Innere Veränderung – das morgen-Phänomen

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Vielleicht kennst Du den Witz:

Kommt ein Gast in eine Kneipe und bestellt sich ein Bier. Während er den ersten Schluck trinkt, geht sein Blick an die Wand hinter dem Tresen und er entdeckt ein Schild auf dem steht: „Morgen gibt’s Freibier.“ Ein Lächeln und Freude über ein kostenloses Bier macht sich breit und der Gast beschließt, am nächsten Tag wiederzukommen. Am Tresen angekommen, sieht er das Schild und ihm wird klar …

Steht das nicht sinnbildlich auch für neue Gewohnheiten, die wir etablieren wollen?

Morgen achte ich auf meinen Zuckerkonsum. Morgen mache ich Sport. Morgen rauche ich weniger. Morgen rufe ich mal wieder eine Freundin/einen Freund an. Morgen gehe ich rechtzeitig ins Bett …
Und so kann es passieren, das nix passiert. Weil wir dem morgen-Phänomen aufgesessen sind.

Schlimmer noch, als die Tatsache, das wir nichts ändern ist aber, dass wir vor unserem inneren Elefanten, unserem Unterbewußtsein – also auch uns selbst – die Glaubwürdigkeit verlieren.
Stell Dir vor, ein guter Freund sagt Dir etwas zu – z.B. mit Dir einmal die Woche Laufen zu gehen. Und in Woche 1 sagt er ab – „aber nächste Woche ist es fest eingeplant.“ Woche 2 zieht ins Land, und Du erhältst wiederum eine Absage, mit dem Zusatz, dass es ihm leid tut. Woche 3 geschieht genau das selbe. Für wie wahrscheinlich hälst Du es, dass das was wird?

Nichts anderes machst Du mit Dir selbst, wenn Du Dinge, Dir wichtig sind, immer wieder aufschiebst. Irgendwann steht Dein Vorhaben nur noch symbolisch im Kalender oder auf Deiner To Do Liste – und Dein Elefant zuckt dabei nicht einmal mehr, geschweige denn, dass er irgendwie in Wallung kommt. Wird ja eh nicht passieren.

Ja, aller Anfang ist schwer – aber

Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.
Aristoteles

Damit Du nicht den Glauben an Dich und Deine Selbstwirksamkeit verlierst, ist es wichtig, dass Du ins Handeln kommst – und zwar nicht morgen, sondern jetzt.
Solltest Du Dich im morgen-Phänomen wiedererkennen, versuche folgende Schritte, um in die Gänge zu kommen:

  1. Hand aufs Herz – willst Du es wirklich? Grundsätzlich stellt sich die Frage, warum etwas, was Dir angeblich so wichtig ist, immer wieder anderen Dingen weichen muss. Wenn Du für Deine neue Gewohnheit keine Zeit hast bedeutet das ganz einfach, dass etwas anderes den Wettbewerb um Deine kostbare Zeit gewonnen hat. Etwas anderes scheint Dir noch wichtiger gewesen zu sein. War es dass? Hast Du Dich bewußt gegen das entschieden, was Du Dir vorgenommen hast und für das, was den Platz eingenommen hat? Wenn das öfter passiert lohnt es sich, Dich nochmal zu fragen, wie wichtig Dir Dein Vorhaben wirklich ist. Wenn Du z.B. einen geselligen Abend regelmäßig der Sporteinheit vorziehst ist Dir vielleicht einfach das Beisammensein mit Freunden wichtiger? Was willst Du wirklich?
  2. Max-Med-Min: Im Artikel über Überforderung habe ich schon einmal drüber geschrieben: wähle kleine Schritte. Kleine Schritte sind besser als keine Schritte! Wenn Du Dir vornimmst, etwas zu ändern, dann überlege Dir am besten ein Max, Med und Min Ziel – und stelle sicher, dass Du das Min Ziel auf jeden Fall umsetzt. Wenn Du z.B. Deine Eßgewohnheiten ändern willst, kannst Du Dir vornehmen, 5x / Woche  gesund zu kochen (max), 2x/Tag eine handvoll Obst zu essen (med) oder jeden Tag einen Apfel zu essen (oder anderes Obst, das Du magst) (min).
  3. Agile Ziele: Plane so, dass Dein Vorhaben auch Veränderungen standhält. Plane konkret, aber nicht zu detailliert. Jeden Mittwoch, 17.30 Uhr 7 km in 40 Minuten zu laufen ist vielleicht etwas zu detailliert. Was, wenn es in Strömen regnet am Mittwoch? Was, wenn es Dir nicht so gut geht? Was, wenn Du Überstunden machen musst? Was, wenn Mittwoch eine coole Einladung ansteht? Besser wäre, wenn Du z.B. regelmäßig laufen willst,  Dir  x-mal / Woche eine längere und x-mal eine kürzere Laufeinheit vorzunehmen. Stelle dann sicher, dass Du die Anzahl / Woche auf jeden Fall umsetzt – und wenn es nur 10-15 schnelle Minuten sind (siehe Punkt 2) – aber laufe!

Warte nicht weiter auf das Morgen – zapf Dir Dein Bier heute!

Let’s go!

Deine Birgit