Bist Du es Dir selbst Wert?

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„Wer sich selbst mag, vermag auch andere zu mögen.“
Ernst Ferstl

Was macht dieses Zitat mit Dir?
Würdest Du zustimmen?

Das Thema Selbstliebe zieht sich seit Jahrhunderten durch Wissenschaft und Philosophie. Psychologen sind sich einig, dass Selbstliebe Voraussetzung für eine gute Verbindung zur Welt und zu anderen Menschen ist. Sie ist ein wichtiger Teilaspekt des Selbstwertgefühls und der Selbstwirksamkeit  – beides essentielle Grundlagen für nachhaltige Zufriedenheit.

Spieglein, Spieglein …

Und Du, magst Du Dich selbst?
Mach doch einmal folgendes:

  • Suche Dir einen Spiegel in Deiner Wohnung und stelle Dich davor. Das kann gerne auch ein Ganzkörper-Spiegel sein.
  • Betrachte Dich, schau genau hin, nimm Dir Zeit.
  • Dann sieh Dir in die Augen und sage: „(Dein Vornamen), ich liebe Dich! Du bist wunderbar und liebenswert!“

Und, wie ist es Dir bei dieser Übung ergangen?
Was hast Du gedacht, als Du Dich betrachtet hast?
Sind Dir die Worte leicht über die Lippen gegangen?
Oder gar nicht?

Ich kann Dich beruhigen, Du bist nicht alleine mit diesem seltsamen Gefühl.
Selbstliebe erfreut sich meist keiner großen Beliebtheit. Wer kennt sie nicht, die Sprüche: „Eigenlob stinkt.“ oder „Hochmut kommt vor dem Fall.“
Eigenliebe wird oft gleichgesetzt mit ungesundem Egoismus und sogar Narzissmus.
Allerdings zu Unrecht. Interessanterweise sind die ungesunden Formen des Egoismus und auch der Narzissmus nämlich in einem Mangel an Selbstliebe begründet. Und während diese beiden Eigenschaften sich dadurch auszeichnen, dass sie Deinen Mitmenschen schaden, ist gesunde Selbstliebe eines der größten Geschenke, die Du Deiner Umwelt machen kannst. Denn wer in sich selbst ruht, wer weiß, was er will, der ist klar in seinen Absichten und Bedürfnissen, ohne verkrampft und verbissen darum kämpfen zu müssen. 

Wenn Du einer Person mit gesunder Selbstliebe begegnest, weißt Du, woran Du bist und ein offener, wertschätzender Dialog auf Augenhöhe ist möglich. Es entsteht ein Austausch, der kein Gefühl des „zu kurz Kommens“ hinterläßt. Denn wer sich selbst liebt, hat gelernt, für sich zu sorgen – und nicht andere für sein Wohlbefinden und Glück verantwortlich zu machen.

„Wer aber leicht werden will und ein Vogel, der muß sich selber lieben.“
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)

Das Maß an Selbstliebe und Wertschätzung, die Du Dir entgegenbringst, wirkt sich positiv auf Deine Zufriedenheit in verschiedenen Lebensbereiche aus:

  • Deine Arbeit: gesunde Selbstliebe hilft Dir dabei, eine Arbeit zu finden, die zu Dir passt und Dich erfüllt – aber auch, rechtzeitig Grenzen zu setzen, um kontinuierliche Be- und Überlastung zu vermeiden,
  • Deine Beziehungen: egal ob Freunde, Familie oder Partnerschaft – wenn Du Dich selbst wertschätzt, wird es Dir leichter fallen, Beziehungen zu erkennen, zu wählen und zu führen, die geprägt sind von gegenseitigem Respekt, Inspiration und einer beflügelnder Energie. Du wirst Beziehungen suchen und kultivieren, in denen man sich gegenseitig bereichert – anstatt ergänzt.
  • Deine Gesundheit und Deinen Lebensstil: Wenn Du es Dir wert bist, wirst Du automatisch und ohne schlechtes Gewissen Zeit für Dich und Dein Wohlbefinden einplanen. Diese Termine werden gleichberechtigt neben Deinen Pflichten in Deinem Kalender stehen.

Kleiner Selbst-Check: wie ist es um Deine Selbst-Liebe bestellt?

Ließ Dir die folgenden Aussagen durch und notiere, wie viele davon auf Dich zutreffen:

  • Manchmal habe ich das Gefühl, für alle da zu sein – aber keinen interessiert es, wie es mir geht.
  • Es fällt mir oft schwer, Entscheidungen zu treffen, weil ich immer nach eine Lösung suche, die alle Seiten zufrieden stellt.
  • Ich halte mich oft zurück, weil ich das Gefühl habe, dass das, was ich denke oder zu sagen habe, anderen missfallen könnte.
  • Bei der Arbeit gebe ich stets 110% – aber ich scheine die/der einzige zu sein, der sieht wieviel ich leiste.
  • Um im Leben und bei der Arbeit wirklich voran zu kommen, muss man sich nur genug anstrengen – „nur die Harten kommen in den Garten“.
  • Ich muss Erwartungen erfüllen, um geliebt und anerkannt zu werden.
  • Ich kann schlecht mir mir alleine sein (brauche Ablenkung und Rückmeldung, z.B. durch Social Media).
  • „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ – Zeit für Sport und Entspannung und mich nehme ich mir, wenn alle Pflichten erfüllt sind.
  • Lieber eine komplizierte Beziehung, als alleine sein.
  • Für mich alleine zu kochen, lohnt sich nicht.
  • Süßigkeiten und Alkohol sind ein gutes Trostpflaster.
  • Ich habe oft das Gefühl, es „nie recht machen zu können“.
  • Wenn jemand meine Hilfe braucht, bin ich ausnahmslos für ihn/sie da – auch wenn es mir selbst gerade nicht so gut geht.
  • Ich helfe oft ungefragt – finde es aber enttäuschend, wenn der/die andere nicht sieht, dass ich es gut mit ihm/ihr meine oder meine Ratschläge nicht befolgt.
  • Ich muss mich total zurückziehen (räumlich und/oder emotional), um mich um mich selbst zu kümmern.
  • Ich habe oft das Gefühl, ausgenutzt zu werden.
  • Wenn mir mal etwas nicht gelingt, gehe ich sehr hart mir mir ins Gericht (negative Selbstgespräche etc.)
  • In der vergangenen Woche habe ich mir fast keine Zeit für mein Wohlbefinden genommen (z.B. entspannen, Aktivitäten, die mich glücklich machen)
  • Im vergangenen Monat habe ich mich mit vielen Personen getroffen, weil ich das Gefühl hatte, dass man das von mir erwartet – auch wenn die Treffen mich am Ende „leer und energielos“ zurückgelassen haben.
  • Ich habe kein Problem damit, zu sagen, was ich denke und mir zu nehmen, was ich brauche – auch wenn ich andere damit verletze.
  • Es fühlt sich oft so an, als wenn „ich gelebt werde“, anstatt die Zügel selbst in der Hand zu haben.

Jede Aussage trifft wahrscheinlich einzeln auf jeden von uns irgendwann mal zu. Ausnahmen bestätigen die Regel. Wenn Du Dich aber in den meisten Aussagen wiedererkennst und diese auch die meiste Zeit auf Dich zutreffen, solltest Du der Entwicklung Deiner Selbstliebe etwas mehr Zeit schenken.

Denn wenn Du Liebe und Anerkennung nicht in Dir selbst findest, wirst Du sie im Außen suchen, d.h. Du überläßt anderen Menschen, darüber zu urteilen, was Dich wertvoll, liebenswert, erfolgreich macht. Du definierst Dich über die Erwartungshaltung anderer und wirst so zum „Spielball“ des Lebens.

Wer bestimmt Deine Bedürfnisse?
Wer definiert Deine Grenzen?
Und wer treibt Dich über diese Grenzen hinaus an?
Du selbst – oder andere?

Es gibt so viele Meinungen, wie Menschen. Und jeder „meint es gut mit Dir“. Wenn es Dir nicht gelingt, es selbst gut mir Dir zu meinen, wirst Du Dich unverstanden, ungeliebt, ausgelaugt, unsicher und enttäuscht fühlen.
Und in diesem bedürftigen Zustand bist Du weder Dir noch anderen eine Hilfe.

Drei Schlüsselelemente der Selbstliebe

Wie wäre es, wenn Du dieses Jahr zum Jahr der Selbstliebe ausrufst?

Wenn Du Interesse daran hast, Deinen Selbstwert zu steigern, dann schau Dir doch folgende drei Aspekte mal genauer an:

  • Deine Bedürfnisse: kennst Du Deine Bedürfnisse und kannst Du sie formulieren? Stehst Du hinter Dir und Deinen Bedürfnissen?
  • Dein innerer Kritiker: wie redest Du mit Dir selbst?
  • Deine Glaubenssätze: hast Du Glaubenssätze, die Dich davon abhalten, für Dich einzustehen? Oder innere Antreiber, die dazu führen, dass Du immer „hinten anstehst“?

Sei gut zu Dir und gib auf Dich acht!
Du bist wundervoll und liebenswert.

Deine Birgit

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