Alter!

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Diese Woche habe ich mir das Thema Alter ausgesucht.

Ist schon spannend – im Laufe der letzten Wochen und Monate bin ich mit verschiedenen Situationen konfrontiert worden, bei denen mir das Thema auf die Füße gefallen ist.

Bis vor kurzem noch Single und verschiedene „Bekannschaften“ machend, habe ich mir die Frage gestellt, warum es eigentlich „Standard“ in unserer Gesellschaft ist, dass der Mann älter ist (sein sollte?) als die Frau?

Bei meinem Bewerbertraining, bei dem ich Menschen verschiedener Altersklassen gegenüber sitze und durch den Bewerbungsprozess helfe, habe ich auch immer wieder Menschen Mitte/Ende 50 vor mir, die nach über 30 Jahren aufgrund von Umstrukturierungen oder Betriebsschließungen auf den Arbeitsmarkt geworfen wurden und nun arge Probleme haben, wieder Fuß zu fassen. Sie sind „zu alt“, „zu teuer“, „nicht mehr belastbar“.
Was ist mit der Arbeitserfahrung, die sie mitbringen?
Haben Sie sich durch ihren loyalen Einsatz, Ihr Engagement und 30 Jahre Weiterentwicklung nicht das höhere Gehalt weiterhin verdient?
Wie sieht es in Bezug auf Belastbarkeit mit der Souveränität und Gelassenheit aus, die sie häufig mitbringen und über die Jahre gewonnen haben? Ist besonnenes, unaufgeregtes Handeln und Reagieren nicht genauso wertvoll wie körperliche Belastbarkeit?
(Hmm, eben fällt mir ein, dass das Thema in der Politik scheinbar anders bewertet wird, wenn wir mal einen Blick auf die Staatsoberhäupter weltweit werfen …)

An dieser Stelle könnte ich weitermachen mit der Erkenntnis, dass es Kulturen gibt, in denen das Alter ganz anders gewertschätzt wird. Aber das würde zu weit führen. Lasst uns in unserer Kultur bleiben.

Da erinnere ich mich dann auch noch an so Sprüche wie „dafür bin ich zu alt“ oder „in Ihrem Alter trägt man solche Farben / lange Haare eigentlich nicht mehr.“

Und ich selbst wurde neulich beim Krafttraining in meinem Sportclub von einem anderen Mitglied gefragt, wie alt ich sei (bewundernd).
Da wurde mir bewußt, dass ich mich heute in allen Aspekten viel jünger, agiler und fitter fühle als in meinen „besten Jahren“.

Ich habe den Eindruck, es hat sich schon viel getan und bin sehr dankbar, dass in unserer westlichen Welt theoretisch alles möglich ist.

Ich kann eine neue Arbeitskraft mit über 60 einstellen.
Ich kann auf’s Alter pfeifen und dem Herzen folgen.
Ich kann meinen Körper auch mit über 40 noch besser in Form bringen, als er das mit Anfang 30 war.
Ich kann beschließen, mit Mitte 50 endlich das Studium zu machen, dass ich schon immer machen wollte oder mit 70 eine eigene Firma gründen.

Für alle  „Normen“ gibt es auch Gegenbeispiele. Wenige.
Aber es werden mehr. 🙂

Wenn es Dir im ein oder anderen Punkt auch so geht wie mir, dass Du merkst, Dich bremst irgendwas – prüfe, ob es tatsächlich DU bist, die/der ein Problem mit dem Alter hat (egal in welchem Zusammenhang) — oder ob Deine Zurückhaltung andere Gründe hat — Sozialisierung, befürchtete  Reaktionen Deinen Umfelds, keine Erfahrungen – höheres Risiko …

Was das Alter betrifft, so kann ich sagen, dass ich Menschen mit 25 getroffen habe, die älter waren, als welche mit über 60. Ich bin Menschen begegnet, die leblos waren – obwohl sie noch gar nicht tot waren.

Und ich habe beschlossen, mich den Menschen zuzuwenden, die sich die Jugend im Herzen bewahrt haben.

Das ist der Standard, die Norm, die ich gerne mitgestalten möchte!
Und Du?

Stay young at heart!

Deine Birgit