Du weißt, was zu tun ist.

Foto: Pixabay

Lange habe ich überlegt, was für ein Thema wohl in der momentanen Situation als Blog Artikel angebracht wäre. Mit Blick auf die Medienlandschaft und Meldungen auf allen Kanälen ist mir sofort das Thema Angst in den Sinn gekommen.

Es ist absolut natürlich, dass wir Ängste haben – Angst an sich ist nichts Schlechtes, wie jede Emotion ist auch die Angst ein wichtiger Anzeiger. Ob sie hilfreich oder hemmend ist, hängt alleine davon ab, wie wir mit ihr umgehen. Nehmen wir sie an und als Hinweis, genau dort etwas näher hinzuschauen oder nimmt sie uns ein und lähmt uns?

Als ich mir die Frage gestellt habe, was uns eigentlich im Kern Angst macht, sind mir folgende Aspekte in den Sinn gekommen:

  1. Unsicherheit:  Wir erhalten wir die unterschiedlichsten – manchmal sogar widersprüchliche –  Informationen aus zahlreichen Quellen – von medizinischen Fakten über emotionale Posts bis hin zu Bildern, die uns nahe gehen aber rational betrachtet wenig aussagekräftig sind. Wem soll ich glauben? Welche Quelle ist verlässlich? Wie geht es weiter? Und wie soll ich mich verhalten?
  2. Unbeständigkeit: Wir haben es erlebt – die Situation kann sich von heute auf morgen ändern. Was gestern noch galt, ist morgen schon anders. Wie soll ich da planen? Womit soll ich rechnen? Auf welcher Basis soll ich entscheiden?
  3. Komplexität: Es gibt zahlreiche Faktoren, die eine Rolle spielen und den Lauf der Dinge und Entscheidungen auf allen Ebenen beeinflussen: medizinische, politische, wirtschaftliche, persönliche … von den meisten habe ich nur wenig Ahnung – und auf die meisten noch weniger Einfluss.

All diese Aspekte kratzen an zwei unserer ureigensten Bedürfnisse:

  1. Sicherheit: das Bedürfnis nach körperlicher und seelischer Unversehrtheit, gepaart mit dem Wunsch nach Verlässlichkeit und Berechenbarkeit.
  2. Dominanz: das Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit, nach Gestaltung von Situationen und Kontrolle über das, was geschieht und erfolgreichem Handeln.

Und dann ist mir aufgefallen, dass ich diesen Phänomenen schon in anderem Zusammenhang begegnet bin – nämlich im beruflichen Kontext.

Seit geraumer Zeit sprechen wir in der Arbeitswelt von VUCA. Einer Welt, die charakterisiert wird durch Flüchtigkeit/Volatilität (Volatility), Unsicherheit (Uncertainity), Komplexität (Complexity) und Mehrdeutigkeit (Ambiguity).

Situationen ändern sich von heute auf morgen (Volatility), wie sie sich ändern und was kommen wird, ist oft ungewiss (Uncertainity) – auch, da zahlreiche Faktoren Einfluss nehmen, die entweder erst im Nachhinein bekannt werden oder deren Einfluss nicht einzuschätzen ist (Complexity) – was wiederum dazu führt, dass ein Lernen aus vergangenen Erfahrungen nur noch bedingt möglich ist, da diese unterschiedlich interpretiert werden können (Ambiguity).

Daraufhin habe ich mir die Frage gestellt, ob die Eigenschaften, Kompetenzen und Verhaltensweisen, die wir täglich brauchen, um uns in unserer „neuen Arbeitswelt“ gut zu bewegen, uns vielleicht auch in der momentanen Situation helfen können. Und ich denke: JA!

Das wiederum hat mich beruhigt. Denn es bedeutet, wir haben schon Übung! Jetzt geht es darum, Besonnenheit zu wahren und folgende Haltungen zu kultivieren:

  1. Annehmen, was ist und offen sein für Veränderungen: Kinners, es hilft ja nix. Es ist wie es ist – und wenn wir klagen, wie schlimm alles ist, trauern, dass alles besser war und fürchten, was alles sein wird, vergeben wir wertvolle Energie, die wir an anderer Stelle gut und besser brauchen könnten. Annehmen, was ist lässt uns Volatilität besser begegnen.
  2. Neugier und Lern- und Entwicklungsfähigkeit: „Wo die Angst ist, da geht es lang.“  – Situationen und Emotionen wahrzunehmen und anzunehmen, ist der erste Schritt. Nur was man als gegeben zugrunde legt, kann geändert werden. Der zweite Schritt ist, einen Realitätscheck zu machen, d.h. sachlich auf die Situation zu blicken. Was genau macht mir Angst? Ist es realistisch? Was ist dran an all den Meldungen und an meinen Vermutungen? Was bleibt nach Abzug alles Spekulationen und Annahmen noch übrig? Was sagen die Fakten? Neugier und Entwicklungsfähigkeit hilft uns im Umgang mit Unsicherheit.
  3. Fokus setzen: Was ist mein Ziel? Worum geht es? Was muss ich dafür tatsächlich wissen? Was ist relevant für meinen Alltag? Wo bekommen ich diese Informationen her? Wenn wir jeden Tag einfach nur alles an Informationen und Meldungen passiv auf uns Einprasseln lassen ist das so, als wenn wir den ganzen Tag die Tür zu unserer Wohnung auflassen und jeder, der will, kann reinkommen und sich bedienen. Fokus setzen hilft uns, Komplexität besser zu meistern.
  4. Selbstverantwortung: Komm‘ ins Tun und schmiede einen Plan. Was kannst Du selbst beeinflussen? Was kannst Du konkret machen, um Deine Situation zu gestalten? Einen Plan schmieden und danach Handeln hilft im Umgang mit Unbeständigkeit.
  5. Sich gegenseitig unterstützen: Evolution ist Kooperation. Ebenso wie in der agilen Arbeitswelt finden wir auch in anderen Bereichen des Lebens Miteinander die besten Lösungen. Wir sollten uns also fragen: Welchen Einfluss hat mein Handeln auf andere? Wie kann ich so kooperieren, dass es zum Wohl aller ist? Was kann ich zur Lösung beitragen?

Möge es uns gelingen, diese Eigenschaften täglich zu trainieren, um inmitten des Sturms für uns und andere der Leuchtturm zu sein!

Herzlichst,

Birgit

Schreibe einen Kommentar