und Treffen mit Freunden wertvoller finden als die morgendliche Joggingrunde. Also? Steh dazu und mach aus dem „eigentlich sollte ich Laufen gehen“ ein „jetzt sind meine Freunde wichtig.“
  • Wir meinen, zu müssen. Und zwar nicht aus uns selbst heraus, sondern weil wir vermuten, dass es von uns erwartet wird. Da gibt es diese „Norm“, dieses NORMal, so einen gesellschaftlichen Standard. Wenn Du Dich innerlich Sätze sagen hörst wie „das macht man halt so/nicht“ dann frag Dich mal, wer ist eigentlich diese/r MAN? Und was machst DU? Es ist Deine Entscheidung – willst Du ein NORMales Leben leben und Dich am Ende vielleicht in einer Situation wiederfinden, in die Du so nie wolltest oder willst Du DEIN Leben leben? (Das ist übrigens das mit möglichst wenig „hätte ich mal“ Sätzen am Ende.)
  • Wir haben Bedenken. Offene oder versteckte. Versteckte Bedenken kommen manchmal als Vorurteile daher – um im Sport-Beispiel zu bleiben könntest Du unterbewusst vielleicht der Überzeugung sein, dass die ganzen Sportfreaks doch alle total angespannt sind = „Wenn ich Sport mache, werde ich so ein angespannter Zeitgenosse.“ Falls Dir das bewusst wird, ist das schon ein guter Schritt in die richtige Richtung. Dann, Bedenken parken und einfach mal machen. Mit offenem Ausgang. Mutig sein (ohne Leichtsinn) – vielleicht wirst Du ja der/die erste total lockere sportliche/r Zeitgenosse/in? 😉
  • Wir wollen es richtig machen – oder gar nicht. Auch Perfektionismus genannt. Wir meinen, uns in alle Richtungen absichern zu müssen, alles in Betracht ziehen, auf alles vorbereitet zu sein. Dazu fallen mir nur zwei Sprüche ein: 1. Kontrolle ist eine Illusion und 2. Start before your are ready. Je leichter Dein Gepäck ist, wenn Du loslegst, desto mehr Platz ist, um auf dem Weg wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse einzupacken!

Also, welche „eigentlich-aber-Sätze“ gibt es auf Deiner Liste? Aus welchem möchtest Du in nächster Zeit ein „aber jetzt!“ machen?

Deine Birgit

PS: Falls Du eine Löffelliste hast (= eine Liste der Dinge, die Du unbedingt gemacht haben möchtest, bevor Du den Löffel abgibst) — die ist ein guter Start!

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