Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral

Foto: Birgit Baldauf

Die Weihnachtszeit ist ja bekanntlich auch die Zeit der Geschichten. Deshalb gibt es heute mal etwas Inspiration für den Geist mit der folgenden Kurzgeschichte von Heinrich Böll (am Ende des Artikels auch als Audio-Datei, falls Du lieber hörst als liest). Viel Freude damit!

In einem Hafen an einer westlichen Küste Europas liegt ein ärmlich gekleideter Mann in seinem Fischerboot und döst. Ein schick angezogener Tourist legt eben einen neuen Farbfilm in seinen Fotoapparat, um das idyllische Bild zu fotografieren: blauer Himmel, grüne See mit friedlichen, schneeweißen Wellenkämmen, schwarzes Boot, rote Fischermütze.
Klick.
Noch einmal: klick, und da aller guten Dinge drei sind und sicher sicher ist, ein drittes Mal: klick.
Das spröde, fast feindselige Geräusch weckt den dösenden Fischer, der sich schläfrig aufrichtet, schläfrig nach seiner Zigarettenschachtel angelt. Aber bevor er das Gesuchte gefunden, hat ihm der eifrige Tourist schon eine Schachtel vor die Nase gehalten, ihm die Zigarette nicht gerade in den Mund gesteckt, aber in die Hand gelegt, und ein viertes Klick, das des Feuerzeuges, schließt die eilfertige Höflichkeit ab.

Durch jenes kaum meßbare, nie nachweisbare zuviel an flinker Höflichkeit ist eine gereizte Verlegenheit entstanden, die der Tourist – der Landessprache mächtig – durch ein Gespräch zu überbrücken versucht. „Sie werden heute einen guten Fang machen.“
Kopfschütteln des Fischers.
„Aber man hat mir gesagt, daß das Wetter günstig ist.“
Kopfnicken des Fischers.
„Sie werden also nicht ausfahren?“
Kopfschütteln des Fischers, steigende Nervosität des Touristen.

Gewiß liegt ihm das Wohl des ärmlich gekleideten Menschen am Herzen, nagt an ihm die Trauer über die verpaßte Gelegenheit.
„Oh? Sie fühlen sich nicht wohl?“
Endlich geht der Fischer von der Zeichensprache zum wahrhaft gesprochenen Wort über.
„Ich fühle mich großartig“, sagt er. „Ich habe mich nie besser gefühlt.“ Er steht auf, reckt sich, als wollte er demonstrieren, wie athletisch er gebaut ist. „Ich fühle mich phantastisch.“

Der Gesichtsausdruck des Touristen wird immer unglücklicher, er kann die Frage nicht mehr unterdrücken, die ihm sozusagen das Herz zu sprengen droht:
„Aber warum fahren Sie dann nicht aus?“
Die Antwort kommt prompt und knapp.
„Weil ich heute morgen schon ausgefahren bin.“
„War der Fang gut?“
„Er war so gut, daß ich nicht noch einmal ausfahren brauche, ich habe vier Hummer in meinen Körben gehabt, fast zwei Dutzend Makrelen gefangen.“

Der Fischer, endlich erwacht, taut jetzt auf und klopft dem Touristen auf die Schulter. Dessen besorgter Gesichtsausdruck erscheint ihm als ein Ausdruck zwar unangebrachter, doch rührender Kümmernis.
„Ich habe sogar für morgen und übermorgen genug!“ sagte er, um des Fremden Seele zu erleichtern.
„Rauchen Sie eine von meinen?“ „Ja, danke.“
Zigaretten werden in Münder gesteckt, ein fünftes Klick, der Fremde setzt sich kopfschüttelnd auf den Bootsrand, legt die Kamera aus der Hand, denn er braucht jetzt beide Hände, um seiner Rede Nachdruck zu verleihen.
„Ich will mich ja nicht in Ihre persönlichen Angelegenheiten mischen“, sagt er, „aber stellen Sie sich mal vor, Sie führen heute ein zweites, ein drittes, vielleicht sogar ein viertes Mal aus, und Sie würden drei, vier, fünf, vielleicht sogar zehn Dutzend Makrelen fangen. Stellen Sie sich das mal vor!“
Der Fischer nickt.
„Sie würden“, fährt der Tourist fort, „nicht nur heute, sondern morgen, übermorgen, ja, an jedem günstigen Tag zwei-, dreimal, vielleicht viermal ausfahren – wissen Sie, was geschehen würde?“
Der Fischer schüttelt den Kopf.
„Sie würden sich in spätestens einem Jahr einen Motor kaufen können, in zwei Jahren ein zweites Boot, in drei oder vier Jahren könnten Sie vielleicht einen kleinen Kutter haben, mit zwei Booten oder dem Kutter würden Sie natürlich viel mehr fangen – eines Tages würden Sie zwei Kutter haben, Sie würden…“, die Begeisterung verschlägt ihm für ein paar Augenblicke die Stimme, „Sie würden ein kleines Kühlhaus bauen, vielleicht eine Räucherei, später eine Marinadenfabrik, mit einem eigenen Hubschrauber rundfliegen, die Fischschwärme ausmachen und Ihren Kuttern per Funk Anweisung geben, sie könnten die Lachsrechte erwerben, ein Fischrestaurant eröffnen, den Hummer ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren – und dann…“ – wieder verschlägt die Begeisterung dem Fremden die Sprache. Kopfschüttelnd, im tiefsten Herzen betrübt, seiner Urlaubsfreude schon fast verlustig, blickt er auf die friedlich hereinrollende Flut, in der die ungefangenen Fische munter springen. „Und dann“, sagt er, aber wieder verschlägt ihm die Erregung die Sprache. Der Fischer klopft ihm auf den Rücken wie einem Kind, das sich verschluckt hat. „Was dann?“ fragt er leise.
„Dann“, sagt der Fremde mit stiller Begeisterung, „dann könnten Sie beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen – und auf das herrliche Meer blicken.“
„Aber das tu ich ja schon jetzt“, sagt der Fischer, „ich sitze beruhigt am Hafen und döse, nur Ihr Klicken hat mich dabei gestört.“
Tatsächlich zog der solcherlei belehrte Tourist nachdenklich von dannen, denn früher hatte er auch einmal geglaubt, er arbeite, um eines Tages einmal nicht mehr arbeiten zu müssen, aber es blieb keine Spur von Mitleid mit dem ärmlich gekleideten Fischer in ihm zurück, nur ein wenig Neid.

Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral

Quelle: Böll, Heinrich, Werke: Band Romane und Erzählungen 4. 1961-1970. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1994, S. 267-269

Was ist Angst?

Springen, Sprung, Barsch, Leiste, Balance, Nike
Foto: Pixabay

Heute möchte ich eine Geschichte aus einem meiner Lieblingsbücher erzählen, das ich vor einigen Monaten von einer guten Freundin geschenkt bekommen habe. Das Buch heißt „Who ordered this truckload of dung“ und besteht aus 108 Kurzgeschichten, die der buddhistische Mönch Ajahn Brahm erzählt. Die Geschichten spiegeln die Schwierigkeiten des Lebens wider und regen zum Nachdenken an, wie man sie bewältigen kann. Einige von ihnen handeln von Angst und Schmerz.
Und eine davon geht so:

Angst ist die Suche nach Fehlern in der Zukunft. Wenn wir nur berücksichtigen würden, wie ungewiss unsere Zukunft ist, dann würden wir nie versuchen, vorherzusagen, was schief gehen könnte. Die Angst endet genau hier.
Als ich klein war, hatte ich schreckliche Angst vor dem Zahnarzt. Ich hatte einen Termin und wollte nicht hingehen. Ich habe all möglichen Sorgen gemacht. Als ich beim Zahnarzt ankam, sagte man mir, mein Termin sei abgesagt worden. Ich lernte, was für eine Verschwendung von kostbarer Zeit Angst ist.
Die Angst löst sich in der Ungewissheit der Zukunft auf. Aber wenn wir unsere Weisheit nicht nutzen, kann die Angst uns auflösen. In einer alten Fernsehserie namens Kung Fu hätte sie den jungen buddhistischen Mönch, Little Grasshopper, fast aufgelöst. Ich habe diese Serie in meinem letzten Jahr als Lehrer, bevor ich Mönch wurde, immer wieder gesehen.
In einer Folge führte der blinde Meister von Little Grasshopper den Novizen in ein Hinterzimmer des Tempels, das normalerweise verschlossen war. In diesem Raum befand sich ein etwa sechs Meter breites Schwimmbecken mit einer schmalen Holzplanke als Brücke von einer Seite zur anderen. Der Meister warnte Little Grasshopper, sich vom Rand des Beckens fernzuhalten, denn es enthielt kein Wasser, sondern eine sehr starke Säure.
„In sieben Tagen“, wurde Little Grasshopper gesagt, „wirst du geprüft werden. Du wirst über das Säurebecken gehen müssen, indem du auf dem Holzbrett balancierst, aber sei vorsichtig! Siehst du auf dem Grund des Säurebeckens die Knochen hier und dort?“
„Sie gehörten einst jungen Novizen wie dir.“
Der Meister führte Grasshopper aus dem schrecklichen Raum hinaus in das Sonnenlicht des Tempelhofs. Dort hatten die älteren Mönche ein Brett aufgestellt, das genau so groß war wie das über dem Säurebecken, das aber auf zwei Ziegeln stand. In den nächsten sieben Tagen hatte Grasshopper keine andere Aufgabe, als das Gehen auf diesem Brett zu üben.
Es war ganz einfach. Nach ein paar Tagen konnte er mit perfektem Gleichgewicht, sogar mit verbundenen Augen, über das Brett im Hof laufen. Dann kam die Prüfung.
Grasshopper wurde von seinem Meister in den Raum mit dem Säurebecken geführt. Die Knochen der gefallenen Novizen schimmerten am Boden. Grasshopper stieg auf das Ende des Brettes und drehte sich zu seinem Meister um. „Geh“, wurde ihm gesagt.
Eine Planke über Säure ist viel schmaler als eine gleich große Planke im Tempelhof.
Grasshopper begann zu gehen, aber sein Schritt war unsicher; er begann zu schwanken. Er hatte noch nicht einmal die Hälfte des Weges geschafft. Er schwankte noch mehr. Es sah so aus, als würde er in die Säure fallen! Die Serie wurde für eine Werbepause unterbrochen.
Ich musste diese blöden Werbespots ertragen, während ich mir die ganze Zeit Sorgen machte, wie der arme Little Grasshopper seine Knochen retten würde.
Die Werbung endete, und wir waren wieder im Säure-Pool-Raum, wo Grasshopper begann, sein Selbstvertrauen zu verlieren. Ich sah, wie er einen unsicheren Schritt machte … dann schwankte er … dann fiel er hinein … oh nein!
Der alte blinde Meister lachte, als er hörte, wie der Little Grasshopper im Becken herumspritzte. Es war keine Säure, es war nur Wasser. Die alten Knochen waren als „Spezialeffekt“ hineingeworfen worden. Sie hatten Little Grasshopper genauso getäuscht wie mich.
„Warum bist du hineingefallen?“, fragte der Meister ernst. „Du bist aus Angst hineingefallen, Little Grasshopper , nur aus Angst.“

Das Glück ist ein scheues Reh

Foto: Pixabay

Diese Woche möchte ich mich zunächst einmal bei all denen bedanken, die sich die Zeit genommen haben, mir Rückmeldung zu meinem Blog zu geben. Ich habe Euch gehört und auch den gewünschten Themen werde ich in den kommenden Wochen Zeit und Text schenken!

Es geht weiter in Blogartikeln – heute allerdings in etwas anderer Form, denn nach etwas längerer Zeit ist mir wieder einmal eine Kurzgeschichte aus den Fingern geflossen.

Meine Gedanken zu den Fragen „Was bedeutet Glück für mich“, „Wie kann ich Bedingungen schaffen, um es einzuladen“ und „Wird es bleiben?“ haben diese Geschichte hervorgebracht.

Am Ende dieses Eintrags (Browser Ansicht) findest Du sie auch im Audio-Format – falls Du lieber hören als lesen möchtest.

Viel Freude beim Lesen oder Hören,

Deine Birgit


Es war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit an einem gar nicht allzu fernen Ort ein kleiner Junge, dessen größtes Glück und größter Wunsch war es, einmal ein freies Reh zu sichten.
Also beschäftigte er sich fortan Tag und Nacht damit, wie ihm dies gelingen könnte. Er studierte, wo Rehe zu finden sind, wann die Wahrscheinlichkeit, sie zu sehen, besonders groß ist und was sie besonders gerne mögen. In kurzer Zeit war er zum wahren Spezialisten für Rehe geworden. Er wusste alles über sie – einzig gesehen hatte er noch keines.

So machte er sich mit all seinem Wissen auf den Weg in den Wald und suchte nach einer passenden Lichtung. Als er diese, fernab von Fußwegen, gefunden hatte, bereitete er alles vor. Er drapierte Futter an einer geeigneten Stelle – gut einsehbar und dennoch nicht zu weit vom dichteren Gebüsch entfernt. Als er alles vorbereitet hatte, setzte er sich daneben und wartete. Wenn es passierte, wollte er es ganz nah erleben. Und so harrte er aus. Geduldig. Drei Tage lang. Aber nichts geschah. Kein Reh ließ sich blicken. Nicht einmal irgend ein anderer Waldbewohner näherte sich der Futterstelle. Als der kleine Junge schließlich, traurig und etwas resigniert, am dritten Tag der Futterstelle in der Dämmerung den Rücken kehrte, vernahm er ein Rascheln im Gebüsch und ein leichtes Schwingen des Waldbodens. Er hielt den Atem an. Er blieb stehen und drehte vorsichtig seinen Kopf, die Füße noch immer an der selben Stelle verwurzelt.

Da war es, tatsächlich, endlich! Ein prachtvoller Rehbock. Groß, sanft, in einem warmen Braun, mit scheuem Blick und aufrechtem Gang. Trotz seines Gewichts schienen seine Schritte federnd leicht. Es senkte den Kopf, um zu fressen und hob ihn nach jedem Bissen wieder, um die Umgebung zu beobachten. Fasziniert von der Erscheinung und erfüllt vor Glück wollte der kleine Junge es genauer betrachten und machte einen Schritt in Richtung Futterstelle.
Das laute Knacken eines Astes unter seinen Füßen unterbach die vollkommene Situation jäh. In drei großen Sprüngen floh das Reh ins Gebüsch und war verschwunden.

„So kurz der Moment und doch so wunderbar!“ dachte der kleine Junge. Nun war seine Sehnsucht erst recht geweckt. Er wollte es noch einmal versuchen, es noch einmal erblicken – und es nicht wieder so leicht davonspringen lassen!
Er wußte ja nun, wie es geht.

Und so nahm er eine kleine Änderung vor, begab sich erneut in den Wald auf jene Lichtung und  bereitete alles mit viel Geduld und Fleiß vor. Er wartete bis zur Dämmerung – diesmal aber im Verborgenen.
Und tatsächlich, da war es wieder, das Rascheln, das prachtvolle Geschöpf, der scheue Blick. Das Herz des kleinen Jungen sprang vor Glück! Er wollte ihm näher kommen, es anfassen, es für immer bei sich haben. Diesmal würde es ihm nicht entkommen.
Und als das Reh gerade einen weiteren Happen naschte, lies der kleine Junge einen Käfig auf es herabfallen, den er zuvor gebaut hatte. Das Tier zuckte verschreckt und wollte fliehen – aber es gab kein Entkommen mehr. Nun konnte sich der kleine Junge nähern, ohne dass es davon lief. Er betrachtete es, sein glänzendes Fell, seine großen Augen, die feuchte Nase, die zarte Glieder.
Als er die Hände durch das Käfiggitter streckte, um es zu streicheln, wich es zurück.
Es wird sich schon an mich gewöhnen, dachte der kleine Junge, und setzte sich neben den Käfig. Geduldig verharrte er dort einen Tag und eine Nacht.  Bei Anbruch des nächsten Tages merkte der Junge, dass das Reh tatsächlich ruhiger geworden war.
Aber es hatte sich noch mehr verändert. Was er wahrnahm war keine vertrauensvolle, zugewandte Ruhe. Das gesamte Tier hatte sich verändert. Auch sein Anblick versetzte ihn nun nicht mehr in Glück sondern durchflutete ihn mit tiefer Traurigkeit. Das Fell schien seinen Glanz verloren zu haben, die leichtfüßigen Hufe waren schwer in den Waldboden eingesunken und auf die tiefbraunen Augen des wunderschönen Tieres hatte sich ein grauer Schleier der Resignation gelegt. Sie hatten aufgehört, zu leuchten.
Da wusste der Junge, es war Zeit, loszulassen.
Das Glück gehörte nicht ihm alleine, es gehörte niemandem – und es ließ sich nicht einfangen oder halten.
Und so öffnete er den Käfig und entließ das Reh zurück in die Freiheit.

Er beobachtete, wie es erst etwas zögerlich, dann in kräftiger werdenden Schritten davongaloppierte – ohne zurückzublicken.
Der kleine Junge aber blieb zurück. Er roch den erdigen Duft des feuchten, frisch aufgewühlten Waldbodens, spürte die leichte Erschütterung des Untergrunds, die die fliehenden Hufe erzeugten und blickte seinem Glück sehnsüchtig hinterher.

Würde es je wiederkommen?


Das Glück ist ein scheues Reh

Zwei Schwestern

Foto: Pixabay

Liebe/r Leser/in,
der heutige Artikel kommt etwas anders daher. Meine letzte Geschichte ist schon eine Weile her – mir war wieder einmal danach.
Viel Spaß beim Lesen und inspirieren lassen!
Birgit

Zwei Schwestern wachten eines Morgens auf, sahen aus dem Fenster und freuten sich über den strahlenden Sonnenschein, den blauen Himmel und den milden, frühen Sommerwind, der ins Zimmer blies. Sie sahen sich an und wussten: ein perfekter Tag um nach draußen zu gehen!

Während die eine kurz im Bad verschwand, dann ihr Sommerkleidchen überwarf und die Haustür hinter sich zuzog, stand die andere noch vor dem Kleiderschrank.

Was anziehen?
Wie warm würde es werden?
Sie nahm ihr Handy und checkte die Wetterapp.
Sah gut aus.
Aber wenn die sich wieder einmal täuschten? Wenn Regen aufzog?
Dann doch lieber geschlossene Schuhe. Falls sie Waldwege gehen würde, eh besser.
Aber wenn sie dann irgendwo einkehren würde, wären etwas eleganter Schuhe besser.
Und vielleicht ein Pulli, falls es nach dem Regen kühler wird?
Schirm oder Regenjacke?
Und Sonnencreme, falls es nicht regnen sollte.

Sie begann, alles zusammen zu sammeln und auf dem Bett zu drapieren.
Vielleicht auch noch eine Flasche Wasser und eine Kleinigkeit zu essen?
Man weiß ja nie!

Sie ging in den Keller, um eine passende Tasche zu suchen. Es war bereits einige Zeit vergangen. Als sie wieder nach oben in die Wohnung kam und aus dem Fenster sah, hatte der Regen eingesetzt. Ganz toll, dachte sie, alles umsonst! – und begann, Ihre Ausrüstung wieder zu verräumen.

Auf dem erneuten Weg in den Keller kam ihr ihre Schwester völlig durchnäßt im Treppenhaus entgegen und sie sagte: „Du Arme! Bist Du voll in den Regen gekommen? Wie war es?“

Und ihre Schwester antwortete:

„Es war wunderbar! Ich habe mich auf der Wiese in die Sonne gelegt, den Wind auf meiner Haut genossen, bin barfuß über Waldboden gewandert, habe Beeren gepflückt und eine Quelle entdeckt, meine Füße in den See gestreckt und auf dem Rückweg im warmen Sommerregen getanzt!
Was machen wir heute Abend?“

Gemeinsame Podcast-Aktion: Reisen geht immer, Du musst nur die Augen schließen!

Lasst uns gemeinsam einen Podcast produzieren!

Ihr wünscht, ich produziere, Ihr genießt – Fantasiereisen an Eure persönlichen Kraft- und Entspannungsorte!

Mach mit, und werde Co-Produzent/in meines neuen Podcasts „Du mußt nur die Augen schliessen“.

Wie?

  1. Folge mir auf Instagram und Facebook
  2. Zücke Dein Handy und nimm eine Audio-Datei auf, in der Du mir folgendes verrätst:
    • Deinen Vornamen
    • Deinen persönlichen Kraft-Ort – ein Ort oder ein Umfeld, in dem Du entspannst, das Dir Freude bereitet oder Dich einfach glücklich macht. Das kann ein fiktiver Ort sein, oder ein ganz realer, an dem Du schon warst.
    • Beschreib‘ den Ort kurz: was siehst Du, was hörst Du, riechst Du, fühlst Du, schmeckst Du?
    • Was macht diesen Ort für Dich so besonders?
  3. Bitte gib mir Bescheid, ob ich Deine Angaben ganz oder teilweise für das Intro meiner Podcast Folgen verwenden darf
  4. Sende Deine Audio-Datei an podcast@birgitbaldauf.de

Aus den Einsendungen werde ich dann Fantasiereisen und Geschichten produzieren und als Podcast Folgen veröffentlichen. Ihr bekommt Bescheid, sobald es losgeht!

Ich bin sehr gespannt auf Eure Lieblingsorte und sage schon mal danke für Eure Beträge, mit denen Ihr Euch und anderen etwas Gutes tut!

Wir hören uns 🙂

Seid gut zu Euch,

Eure Birgit

Refugium – Metamorphose

Foto: Pixabay

Zum Entspannen gibt es heute etwas auf die Ohren!

Die unten eingefügte Audio Datei enthält eine von mir geschriebene Fantasiereise. Fühl Dich eingeladen, Deine Gedanken fliegen zu lassen.
(Als E-Mail Abonnent/in meines Blogs bitte auf die Browser Ansicht klicken.)

Eine Fantasiereise ist eine wunderbare Möglichkeit, Deiner Imagination freien Lauf zu lassen, einzutauchen, zu entspannen und Deinem Unterbewusstsein die Möglichkeit zu geben, zu verarbeiten.

Ich nenne meine Fantasiereisen auch „Refugien“, da sie auch ein Rückzugsort für Deinen Geist und Deine Seele sein können.

Gehe auf eine inspirierende und entspannende Reise – Kopfhörer aufsetzen, Tondatei anklicken und los geht’s!

Die Reisezeit beträgt ca. 8 Minuten, die Du ungestört an einem ruhigen und angenehmen Ort verbringen solltest.

Gute Reise!

Deine Birgit

Refugium Metamorphose

Rocky tanzt den Rumba

geschrieben von Birgit Baldauf

Autorin: Birgit Baldauf

Irgendwie war es schon ein komischer Zufall, dass die beiden hier nun aufeinander trafen. Lange waren sie schon unterwegs unter der Sonne Spaniens – aber eben nicht gemeinsam.

Erfahrungen hatten sie beide bereits zuhauf sammeln können – schöne, aber auch einige gefährliche Situationen hatten sie schon meistern müssen. Manche davon hatten sich unwiederbringlich in ihre Köpfe gebrannt – und manche hatten sich in stattlichen Narben in ihrem Fell verewigt.

Und hier standen sie sich nun gegenüber auf dieser Lichtung. Das Zirpen der Grillen und die flirrende Hitze vereinigten sich mit dem Geruch des Pinienwaldes zu einer unverkennbaren Atmosphäre. Der markante Duft des jeweiligen Gegenübers wurde von der Wärme und dem leichten Wind direkt in die empfindlichen Nasen der beiden Hunde getragen. Ihre Augen trafen sich und verharrten.

Rumba war ein eindrucksvolles Exemplar – gut doppelt so groß wie Rocky. Er hatte nichts Bedrohliches und war dennoch von einer Präsenz, die keine Zweifel offenließ.
Die schwüle Brise zog über sein dichtes, hellbraunes Fell und stellte es leicht auf. Seine aufmerksamen, bernsteinfarbenen Augen wirkten dadurch noch wacher. Und – und das war der beachtlichste Punkt für Rocky – die Anzahl der Mitglieder seines Rudels, die sich hinter ihm einfanden, war beeindruckend. Ebenso beeindruckend wie die Tatsache, dass sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. Was sie aber offenbar alle einte, war die Ruhe und Überzeugung, mit der sie hinter ihrem Rumba standen.

Nach einigen Minuten des Beobachtens senkte der braun gefleckte Rocky langsam seinen kleinen Kopf und reckte ihn leicht Richtung Rumba. Längst hatte seine Neugier die Anspannung besiegt und er wagte sich näher an Rumba heran. Dieser ließ ihn gewähren – selbst als Rocky begann, die Situation und Rumba mit seiner Nase zu lesen.

„Ihr seid eine erstaunlich bunte Truppe“, sprach Rocky. „Ja“, erwiderte Rumba, „und fünf fehlen sogar gerade. Die sind unterwegs zum Essen holen.“ „Warum macht Ihr das nicht gemeinsam?“ „Es hat sich herausgestellt, dass vier das am besten können. Zwei sind unsere Jagdspezialisten und die anderen beiden sind im Dorf bei den Frauen sehr beliebt und bekommen dort immer etwas zugesteckt. So haben wir eine gute Mischung aus leckeren Sachen. Außerdem begegnet man uns im Dorf eher feindlich, wenn wir alle zusammen auftauchen.“

„Und die vier dort hinten?“ fragte Rocky mit einem etwas abschätzigen Blick auf vier Hunde, die scheinbar faul in der Sonne lagen und schliefen. „Die sind wohl nicht so recht motiviert, was?“ „Oh, die solltest Du mal bei Nacht sehen“ entgegnete Rumba. „Das ist unsere Patrouille. Sehr praktisch – zwei von Ihnen sind Spezialisten für Wälder und Wiesen und wenn wir in bergiges Gebiet kommen, sind die beiden anderen unsere ‚Berglöwen‘, die alle Gefahren ausmachen und bannen“.

Rocky war beeindruckt. Scheinbar hatte jedes Tier im Rudel seine Aufgabe. Egal wie schräg oder anders es aussah oder sich benahm, jeder konnte etwas anderes besonders gut. Sogar eine kleine, weiße Hündin – kaum größer als ein Hase – hatte ihre Aufgabe. Sie wirkte eigentlich ziemlich zurückhaltend und schüchtern. Rumba erklärte, dass sie besonders gut darin sei, Wasserquellen aufzuspüren, was dem Rudel schon des Öfteren das Leben gerettet hatte.

Rocky beneidete Rumba und war zugleich voller Bewunderung. Bisher war Rocky alleine unterwegs gewesen, musste sich durchschlagen und das Überleben oft hart erkämpfen. Häufig hätte er Unterstützung brauchen können – beim Jagen, Wachen, oder einfach nur, um Gesellschaft zu haben. Die meisten wilden Hunde, denen er bisher begegnet war, waren ebenfalls Einzelgänger und eigentlich nur darauf aus, selbst durchzukommen. Aber dieser Rumba hatte offensichtlich die Gabe, die Talente der verschiedenen Hunde zu erkennen, ihnen klar zu machen, dass sie alle voneinander profitieren können und im Rudel zu vereinen.

Und wie Rocky so vor sich hin schwärmte, kamen vier Hunde mit etlichen kulinarischen Genüssen im Maul Richtung Rudel getrabt. Sie legten sie ab und ließen zunächst Rumba essen. Dann aß der Rest des Rudels. Nach einer Weile kam auch der fehlende fünfte Hund zum Rudel zurück. Stolz präsentierte er seine Beute, die er Rumba vor die Füße legte: ein Büschel Sonnenblumen. Rumba schnaubte und schubste den kleinen dann Richtung Essen, damit auch er satt wurde.

„Was kann er besonders gut?“ fragte Rocky verwundert. „Ach“, entgegnete Rumba, „ich glaube das weiß er selbst nicht so recht. Aber er gibt sich redlich Mühe. Er ist überall dabei, aber meistens hinterher, übereifrig oder völlig daneben. Wenn ich so recht überlege, kann er eigentlich nichts so richtig“, brummte Rumba. „Aber irgendwie hat er dann doch eine sehr wichtige Aufgabe: an ihm kann ich wirklich am besten meine Gelassenheit üben.“

Als Rocky an diesem Abend an der Seite von Rumba und gemeinsam in seinem neuen Rudel einschlief, träumte er davon, dass ja eigentlich die ganze Welt ein harmonisches Rudel sein könnte. Und er war überzeugt, dass das möglich wäre – wenn nur alle ein wenig mehr Rumba im Blut hätte.

© Birgit Baldauf

Reise mit leichtem Gepäck

geschrieben von Birgit Baldauf

Es war einmal ein kleines Mädchen, das wollte die große weite Welt entdecken. Doch bevor es sich auf die Reise machte, wollte es alles gut planen. Es wollte ja alle Länder, Kulturen und Klimagebiete kennen lernen und musste sich folglich gut vorbereiten.

Also begann das kleine Mädchen, seinen Rucksack zu packen:

  • 120 Reiseführer, die es auf die besonderen Gegebenheiten in jedem Land hinweisen sollten.
  • 15 Wörterbücher – um überall die richtigen Worte zu finden.
  • Etliche Schuhe – um immer festen Tritt zu haben.
  • Dicke Hosen, dünne Hosen, viele Blusen, schöne Röckchen – es wollte ja auch für jede Gelegenheit passend gekleidet sein.
  • Schließlich packte das kleine Mädchen noch Proviant ein, um unterwegs immer etwas zur Hand zu haben, wenn der Hunger kommen würde.

Stolz saß das kleine Mädchen vor seinem Rucksack und freute sich darauf, endlich auf die Reise gehen zu können. Es nahm die Reiseroute zur Hand, bückte sich und wollte den Rucksack schultern. Doch als es ihn auf dem Rücken hatte, merkte es, dass er viel zu schwer war. Das kleine Mädchen kam gerade einmal bis kurz vor die Tür damit. Erschöpft lies es sich dort nieder und überlegte.

Was tun?
Es wollte diese Reise doch so sehr!
Was aus dem Rucksack auspacken und zurücklassen?
Das Essen? – Nein, das ging nicht!
Die Schuhe? – Keinesfalls!!
Die Lektüre? – Undenkbar! …

Und wie es da so saß und überlegte, kam ein Vogel mit buntem Gefieder geflogen und setze sich auf den Rucksack. Neugierig neigte der Vogel seinen Kopf und beäugte das Mädchen. Schließlich fragte er, was es denn so bedrücken würde. Das kleine Mädchen begann, ihm von der geplanten Reise zu erzählen, von der Last des Rucksacks und den Überlegungen, was zu tun ist, um die Last zu erleichtern.

Da zwitscherte der Vogel vergnügt und sagte: „Was Du tun kannst? Das ist ganz einfach! Flieg einfach los. Und wenn Du durstig wirst, dann lass Dich an einem frischen Bach nieder und trinke. Und wenn Du hungrig wirst, dann lasse Dich auf einem Apfelbaum nieder und pflücke Dir einen leckeren Apfel. Und wenn Du an einen fremden Ort kommst, dann setze Dich auf einen Hügel, beobachte und lerne – dann wirst Du verstehen. Und wenn Du an einen Ort kommst, an dem Dein schönes Gefieder nicht passend scheint, dann breite die Flügel aus, erhebe Dich in die Lüfte und flieg einfach weiter.
Du wirst sehen, Du brauchst nur Dich und Deine Flügel – und alles andere findet sich entlang des Weges.“

Da lächelte das Mädchen, bedankte sich bei dem Vogel, stellte den Rucksack zurück ins Haus und machte sich auf die Reise.

Und weil es sich so leicht und frei fühlte, sah es doppelt so viele Länder wie ursprünglich geplant.

© Birgit Baldauf

Foto: Pixabay