Da saß ich in meinem neuen Büro in meiner neuen Position als Personalleiterin und war stolz wie bolle! Ich hatte mir diesen Job mehr als verdient, viel gelernt, vieles zum ersten Mal gemacht – mich durchgebissen, durchgefragt, nie aufgegeben. Offensichtlich zur Zufriedenheit meines Arbeitgebers.
Aber auch ich war zufrieden!
Ich liebte, was ich tat – und konnte davon jetzt noch mehr tun!
Coachings und Trainings mit der Belegschaft, das Organisieren von Mitarbeiterwochen und Feiern. Einstehen für die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Mediator in Konfliktgesprächen und Ansprechpartner für die Auszubildenden.
Ich war glücklich!
Bis ich begann, auch den Lohn zu machen.
Mit dieser Aufgabe hatte ich nun unweigerlich Einblicke in die Gehälter meiner Kolleginnen und Kollegen.
Wow!
Da war er, der Vergleich. Schwarz auf weiß.
Und ich kam dabei nur mittelmäßig weg.
War ich es nicht wert?
War ich doch nicht gut genug?
War ich einfach nicht tough genug gewesen, um zu verhandeln?
Warum hatte man mir nicht mehr angeboten?
Waren die angeblichen Vorgaben der möglichen Gehaltssteigerungen nur Ausreden?
Andere bekamen doch auch mehr!
Hatte mich mein Arbeitgeber „über’s Ohr gehauen“ – und freute sich heimlich, weil er mir mir ein „gutes Preis-Leistungsverhältnis“ ergattert hatte?
Und schwupps war es hinfort, mein Glück.
Und mit ihm die Laune, Motivation und vor allem der Arbeitsfokus.
Es schien so, als wenn alles, was ich an diesem Job liebte plötzlich keine Relevanz mehr hatte. Die Erkenntnis aus dem Vergleich schwebte wie eine schwarze Regenwolke über allem.
…
Tja, der Vergleich. Egal, ob sozial oder finanziell – er ist nachweislich Glückskiller Nr. 1.
Es wird immer jemanden geben, der mehr hat, mehr verdient, dem es „besser“ geht (zumindest dem Anschein nach …).
Daß wir uns vergleichen, geschieht oft aus einem ganz simplen Programm heraus: wir wollen mithalten können und gefallen – kurz, wissen, was es braucht, um dazuzugehören und ein Teil der Gemeinschaft zu sein (Überleben ohne Gemeinschaft war ursprünglich sehr unwahrscheinlich – und ist auch heute noch ziemlich ungesund ;-)) Deshalb orientieren wir uns an der Gemeinschaft. Und gegen eine grundlegende Orientierung zur eigenen Standortbestimmung ist auch nichts einzuwenden.
Kritisch wird es erst, wenn wir keinen eigenen Standort mehr haben, weil wir ständig getrieben werden, das nächste zu erreichen, was wir meinen, das wir brauchen oder das von uns erwartet wird.
Ständiger Vergleich hat zur Folge…
… dass wir nie ankommen. D.h. dauerhafte Zufriedenheit ist nicht möglich.
… dass wir uns wie Getriebene fühlen – fremd- statt selbstbestimmt leben (und das macht auch nachweislich unglücklich!)
… dass wir uns abhängig machen vom Maßstab und der Meinung anderer (und so auch leichter an die „Konsumnadel“ zu hängen sind – und uns in eigene Abhängigkeiten begeben, z.B. finanzielle.)
… dass wir vielleicht einen Punkt erreichen, an dem wir uns wundern, warum wir denn nicht glücklich sind – wir haben doch alles?
Es gibt nur einen Maßstab, der Dich glücklich machen kann – und das ist Dein eigener. Wenn wir den Mut haben, dazu zu stehen, werden wir vielleicht die ein oder andere unangenehme Reaktion ernten – aber die lässt nach. (Mein Lieblingszitat hierzu ist: „In der Zeitung von heute wickelt man morgen Fisch ein.“)
Was aber bleibt, ist das Gefühl, dass Du dir treu bist und Deinen Bedürfnissen Raum gibst.
Und das hält länger als die Schlagzeilen von heute!
An welcher Stelle läßt Du Dich noch vom Vergleich oder äußeren Umständen entgegen Deiner wahren Bedürfnisse beeinflussen?
Wie könntest Du Dir und Deinem Maßstab für ein glückliches Leben näher kommen?
Mögest Du glücklich sein!
Deine Birgit
PS: Das mit meinem Gehalt bin ich in den Folgejahren erfolgreich angegangen. Hätte ich das allerdings mit der frustrierten und feindseligen Haltung gemacht, die ich durch den ersten Vergleich hatte, wäre es sicherlich nicht von Erfolg gekrönt gewesen 🙂