7 Trainingsschritte für Deinen Resilienzmuskel

Foto: Pixabay

Neulich habe ich mir meine Laufschuhe angezogen und bin losgelaufen – obwohl es leicht geregnet hat. Auf der Strecke wurde der Regen dann stärker und der Wind blies von vorne. Und obwohl mir das Wasser mein Gesicht runterlief, passierte etwas mit mir während dieses Laufs und ich musste schließlich lächeln. Ich merkte, wie ich aus meiner Komfortzone lief und – dass es mir Spaß machte. Ich fühlte mich lebendig, pur, war voll im Moment.

Ja, es geht um Lebendigkeit. Darum, sich im übertragenen Sinne mal in den Regen – oder den Wind – zu stellen. Um ins Spüren zu kommen, ins Hier und Jetzt.
Und es geht darum, wie genau das Deine Resilienz steigern kann.

Zugegeben, wenn wir dieses Jahr mit einer Großwetterlage vergleichen, könnte man sagen, dass wir bisher ganz schön im Regen standen und jegliche Vorhersagen ungefähr genauso zuverlässig sind und waren wie der Wetterbericht 😉
Für so eine Situation gibt es nicht das passende Übungs-Pendant.

Aber es ist ein bisschen wie beim Marathon Training. Das geschieht auch in kleinen, intensiven Lauf-Etappen, die aber alle kürzer sind als 43 km.
Wie wir unbequeme Situationen verkraften und damit umgehen hängt davon ab, ob wir Unbequemes gewohnt sind. Widerstandskraft und Durchhaltevermögen erlangst Du nicht, wenn Du Dich schonst oder immer nur den Weg des geringsten Widerstandes wählst.

Unsere Resilienz ist wie ein Aushhaltemuskel. Er lässt sich trainieren – und es empfiehlt sich, das kontinuierlich zu tun, um stark genug zu sein, wenn es darauf ankommt.

Die Trainingsschritte für Deinen Resilienz-Muskel sind immer dieselben – egal ob freiwillig oder unfreiwillig:

  1. Wahrnehmen – Du merkst, dass Dich etwas stresst oder unangenehme Gedanken und Gefühle in Dir auslöst. Du erkennst sozusagen einen Trigger und gleichzeitig einen Bereich, in dem Du mehr Resilienz brauchen könntest. Bleiben wir bei meinem Lauf. Als der Regen zunahm und ich immer nasser wurde, dachte ich „Och nee, ne!“ Außerdem bemerkte ich, wie mein Schritt schneller wurde.
  2. Annehmen – Annehmen bedeutet, die Erkenntnis über Deinen Trigger zu akzeptieren. „Ok, ich bin es nicht gewohnt, im Regen zu laufen“ oder „Ich mag es nicht, mit nassen Füßen zu laufen.“
  3. Aushalten – Es geht kein Weg drumrum – nur mittendurch. Besonders in Situationen, die wir uns nicht aussuchen können heißt es jetzt simpel und ergreifend: „Aushalten, Mund halten, durchhalten.“ 
  4. Anpassen – Anpassen kann beim Aushalten helfen und sowohl das Verhalten als auch die Gedanken betreffen. Kannst Du in der unangenehmen Situation etwas anders machen, um sie Dir zu erleichtern? Welche Gedanken wären jetzt hilfreich? Worauf sollte sich Dein Fokus richten, damit es Dir besser geht? „Ein Schritt nach dem anderen – einfach weiter!“ – oder „Haha, andere gehen zur Kosmetikerin und lassen sich die Haut benetzen, damit sie frischer aussieht. Ich hab das hier inklusive :-).“ oder „Oh, was freue ich mich auf die warme Dusche und einen Tee danach.“
  5. Regenerieren – Ohne Frage – Aushalten und Anpassen kosten Energie. Deshalb ist es wichtig, Dir nach einer solchen Belastung eine Phase der Regeneration zu gönnen. Dein Resilienz-Muskel wächst in der Ruhephase – so wie jeder andere Muskel auch. Ich habe besonders genussvoll geduscht und mir schöne Musik zum Tee danach aufgelegt.
  6. Lernen – Reflektionsphase, wenn die Situation vorüber ist. Wie schwer ist Dir das Aushalten gefallen? Welche Anpassungsstrategien haben besonders gut gewirkt? Was kannst Du daraus für’s nächste Mal lernen? Mir hat besonders das Verändern meiner Gedanken geholfen – und sogar das Lächeln auf die Lippen geholt (war bei dem Gedanken mit der Kosmetikerin ;-)) Außerdem ging es mir direkt danach und auch ein paar Tage später super. Keine Erkältung. Erkenntnis: Laufen im Regen ist cool und ich kann das!
  7. Verändern – Setze Deine Erkenntnisse in die Tat um. Was machst Du beim nächsten mal (anders)? Ich werde wieder bei Regen laufen gehen und habe mir ein Regenjacke besorgt. Ich freue mich schon wieder auf das lebendige Gefühl!

Besonders spannend war für mich, dass ich alleine durch meine veränderte Haltung zu der Situation gleich zweierlei profitierte: ich fühlte mich lebendig und glücklich – und ich habe mein Aushalten trainiert und mich zudem noch in meinem Laufplan zukünftig vom Wetter unabhängig gemacht.

Wann hast Du Dich das letzte Mal im Annehmen und Aushalten geübt?
Hast freiwillig die unangenehmere Option gewählt?
Oder bist bewusst in einer unangenehmen Situation geblieben und hast sie zu Deinem Lehrer gemacht?

Wie und wo könntest Du Dich in der kommenden Woche mal bewußt „in den Wind“ stellen um Deinen Resilienz-Muskel zu trainieren?

Laß den Schirm zuhause und tauche ein ins Leben!

Deine Birgit

Schreibe einen Kommentar