Veränderungen meistern

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Veränderungen können unsere Emotionen ganz schön in Wallung bringen. Vor allem die ungewollten, unerwarteten und auf den ersten Blick ungünstigen.

Was ist das Unangenehme an der Veränderung?

  1. Sie kostet Energie: Veränderung bringt unser etabliertes System zum Einsturz. Unser gesamtes System (Körper & Geist) ist darauf ausgerichtet, uns möglichst „ökonomisch“ durchs Leben zu bringen. D.h. wir suchen – meist unbewusst – nach Lösungen und etablieren Routinen und Gewohnheiten, um mit wenig Aufwand viel Ertrag bringen. So lässt sich Energie sparen, die wir dann für die lebensnotwendigen Krisensituationen einsetzen können.
  2. Sie bringt Ungewissheit: Oft wissen wir zu Beginn einer sich abzeichnenden Veränderung nicht viel über ihren Verlauf oder ihren Ausgang. Manchmal verstehen wir nicht einmal, wie sie entstanden ist oder warum sie nun plötzlich geschieht.
  3. Sie überfordert uns (anfangs): Einhergehend mir der Ungewissheit ist die Sorge, ob wir in der Lage sind, sie zu meistern. Das beutelt uns besonders, wenn wir keine Erfahrungswerte haben, auf die wir zurückgreifen können, also wenn wir eine Veränderung das erste Mal durchleben.

Somit bringt Veränderung alle drei Aspekte ins Wanken, die wir laut dem Konzept der Salutogenese (was uns gesund erhält) für unser Wohlbefinden brauchen: Die Kohärenz aus Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinn.

Emotionale Berg- und Talfahrt

Im Rahmen von Führungskräfteschulungen zum Thema Change Management wird häufig die von Ellisabeth Kübler-Ross* (Schweizer-US-Amerikanische Psychotherapeutin, die sich mit dem Tod und dem Umgang mit Sterbenden, Trauer und Trauerarbeit beschäftigte) etablierte Kurve des emotionalen Erlebens von Menschen in Veränderungen herangezogen.  Kübler-Ross kam zu der Erkenntnis, dass alle Menschen die gleichen emotionalen Phasen durchlaufen, wenn sie sich signifikanten Veränderungen gegenüber sehen. Da wir uns alle seit nunmehr fast zwei Jahren einer signifikanten, globalen Veränderung befinden, die unsere Toleranzsschwelle und Belastungsgrenze kontinuierlich beansprucht und senkt, ist es sehr wahrscheinlich, dass wir auf „kleinere Veränderungen“, die parallel zu der allumfassenden geschehen, empfindlicher und hilfloser reagieren. Unser Bewusstsein darüber, was da „im Kurvenverlauf“ mit uns und in uns geschieht kann uns helfen, nicht in einer Phase steckenzubleiben.
Ist es außerdem nicht beruhigend zu wissen, dass auch das „vorübergehen wird“? 😉

Die Fahrt meistern

Was können wir persönlich für uns in der jeweiligen Phase tun, damit die Veränderung weniger an uns zehrt?

PhaseWas wir fühlenWas hilft
SchockUnser System wird aus der Gewohnheit geschubst! Wir werden aus unserer Komfortzone geschubst; wir fühlen uns überrumpelt, überrascht, vielleicht sogar wie in einer Schock-Starre, wie „im leeren Raum“Nimm Dir Zeit und nimm Deine Emotionen an. (Das gilt auch für alle anderen 6 Phasen!) 
AblehnungWir wollen das nicht! Das stimmt nicht! Das ist Blödsinn! Das betrifft bestimmt nur die anderen, mich nicht; „ich mache einfach so weiter, wollen wir doch mal sehen.“, Leugnen, Ungläubigkeit, VerdrängungJa, Du willst es nicht – aber was wäre, wenn es Dich doch betrifft?
So rein hypothetisch?
Beginne, Fakten zu sammeln.
Was genau verändert sich?
Was ist das Gute im Schlechten?
Welche Chancen liegen in der Veränderung – oder im Meistern des Veränderungsprozesses?
Wie könnte Sie Dein Lehrmeister sein?   Fakten sammeln! Nicht Meinungen.
ErkenntnisSo langsam wird uns klar, wir können das nicht „wegschieben“, es wird kommen oder ist schon da – und ja, wir sind betroffen! So ein Sch … Wir sind wütend und ärgerlich, manchmal auch verzweifelt, dass wir da durch „müssen“ . Unsicherheit macht sich breit.Lass Deine Wut und Deinen Ärger zu – und raus. Aber lass Dich nicht von ihnen beherrschen. Erinnere Dich an Deine Ressourcen: Mit wem könntest Du über das sprechen, was Dich beschäftigt? Vermeide, Leute auszusuchen, die mit Dir Jammern. Suche die, die Du als lösungsorientiert wahrnimmst! Erinnere Dich an Veränderungen in der Vergangenheit, die Du erfolgreich gemeisterst hast!
Annahme, AbschiedWir sehen, dass unsere „alten Muster uns Systeme“ nicht mehr funktionieren. Das war doch so schön! Wie kann so etwas Gutes, Schönes, Etabliertes vorbei sein?? Wir wissen, wir müssen Abschied nehmen, aber es schmerzt so sehr. Wir sind im Tal der Tränen.Nimm Dir Zeit, Erinnerungen an das, was gehen wird, wertzuschätzen. Mach Dir bewußt – auch wenn sich die Dinge verändern, Deine Erinnerungen werden immer bleiben! Lass dann „das Alte“ in Frieden gehen – gerne kannst Du das auch bewußt mit einem „Abschiedsritual“ machen. Dann lass los.
AusprobierenWir beginnen, uns damit abzufinden, dass wir einen neuen Umgang mit der Veränderung brauchen, mit der neuen Situation. Wir öffnen uns neuen Verhaltensweisen und Gedanken und probieren aus, was für uns funktioniert und was nicht. Vorsichtige, erste Schritte, beginnende Zuversicht, dass wir etwas tun können.Suche weiterhin den Austausch! Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie kann man damit umgehen? Was passt für Dich? Was wäre das Schlimmste, was passieren könnte? Was wäre das Beste, was passieren könnte? Was ist die wahrscheinlichste Variante? Was könntest Du folglich tun? Wie damit umgehen?
Was wären hilfreiche Gedanken?
Lernen und WählenUnsere Zuversicht wächst, wir haben verschiedene Erfolgserlebnisse in der neuen Situation und beginnen, uns damit besser zu fühlen. Wir lernen aus unseren Versuchen und wählen bewußt, wie wir damit umgehen wollen.Wie geht es Dir mit Deinen ersten Erfahrungen in der neuen Situation? Womit geht es Dir gut? Was willst Du beibehalten?
IntegrationWir haben die neue Situation angenommen und setzen unseren Umgang damit um. Wir entwickeln neuen Routinen im neuen Setting (in der es sich unser System bis zur nächsten Veränderung wieder gemütlich macht ;-))Freu Dich, Du hast es gemeistert! Und sei Dir bewußt , dass nichts für die Ewigkeit ist 😉

Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft in wesentlich kürzeren Zeitintervallen immer mehr Veränderungen zu wuppen haben.

Möge es uns immer souveräner gelingen!

Eine gute Woche Dir!

Birgit