Wie redest Du denn mit … Dir?

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Stell Dir folgendes Szenario vor:
Eine guter Freund berichtet Dir von einer wichtigen Präsentation, die er halten musste – und das alles schief gelaufen ist. Er wurde mitten im Vortrag nervös, verlor den Faden und kam total ins Stocken. Die auf ihn gerichteten Blicke der Interessensvertreter im Raum machten das Ganze nicht leichter. Am Ende konnte der nur die Hälfte von dem, was er eigentlich präsentieren wollte, darlegen. Irgendwie hat er es überstanden – aber jetzt ist er am Boden zerstört.

Was ist Deine erste Reaktion?
Was würdest Du Deinem Freund gegenüber empfinden?
Was würdest Du sagen?

Und jetzt stell Dir das selbe Szenario vor – nur diesmal bist Du selbst es, der/die die Präsentation gehalten hat.

Was wäre Deine erste Reaktion?
Was würdest Du über Dich selbst denken?
Wie würdest Du Dich fühlen?
Und vor allem – wie würde sich Dein innerer Dialog anhören, d.h. was würdest Du zu Dir sagen?
Wie unterscheidet sich der Dialog mit Deinem Freund vom Dialog mit Dir selbst?
Und warum?

Sei Dir selbst ein guter Freund

Es ist schon erstaunlich, wie hart und ungnädig wir manchmal mit uns selbst sind. Dabei ist es von erheblicher Bedeutung für unser Glück und unsere Zufriedenheit, wie wir mit uns selbst umgehen. Wenn wir uns selbst keine Wertschätzung entgegenbringen können werden wir sie ständig im Außen suchen – und unsere Mitmenschen damit vor eine unlösbare Aufgabe stellen.
Und Selbst-Wertschätzung ist kein Egoismus. Es ist das einfache, ehrliche Mitgefühl, das wir jedem Menschen, an dem uns etwas liegt, entgegenbringen.
Wie viel liegt Dir an Dir selbst?
Eben dieses Mitgefühl hat die selbe Wirkung auf uns, wenn es uns gelingt, es uns selbst gegenüber aufzubringen. Selbstmitgefühl zu haben bedeutet nicht, alles was man macht oder nicht macht, toll zu finden. Selbstmitgefühl bedeutet, sich mit einer wohlwollenden und vergebenden Haltung zu begegnen – und sich klar zu machen, dass es schlicht und ergreifend menschlich ist, Fehler zu machen. Erst die nicht-verurteilende (und nicht-rechtfertigende) Akzeptanz dessen was geschehen versetzt uns in einen Zustand, der es ermöglicht, aus dem Geschehenen zu lernen und zuversichtlich Pläne für das nächste Mal zu schmieden.

Der innere Dialog – also wie Du mit Dir selbst redest – trägt maßgeblich zu Deiner Stimmung bei und entscheidet, ob Du eine zuversichtlich-wertschätzende Haltung generierst, die Entwicklung und den Glauben an Dich ermöglicht, oder ob Du ums Problem kreist und Dir damit Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten blockierst.

„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“
Ludwig Wittgenstein

Sprache ist dabei ein mächtiger Hebel. Es gibt mittlerweile zahlreiche wissenschaftliche Nachweise dafür, dass unsere Sprache Einfluss darauf hat, wie wir die Welt sehen und denken. Sie beeinflusst unsere Haltung. Vielleicht hast Du schon davon gehört, dass es in manchen Sprachen mehrere Wörter für Schnee gibt oder es in anderen keine Zahlen oder keine Wörter für rechts und links gibt.

Beim Entstehen der Sprache wurde Wahrnehmung in Wörter gefasst. In Kulturen, in denen Schnee eine zentrale Rolle spielt, gibt es mehrere Wörter dafür. Die Wahrnehmung gestaltete die Sprache. Nun, da die Sprache existiert, gestaltet sie die Wahrnehmung und das Weltbild. Wo es mehrere Wörter für Schnee gibt existiert eine differenzierte Betrachtung des Schnees.
Wie wir die Welt in Worte fassen beeinflusst also unsere Wahrnehmung, unsere Gedanken, unsere Emotionen und unsere Haltung.
(Falls Dich das Thema näher interessiert findest Du am Ende dieses Artikels einen Link zu einem interessanten TED Talk darüber, wie Sprache unser Denken und unser Weltbild beeinflusst).

Wenn Du eine positivere Haltung generieren möchtest, beginne damit, Deine Sprache zu verändern. Es geht nicht darum, etwas schön zu reden. Es geht darum, den Fokus Deiner Wahrnehmung auf das zu lenken, was förderlich ist – und Worte dafür zu finden.

Achte heute doch mal darauf, welche inneren Dialoge Du führst.
Vielleicht wirst Du überrascht sein, wieviel Geplapper da in Deinem Kopf vor sich geht. Nachweislich haben wir Menschen 60.000-70.000 Gedanken pro Tag – die meisten unbewußt!
Also höchste Zeit, unserem inneren Plappermäulchen auf die Spur zu kommen und zu schauen, welche Sprache es verwendet.
Sind die Wörter und Formulierungen eher aufbauend oder frustrierend?
Überlege, was Du in den selben Situationen zu einem guten Freund oder einer guten Freundin sagen würdest.
Und dann beginne, Dir selbst dieser gute Freund zu sein.
Und verändere das Wörterbuch Deines inneren Plappermäulchens.

Fühlt sich am Anfang vielleicht ungewohnt an – aber hej, Übung macht den Meister 🙂

Sei gut zu Dir,

Deine Birgit

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