Innere Veränderung – die Gefahr des zu schnellen oder ausbleibenden Erfolges

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Eines der größten Erfolgsgeheimnisse für die Zielerreichung und das Ändern von Gewohnheiten ist Kontinuität,  also Dranbleiben. Leichter gesagt, als getan. Die Artikel der letzten Wochen haben bereits einige Hindernisse aufgezeigt, die dazu führen können, dass wir die gewünschte Veränderung nicht angehen oder auf halber Strecke die Lust verlieren.

Dieser Liste möchte ich heute noch zwei weitere Aspekte hinzufügen:
Schnelle erste Erfolge und ausbleibende erste Erfolge.

  1. Die Gefahr des zu schnellen Erfolges:
    Wenn wir die Veränderung angehen und sich schon nach kurzer Zeit die ersten Erfolge einstellen, kann das sehr motivierend sein. Es kann aber auch dazu führen,  dass wir denken: „Och, wenn das so leicht ist,  kann ich ja langsam machen. Lässt sich ja schnell wieder herstellen.“ Dann beginnen wir, unser Vorhaben nicht mehr ernst genug zu nehmen, werden nachlässig – es rutscht auf der Prioritätenliste nach unten und…auf lange Sicht verlieren wir es wieder aus den Augen. Es war nur ein Strohfeuer. Tatsächlich kommen wir in diesem Fall nicht mal bis zum Härtetest – dass ist die Phase,  in der weitere Erfolge länger brauchen und schwerer zu erreichen sind. Manchmal werden wir sogar zurückgeworfen. Im Sport nennt man das die Plateauphase.  An diesem Punkt zeigt sich, ob wir wirklich wollen – nämlich,  wenn wir trotz Stillstand und Rückschritten dran bleiben. Dazu müssen wir aber auch nach den ersten Erfolgen weitermachen.  Außerdem lohnt es sich bei allzu schnellen Erfolgen mal zu überprüfen,  ob wir es uns vielleicht zu einfach gemacht haben? Ginge da noch mehr? Sind wir mit den Anforderungen knapp über unserer Kompetenz eingestiegen? Wenn nicht,  gerne noch eine Schippe drauflegen 😉
  2. Die Gefahr des ausbleibenden ersten Erfolges: 
    Auch das kann passieren. Wir sind ganz stolz, dass wir begonnen haben, die neue Gewohnheit in unser Leben zu integrieren aber nüscht passiert. Schnell kommt es dann zu einem „das bringt ja eh nix.“ Ernsthaft? In den allermeisten Fällen ist noch nix passiert, weil wir noch nicht lange genug am Ball geblieben sind. Wie lange bist Du schon dabei? Geduld! Eine Gewohnheit, die wir mehrere Jahrzehnte kultiviert haben lässt sich schwer in zwei Wochen ändern! Ich kenne das mit der Ungeduld gut. Als ich meine Motorradführerschein frisch gemacht hatte und mit einer Gruppe von Menschen auf Tour war, die allesamt schon über 20 Jahre Fahrerfahrung hatten, wollte ich am liebsten sofort genauso schnell und souverän fahren. Und wurde ungeduldig mit mir. Die Ungeduld kann dazu führen, dass wir uns überfordern, zu viel auf einmal wollen und dann aufhören, weil es uns nicht gut tut.  Also, bleib geduldig aber konsequent dran und beobachte weiter, was es mit Dir macht.

Was auch immer Du verändern willst – ich wünsche Dir Geduld, Durchhaltevermögen und das richtige Maß an Herausforderung. Dann kommt der Rest von selbst!

Sei gut zu Dir!

Deine Birgit

Innere Veränderung – das morgen-Phänomen

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Vielleicht kennst Du den Witz:

Kommt ein Gast in eine Kneipe und bestellt sich ein Bier. Während er den ersten Schluck trinkt, geht sein Blick an die Wand hinter dem Tresen und er entdeckt ein Schild auf dem steht: „Morgen gibt’s Freibier.“ Ein Lächeln und Freude über ein kostenloses Bier macht sich breit und der Gast beschließt, am nächsten Tag wiederzukommen. Am Tresen angekommen, sieht er das Schild und ihm wird klar …

Steht das nicht sinnbildlich auch für neue Gewohnheiten, die wir etablieren wollen?

Morgen achte ich auf meinen Zuckerkonsum. Morgen mache ich Sport. Morgen rauche ich weniger. Morgen rufe ich mal wieder eine Freundin/einen Freund an. Morgen gehe ich rechtzeitig ins Bett …
Und so kann es passieren, das nix passiert. Weil wir dem morgen-Phänomen aufgesessen sind.

Schlimmer noch, als die Tatsache, das wir nichts ändern ist aber, dass wir vor unserem inneren Elefanten, unserem Unterbewußtsein – also auch uns selbst – die Glaubwürdigkeit verlieren.
Stell Dir vor, ein guter Freund sagt Dir etwas zu – z.B. mit Dir einmal die Woche Laufen zu gehen. Und in Woche 1 sagt er ab – „aber nächste Woche ist es fest eingeplant.“ Woche 2 zieht ins Land, und Du erhältst wiederum eine Absage, mit dem Zusatz, dass es ihm leid tut. Woche 3 geschieht genau das selbe. Für wie wahrscheinlich hälst Du es, dass das was wird?

Nichts anderes machst Du mit Dir selbst, wenn Du Dinge, Dir wichtig sind, immer wieder aufschiebst. Irgendwann steht Dein Vorhaben nur noch symbolisch im Kalender oder auf Deiner To Do Liste – und Dein Elefant zuckt dabei nicht einmal mehr, geschweige denn, dass er irgendwie in Wallung kommt. Wird ja eh nicht passieren.

Ja, aller Anfang ist schwer – aber

Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.
Aristoteles

Damit Du nicht den Glauben an Dich und Deine Selbstwirksamkeit verlierst, ist es wichtig, dass Du ins Handeln kommst – und zwar nicht morgen, sondern jetzt.
Solltest Du Dich im morgen-Phänomen wiedererkennen, versuche folgende Schritte, um in die Gänge zu kommen:

  1. Hand aufs Herz – willst Du es wirklich? Grundsätzlich stellt sich die Frage, warum etwas, was Dir angeblich so wichtig ist, immer wieder anderen Dingen weichen muss. Wenn Du für Deine neue Gewohnheit keine Zeit hast bedeutet das ganz einfach, dass etwas anderes den Wettbewerb um Deine kostbare Zeit gewonnen hat. Etwas anderes scheint Dir noch wichtiger gewesen zu sein. War es dass? Hast Du Dich bewußt gegen das entschieden, was Du Dir vorgenommen hast und für das, was den Platz eingenommen hat? Wenn das öfter passiert lohnt es sich, Dich nochmal zu fragen, wie wichtig Dir Dein Vorhaben wirklich ist. Wenn Du z.B. einen geselligen Abend regelmäßig der Sporteinheit vorziehst ist Dir vielleicht einfach das Beisammensein mit Freunden wichtiger? Was willst Du wirklich?
  2. Max-Med-Min: Im Artikel über Überforderung habe ich schon einmal drüber geschrieben: wähle kleine Schritte. Kleine Schritte sind besser als keine Schritte! Wenn Du Dir vornimmst, etwas zu ändern, dann überlege Dir am besten ein Max, Med und Min Ziel – und stelle sicher, dass Du das Min Ziel auf jeden Fall umsetzt. Wenn Du z.B. Deine Eßgewohnheiten ändern willst, kannst Du Dir vornehmen, 5x / Woche  gesund zu kochen (max), 2x/Tag eine handvoll Obst zu essen (med) oder jeden Tag einen Apfel zu essen (oder anderes Obst, das Du magst) (min).
  3. Agile Ziele: Plane so, dass Dein Vorhaben auch Veränderungen standhält. Plane konkret, aber nicht zu detailliert. Jeden Mittwoch, 17.30 Uhr 7 km in 40 Minuten zu laufen ist vielleicht etwas zu detailliert. Was, wenn es in Strömen regnet am Mittwoch? Was, wenn es Dir nicht so gut geht? Was, wenn Du Überstunden machen musst? Was, wenn Mittwoch eine coole Einladung ansteht? Besser wäre, wenn Du z.B. regelmäßig laufen willst,  Dir  x-mal / Woche eine längere und x-mal eine kürzere Laufeinheit vorzunehmen. Stelle dann sicher, dass Du die Anzahl / Woche auf jeden Fall umsetzt – und wenn es nur 10-15 schnelle Minuten sind (siehe Punkt 2) – aber laufe!

Warte nicht weiter auf das Morgen – zapf Dir Dein Bier heute!

Let’s go!

Deine Birgit

Innere Veränderung – Flow vs. Wettbewerb

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Stell Dir vor, Du hast Dir vorgenommen, fitter und beweglicher zu werden und besuchst eine Deiner ersten Yoga oder Gruppenfitness-Stunden. Du gibst Dir redlich Mühe, aber um Dich herum scheinen alle anderen alles besser zu können. In der Vorbeuge kommen sie weiter runter, bei den Gewichten können sie mehr heben und bei der Musik kommen sie nicht aus der Choreographie oder dem Takt.

Wie fühlst Du Dich?
Hast Du Lust, nächste Woche wieder in diese Stunde zu gehen?

Was den einen motiviert oder sogar anspornt, kann die andere total blockieren und frustrieren.
Die Natur hat uns zwar ein gewisses Streben nach Überlegenheit mitgegeben (früher hing davon ja auch unser Leben ab) und auch in unserer Gesellschaft wurden wir zum Wettbewerb sozialisiert (Top Manager verdienen mehr, Klassenbeste bekommen Stipendien, Top-Stars mehr Titelblätter und günstige Konditionen …).

Das Streben nach Überlegenheit und der damit verbundene Vergleich im Außen hat aber mehrere Nachteile:

  • Wir kommen nie ins Ziel! Es gibt immer eine die mehr hat oder der besser ist -und wer definiert überhaupt, wer oder was eine gute Leistung ist?
  • Unsere Zufriedenheit und Leistung ist von anderen abhängig
  • Er schränkt unsere Sozialkompetenz ein – denn wenn wir uns besser fühlen, wenn jemand schlechter (dran) ist als wir, steigert das nicht gerade unsere Empathie und wir laufen zudem Gefahr, den anderen unsere Überlegenheit spüren zu lassen (z.B. durch das ungefragte Geben von Ratschlägen). Aber auch, wenn uns die Überlegenheit unseres Gegenübers uns selbst schlecht fühlen lässt und wir eher zum Neid als zur Freude für den anderen tendieren, wird das unseren Freundeskreis sicherlich auf Dauer eher minimieren.

Besonders blockierend ist der Vergleich mit anderen / im Außen, wenn wir unseren Selbstwert daran festmachen, wie wir abschneiden. Wenn wir in der Vergangenheit gelernt und erfahren haben, dass wir dann besonders viel Aufmerksamkeit und Zuwendung bekommen, wenn wir uns besser machen als alle anderen, kann das leicht passieren.

Wenn Du Dich also zum Erreichen Deines Ziels oder Deiner inneren Veränderung mit anderen vergleichst und folgendes wahrnimmst …

  • Du überhöhst den anderen und machst Dich kleiner als Du bist
  • Du merkst, dass in Dir Neid oder negative Gedanken über den anderen aufsteigen (Du suchst den Haken, das Haar in der Suppe …)
  • Du willst plötzlich zu schnell zu viel und bist ungeduldig mit Dir (das muss doch gehen!)
  • Dass der andere erreicht hat, was Dir (noch) nicht zugänglich ist, macht Dich eher ehrfürchtig schüchtern als neugierig, wie er/sie das erreicht hat

… dann ist der Wettberb mit großer Wahrscheinlichkeit nichts für Dich und blockiert Dich eher in Deinem Vorankommen, weil Deine Gedanken nicht damit beschäftigt sind, wie Du besser werden kannst, sondern warum Du so viel schlechter bist, als andere (Fokus auf negativer Blickweise = Blockade).

Besser funktioniert da der Flow Zustand (kannst Du auch gerne mal ausprobieren, wenn Du ein Wettbewerbs-Tierchen bist ;))
Wenn wir beim Erfüllen einer Anforderung in den Flow Zustand kommen, dann gehen wir voll  in der Aufgabe auf und

  • nehmen uns selbst nicht so wichtig, sonderen haben den Fokus komplett auf der Aufgabe und wie wir sie gut erledigen können (und nicht auf dem Vergleich)
  • erreichen durch eben diesen Fokus eine höhere Produktivität, mehr Leistung und mehr Effektivität
  • vergessen die Zeit. Wir tauchen ein und wenn wir wieder auftauchen sind Stunden vergangen, die sich wie Minuten angefühlt haben.
  • erleben Zufriedenheit und Freude, weil wir erfolgreiche Selbstwirksamkeit spüren und in den Ergebnissen sehen.
  • sind motiviert, weiterzumachen.

Wie können wir aber den Flow Zustand erreichen, der unseren inneren Elefanten so begeistert in Bewegung versetzt und die Zielerreichung erleichtert?

  1. Fordere Dich selbst heraus – statt Dich mit anderen zu vergleichen. Du bist der Maßstab. Kein anderer steckt in Deinem Körper, Deinen Gedanken, Deinem Leben. Beat yesterday!
  2. Finde die perfekte Balance aus Anforderung und Deinen Fähigkeiten. Der optimaler Grad der Herausforderung, der Flow ermöglicht, ist weder zu hoch, noch zu gering. Wenn Du Dich also steigern möchtest, wähle eine Anforderung, die ein klein wenig über Deinem Qualifikationslevel liegt.
  3. Bleibe dran. Wenn Du die Aufgabe/Übung/Gewohnheit angehst, zieh sie durch und bleibe dran, Unterbreche sie nicht, wenn der erste Widerstand kommt oder es nicht gleich klappt. Gib dem Flow Zeit, sich einzustellen.

Flow macht glücklich.
Flow motiviert.
Flow ermöglicht Spitzenleistungen.
Flow bringt Deinen inneren Elefanten zum Tanzen!

Also – go with the flow!

Deine Birgit

Innere Veränderung – Überforderung

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Im letzten Beitrag ging es darum, dass wir unsren inneren Elefanten unter Umständen nicht in Bewegung bekommen, weil das angestrebte Ziel zu „langweilig“ ist, also eher eine Unterforderung. Unterforderung bedeutet, dass die Herausforderung fehlt, dass das Ziel nicht anspornt, keine Energie freisetzt und keine Erfolgserlebnisse ermöglicht.

Doch auch das genaue Gegenteil, nämlich Überforderung, kann dazu führen, dass Dir plötzlich die Motivation fehlt, es anzugehen. Wenn uns ein Ziel nämlich überfordert, entstehen Zweifel, ob wir es erreichen können und die Zuversicht und das Selbstvertrauen in unsere Fähigkeiten schwinden.

Aber wie kann es dazu kommen, dass wir uns von einem Ziel überfordert fühlen, wenn wir es uns doch selbst setzen können?
Dafür kann es mehrere Gründe geben:

  1. Zu groß: Wir haben „Großes“ vor – also z.B. das Erreichen einer Zusatzqualifikation oder eines Studienabschlusses, einen größeren Gewichtsverlust oder die Bewältigung einer Angst.
  2. Zu komplex (zu viel auf einmal): Wir schreiben eine lange Liste der Dinge, die zur Zielerreichung nötig sind. Und plötzlich fühlen wir uns, als wenn wir nicht nur an der einen Sache arbeiten sollten, die wir ändern wollen, sondern dafür 10 Dinge gleichzeitig angehen müssen.
  3. Zu schnell (keine Geduld): Wir wollen zu viel in zu kurzer Zeit. Das passiert vor allem, wenn wir uns in Bezug auf das was machbar ist an anderen orientieren anstatt zu analysieren, was in unserem Falle eine realistische Geschwindigkeit ist (auf Basis unserer Lebensgewohnheiten, unseres Körpers/Stoffwechsels, unserer Möglichkeiten).

 Was also können wir tun, um unseren inneren Elefanten mit unserer Zielsetzung nicht zu „erschlagen“?

  1. Kleine Schritte: Besonders, wenn Du etwas Großes vorhast, ist es wichtig, Dein Ziel in kleine Teilschritte runterzubrechen. Nimm Dir z.B. ein kleineres Wochenziel vor – wieviel Zeit möchtest Du pro Woche in Lernen investieren? Wieviel kg möchtest Du pro Woche verlieren? etc.
  2. Einfache Schritte: Ebenso wichtig wie kleine Schritte ist, dass die Schritte zur Zielerreichung einfach gestaltet sind. Sollten tatsächlich mehrere verschiedene Aspekte nötig sein, um Deine angestrebte Veränderung zu erreichen, so breche auch diese herunter. Nimm Dir in Woche 1 A vor, füge in Woche 2 B hinzu und in Woche 3 Aspekt C. So kannst Du Dir bei einem Gewichts- oder Ernährungsziel z.B. vornehmen, in Woche 1 auf Alkohol zu verzichten, in Woche 2 die Obst- und Gemüseportionen zu vergrößern, ab Woche 3 auf Deinen Zuckerkonsum zu achten etc.
  3. Deine Geschwindigkeit: prüfe vor Festlegung, bis wann Du das Ziel erreicht haben möchtest, was in Deinem Fall realistisch ist. Wenn Du z.B. eine Fortbildung anstrebst, für die es wichtig ist, 10 Stunden in der Woche zu lernen, mache 1-2 „Probewochen“. Plane Dir in diesen Wochen konkrete Zeitfenster ein, die insgesamt 10 Stunden ergeben. Blicke danach zurück: hat es geklappt? Ist es Dir leicht gefallen? Wenn es nicht geklappt hat – worauf müsstest Du verzichten, um auf die 10 Stunden zu kommen? Und bist Du dazu bereit? Oder gibt es eine andere Lösung? Z.B. den Gesamtzeitraum der Fortbildung zu verlängern? Ebenso kannst Du erst einmal 1-2 Wochen beobachten, wieviel Gewicht Du realistischerweise in der Lage bist, zu verlieren.

Zum Aspekt der Überforderung gibt es sogar einen passenden Spruch mit Elefant:

„How do you eat an elephant? One bite at a time.“

(Aber verrat’s ihm nicht – sonst bekommt er noch Angst ;-))

Was auch immer Du Dir vornimmst – geh Deinen Weg, geh ihn auf Deine Art, in Deiner Geschwindigkeit und Schritt für Schritt.

Viel Erfolg & Appetit auf’s Ziel!

Deine Birgit

Innere Veränderung – Unterforderung

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„Laaaaaaangweilig!“ – denkt sich Dein innerer Elefant, also Dein Unterbewusstsein, wenn Du auf dem Weg zur erwünschten Veränderung nicht das richtige Maß an Anforderung wählst.
Genauso, wie das Unerreichbare oder Verbotene eine besondere Attraktivität auf uns ausstrahlt (siehe Artikel „Tod dem Verbot“) verlieren wir schnell das Interesse, wenn die Dinge  zu einfach sind oder wir sicher sind, dass wir alles im Griff haben.

Das kann auf dem Weg zu Deiner gewünschten Veränderung auf unterschiedliche Weise passieren:

  1. Du steckst Dir zu kleine Ziele – d.h. Du möchtest Dich nicht überfordern und wählst kleine Schritte auf dem Weg zum Ziel, von denen Du auf jeden Fall weißt, dass Du sie schaffst. Ein richtiges Erfolgserlebnis stellt sich dann aber nicht ein, denn Du wusstest ja schon vorher, dass es klappt und musstest Dich auch nicht so wirklich dafür anstrengen. Deinem Elefanten fehlt sozusagen der „Kick und Reiz“ bei der Sache. Denn so richtig Lust bekommt er durch das Glückshormon Dopamin, und das wird ausgeschüttet, wenn Du eine Hürde gemeistert hast! Die genau richtige Dosierung an Herausforderung findest Du, wenn Du Deine letzte Leistung als Grundlage nimmst und Dir beim nächsten Mal ein klein wenig mehr abverlangst. So viel mehr, dass Du es gerade so schaffst. Verändere eine Sache, um eine neue Herausforderung zu haben. Wenn Du beim letzten Mal z.B. 6 km gelaufen bist, kannst Du Dir diesmal 6,5 km vornehmen – oder wieder die 6 km, aber in einer schnelleren Zeit. Oder Du wählst eine andere Route für die 6 km – z.B. eine, die Treppen, leichte Steigungen oder Geländelauf beinhaltet. Den nächsten Entwicklungsschritt so zu wählen, dass die Anforderungen leicht über Deinen Fähigkeiten liegen, ist übrigens auch die beste Möglichkeit, in den Flow zu kommen (mehr dazu in einem der nächsten Artikel – stay tuned ;-))
  2. Du machst immer das Selbe – Ich spreche in diesem Fall gerne von „Routine ohne Komfortzone“. Dein innerer Elefant ist darauf spezialisiert, zu ökonomisieren. Ein echter Sparfuchs sozusagen. Wenn Du z.B. immer um die selbe Uhrzeit die gleiche Runde zum Joggen wählst, wird Dein Körper bereits nach ein paar Einheiten ausgerechnet haben, wieviel Energie dafür zur Verfügung gestellt werden muss und diese auch exakt zur Verfügung stellen – aber auch nicht mehr. Die Runde fällt Dir dann immer leichter, „Du läufst sie nur so ab, damit Du was gemacht hast“ und irgendwann ist sie so in Deinen Energiehaushalt integriert wie das Zähneputzen in die tägliche Hygiene. Es ist keine besondere Anforderung mehr – wird also auch keine weitere Entwicklung nach sich ziehen. Auch hier heißt das Zauberwort Abwechslung. Andere Uhrzeit, anderer Wochentag, andere Strecke, andere Schuhe … vielleicht sogar andere Sportart? Wenn Du z.B. Laufen als regelmäßigen Sport in Dein Leben integrieren möchtest, ist es ebenso wichtig, Deine Körpermitte zu stabilisieren, um Deinen Laufstil zu verbessern. Warum also nicht ein paar Kraftsportübungen mit dem Eigenkörpergewicht einflechten? (Plank, Situps, Liegestütz). Routine bleibt wichtig – steter Tropfen höhlt den Stein. Vielleicht nennen wir es lieber Kontinuität. Bleib dran – aber sorge für Abwechslung und Spaß und verlasse Deine Komfortzone!

Auch wenn ich ein Beispiel aus dem Sport gewählt habe – das Phänomen der Unterforderung und die beiden Gründe dafür lassen sich auch auf andere Bereiche übertragen.

Wenn Du Dir z.B. Wissen über ein neues Fachgebiet aneignen willst oder eine neue Sprache lernen, kannst Du immer zu gleichen Zeit Vokabeln pauken und immer nur die abfragen, die Du schon kannst oder … nach anderen Möglichkeiten suchen, wie einen Sprach-Tandem (Kontakt mit einem Muttersprachler in der Sprache, die Du lernen möchtest), Fernsehsendungen oder Filme in der Fremdsprache schauen, Youtube Videos anschauen, eine Fachzeitschrift mit einem Thema, das Dich interessiert, in der Fremdsprache kaufen etc.

Auf welche Veränderung Du es auch anwendest – denk an Dopamin für Dumbo!
Langweile Deinen Elefanten nicht!

Auf eine abwechslungsreiche Woche!

Deine Birgit

Innere Veränderung – Glaubenssätze und Überzeugungen

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Und weiter geht es in der Reihe der Aspekte, die uns bei unseren Vorhaben, etwas zu ändern, im Weg stehen.

Glaubenssätze und Überzeugungen sind sozusagen das Gebetbuch Deines Elefanten, also Deines Unterbewusstseins. Bei Glaubenssatz denkst Du jetzt vielleicht an Religion – und auch wenn die damit nichts zu tun hat, so ist der Begriff doch aus ihr entlehnt. Denn mit unseren Glaubenssätzen und Überzeugungen schaffen wir uns unsere ganz persönliche Religion – mit der wir uns selbst tagtäglich erklären, was möglich ist und was nicht, was wir können und was nicht und warum die Dinge so sind wie sie sind.

Hast Du Dich selbst schon einmal Sätze sagen hören wie „Ich bin einfach kein Frühaufsteher“ oder „in Mathe sind Jungs einfach besser“`? Dann weißt Du, wovon ich spreche. Selten sind uns unsere Glaubenssätze bewusst – bis wir ihnen auf die Schliche kommen. Meistens dann, wenn wir irgendwo nicht weiterkommen, blockiert oder frustriert sind.
Egal ob bewusst oder unbewusst, sie beeinflussen unser Handeln, unsere Möglichkeiten und unser Vorankommen. Grundsätzlich sind sie ein Hilfsmittel – denn um uns in der Welt zu orientieren, brauchen wir Erklärungen und das Gefühl, dass die Dinge eine Bedeutung haben. Wenn wir mit Unterklärlichem konfrontiert werden oder uns Schlimmes widerfährt, suchen wir nach Gründen und einem Sinn. Sollte sich beides nicht finden, erschaffen wir es auf Basis unserer Überzeugungen.

Glaubenssätze entstehen durch unsere Erfahrungen aber auch durch unsere Sozialisierung – denn manche übernehmen wir z.B. von unseren Eltern (wie die Überzeugung, dass man auf jeden Fall krank wird, wenn man ständig barfuß läuft.) 

Dabei gibt es positive, die förderlich sind und negative, die uns blockieren können.

Wenn Du Deinen limitierenden Glaubenssätzen auf die Spur gekommen bist ist der nächste Schritt, sie zu entkräften und durch förderliche zu ersetzen. Folgende Vorgehensweise kann Dir dabei helfen:

  1. Der Realitätscheck – Hinterfragen
    Frage Dich:
    Stimmt das wirklich?
    Stimmt das immer?
    Woher kommt meine Überzeugung?
    Gibt es einen Gegenbeweis?

  2. Der Blick in die Zukunft – Reinspüren
    Was macht dieser Glaubenssatz mit Dir?
    Wie fühlst Du Dich?
    Was bedeutet das für Dein Vorhaben?
    Welches Gefühl wäre hilfreicher?
    Wie müsste der Glaubenssatz lauten, damit dieses hilfreiche Gefühl erzeugt wird?

    Mir hat alleine dieser Schritt schon dabei geholfen, meinen Glaubenssatz, dass ich vor dem Frühstück keinen Sport machen kann, auszuradieren. Naja, mein Hund hat auch seinen Teil dazu beigetragen.
    Als vor einigen Jahren unser Hund bei uns eingezogen ist, bin ich regelmäßig vor dem Frühstück mit ihm Spazieren gegangen. Und weil ein Hund Bewegung uns Auslastung braucht, war ich meistens zwischen 20-30 Minuten unterwegs. Ohne Frühstück. Und da dachte ich eines Tages: „Wenn Du 30 Minuten mit dem Hund auf nüchternen Magen spazieren gehen kannst, ohne zu sterben, sollte doch auch eine lockere Joggingrunde von 20 Minuten möglich sein.“ Und siehe da … 😉

  3. Vorbilder und Heldentaten
    Außerdem kannst Du an Vorbilder denken – historische oder persönliche.
    Neulich erzählte eine Freundin, deren Kniescheibe aufgrund eines Unfalls mit ihrem Hund beim Waldspaziergang verrutscht war – und die alleine unterwegs war und irgendwie zum Auto kommen musste: „Da habe ich mir dann gedacht, was würde Rambo in dieser Situation machen – ha, der würde sie einfach wieder zurückdrücken – und zack, hatte ich sie wieder in der Ausgangsposition.“
    Vielleicht ein sehr drastisches Beispiel, aber es zeigt sehr schön, wozu unsere Gedanken in der Lage sind. Sie hätte auch mit der Überzeugung liegen bleiben können, dass sie es nicht bis zum Auto schafft und jede weitere Bewegung alles kaputt machen würde.
    Du kannst Dich also fragen: „Was würde XY in so einer Situation denken?“

  4. Mrs. Mickey Maus – mach’n Witz draus
    Wenn nix mehr geht – und für die besonders depperten (aber meist sehr hartnäckigen) Glaubenssätze wie „niemand liebt mich“ oder „mir ist nicht mehr zu helfen“ kannst Du die Mickey Maus Technik probieren. Wann auch immer die innere Stimme Dir Deinen Glaubenssatz präsentiert, wiederhole ihn laut – aber in doppelter Geschwindigkeit und mit einer Mickey Maus Stimme (so wie früher, wenn man Tonbänder schnell vor gespult hat). Staune, was passiert 😉
    Wahlweise kannst Du Dir dann noch eine Stimme ins Gedächtnis rufen, die Dich motiviert und aufbaut – und dieses dann in Gedanken Deinen zum Positiven korrigierten Glaubenssatz sagen lassen.

Welchen Schritt Du auch ausprobierst – habe Geduld mit Dir. Denke daran, dass Deine Überzeugungen Jahrzehnte Zeit hatten, um sich zu festigen. Die lassen sich nicht so schnell vom Hof jagen.
Erinnere Dich auch, dass Deine Glaubenssätze nichts anderes sind, als Gedanken, die DU erschaffen hast. Also kannst DU sie auch jederzeit ändern.

Das Wichtigste ist allerdings, dass Du es für möglich hältst, dass es noch mehr gibt als das, worauf Dich Dein Glaubenssatz limitiert. Das ist der erste Schritt zu Deinem neuen, zielfördernden Gebetsbuch.

Die nächste Woche wird fantastisch! Ich bin überzeugt 😉

Sei gut zu Dir!

Deine Birgit

Innere Veränderung – für wen?

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„Ach Mensch, jetzt habe ich es die Woche wieder nicht geschafft, ein Fachbuch zu lesen.“ – „Warum willst Du das eigentlich?“ – „Naja, ich habe gehört, dass man mindestens 30 Minuten pro Tag in seine Weiterentwicklung investieren sollte.“

Wer ist man?

Wenn es mit Deinem Vorhaben, eine Gewohnheit zu ändern oder zu etablieren nicht funktioniert und Du Dich Sätze sagen hörst, in denen „man“ die Begründung für Deinen Wunsch nach innerer Veränderung ist, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass „man“ am Stillstand schuld ist. Dein Elefant, also Dein Unterbewusstsein, wird Dich nur tatkräftig beim Verfolgen Deines Ziels unterstützen, wenn er/es sich direkt angesprochen fühlt. Überprüfe doch einmal, für wen Du die geplante Veränderung umsetzen willst.
Ist sie wirklich Dein ureigenster Wunsch?
Ist es DEIN Ziel?
Wessen Standard versuchst Du zu erfüllen?
Hast Du ein starkes Warum, dass aus Dir selbst heraus kommt? Oder denkst Du Du solltest xy, weil es von Dir erwartet wird oder „man“ es machen sollte – willst es aber eigentlich gar nicht wirklich?

Also, horch doch heute mal in Dich rein:
Warum möchtest Du die angestrebte Veränderung umsetzen?
Woher kam der Impuls, sie anzustreben?
Steht sie im Einklang mit Deinen Werten und dem, was Du möchtest?

Man wird den Elefanten nicht bewegen – Du schon.

Auf ein starkes Warum!

Deine Birgit

Innere Veränderung – eine Prise Konfetti

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In den letzten Jahren habe ich an mir und meinem Elefanten, also meinem Unterbewußtsein, einen ganz interessanten Aspekt kennenlernen dürfen, der das Etablieren von neuen, wohltuenden Gewohnheiten total blockiert hat.

Ich habe keine Ahnung, ob es für das Phänomen, dass ich Dir gleich beschreiben werde eine wissenschaftliche Erklärung gibt oder ob das nur ein Birgit-Special ist 😉 Aber vielleicht kennst Du es ja auch, und deshalb möchte ich es mit Dir teilen – und auch, wie ich darüber hinweg gekommen bin.

Folgendes Szenario wiederholte sich mit verschiedenen Vorhaben:

  1. Ich habe etwas Neues gemacht, was mir gut getan hat – z.B. morgens nach dem Aufstehen einen Sonnengruß oder im Laufe des Tages 10-15 Minuten zu meditieren.
  2. Ich war begeistert! Das tat so gut! Was für eine schöne Entdeckung! -> Entschluss: das wird regelmäßig in meinen Tages- und Wochenablauf eingebaut!
  3. Und so wanderte z.B. „Meditieren“ auf meine tägliche To Do Liste. Erst ging das noch gut, die Anfangsbegeisterung hat mich getragen. Ich habe es einfach gemacht, eine Lücke gefunden – ohne dass ich dafür die Erinnerung daran auf der To Do Liste gebraucht hätte. Aber dann, nach ein paar Tagen ….
  4. … setzte die Realität wieder ein, der Alltag, viel zu tun. Und ich merke, wie ich so am Ende des Tages auf meine noch offenen Aufgaben schauen, wie da noch „Meditieren“ steht und ich denke: „ach, das MUSST Du ja auch noch machen“.
  5. -> was mir anfangs so gut getan hat, löst plötzlich andere Gefühle in mir aus. Es steht da, wie eine von den vielen „Pflichten“, die erledigt werde müssen. Mein Elefant verschränkt die Arme. Nee, darauf hat er keinen Bock! Da steht schon genug auf der Erledigungsliste…. Jetzt auch noch das?

Ich habe aus der Freude eine Pflicht gemacht, aus meinem Vorhaben ist ein „Gebot“ geworden. Und bei meinem Elefanten wirken Gebote ungefähr so gut wie Verbote (siehe Artikel letzte Woche).
Gebote verkrampfen. Gebote beschränken, Gebote sind spießig, Gebote nehmen die Freude.
Ja, wenn man was erreichen will, dann braucht man halt auch Disziplin – ist ja nicht immer alles Spaß, magst Du jetzt denken. Aber je mehr die Disziplin an meinem Elefanten von hinten schiebt oder von vorne zieht, umso starrer steht er da.
Wenn’s keine Freude macht, dann tut’s ja auch nicht mehr gut, dann macht’s ja keinen Sinn, sagt er.
Wenn mich das, was ich regelmäßig für meine Entspannung machen möchte, stresst, kann ich’s auch lassen.

Das nächste Ziel mit Lust und Freude und aller Kraft zu verfolgen, ist der einzige Weg, das Fernste zu erreichen. – Friedrich Hebbel


Wie also kann ich die Freude wahren?

Folgendes hat mir geholfen:

  1. Hebe den Blick: Weg vom Klein-Klein der To Do Liste, dem engen Blick hin in die Ferne – in die Zukunft, auf das Ziel. Warum wollte ich es machen? Wie fühlte es sich an, wenn ich es gemacht hatte? Wozu ist das gut? Wie wichtig ist mir das?
  2. Eine Prise Konfetti: Wie kann ich es mit etwas Konfetti schmücken, damit mein Elefant Spaß hat? Wie kann ich mein Vorhaben, meine neue Gewohnheit mit etwas Freudigem verknüpfen, um die Leichtigkeit, das Spielerische zurückzubringen? Wenn Du z.B. gesünder essen möchtest – koche doch einmal die Woche mit Freunden. Oder Laufe in einer schönen Gegend anstatt auf dem Laufband.  Oder – wenn Du das Laufband wählst – höre dabei Deine Lieblingsmusik, ein E-Book oder einen Podcast ….
  3. Eine überraschende Veränderung: Neues schafft Begeisterung! Also verändere einen kleinen Aspekt, mach etwas anders – koche z.B. etwas, was Du noch nie gegessen hast, wähle beim Laufen eine neue Route  – oder andere Schuhe, mach den täglichen Spaziergang an der frischen Luft vielleicht ein paar Schritte rückwärts – überrasche Deinen Elefanten!
  4. Immer heiter weiter: Ja, es stimmt, neue Gewohnheiten etabliert man nicht über Nacht. Aber vielleicht wirkt auch bei Dir dramafreie Kontinuität besser als Disziplin? Disziplin hat bei mir so den Beigeschmack von „erhobenem Zeigefinger“ brrr. Ja, es wird Tage geben, da machst Du es gerne und andere, da musst Du Dich aufraffen. Aber mach einfach. Stelle nicht das ganze Vorhaben in Frage, wenn Du einmal nicht so gut drauf bist. Mach einfach weiter. Kein Druck, kein Drama, keine Ausreden, keine Rechtfertigungen – einfach machen.
  5. Knallende Korken: wirken genauso wie Überraschung. Worauf kann sich Dein Elefant freuen, wenn er sich in Bewegung gesetzt hat? Halte regelmäßig inne und wertschätze, was Du geschafft hast. Vielleicht magst Du Dir und Deinem Elefanten ja auch bei Erreichen eines Zwischenziels eine Belohnung in Aussicht stellen?

Die Meditation ist übrigens trotzdem täglich auf der Liste geblieben – denn wenn sie da nicht steht, signalisiere ich meinem Elefanten, dass sie nicht so wichtig ist – und ich sie erst mache, wenn ich Zeit dafür habe – und das ist bekanntlich nie 😉

Eine freudvolle Woche Dir!

Deine Birgit

Innere Veränderung – Tod dem Verbot

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Und weiter geht es in der Reihe „Innere Veränderung“ und was uns bei dieser manchmal in Weg steht. Letzte Woche habe ich vom Elefanten gesprochen, unserem Unterbewustsein, das wir bei jeglicher Art von Veränderungen mit an den Tisch holen müssen, damit sich etwas bewegt, damit sich unser Elefant bewegt.
Was ihn definitiv in Bewegung bringt – allerdings genau in die falsche Richtung 😉 – sind Verbote.

Ich erinnere mich noch bis heute an eine spezielle Situation in meiner Kindheit. Im Wohnzimmer meines Elternhauses stand ein Schrank in dem das Süßigkeitenfach war. Eine Zeit lang immer offen, immer zugänglich. Bis meine Mutter entdeckte, dass die Vorräte darin auf wundersame Weise relativ schnell aufgebraucht waren. 😉 Um dem ganzen ein wenig Einhalt zu gebieten, war der Schrank von dem Moment an abgeschlossen und der Schlüssel versteckt. Und ab da gab es für mich nur ein Ziel: Finde den Schlüssel (und lass es Dir nicht anmerken ;-)). Es war erstaunlich, wieviel Energie und Zeit ich dafür aufgebracht habe, wieder an die verbotenen Leckereien zu kommen!
Sie waren jetzt noch attraktiver!

„Das Verbotene hat einen Reiz, der es unsagbar begehrenswert macht.“ Mark Twain

Die Psychologie nennt das den „Forbidden Fruit Effect“. „Verbotene Früchte“ bekommen einen besonderen Reiz, weil sie unsere Verlangen triggern, das Unbekannte kennenzulernen und die Grenzen auszutesten. Außerdem mögen wir Verbote nicht, weil wir uns in unserer Freiheit eingeschränkt fühlen.

Der Effekt ist schon so alt, dass man ihn bereits in der Bibel findet (vielleicht erinnerst Du Dich an die Geschichte mit dem Apfel?).
Er ist aber noch immer hochaktuell. Ein Studie unter Jugendlichen hat z.B. herausgefunden, dass die Aufdrucke der FSK Angaben zu Videospielen eher den gegenteiligen Effekt hatten: die Jugendlichen fanden besonders die Spiele interessant, die für Ihre Altersklasse nicht freigegeben wurden.
Auch im Marketing wird dieser Effekt gerne genutzt: dort kommt er im Scarcity Principle (Knappheitsprinzip) zum Tragen. Je weniger es von etwas im Angebot gibt oder je exklusiver und schwerer zur Zugang zu etwas gemacht wird („nur heute“ / „nur für die ersten 10“ / „5 exklusive Karten“…) umso wertvoller erscheint es für den Konsumenten/Empfänger.
Und um bei Mark Twain zu bleiben: vielleicht kennst Du die Zaun-Szene von Tom Sawyer und Huckleberry Finn? Eigentlich ist Tom dazu verdonnert, einen Zaun zu streichen und kann deshalb nicht mit Freunden schwimmen gehen. Einer der Freunde, Ben, kommt vorbei und aus anfänglichem Mitleid mit Tom erwächst ihn ihm der Drang, selbst diesen Zaun zu streichen. Wie? Indem Tom ihm weismacht, dass das nicht jeder kann:  „der (Zaun) muß ganz besonders vorsichtig gestrichen werden, – einer von hundert Jungen vielleicht, oder noch weniger, kann’s so machen, wie’s gemacht werden muß.“ Am Ende streicht Ben und Tom kann sich zurücklehnen.

Bei persönlicher Veränderung kommt der Forbidden Fruit Effect speziell dann zum Tragen, wenn wir uns vornehmen, etwas nicht mehr zu machen/konsumieren oder es zumindest reduzieren wollen. Also z.B. Vorhaben wie weniger Alkohol zu trinken, keinen Zucker zu konsumieren oder auf Fast Food zu verzichten.

Versuchen wir, das mit einem Verbot zu erreichen, wird unser Fokus auf genau dem Falschen liegen – nämlich darauf, wie wir es doch bekommen können. Und die Wahrscheinlichkeit, dass wir dann maßlos übertreiben, wenn wir Zugang zum Verbotenen bekommen, ist sehr groß. So mancher „Cheat Day“ ist da schon in Binge Eating ausgeartet. Danach haben wir dann ein schlechtes Gewissen, ärgern uns über uns selbst und gehen dann nicht selten mit so einer Härte zurück an unser ursprüngliches Vorhaben, dass unser Elefant uns ganz sicher den mentalen Mittelfinger zeigen wird.

Was also tun, wenn wir etwas aufgeben oder reduzieren wollen? Folgende Fragen können Dir helfen, eine Strategie zu entwickeln:

  1. Was ist das Gute am Schlechten? Wenn wir etwas aufgeben, geben wir nie nur die Sache an sich auf, sondern auch die damit verbundenen Gefühle. Was war bisher der Vorteil von dem, was Du aufgeben möchtest? Wann und in welchen Situationen? Wenn ich mich z.B. am PC über längere Zeit stark konzentrieren muss, bekomme ich einen Heißhunger auf was zu Knabbern. Salzig, Süß… Dabei geht es um Ableiten der Anspannung durch Kauen und Zufuhr von Energie für’s Hirn.
  2. Kann das Gute anders generiert werden? Gibt es etwas Anderes, Besseres, Gesünderes…, das Dir den selben Effekt bringen könnte? In meinem Fall habe ich immer ein paar Nüsse griffbereit, bei hoher Anspannung greife ich dann aus Kaloriengründen lieber zur Karotte oder zum Kaugummi 😉
  3. Darf das Verbotene einen Platz bekommen? Hier komme ich nochmal auf den Cheat Day zurück. Gerne genommen, wenn man z.B. auf Fast Food verzichten möchte. Dann gilt z.B. die Regel: 1x die Woche darf ich! Hm. Der Zauber von nachhaltiger Veränderung liegt meines Erachtens in der Balance. Gibt es vielleicht noch eine andere Möglichkeit, das „Verbotene“ nicht zu Verbannen – und vor allem nicht als Belohnung für das Durchhalten beim Essen gesünderer Lebensmittel einzusetzen? (Würde ja bedeuten, dass Du den ganzen Rest der Woche „leidest“ – nicht sonderlich attraktiv für Deinen Elefanten, da mitzumachen!) Als ich 2013 aufgehört habe, Fleisch zu essen, habe ich mir ein „Hintertürchen“ aufgelassen. Ich habe mir versprochen, dass ich – falls ich tatsächlich einen unstillbaren Hunger auf Fleisch bekomme – ich mir wenn schon, dann in kleinen Mengen und hochwertiges vom Bio Bauernhof hole. Ich musste aber gar nicht darauf zurückgreifen. Die einzige Lust, die ich verspürt habe war auf einen Rohschinken zum Abendbrot. Ca. eine Woche lang. Dann war Ruhe. Was habe ich in dem Moment gemacht? Ich habe mich erinnert …
  4. Was ist das Gute am Guten? Nämlich daran, warum ich kein Fleisch mehr essen wollte. Und dann habe ich mich gefragt, ob mir das Verlangen nach ’ner Scheibe Schinken tatsächlich wichtiger ist als die Gründe, weswegen ich Vegetarierin geworden bin. Zack. Ende des Verlangens. Hast Du wirklich gute Gründe für die angestrebte Veränderung? Welche, die DIR wichtig sind? Die so stark sind, dass sie Versuchungen und Kommentaren von außen Stand halten können? Wenn es uns gelingt, unser kurzfristiges Bedürfnis für ein langfristiges Ziel aufzugeben, trainiert das übrigens einen mentalen Muskel, der auf lange Sicht erfolgreicher und zufriedener macht. Es ist der Muskel unserer Frustrationstoleranz. Hierzu gibt es interessante – und witzige – Studien mit Kindern. Falls Dich das näher interessiert, schau mal hier.

Kurz gesagt: Verbote sind Anreiz für unseren Elefanten, zum trotzigen Rebellen zu werden und erst recht noch mehr von dem zu wollen, was wir eigentlich vermeiden wollten.

Also: Tod dem Verbot!

Eine erfolgreiche Woche Dir,

Deine Birgit

Innere Veränderung – Liebevolle Güte statt Härte

Foto: Pixabay

In den letzten Wochen wurde ich in verschiedenen Zusammenhängen immer wieder mit der Frage konfrontiert, warum es manchmal so schwer ist, etwas an sich zu ändern — eine Verhaltensweise, eine Gewohnheit, eine Sichtweise oder Überzeugung.

Meist stoßen wir auf dieses Hindernis, wenn wir uns etwas vornehmen, also z.B. ein sportliches Ziel, oder wenn wir das Gefühl haben, dass wir in gewissen Bereichen in unserem Leben immer wieder am selben Punkt rauskommen – an dem wir nicht sein wollen.

Wer tut, was er immer schon getan hat, wird bekommen, was er immer schon bekam.“ Tony Robbins

Uns ist sehr wohl bewusst, dass wir etwas anders machen sollten. Meist wissen wir sogar, was und wie. Das Problem ist also nicht, dass wir nicht wissen was zu tun ist, sondern nicht tun, was wir wissen. Was hindert uns daran?

In dieser und den nächsten Wochen möchte ich Dir ein paar der Hindernisse vorstellen – und auch, wie Du sie meistern kannst. Nicht alle mögen auf Dich zutreffen, aber vielleicht erkennst Du Dich im ein oder anderen wieder.

Was alle Hindernisse gemeinsam haben: sie entspringen einer Kraft, die wir gerne unterschätzen. Manche nennen sie den inneren Schweinehund, andere den Elefanten – gemeint ist unser Unterbewusstsein.
Bleiben wir beim Bild mit dem Elefanten. Stell Dir vor, Du bist der Reiter dieses Elefanten. Du weißt, wo es langgeht, wo Du hinmöchtest, hast vielleicht schon alles geplant. Das ist aber noch kein Garant dafür, dass sich der Elefant in Gang setzt.

Wie bekommst Du ihn bewegt?

Am Ende geht es darum, die beiden Systeme in uns – das Bewusste und das Unbewusste (Empfehlung für ein interessantes Buch zu hierzu am Ende dieses Artikels) – in Einklang zu bringen. Diese beiden Systeme wirken kontinuierlich und untrennbar zusammen. Allerdings glauben wir, dass unser Bewusstsein die Oberhand hat. Zahlreiche Studien (siehe Link zu Mark Solms) kommen aber nach wie vor zum selben Ergebnis: Wenn unser Bewusstsein eine Entscheidung trifft, hat unser Unterbewusstsein längst seinen Teil dazu beigetragen.
Was also bewegt den Elefanten und was lässt ihn „bocken“?

Unser Elefant reagiert sehr sensibel auf zwei Hauptaspekte:

  1. Unsere innere Haltung – was wir über unser Vorhaben und über uns selber – also auch den Elefanten – denken
  2. Unser Verhalten – was wir tatsächlich tun oder nicht tun. Ob wir wirklich meinen, was wir sagen misst unser Elefant an unseren Taten.

Beginnen wir mit der Haltung.

Hindernis 1 – Härte – oder: Druck erzeugt Gegendruck

Was ist Deine Begründung dafür, dass Du etwas an Dir ändern willst?
So etwas wie „Ich bin zu dick, zu emotional, unzuverlässig, unordentlich, …?“

Wie genau überzeugst Du Dich, dass Du es wirklich willst?
Mit Sätzen, die mit „Ich muss …“ beginnen?

Und wie sprichst Du mit Dir, wenn es mit der Veränderung nicht so läuft, wie Du es gerne hättest?
„Warum klappt das immernoch nicht??“ // „Ich bekomme nix auf die Reihe.“ // „Ich bin einfach zu blöd, zu schwach, zu dumm …“

Kennst Du solche oder ähnliche Sätze?

Stell Dir vor, Du würdest einen guten Freund oder eine gute Freundin mit diesen Sätzen davon überzeugen wollen, etwas zu ändern – oder so ihre/seine ausbleibenden Fortschritte kommentieren. Wie wahrscheinlich ist es, dass die Freundin/der Freund sich öffnet für das, was Du zu sagen hast?

Wenn der Wunsch nach Änderung durch einen Vorwurf eingeleitet wird, wie wahrscheinlich ist es dann, dass über den Wunsch nachgedacht wird?

Warum sollte sich Dein Elefant für Dich in Bewegung setzen, warum sollten Dein Körper und Dein Geist freudig Deinen Wünschen folgen, wenn Du sie als Deine Feinde siehst?

Bis Du Dir freundlich gesonnen?

Wie könntest Du Dir – und Deinem Elefanten – Deine Absichten mit mehr liebevoller Güte übermitteln?

  1. Alles hat seine Berechtigung und alles hat seine Zeit
    Wie wäre es, mit der Perspektive zu starten, dass die „Programme“ in Dir, die Du ändern möchtest, sicher aus einem gewissen Grund entstanden sind. Sie sind ein Teil von Dir, eine Erfahrung, etwas, was Dir zu seiner Zeit gute Dienste geleistet hat. Nun haben sich die Gründe aber verändert oder sind nicht mehr vorhanden und deshalb ist es einfach Zeit für ein „Update“.
  2. In freudiger Erwartung
    Was ist denn das Gute daran, wenn Dein Vorhaben und Deine innere Veränderung funktionieren? Warum lohnt es sich? Und ist es dann nicht eher ein „ich kann und ich will“ statt ein „ich muss“?
  3. Nachhaltige Gewissheit statt schlechtes Gewissen
    Und wenn es noch nicht so klappt – nicht wegschauen, nicht dramatisieren, keine Selbstgeiselung. Betrachte den Zwischenstand Deines Vorhabens neugierig, lerne daraus, ziehe Deine Schlussfolgerungen und plane erneut. Bleib dran, ohne Vorwürfe und schlechtes Gewissen sondern mit nachhaltiger Gewissheit, dass Du es schaffen kannst.

Unseren Elefanten für uns einzuspannen ist eine Kunst. Aber besonders, wenn die Bedingungen im Außen beanspruchend oder weniger wohlgesonnen sind (egal ob Menschen oder Umstände), ist es wichtig, dass wir mit uns selbst in Frieden sind. Auf äußere Umstände haben wir selten Einfluss, auf unseren Elefanten schon.

Friedvolle Veränderung ist freudvolle Veränderung.

Sei gut zu Dir!

Deine Birgit

Thinking, Fast and Slow (English Edition) eBook: Kahneman, Daniel: Amazon.de: Kindle-Shop

Mark Solms’ theory of consciousness – SelfAwarePatterns