Der Resilienz auf der Spur: Optimismus – Teil 1

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Optimismus ist ein wichtiger Bestandteil der Resilienz – und einer, der sehr oft missverstanden wird.
Was kommt Dir beim Wort „Optimismus“ in den Sinn?
Rosarote Brille?
Naivität?
Alles schönreden?
Oder sogar der Spruch: „Ein Pessimist ein Optimist mit Erfahrung“?

Genau betrachtet hat Optimismus gar nichts mit mangelndem Realitätssinn zu tun – im Gegenteil. Optimisten stellen sich Herausforderungen nachweislich pro-aktiver, auch, weil sie einen besseren Blick für – und Fokus auf – die Aspekte haben, die sie beeinflussen können und der Zukunft so zuversichtlicher entgegenblicken.
Zuversicht ist ein entscheidender Aspekt der Resilienz. Sie ist sozusagen der Motor, der uns das Aushalten und Durchhalten von Unwägbarkeiten ermöglicht.

Wodurch unterscheiden sich Optimisten?

Studien (Quellen und Refenzen am Ende des Artikels) zufolge unterscheiden sich optimistischere Menschen in drei Aspekten von Menschen mit einer weniger positiven Haltung:

  1. Wahrnehmung – Optimisten sind besser darin,
    • Probleme wahrzunehmen und zu identifizieren (Reality Check)
    • schwierige Situationen als eine Herausforderung zu sehen – und nicht als eine Bedrohung
    • einen Blick dafür zu haben, worauf sie Einfluss nehmen können
    • Aspekte zu akzeptieren, auf die sie keinen Einfluss haben
  2. Verhalten – Optimisten neigen eher dazu,
    • schwierige Situationen aktiv anzugehen, um sie zu meistern – anstatt sich verharrend oder vermeidend zu verhalten
    • sich Informationen einzuholen, um ein möglichst ausgewogenes Bild von Situationen zu bekommen
    • um Hilfe zu bitten
    • ins Handeln zu kommen
    • sich regelmäßig gesund zu bewegen
    • sich gesünder zu ernähren
  3. Emotionen – Optimisten haben
    • insgesamt mehr positive Emotionen
    • einen gesunden Humor, den sie auch dazu nutzen, schwierige Situationen besser zu meistern

Wie machen sie das bloß?

Das Herzstück des Optimismus ist die Art und Weise, wie wir Situationen bewerten und einschätzen. Dabei gibt es zum einen den grundsätzlichen Blick auf die Menschen und die Welt („Am Ende wird alles gut – und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“ // „Menschen sind grundsätzlich gut.“ …). Zum anderen geht es darum, was wir über negative Erlebnisse in der Vergangenheit und über die Zukunft denken, also wie wir uns erklären, was passiert ist oder was passieren könnte. Die zwei Hebel sind hier:

  1. Dinge persönlich nehmen (Pessimist) – oder nicht (Optimist).
  2. Verallgemeinern (Pessimist) – oder Differenzieren (Optmist).

Ein Beispiel hierzu:

Stell Dir vor, Du bist auf Jobsuche und hast Dich für eine sehr attraktive Position in einem tollen Unternehmen beworben. Nach einiger Zeit erhältst Du eine Absage.

Die Erklärungen eines Optimisten für diese Absage unterscheiden sich wie folgt von denen des Pessimisten:

OptimistPessimist 
„Wahrscheinlich passte da etwas von Seiten des Unternehmens nicht.“„Ich bin einfach nicht gut genug.“Persönlich nehmen
„Sicher gibt es einen noch passenderen Job für mich.“„Ich werde nie einen Job finden.“Verallgemeinerung Situation – Beständigkeit
„Es hat einfach nur bei diesem Unternehmen nicht geklappt.“„Wahrscheinlich will kein Unternehmen jemanden wie mich.“Verallgemeinerung des Themas Ablehnung

Vielleicht merkst Du schon, wozu Du eher neigst. Und ja, besonders bei diesem Thema mögen die Umstände gerade herausfordernd sein. Aber umso wichtiger ist es, die Zuversicht zu wahren, um weiter machen zu können.
Und die gute Nachricht ist: optimistische Denkmuster lassen sich trainieren!
Es ist möglich, Deinen weniger produktiven Interpretationen auf die Spur kommen und sie in effektivere umzuwandeln.  Und das lohnt sich!

Wer seinen Denkstil positiv zu beeinflussen weiß:

  • kann besser mit Stress umgehen
  • erfährt mehr soziale Unterstützung von Freunden, Familie und Kollegen – denn Menschen umgeben sich lieber mit Menschen, die eine positive Energie ausstrahlen
  • führt glücklichere Beziehungen
  • hat ein besseres emotionales und mentales Wohlbefinden
  • ist zufriedener und glücklicher mit seinem Leben
  • ist weniger gefährdet, depressive Symptome zu entwickeln
  • hat ein stabileres Immunsystem
  • reduziert sein Herzinfarktrisiko
  • lebt länger
  • ist erfolgreicher im Job
  • agiert souveräner unter Druck

Wie genau Du Deinen Optimismus Muskel und Deine Denkmuster trainieren kannst, was sogenannte Denkfallen damit zu tun haben und ein Beispiel aus dem echten Leben, das tatsächlich mit Bewerbungen zu tun hat, erfährst Du im nächsten Artikel.

Denn:
Ein Optimist ist ein Pessimist der gelernt hat, seine Gedanken für und nicht gegen sich zu nutzen.

Optimismus rocks!

Deine Birgit

Quellen und Referenzen:

Seligman, Reivich, Jaycox, and Gillham (2007.) The Optimistic Child: A Proven Program to Safeguard Children Against Depression and Build Lifelong Resilience

Aspinwall L.G., Richter, L. & Hoffman,III, R.R. (2001). Understanding how optimism works: An examination of optimists’ adaptive moderation in belief and behavior. In E.C.Chang (Ed.) Optimism & pessimism: Implications for theory, research, and practice (217-238.) Washington, DC: American Psychological Association.

Peterson and Steen. Optimistic Explanatory Style Chapter 29, Oxford Handbook of Positive Psychology, Edition 2 (2011.)

Seligman (2006) Learned Optimism

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