Emotion oder Intuition?

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Emotionen sind das Herzstück meiner Arbeit, oder anders ausgedrückt: meine Leidenschaft. Mit wachsender Technologisierung und Anonymisierung werden Emotionen eine immer wichtigere Rolle spielen. Für das menschliche Miteinander wird vor allem wichtig, welche Bedeutung wir Emotionen geben und ob es uns gelingt, förderlich mit ihnen umzugehen.  

Gefühle und Emotionen können der Klebstoff sein, der alles zusammenhält, sie ermöglichen Empathie und schaffen Verbindungen. Falsch verstanden und gelenkt können sie aber ebenso alles „verkleben“, unseren Blick fixieren und dazu führen, dass wir in der Vergangenheit haften bleiben.

Gefühle geben uns wichtige Hinweise. Um diese Hinweise förderlich zu nutzen, müssen wir uns ihres Ursprungs bewusst sein und die durch sie entstehende Energie in die richtige Richtung lenken.

Stell Dir Deine Gefühle wie Personen vor, die in verschiedenen Situationen einfach so in Deinem Leben erscheinen und Dir Ratschläge geben. Wie sehr würdest Du jemandem vertrauen, den Du nicht kennst und der einfach „so daher kommt“? Der sich Dir nicht mal vorstellt? Von dem Du nicht weißt, welche Absicht er mit seinem Ratschlag verfolgt?

Mit unseren Gefühlen verfahren wir manchmal genau so. Sie tauchen auf, „ergreifen uns“ und noch bevor uns bewusst ist, wie uns geschieht, glauben wir den Geschichten, die sie uns erzählen und springen auf den Zug auf – der uns dann allerdings nicht immer an ein angenehmen Zielort fährt.

Was kannst Du tun, um Deine Gefühle als unterstützende Kraft an deiner Seite zu haben und zu lernen, welche Hinweise sie Dir geben?

  • Wie heißt Du denn und was willst Du? Begrüße sie und nimm Dir Zeit, sie kennenzulernen.
    Kennst Du Deine Gefühle? Kannst Du sie wahrnehmen, annehmen und beim Namen nennen?  Halte doch mal einen Tag immer wieder kurz inne und spüre in Dich hinein. Was empfindest Du? Achte darauf, dass Du Dein Gefühl in diesem Moment benennst – und nicht Dein Verhalten! Aus „ich will auch mal zu Wort kommen“ wird z.B. „ich fühle mich übergangen“ oder aus „ich will hier raus“ „ich habe Angst“. Zudem kannst Du versuchen zu erkennen, wo in Deinem Körper sich das Gefühl manifestiert. Was passiert z.B. in Deinem Körper wenn Du Dich übergangen fühlst?
    Deine Gefühle wahrnehmen und annehmen ist der erste Schritt, um sie für Dich nutzen zu können.
    Wie groß ist Dein Gefühls-Vokabular? Hast Du für jedes den passenden Namen?
  • Warum bist Du hier? Interessiere Dich für Deine Gefühle.
    Jedes Gefühl hat in der Regel eine Absicht. Meistens die ganz simple, Dein Wohlbefinden herzustellen oder zu erhalten. Vielleicht hilft Dir diese Erkenntnis dabei, auch Gefühlen, die erstmal unangenehm daherkommen, wohlwollend zu begegnen.
  • Wo kommst Du denn her?  – Bleibe neugierig und offen.
    Wo liegt der Ursprung des Gefühls? Kannst Du Muster erkennen? Gibt es Ähnlichkeiten in den Siutationen, die dieselben Gefühle auslösen? Was sagt es über Dich aus, wenn Du z.B. Ärger verspürst, wenn man Dich unterbricht? Es könnte vielleicht sein, dass Du als Kind gelernt hast, dass es unhöflich ist, wenn man andere unterbricht. Daraus kann leicht die Überzeugung entstehen, dass jeder, der Dich unterbricht, unhöflich ist (zumindest ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Du das Verhalten des anderen so interpretieren wirst). Tatsächlich sagt Dein Gefühl aber nur etwas über Dich aus, also darüber, was Du vom Unterbrechen hältst. Nichts aber darüber, warum der andere sich so verhalten hat. (Wusstest Du, dass es manchen Kulturen Interesse am Thema und dem Gegenüber signalisiert, wenn man ihn unterbricht?).

Das Verhalten eines anderen Menschen mir gegenüber sagt immer etwas über ihn aus, nie über mich. Und die Art, wie ich darauf reagiere, also das Gefühl, das dieses Verhalten in mir weckt, hat immer etwas mir mir zu tun und nie mit ihm.“
Safi Nidiaye

Gefühle geben also wichtige Hinweise  – und zwar auf unsere Überzeugungen, Glaubenssätze oder erlernten Muster. Das kann uns dabei helfen, festgefahrene und nicht förderliche Denkmuster und Verhaltensweisen bei uns zu erkennen und langsam aufzulösen (sei geduldig und wohlwollend mit Dir – dauert meist ein Weilchen ;-))

Und hier liegt der Unterschied zur Intuition:

Während Gefühle in den allermeisten Fällen durch unsere innere Reaktion auf äußere Reize (Situationen, Verhalten etc.) hervorgerufen werden, also durch unseren konditionierten Geist entstehen und uns aufwühlen, entsteht Intuition ohne erkennbaren Auslöser. Sie ist ein „keine-Ahnung-woher-ich-das-weiß-Phänomen“ und fühlt sich an wie friedliche Gewissheit. Sie wühlt Dich nicht auf oder ist „gegen etwas“, sie beruhigt. Wenn Du Dich also auf irgendeine Art und Weise „angepiekst“ fühlst ist es nicht Intuition, sondern ein Gefühl.

Um beide Energien positiv für Dich und andere nutzen zu können, betrachte Deine Gefühle als Hinweise, um persönlich zu wachsen und Deine Intuition, so Du von ihr beschenkt wirst, als wertvollen Wegweiser.

Happy feeling!

Deine Birgit

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