Wir können uns glücklich schätzen.
Wir haben so ziemlich alles so ziemlich sofort zur Verfügung.
Nicht nur Dinge, die lebensnotwendig sind, wie Wasser und Nahrungsmittel. Auch alles andere. Und wenn es der Laden um die Ecke nicht hat, bestelle ich es halt im Internet.
Und meistens gibt’s dann nicht nur eine Variante.
Neulich stand ich vor dem Kühlregal einer größeren Supermarkt-Kette und wollte eigentlich nur einen Liter Vollmilch kaufen – und hatte die Auswahl zwischen sage und schreibe 8 verschiedenen Sorten.
Wer da nicht schon von vornherein weiß, was er will, verbringt länger mit dem Kauf von einem Liter Milch als es gedauert hat, sie zu melken 😉
Ist mehr also immer gut?
Mehr Auswahl haben, bedeutet, mehr Entscheidungen zu treffen.
Um gute Entscheidungen zu treffen, brauche ich mehr Informationen.
Um mehr Informationen zu bekommen, brauche ich mehr Zeit.
(Ich kann natürlich auch einfach ins Blaue greifen oder der Konsumberatung folgen- die freut sich ;-))
Mehr Dinge haben hat oft ähnliche Folgen.
Mehr haben heißt sich um mehr kümmern zu müssen.
Mehr putzen, mehr Instand halten, mehr versorgen.
Mehr Zeit investieren.
Einen schönen Garten zu haben ist wunderbar. Es heißt aber auch regelmäßige Gartenarbeit. Oder noch mehr zu brauchen – nämlich einen Gärtner.
Dann muss ich mich nicht mehr um den Garten kümmern, aber darum, dass ich den Gärtner bezahlen kann – und vielleicht habe ich dann weniger Zeit, im Garten zu sitzen?
Je mehr ich mir leisten möchte oder mir leiste, umso mehr muss ich leisten.
Bedeutet viel haben zu können dann tatsächlich mehr Freiheit?
Ich bin kürzlich umgezogen.
Bei so einem Umzug wandert in der Regel alles, was man hat, nochmal durch die eigenen Hände.
Ich dachte, ich hätte nicht viel „Zeugs“ – war aber dann doch erstaunt, wie oft ich mir die Fragen „brauche ich das noch?“ und „soll das mit umziehen?“ gestellt habe. Und stolz auf mich, wie oft ich sie Nein beantwortet habe.
Ja, der Moment des Loslassens ist seltsam – aber danach fühlte ich mich so viel freier und leichter.
Ebenso mit den Möbeln in meiner neuen Wohnung. Es ist noch nicht alles eingerichtet und ich stelle mir nun die Frage: wieviel Möbelstücke brauche ich eigentlich wirklich?
Was, wenn ich einfach mal mehr Raum lasse?
Raum ist in meinen Augen heutzutage genauso Luxus geworden, wie Zeit.
Also, lass uns dafür sorgen, dass wir unserem Leben mehr Raum und Zeit geben.
Einfachheit im Außen macht auch den Kopf frei.
Es ist noch kein Meisterwerk auf einer bereist vollgekritzelten Leinwand entstanden.
Wo in Deiner Wohnung (oder Deinem Leben) könntest Du ausmisten oder Dich von etwas trennen, um Dich leichter zu fühlen? Um Raum zu schaffen?
Gibt es da dieses Regal im Keller …?
Oder noch Bücher aus dem Studium …?
Oder den „brauche-ich-vielleicht-nochmal-Schrank“?
Man kann sich übrigens auch von Gewohnheiten, Gedanken oder Menschen verabschieden, die einem nicht gut tun.
Weniger ist mehr.
Geh’s an.
Und wenn Du die passende Musik dazu brauchst: Hier der Song zum Blog Eintrag:
Silbermond «Leichtes Gepäck» – SRF 3 Live Session
Und dann genieße die Leichtigkeit mit den verbleibenden 1% – und den Freiraum, den Du für Neues geschaffen hast.
Denn wie sagte eine liebe Freundin neulich zu mir:
„Wo kein Platz zum Wachsen ist, da kann nichts gedeihen.“
Einen leichten Sonntag Dir.
Deine Birgit