Frühjahrsputz im Kopf

Foto: Pixabay

Als ich vor etlichen Jahren aus meiner Einzimmer-Studenten-Wohnung ausgezogen bin, in der ich ca. 5 Jahre lang gewohnt habe, habe ich nicht schlecht gestaunt über die Anzahl der Umzugskartons, die sich nach und nach füllten. Die ersten 20 waren rasch gepackt – und dann war da ja auch noch der Keller! Über die Jahre hatte sich auf den 26 qm so einiges angesammelt. Zu dem, was ich von Zuhause mitgenommen hatte, kam immer wieder Neues – ohne dass ich mich von altem getrennt habe. Manchmal, weil ich es gar nicht in Betracht gezogen habe, und manchmal, weil ich mich nicht trennen konnte oder wollte.

In diesem Umzug lag also auch eine Chance. Die Chance, mal auszusortieren, loszulassen, zu überlegen, was ich wirklich noch brauche.
Wer schon einmal umgezogen ist, kennt das vielleicht: da hat man plötzlich Dinge in der Hand, von denen man gar nicht mehr wusste, dass sie existieren.
Warum sie also weiter mit rumschleppen?

Wer das mit dem gleich Zurücklassen nicht so gut schafft, packt dann „vielleicht-Kartons“ (= vielleicht brauche ich das nochmal). Das sind die Umzugskartons, die dann in der neuen Wohnug jahrelang unausgepackt im Keller stehen — und skurrilerweise manchmal sogar noch einen weiteren Umzug lang mitgeschleift werden.

Das hat mich an Gewohnheiten erinnert.

Manche unserer Gewohnheiten sind uns gar nicht bewußt. Wir funktionieren wie im Autopiloten, ohne zu hinterfragen. Vielleicht wollen wir das auch nicht, weil wir uns dann eingestehen müssten, dass sie uns nicht gut tun?

Manche unserer Gewohnheiten sind wie die unausgepackten Kisten im Keller. Wir brauchen sie eigentlich nicht, manchmal stehen sie uns sogar im Weg, wenn wir Platz für Neues bräuchten. Aber wir haben uns halt schon so an sie gewöhnt, sie geben uns ein Gefühl der Vertrautheit und Sicherheit.

Und dann gibt’s noch die „Mitbringsel“, Gewohnheiten, die wir angenommen haben, weil uns jemand gesagt hat oder wir irgendwo gelesen haben, dass sie gut sind und wichtig, um erfolgreich, gesund, glücklich etc. zu sein. Vielleicht passen sie in unsere „innere Wohnung“ – vielleicht haben wir aber auch einen anderen Einrichtungsstil? Auf jeden Fall sollten wir auch sie hin und wieder hinterfragen.

„Ich kann, weil ich will, was ich muss.“ – Immanuel Kant

Meistens ist es mit Gewohnheiten wie mit einem Umzug: wir ziehen erst in Betracht, auszumisten und zu hinterfragen, wenn eine Veränderung im Außen uns dazu veranlasst und wir merken, dass es so nicht mehr geht: eine neue Arbeitssituation, neue Anforderungen im Job, ein einschneidendes Lebensereignis. Dann geht es, dann muss es gehen.

Aber warum auf den Umzug warten?

Wie wäre es mit einem regelmäßigen emotionalen und mentalen Frühjahrsputz, um bewußter zu Handeln und Raum zu halten?
Sozusagen ein „Ich kann, weil ich will“?
Wenn es uns gelingt, unsere Gewohnheiten regelmäßig „aufzuräumen“ schaffen wir uns Agilität, Leichtigkeit und Freiräume für Neues. Und ein schöner Nebeneffekt ist, dass sich der nächste „Umzug“ viel schneller und leichter bewältigen lässt.

Welche Gewohnheiten, Abläufe und Denkmuster könntest Du kommende Woche hinterfragen und ausmisten, um Raum für Neues in Deinem Leben zu schaffen?

Viel Spaß beim Entdecken, Auspacken und Loslassen!

Deine Birgit

Schreibe einen Kommentar