Innere Veränderung – Liebevolle Güte statt Härte

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In den letzten Wochen wurde ich in verschiedenen Zusammenhängen immer wieder mit der Frage konfrontiert, warum es manchmal so schwer ist, etwas an sich zu ändern — eine Verhaltensweise, eine Gewohnheit, eine Sichtweise oder Überzeugung.

Meist stoßen wir auf dieses Hindernis, wenn wir uns etwas vornehmen, also z.B. ein sportliches Ziel, oder wenn wir das Gefühl haben, dass wir in gewissen Bereichen in unserem Leben immer wieder am selben Punkt rauskommen – an dem wir nicht sein wollen.

Wer tut, was er immer schon getan hat, wird bekommen, was er immer schon bekam.“ Tony Robbins

Uns ist sehr wohl bewusst, dass wir etwas anders machen sollten. Meist wissen wir sogar, was und wie. Das Problem ist also nicht, dass wir nicht wissen was zu tun ist, sondern nicht tun, was wir wissen. Was hindert uns daran?

In dieser und den nächsten Wochen möchte ich Dir ein paar der Hindernisse vorstellen – und auch, wie Du sie meistern kannst. Nicht alle mögen auf Dich zutreffen, aber vielleicht erkennst Du Dich im ein oder anderen wieder.

Was alle Hindernisse gemeinsam haben: sie entspringen einer Kraft, die wir gerne unterschätzen. Manche nennen sie den inneren Schweinehund, andere den Elefanten – gemeint ist unser Unterbewusstsein.
Bleiben wir beim Bild mit dem Elefanten. Stell Dir vor, Du bist der Reiter dieses Elefanten. Du weißt, wo es langgeht, wo Du hinmöchtest, hast vielleicht schon alles geplant. Das ist aber noch kein Garant dafür, dass sich der Elefant in Gang setzt.

Wie bekommst Du ihn bewegt?

Am Ende geht es darum, die beiden Systeme in uns – das Bewusste und das Unbewusste (Empfehlung für ein interessantes Buch zu hierzu am Ende dieses Artikels) – in Einklang zu bringen. Diese beiden Systeme wirken kontinuierlich und untrennbar zusammen. Allerdings glauben wir, dass unser Bewusstsein die Oberhand hat. Zahlreiche Studien (siehe Link zu Mark Solms) kommen aber nach wie vor zum selben Ergebnis: Wenn unser Bewusstsein eine Entscheidung trifft, hat unser Unterbewusstsein längst seinen Teil dazu beigetragen.
Was also bewegt den Elefanten und was lässt ihn „bocken“?

Unser Elefant reagiert sehr sensibel auf zwei Hauptaspekte:

  1. Unsere innere Haltung – was wir über unser Vorhaben und über uns selber – also auch den Elefanten – denken
  2. Unser Verhalten – was wir tatsächlich tun oder nicht tun. Ob wir wirklich meinen, was wir sagen misst unser Elefant an unseren Taten.

Beginnen wir mit der Haltung.

Hindernis 1 – Härte – oder: Druck erzeugt Gegendruck

Was ist Deine Begründung dafür, dass Du etwas an Dir ändern willst?
So etwas wie „Ich bin zu dick, zu emotional, unzuverlässig, unordentlich, …?“

Wie genau überzeugst Du Dich, dass Du es wirklich willst?
Mit Sätzen, die mit „Ich muss …“ beginnen?

Und wie sprichst Du mit Dir, wenn es mit der Veränderung nicht so läuft, wie Du es gerne hättest?
„Warum klappt das immernoch nicht??“ // „Ich bekomme nix auf die Reihe.“ // „Ich bin einfach zu blöd, zu schwach, zu dumm …“

Kennst Du solche oder ähnliche Sätze?

Stell Dir vor, Du würdest einen guten Freund oder eine gute Freundin mit diesen Sätzen davon überzeugen wollen, etwas zu ändern – oder so ihre/seine ausbleibenden Fortschritte kommentieren. Wie wahrscheinlich ist es, dass die Freundin/der Freund sich öffnet für das, was Du zu sagen hast?

Wenn der Wunsch nach Änderung durch einen Vorwurf eingeleitet wird, wie wahrscheinlich ist es dann, dass über den Wunsch nachgedacht wird?

Warum sollte sich Dein Elefant für Dich in Bewegung setzen, warum sollten Dein Körper und Dein Geist freudig Deinen Wünschen folgen, wenn Du sie als Deine Feinde siehst?

Bis Du Dir freundlich gesonnen?

Wie könntest Du Dir – und Deinem Elefanten – Deine Absichten mit mehr liebevoller Güte übermitteln?

  1. Alles hat seine Berechtigung und alles hat seine Zeit
    Wie wäre es, mit der Perspektive zu starten, dass die „Programme“ in Dir, die Du ändern möchtest, sicher aus einem gewissen Grund entstanden sind. Sie sind ein Teil von Dir, eine Erfahrung, etwas, was Dir zu seiner Zeit gute Dienste geleistet hat. Nun haben sich die Gründe aber verändert oder sind nicht mehr vorhanden und deshalb ist es einfach Zeit für ein „Update“.
  2. In freudiger Erwartung
    Was ist denn das Gute daran, wenn Dein Vorhaben und Deine innere Veränderung funktionieren? Warum lohnt es sich? Und ist es dann nicht eher ein „ich kann und ich will“ statt ein „ich muss“?
  3. Nachhaltige Gewissheit statt schlechtes Gewissen
    Und wenn es noch nicht so klappt – nicht wegschauen, nicht dramatisieren, keine Selbstgeiselung. Betrachte den Zwischenstand Deines Vorhabens neugierig, lerne daraus, ziehe Deine Schlussfolgerungen und plane erneut. Bleib dran, ohne Vorwürfe und schlechtes Gewissen sondern mit nachhaltiger Gewissheit, dass Du es schaffen kannst.

Unseren Elefanten für uns einzuspannen ist eine Kunst. Aber besonders, wenn die Bedingungen im Außen beanspruchend oder weniger wohlgesonnen sind (egal ob Menschen oder Umstände), ist es wichtig, dass wir mit uns selbst in Frieden sind. Auf äußere Umstände haben wir selten Einfluss, auf unseren Elefanten schon.

Friedvolle Veränderung ist freudvolle Veränderung.

Sei gut zu Dir!

Deine Birgit

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Mark Solms’ theory of consciousness – SelfAwarePatterns