Das Streben nach Glück – Teil 1 – Aus Überraschung wird Erwartung

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… und was gestern noch Freude in mir ausgelöst hat wird morgen schon als gegeben hingenommen.

Das Phänomen der hedonistischen Anpassung wirft die Frage auf, ob und wie wir dauerhafte Zufriedenheit erlangen können.

Einfach formuliert kann man dieses Phänomen auch als „Gewöhnungsmechanismus“ bezeichnen. Hierzu gibt es zahlreiche Studien die belegen, dass das Glücksgefühl nach einer Hochzeit ebenso der Gewohnheit weicht, wie die Freude über den neuen Job oder den Lottogewinn.*

Aus meiner Tätigkeit in der Hotellerie kenne ich dieses Thema gut. Es ist mir immer wieder begegnet, wenn wir uns darüber unterhalten haben, wie man einen Kunden positiv überraschen kann. Nicht selten hörte ich kurz darauf: „Wenn ich dem Kunden diesmal XY gewährleiste oder schenke, wird er es das nächste Mal erwarten.“

Auch im Privaten ist das Phänomen bekannt: die Begeisterung über eine Neuanschaffung währt maximal so lange, bis man allen davon erzählt hat. Irgendwann ist der Gegenstand – sei es der Fernseher oder das Handy – in den Alltag integriert und selbstverständlich.

Der atemberaubende neue Urlaubsort erscheint beim zweiten und dritten Besuch in ganz anderem Licht – bestenfalls immer noch schön, das Gefühl des ersten Mals lässt sich so aber oft nicht wiederholen. Letztlich treibt dieses Phänomen unsere Konsumgesellschaft an und ist Futter für die Werbung, die uns täglich sagt, was wir noch alles brauchen, um uns besser und glücklich zu fühlen.

Die hedonistische Anpassung hat zwar auch ihr Gutes, denn sie stellt sich auch bei unangenehmen Ereignissen ein und ermöglicht es uns so, dass wir uns irgendwann damit abfinden oder sie hinnehmen können. Aber können wir vor dem Hintergrund dieses Phänomens dauerhaft glücklich sein?

Diese Frage beschäftigt Glücksforschung und Psychologie gleichermaßen.

Sonja Lyubomirsky, Professorin für Psychologie an der Universität von Kalifornien hat dabei auf Basis ihrer Forschungen gemeinsam mit Kollegen der Universität von Missouri einige Aspekte herausgearbeitet, die zu langfristigem Glück und Zufriedenheit beitragen können. Dreh und Angelpunkt ist das Erleben positiver Emotionen. Entscheidend ist allerdings, woraus wir diese Emotionen generieren.

Und hier ist das Glück weniger im Haben als mehr im Sein und Tun zu finden, in alltäglichen Handlungen, die uns Zufriedenheit schenken können.

Folgende Verhaltensweisen und Einstellungen können zu Deinem Glück beitragen:

  • Gutes tun: anderen Menschen etwas Gutes zu tun macht nachweislich zufriedener. Das geht schon mit kleinen Handlungen im Alltag: auf Reisen jemandem mit dem Koffer helfen, beim Einkaufen jemanden an der Kasse vorlassen, dem Nachbarn etwas ausleihen…
  • Intrinsische Ziele: erstrebenswert sind Ziele, die nicht von äußeren Faktoren (Geld, Anerkennung…) abhängig sind sondern von innen kommen. Z.B. eine Fortbildung oder das Lesen eines bestimmten Buches, um Deine Neugier oder Deinen Wissensdurst zu stillen.
  • Innehalten & Erfolge feiern: oft eilen wir von einem Erlebnis zum nächsten, wir meistern die Tage und Jahre – selten nehmen wir uns Zeit, einmal innezuhalten und uns über das Erreichte und Erlebte zu freuen. Wenn Du Dir regelmäßig Deine Erfolge vergegenwärtigst (und dazu gehören auch „kleine“ Dinge, wie ein erfolgreiches Gespräch oder eine Sporteinheit) und Dich dafür anerkennst, stärkst Du Dein Gefühl für Selbstwirksamkeit – was wiederum Auswirkungen auf Deine Zufriedenheit hat.
  • Dankbarkeit: für Dinge, die gut gelaufen sind, für Dinge, die nicht selbstverständlich sind (Gesundheit, ein Dach über dem Kopf, Frieden, ….) 
  • Abwechslung schaffen: unser Geist liebt Überraschungen und Abwechslung. Auch wenn Du tägliche Routinen hast – versuche mal, etwas anders zu machen. Wähle zum Beispiel einen anderen Weg zur Arbeit, steige eine Haltestelle früher aus und schau Dir die Umgebung an. Oder probiere ab und zu einmal etwas Neues aus – ein neues Gericht oder ein neues Hobby …

Die oben genannten Punkte helfen auch, wenn Du mal einen dieser Tage hast, an denen Du am besten nochmal von vorne anfangen würdest 😉

Kontinuierlich umgesetzt können sie zudem zu mehr und länger anhaltender Zufriedenheit führen.

„Happiness is a marathon, not a sprint.“
Sascha Molitorisz

Stay happy,

Deine Birgit

*Studie des Psychologen Philipp Brickman im Jahr 1978 – Lottogewinner waren 18 Monate nach der freudigen Nachricht keinesfalls glücklicher als jene, die in der Lotterie leer ausgegangen waren.

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