Was ist eigentlich Glück?

Foto: Pixabay JillWellington

Heute möchte ich Dir einleitend zwei Fragen stellen:

Stell Dir vor, eine gute Fee erscheint und Du hast drei Wünsche frei. Was würdest Du Dir wünschen? (Wenn Du magst, schreib es Dir gerne auf)

  1. _______________________
  2. _______________________
  3. _______________________

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Und nun zu Frage Nummer zwei:

Würdest Du sagen, dass Glück und Zufriedenheit wichtige Ziele in Deinem Leben sind?

Wenn Du die zweite Frage mit Ja beantwortet hast, dann schau noch einmal auf Deine Liste aus Frage eins. Sind Glück und Zufriedenheit als Wunsch dabei?

Falls nicht, mach Dir keine Gedanken. Du bist nicht alleine. Während seiner Studien zum Thema „Glück und Zufriedenheit“ hat Prof. Raj Raghunathan die Feen-Frage zigfach gestellt – und selten bis gar nicht war das Glück direkt bei den drei genannten Wünschen dabei. Was die Frage aufwirft, warum dem so ist. Wenn wir glücklich und zufrieden sein wollen, warum wünschen wir es uns dann nicht direkt?

Weitere Nachforschungen und Studien haben mehrere Gründe hervorgebracht. Die folgenden beiden sind meine Favoriten – und vielleicht erkennst Du Dich ja wieder?

  1. Der Geläufigkeits-Effekt: Wir räumen dem Glück eine geringere Priorität ein, weil wir keine genaue Vorstellung davon haben, was Glück für uns bedeutet. Uns fehlt schlicht und ergreifend eine griffige Definition. Warum sollte ich mir von einer Fee etwas wünschen, wenn ich gar nicht weiß, das genau das dann ist? Und weil unser Hirn Dinge beiseite schiebt oder sie als nicht so wichtig erachtet, wenn sie abstrakt, nicht ganz klar oder für uns irgendwie unverständlich sind (= Geläufigkeitseffekt), tritt das Glück in den Hintergrund. Was zu diffus ist, dem wird weniger Aufmerksamkeit gewidmet – und es entgleitet uns leichter (ein bisschen wie Sprühnebel aus einem Zerstäuber). Weil unsere Vorstellung vom Glück selbst nicht konkret genug ist, widmen wir unsere Aufmerksamkeit lieber den Dingen, von denen wir glauben, dass sie uns glücklich machen – was uns zu Grund zwei bringt:
  2. Maximierung der Mittel: Wir nennen der Fee Dinge, von denen wir glauben, dass sie uns glücklich machen.  Schau nochmal auf Deine Liste: würdest Du sagen, dass a) b) c) glücklich macht? Manchmal finden sich hier Wünsche wie „viel Geld“ oder „ein schönes Haus“. Aber wozu wünscht Du Dir das? Was hoffst Du, dass sich dann einstellt, wenn Du es besitzt. Welcher Wert, welches Gefühl steckt dahinter? Die Herausforderung hier ist: manchmal fokussieren wir uns so sehr auf das Erreichen dieser „Mittel zum Glück“, dass wir das, was uns eigentlich glücklich macht, aus den Augen vernachlässigen. Die Folge: wir besitzen mehr aber sind weniger — und machen uns auf die Suche nach dem nächsten „Mittel“, in der Hoffnung, dadurch unser Glück zu finden. Manchmal opfern wir sogar gerade glücklich machende Aspekte (Zeit mit Freunden und Familie) in unserem Leben für die Erreichung von etwas, von dem wir denken, dass es uns glücklich macht (Überstunden in Job = Beförderung = mehr Geld). Hierzu eine kleine Geschichte: Ein reicher Banker macht Urlaub in einem kleinen mexikanischen Fischerdorf. Eines Tages kommt er am Hafen mit einem Fischer ins Gespräch. Der Banker erkennt schnell, dass der Fischer ziemlich gerissen ist und einen guten Investmentbanker abgeben würde. »Wissen Sie«, sagt der Banker irgendwann, »Sie sind wirklich intelligent. Ich wette, Sie könnten als Investmentbanker an der Wall Street ziemlich erfolgreich sein.« »Aber warum sollte ich als Investmentbanker arbeiten wollen?«, fragt der Fischer. »Weil Sie dort ein Schweinegeld verdienen könnten«, gibt der Banker zurück und lässt demonstrativ seine Rolex aufblitzen. »Und dann?«, will der Fischer mit Unschuldsmiene wissen. »Was würde ich mit all dem Geld anstellen?« »Na, Sie könnten sich früher zur Ruhe setzen!«, antwortet der Banker begeistert. »Und wer weiß, wenn alles gut läuft, könnten Sie sogar darüber nachdenken, sich in einem kleinen Fischerdorf wie diesem hier niederzulassen und nichts anderes mehr tun, als den ganzen Tag zu fischen!« »Aber …«, hebt der Fischer an, doch er brauchte seinen Satz nicht mehr zu vollenden. Der Banker erkennt, dass der Fischer seinen Traum bereits lebt.*

Zurück zur zweiten Eingangsfrage: wenn Du diese mit JA beantwortet hast, fang‘ doch mal mit den folgenden beiden Schritten an, um Deinem Glück auf die Spur zu kommen:

  1. Finde Deine Definition von Glück. Was willst Du mit den 3 Wünschen wirklich erreichen? In welchen Situationen warst Du zum letzten Mal so richtig glücklich? Wie fühlte sich das an? Notiere Dir Deine Glücksdefinition.
  2. Wenn Du vor Entscheidungen stehst, rufe Dir diese Definition ins Bewusstsein und überlege, welche der Entscheidungen wohl eher die mit dem Glück verbundenen Gefühle auslösen oder Dich ihnen näher bringen.

Choose Happiness!

Eine glückliche Woche Dir,

Birgit

*Raghunathan, Raj. Klug, erfolgreich, und trotzdem unglücklich: Wie intelligente Menschen Zufriedenheit finden (German Edition) (S.56-57). Goldmann Verlag. Kindle-Version.

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