Der Mensch ist ein soziales Wesen. Auch wenn Du Dich vielleicht manchmal nach ruhigen Momenten sehnst, in denen Du für Dich alleine sein kannst – wir brauchen den Kontakt zu anderen Menschen, den Austausch, das Zugehörigkeitsgefühl, ein Gefühl der Bindung.
Gerade deshalb sind die letzten Wochen und Monate auch aus psychologischer Sicht eine große Herausforderung.
Nicht nur, weil wir Abstand halten müssen und durch die Masken nur noch einen Bruchteil der vielsagenden Mimik des anderen wahrnehmen können, sondern auch, weil für manche im Homeoffice schnell ein Gefühl des sozialen Abgekoppelt-Seins aufkommen kann. Wer dann noch durch Kurzarbeit das Gefühl, einen Beitrag zu leisten, entzogen bekommen hat und alleine zuhause ist, sollte darauf achten, nicht in ein Fahrwasser zu geraten, in dem sich Alleinesein plötzlich in das Gefühl der Einsamkeit verwandelt.
Die folgenden Punkte können Dir dabei helfen, trotz widriger Umstände die Zuversicht und das seelische Wohlbefinden zu wahren:
- Geregelter Tagesablauf: Für viele ist nichts mehr so, wie es einmal war; es wird in geringerem Umfang gearbeitet – oder die Arbeit ist vorübergehend weggefallen oder muss an einem anderen Ort erledigt werden. Was auch immer sich geändert hat, versuche einen geregelten Tagesablauf zu wahren. Routinen geben unserer Seele Halt und Sicherheit – und kompensieren den Umstand der vielen anderen Unwägbarkeiten. Solltest Du aktuell in 100% Kurzarbeit sein, stehe dennoch zur selben Zeit auf und starte wie gewohnt in den Tag. So schön der Gedanke auch erst einmal sein mag, in den Tag zu leben, vermeide es, zu „versumpfen“. Selbst im Homeoffice hat sich mittlerweile ein Trend durchgesetzt, der dem Hirn die Signale für „Arbeitsstart“ und „Feierabend“ vermitteln soll: das Fake Commuting. Manche Homeoffice ArbeiterInnen gehen morgens wie gewohnt aus dem Haus – als ob sie zur Arbeit gehen, und kehren dann nach einer Runde um den Block an ihren Arbeitsplatz (Zuhause) zurück. So gelingt es auch leichter, vom Arbeits- in den Privatmodus zu wechseln.
- Tagesplan und bewusster Start: Auch ohne oder mit reduzierter Arbeit: mache Dir einen Tagesplan mit den wichtigsten Aufgaben, die Du erledigen möchtest. Da gibt es sicherlich vieles, was Du schon immer mal machen wolltest: die Fortbildung, den Garten pflegen, die Sport-Einheit, Reparaturen im Haushalt … Aufgaben erfolgreich zu erledigen gibt uns das befriedigende Gefühl des Beitrags und der Selbstwirksamkeit. Und dann …
- Mache Dir Deine Erfolge bewusst: wenn Du eine Aufgabe erledigt hast, mache eine kurze Zäsur, bevor Du Dich an die nächste machst. Und blicke am Abend zurück auf den Tag und notiere, was Du alles erledigt hast.
- Gesunder Lebensstil: Achte auf ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und Deine tägliche Bewegungseinheit. Ein ausgeglichener und gesunder Körper ist eine gute Ressource, wenn Dein Geist aus dem Gleichgewicht kommt (was er seltener tut, wenn wir körperlich ausgeglichen sind).
- Tu Dir Gutes: Mach es Dir schön, lass Dir z.B. ein Bad ein, lies in aller Ruhe in Deinem Lieblingsbuch, handwerke oder beschäftige Dich mit etwas anderem, dass Dir Kraft und Freude bringt. Dazu gehört auch, dass Du es Dir Wert bist, Dir mit Freude und Sorgfalt regelmäßige Mahlzeiten zuzubereiten.
- Fünfe-grad-sein-lassen-Tag: Ja, Du darfst ihn Dir gönnen – ab und an einen Tag, an dem Du „die Zügel schleifen lassen kannst“. Lange im Bett bleiben, Binge Watching Deiner Lieblingsserie, Couching, Pizza in Ofen schieben — wie auch immer es für Dich aussieht. Lass mal los.
- In Kontakt bleiben: auch wenn wir es für einen schlechten Ersatz halten – aber Telefonate und Video-Calls sind immer noch besser als kein Kontakt! Also verabrede Dich doch mal zum virtuellen Kaffee oder eine gemeinsamen Gläschen Wein über Zoom oder Skype. Bis es wieder unbeschwert persönlich möglich ist, ist das eine gute Variante, um sich „risikofrei“ zu sehen.
Pass auf Dich auf und sei gut zu Dir! Du hast Dich – und Du bist wunderbar!
Bleib gesund,
Deine Birgit