Arbeitplatzunverträglichkeit

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Eine der Methoden, um eine Lebensmittelunverträglichkeit festzustellen, funktioniert wie folgt: nach einem strikten Ernährungsplan wird 14 Tage komplett auf das Lebensmittel oder den verdächtigen Inhaltstoff verzichtet. Nach 14 Tagen darf man ihn wieder zu sich nehmen. Wenn eine Unverträglichkeit vorliegt, wird der Körper sehr heftig darauf reagieren – meist noch intensiver, als vor dem Entzug.

Ist mir in den Sinn gekommen, als ich die Menge der Artikel gesehen habe, die derzeit darüber berichten, dass es vielen Menschen schwer fällt – bis gar unmöglich ist – nach der langen Zeit im Homeoffice oder der Kurzarbeit wieder an den Arbeitsplatz zurück zu kehren. Ich sehe da Parallelen zum eben genannten Test – weswegen ich das Phänomen Arbeitsplatzunverträglichkeit getauft habe.
Meines Erachtens spielt sich im Körper Ähnliches ab – vielleicht weniger auf organischer sondern mehr auf psychischer Ebene – aber dennoch mit dem selben Grad an Unwohlsein.

Manche Menschen konnten durch den unfreiwillig auferlegten Arbeitsentzug das erste Mal seit Jahren mit etwas Distanz auf Ihre Arbeit und Arbeitsbedingungen schauen. 
Einige haben gemerkt, dass sie das so nicht mehr wollen – und sich gleich einen anderen Job gesucht.
Andere haben genossen, dass sie endlich einmal mehr Zeit zum Leben hatten  – und möchten dieses Stück Lebensqualität nicht mehr aufgeben.
Und wieder andere haben schlicht und ergreifend die Befürchtung, dass sie dem Druck des Hamsterrades nicht mehr standhalten können – oder auch wollen – jetzt, wo sie ein etwas entschleunigteres Leben mit mehr Selbstbestimmung erleben konnten.

Kurz: der Körper reagiert nach dem Hamsterrad-Entzug auf die Aussicht, dort wieder einzusteigen, viel stärker als in der Zeit im Hamsterrad.

Im Kleinen kennt man dieses Phänomen auch als Post-Holiday-Syndrom. Nach einem längeren Urlaub fällt es vielen Menschen schwer, bei der Arbeit wieder „Fahrt aufzunehmen“. Manche haben bereits auf der Rückreise Bauchschmerzen beim Gedanken an den ersten Arbeitstag.
Verrückt.. Sollte es nicht viel eher so sein, dass wir uns frisch erholt und glücklich darauf freuen, endlich wieder loslegen zu können, die Kollegen zu treffen, etwas zu bewegen?
Ist das Ausbleiben dieser Vorfreude nicht vielleicht ein Zeichen dafür, dass es bei meiner Arbeit mehr Aspekte gibt, die mir Magenschmerzen bereiten als solche, die mich erfüllen?
Der etwas zweifelhafte Rat der Experten lautet: „Mach einfach, das legt sich schon wieder nach ein paar Tagen.“

Für mich ist das, als wenn ich jemandem, der nach 14 Tagen Gluten-Entzug massive körperliche Beschwerden beim Brötchen-Essen bekommt, sage: „Iss einfach weiter, der Körper wird sich schon wieder dran gewöhnen.“

Klar, unser Körper kann sich an alles gewöhnen, auch an Schmerz. Aber welche Signale sende ich mir denn selbst, wenn ich meine Bedürfnisse bis zur gesundheitlichen Schädigung ignoriere? (Und wo wird das mittel- und langfristig enden?)

Mir ist bewusst, dass es einfacher ist, auf Brötchen zu verzichten als auf den Job, der mir meine Brötchen zahlt … Ich spreche ja auch nicht gleich von Kündigung. Ich wünsche mir aber, dass es uns – sowohl als Arbeitnehmer als auch als Arbeitgeber – besser gelingt, hinter die Symptome zu schauen und sie als Wegweiser für das wahrzunehmen, was einer Änderung bedarf, um Freude & Wohlbefinden = Produktivität zu steigern.

Wenn Dir das geschilderte Phänomen der Arbeitsplatzunverträglichkeit bekannt vorkommt, dann geh die Sache am besten Schritt für Schritt an:

  1. Nimm es wahr und ernst, dass Du dieses Gefühl hast – es ist in Ordnung.
  2. Schraube Dich nicht in ein „es-ist-ja-alles-so-furchtbar“-Drama rein, sondern überlege, was Du mit der Erkenntnis, die Du gewinnen kannst, anfangen möchtest.
  3. Was genau ruft dieses Unverträglichkeitsgefühl in Dir hervor? Was befürchtest Du vielleicht wieder aufgeben oder machen zu müssen?
  4. Was müsste sich an Deiner Arbeit/Deinem Arbeitsplatz ändern, um ihn „verträglicher“ zu machen?
  5. Mit wem wäre es hilfreich, zu sprechen, um Deine Bedenken und Bedürfnisse zu äußern?
  6. Was könnte Dein Plan B sein, wenn die Unversträglichkeit bleibt?

Da es erfahrungsgemäß eine Weile dauern kann, bis ein Setting gefunden wird, das Freude statt Frust hervorruft, ist es ausserdem hilfreich, die aktuelle Situation aus einer annehmenderen Perspektive zu betrachten (z.B. „Ich verspreche mir, mich um die Änderung meiner Situation zu kümmern. Bis ich etwas anderes gefunden habe oder weiß was ich will, mache ich das Beste aus den aktuellen Bedingungen.“)

Sei es Dir aber wert, weiter zu erforschen, in welchem Setting Du Dich am wohlsten fühlst – und auch am erfolgreichsten arbeiten kannst. Du hast hoffentlich noch ein paar Jahre vor Dir – sorge dafür, dass es glückliche werden.

Du bist wertvoll – sei gut zu Dir!

Birgit

Frieden im Außen beginnt mit Frieden in mir

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Eine Freundin von mir hat sich das „Projekt Weltfrieden“ auf die Fahne geschrieben. Mag sich erstmal etwas zu groß und zu wenig greifbar anhören – aber sie hat es auf das Wichtigste runtergebrochen, mit dem alles anfängt: nämlich mit uns selbst. Außerdem ist es ihr gelungen, es sehr greifbar zu machen: durch 30-minütige Begegnungen. 365 davon hat sie sich vorgenommen – denn, so ihre Worte, „die einfachste Form von Weltfrieden ist die Begegnung.“
Und damit trifft sie meiner Meinung nach genau ins Schwarze. Wenn wir jeden Tag unsere Fähigkeit trainieren, uns auf andere Menschen wirklich einzulassen, zuzulassen und sein zu lassen (und zwar auch auf die, die uns unangenehm sind!) ist das schon ein großer Schritt.
Dazu gehört auch, sich weiterhin respektvoll begegnen und eine friedliche Haltung wahren zu können, wenn man komplett unterschiedlicher Meinung ist oder unterschiedliche Werte vertritt.

Wenn ich mal so schaue, wie viele Verbindungen und Freundschaften in den letzten Monaten unter der COVID Krise zerbrochen sind oder gelitten haben, weil plötzlich Meinungen auseinander gingen und ein friedlicher Dialog unerreichbar schien, glaube ich dass wir da noch ganz viel lernen dürfen.
Eine lange Reise beginnt eben mit kleinen Schritten.
Wenn es mir nicht gelingt, mit meinen besten Freunden eine friedliche Diskussion über unsere Sichtweisen zu führen, dem anderen seine zuzugestehen, ohne die Person zu bewerten oder sie „bekehren“ zu wollen, wie soll es dann in der Welt gelingen?

„Wenige sind imstande, von den Vorurteilen der Umgebung abweichende Meinungen gelassen auszusprechen; die Meisten sind sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen.“

Albert Einstein

Eine gute gemeinsame Lösung ist oft nur möglich, wenn alle Beteiligten offen und ohne Furcht vor Ablehnung ihre Bedürfnisse, Beweggründe und Ansichten äußern dürfen. Wenn echtes, offenes, wertfreies Interesse besteht. Wie soll ich aber den Mut aufbringen, mich zu öffnen – auch für die Meinung des anderen – wenn ich mich angegriffen fühle?

Klar, eine binär-urteilende Sichtweise ist leichter.
Und wir haben es eben auch gerne einfach:
Schwarz oder weiß
Gut oder böse
Schuldig oder Unschuldig
Richtig oder falsch
Lösung A oder B
Mann oder Frau .

Schließlich braucht unser Hirn eine Erklärung, auf Basis derer es entscheiden und Handlungen in die Wege leiten kann. Und wenn diese Erklärung nicht leicht zu finden ist, wenn wir uns mit dem Unerklärlichen oder Fremden konfrontiert sehen, bekommen wir es mit der Angst zu tun, gehen manchmal sogar in eine Abwehrhaltung. Schnell stricken wir uns eine Erklärung, mit der wir uns wohlfühlen – eine, die in unser Weltbild passt.
Aber die Welt ist und die Menschen sind (zum Glück!) zu komplex, um sie binär erklären zu können.
Sich wirklich einzulassen (auf sich selbst, den anderen, die Umstände, das Unangenehme) und dabei eine friedliche Haltung zu wahren ist eine Herkulesaufgabe die wohl lebenslange Übung erfordert – und einige Fähigkeiten, wie

  • das eigene Rechthaben loslassen zu können
  • mit einer „ich habe keine Ahnung, was es bedeutet“ Haltung in Begegnungen zu gehen
  • ein größeres Ziel (Freundschaft, Frieden, Respekt) über die eigenen Interessen zu stellen 
  • unangenehme Gefühle und in mir aufkommende Wertungen und Urteile wahrzunehmen, auszuhalten und parken zu können
  • erforschen statt erklären – mehr Fragen statt erzählen
  • es mir selber und anderen zuzugestehen, die Meinung und Sichtweise ändern zu dürfen und Irrtümer zugeben zu können

Christinas Projekt hat mich sehr inspiriert und an einen meiner Leitsätze erinnert:
Frieden im Außen beginnt mit Frieden in mir.

Ich möchte Dich einladen, gemeinsam mit mir jeden Tag ein wenig zum Frieden in uns und um uns herum beizutragen. Eine durch respektvolle Begegnungen initiierte, positive und hoffnungsvolle Stimmung ist ansteckend.

Ich bin weit davon entfernt, zu glauben, dass Frieden ein Ziel ist, dass wir irgendwann für alle Zeit erreichen werden. Ähnlich wie bei der Zufriedenheit (witzig, dass da das Wort Frieden drinsteckt ;-)) ist Frieden im Inneren und Äußeren vielmehr eine kontinuierliche Entwicklungsreise, die dem Willen und Wunsch bedarf, sie erfolgreich zu gestalten.

Wenn Du mehr über Christinas Projekt erfahren oder sogar in den 30-minütigen Dialog gehen möchtest, folge diesem Link:

365 Begegnungen – 30 Minuten für den Weltfrieden (missionpeace.global)

Ich wünsche Dir eine friedliche Woche und geh jetzt mal Frieden üben – mir fallen da in meinem Leben spontan einige Trainingsmöglichkeiten ein 😉

Friedliche Grüße,

Birgit

Resilienzbooster Routine?

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Im Feedback, dass ich von meinen Leserinnen und Lesern zu meinem Blog erhalten habe, stand auch der Wunsch, etwas über „Resilienz und Routinen“ zu erfahren. Mit diesen zwei Stichworten sind mir etliche Fragen durch den Kopf gegangen, z.B.:‘
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Routinen, Ritualen und Gewohnheiten?
Können Routinen die Resilienz steigern?
Schränken Routinen nicht eher unsere Flexibilität und Spontaneität ein und wenn ja, sind sie dann nicht eher kontraproduktiv?

Aber von vorne.

Gewohnheit, Routine oder Ritual?

Die Frage nach dem Unterschied zwischen Routinen, Ritualen und Gewohnheiten ist schnell beantwortet:

Was alle drei unterscheidet, sind zwei Faktoren: die Menge der Anstrengung und Energie, die ich zum Durchführen brauche und wie bewusst ich die Handlung vollziehe. Während Gewohnheiten oft wie selbstverständlich, mechanisch und (ohne großes) Nachdenken vollzogen werden, brauche ich für Routinen und Rituale mehr Aufmerksamkeit und Energie.

Wenn wir neue, gesunde Gewohnheiten in unser Leben integrieren möchten, brauchen wir zu Beginn meist Energie und Fokus, damit wir die Handlung auch durchführen. Je länger wir dranbleiben, desto leichter und selbstverständlicher wird es für uns. Das Etablieren neuer Gewohnheiten startet also meist mit einem Ritual, das dann zur Routine und schließlich zur Gewohnheit wird.
Vor geraumer Zeit habe ich z.B. beschlossen, morgens direkt nach dem Aufstehen ein bisschen Yoga zu machen. Ich habe festgestellt, dass mir das hilft, mich körperlich, gedanklich und emotional auszurichten und „hochzufahren“, damit ich fester im Sattel sitze, wenn der Alltag zuschlägt. Die ersten Tage habe ich es schlichtweg vergessen. Es war in meinen Gewohnheiten am Morgen nicht vorgesehen. Deshalb habe ich mir ein „Morgenritual“ gestrickt – eine bewusste Abfolge der Dinge, die ich morgens mache, bevor ich in den Tag starte. Dort habe ich Yoga dann mit eingeplant. Nach ein paar Wochen wurde es zur Routine, ich musste mich nicht mehr daran erinnern. Und schließlich ist es zur Gewohnheit geworden – ich vermisse es, wenn ich es nicht mache.

Resilienz-Booster Routine?

Ist es nun aber resilienzförderlich, Routinen zu entwickeln?
Ja – und zwar aus zwei Gründen:

Erstens helfen sie uns hervorragend dabei, Handlungen, Verhaltensweisen und Sichtweisen zu etablieren, die unsere Resilienz steigern können – wie z.B. regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung oder eine optimistische Haltung (oder Yoga am Morgen ;-).

Und zweitens haben wir durch gute Gewohnheiten und Routinen mehr Energie – denn wir müssen nicht mehr überlegen, was genau wir machen müssen, wann wir das machen wollen – und dann auch noch Kraft aufwenden, uns dazu zu überwinden. Vielmehr setzen Routinen Ressourcen frei, die wir nutzen können, um spontan (und gesträrkt!) auf den Wahnsinn des Lebens reagieren zu können.

Ein weiterer Resilienz-steigernder Faktor ist die Tatsache, dass wir durch Routinen unsere Selbstbestimmung steigern. Ohne gesunde Routinen werden wir zum Spielball der Umstände. Routinen helfen uns dabei, bewußt zu gestalten und zu agieren – und eben nicht nur auf äußere Gegebenheiten zu reagieren (und am Ende des Tages festzustellen, dass wir wieder nicht zu dem gekommen sind, was WIR eigentlich wollten.)

Für Routinen brauchen wir Selbstregulation – das erfolgreiche Durchführen neuer, gesunder Gewohnheiten steigert wiederum unser Selbstbewusstsein. Wir fühlen uns als  „Herr der Lage“ und sind automatisch weniger anfällig für Versuchungen und Ablenkungen.

Das Kleingedruckte

Damit wir von all dem profitieren können, brauchen wir allerdings ein paar grundlegende Eigenschaften:

Klarheit: was möchte ich ändern und wofür soll das Ganze gut sein? Dieser Punkt ist besonders wichtig, wenn wir auf die ersten Widerstände (im Außen oder in uns selbst) stoßen. Besonders in der Anfangsphase ist es hilfreich, sich immer mal wieder daran zu erinnern, warum wir diese Gewohnheit etablieren wollen. Das steigert auch unsere Entschlossenheit und unser …

Durchhaltevermögen: es dauert eine Weile, bis wir weniger Energie aufbringen müssen. Das ist ein bisschen wie im Sport: am Anfang fühlt sich alles eben ungewohnt an und hier uns da gibt’s auch Muskelkater. Je länger wir aber dranbleiben, desto leichter wird es uns fallen. Was mich zu Punkt 3 bringt:

Kontinuität: Kontinuität ist eng gekoppelt ans Durchhaltevermögen. Es bedeutet, dass wir die Routine wie geplant durchführen – egal, ob es uns leicht fällt, wir Lust haben oder eben auch nicht. Kleine Schritte sind besser als keine Schritte. Um eine neue Gewohnheit zu etablieren, braucht es im Schnitt 2 Monate – ohne Unterbrechung!

Flexibilität: Manchmal lässt sich unsere Routine vielleicht nicht genau so durchführen, wie geplant. Dann plane um! Aber lass sie nicht fallen! Etabliere Deine Routine so, dass sie sich auch anpassen lässt. (z.B.“ 3x Sport die Woche“ – statt „Montag Laufen, Mittwoch Yoga und Freitag Krafttraining.“)

Das Huhn oder das Ei?

Das Verrückte ist: ja, wir brauchen all diese Eigenschaften, um Routinen zu etablieren – das Etablieren von Routinen aber steigert wiederum genau diese Eigenschaften, die uns am Ende auch resilienter machen.

Welche resilienzsteigernde Routine könntest Du etablieren?

Sei gut zu Dir und bleib dran!

Deine Birgit

Erfolg heißt Verzicht

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Du kannst alles haben und erreichen!
Nun ja. Vielleicht nicht auf einmal …

Tatsächlich leben wir hier in unseren Breitengraden in einer Gesellschaft, deren Mechanismen uns leicht glauben machen können, dass total einfach zu haben und zu erreichen ist, was ich möchte:
Mit einem Klick ist heute bestellt, morgen geliefert.
Auf Instagram sehe ich vorher/nachher Bilder von Menschen, die ihre „Body Transformation“ dokumentiert haben, bei anderen gibt es hingegen gar keine Vorher-Bilder – sondern nur die perfekte Selbstinzenierung.
Wir blicken auf berühmte Menschen in Politik, Wirtschaft, Sport und sehen überall: Erfolg ist möglich.

Motiviert machen wir uns daran, uns Ziele zu stecken legen los und geben unser Bestes, bis die ersten Widerstände aufkommen, der Erfolg sich nicht so schnell einstellt oder wir merken, dass eben doch nicht alles geht.

Was nämlich bei all der euphorischen Darstellung von Erfolgsgeschichten oft vernachlässigt wird ist der steinige Weg dorthin – und die nachweislich wirklich wichtigen Fähigkeiten, die es braucht, um diesen steinigen Weg zu gehen: Durchhaltevermögen, Impulskontrolle und Bedürfnisaufschub.

Das heißt: weitermachen, auch wenn es nicht so gut läuft und jetzt auf Dinge (Bedürfniserfüllung) zu verzichten, weil ich weiß, dass dieser Verzicht bewirkt, dass ich später durch meinen Erfolg belohnt werde.

Wenn ich will, dass meine sportlichen Aktivitäten Früchte tragen, sollte ich darauf verzichten, mir zur Belohnung ein fettes Essen zu „gönnen“.
Wenn ich morgens die erste auf der Skipiste sein möchte muss ich auf’s lange Schlafen verzichten.
Wenn ich erfolgreich einen Marathon in gesundem Zustand laufen möchte, muss ich auf verschiedene Lebensmittel verzichten – und wahrscheinlich auch auf einige Treffen und Feiern mit Freunden, weil der Trainingsplan es nicht zulässt.
Wenn ich einen gewissen Job haben möchte, werde ich sicherlich auf dem Weg dorthin auch Jobs annehmen müssen, die ich nicht so dolle finde – die mich aber wegen der Kontakte oder Kompetenzen, die sie bereit halten, meinem Traumjob näher bringen.
Wenn ich mehr Freiheit möchte, werde ich auf Sicherheit verzichten müssen.
Wenn ich eine Zusatzqualifikation erwerben will, werde ich eine Zeit lang zugunsten des Lernens auf Freizeit verzichten müssen.

Manchmal ist es übrigens auch notwendig, auf liebgewonnene Überzeugungen („ich bin kein Morgen-Mensch“) oder Gewohnheiten (der Alkohol zum Feierabend) oder Gefühle (z.B. Unzulänglichkeit) zu verzichten.

Wenn Du auf dem Weg zu Deinem Ziel nicht bereit bist, für Dein Ziel auf etwas zu verzichten,  dann ist Dir dieses Etwas wichtiger als Dein Ziel.

Und ob Du etwas WIRKLICH willst, erkennst Du daran, dass Du auch die Entbehrungen (und Reaktionen anderer darauf) leicht aushälst – denn Du weißt, wofür.

Natürlich kannst Du auch auf den Verzicht verzichten – aber dann sei stark und verzichte bitte auch auf das Jammern darüber, dass sich der Erfolg nicht einstellen will. 😉
In der Psychologie nennt man das die Fähigkeit zum „Reality Check“ und zur „Selbst-Aktualisierung“ – die Kompetenz, Konsequenzen der eigenen Handlungen zu akzeptieren – und das Handeln ggf. anzupassen.

Erfolg braucht Kongruenz aus Gedanken, Haltung und Handlung – und die Fähigkeit zum Verzicht.

Wenn Du Dir also das nächste Mal ein engagiertes Ziel setzt, vergiß nicht den Reality Check:
Welche Entbehrungen wirst Du auf dem Weg dorthin in Kauf nehmen müssen und – bist Du bereit dazu?
Wenn Du letzteres mit einem klaren JA beantworten kannst, dann geh los!

Viel Erfolg,

Deine Birgit

Tätigkeits-Trance

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Zwei Erlebnisse in der letzten Woche haben mich dazu angeregt, diesen Artikel, der einer meiner ersten hier im Blog war, wieder vor zu holen.
Während eines Seminars zum Thema „Medienkompetenz und Verhalten im Internet“ ist zwischen meinen Teilnehmern eine lebhafte Diskussion darüber entstanden, ob das Leben ohne Handy heutzutage überhaupt möglich ist und inwieweit wir bereits Abhängigkeiten entwickelt haben.
Und bei einem Bühnenprogramm, dass ich besucht habe, spracht der Comedian von einem Gefühl, dass es in den 90ern noch gab – aber heute gänzlich unbekannt (auf jeden Fall aber unbeliebt) zu sein scheint: Langeweile.

Tatsächlich scheinen wir immer „on“ zu sein. Jede Minute, jede Sekunde optimal genutzt!
Betriebsamkeit ist populär. Jeden Moment füllen – mit Eindrücken, Tätigkeiten, Bewegung. Durch Input von außen oder durch unsere eigene Geschäftigkeit.

Im Wartezimmer beim Arzt läuft der Fernseher – und verkauft die neuesten IGeL Leistungen. Kleinere Leerläufe – z.B. beim Warten auf den Bus oder in der Schlange beim Bäcker – werden gefüllt, um nochmal aufs Handy zu schauen. Im Zug ein Buch lesen, einen Podcast hören, E-Mails abarbeiten oder in der überfüllten U-Bahn noch schnell  dieses wichtige Telefonat führen (gestern live erlebt) … Zuhause dudeln nebenher Radio oder Fernseher und im Arbeitsalltag helfen Kollegen und Chefs, dass jeder Moment gefüllt wird.

Weil wir sie lassen.

Den Hunger nebenbei und auf dem Sprung ins nächste Meeting noch schnell mit der mitgebrachten Stulle betäubt.

Nacheinander arbeiten wir ab sie ab, die Pflichten, Aufgaben, Tätigkeiten.
Wie in Trance.
Wie ferngesteuert.

Unser Kopf scheint immer schon einen Schritt weiter oder beim nächtsen Programmpunkt zu sein. Und obwohl er präsent auf unserem Hals ruht ist er gerade das so oft nicht: PRÄSENT.

Und falls ich dann mal ein ungefüllter Moment andeutet, fühlt es sich schon beinahe komisch an. Es scheint fast, als betäuben wir uns mit dieser Tätigkeits-Trance, weil uns die Stille ungewohnt geworden ist.

Im schlimmsten Fall ist unser System dann so überdreht, dass es nicht mehr in der Lage ist, alleine runter zu fahren. Dann kommt nach Feierabend nicht selten Alkohol ins Spiel.
Direkter Übergang von der mentalen Betäubung in die körperliche.
Nicht falsch verstehen – ein leckerer Wein in gemütlicher Atmosphäre – wie schön! Nur wenn du dich dabei beobachtest, wie Du regelmäßig dazu greifst, damit die Atmosphäre gemütlich wird, solltest Du Dir Gedanken machen.

Wie konditioniert fragt sich unser Geist kontinuierlich – und was jetzt?

Nix.
Einfach mal nix.

„..und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.“

Astrid Lindgren

Wann hast Du das letzten Mal einfach nur dagesessen?
Kannst Du Dich noch an das Gefühl der Langeweile erinnern?
Lasse doch mal Stille zu und schaue, was sich zeigen möchte.
Keine Musik im Hintergrund, kein Smartphone, Tablet, e-Reader oder Buch in der Hand.

Einfach mal nur sein.
Pause machen.
Wahrnehmen, was jetzt und hier ist.
Nachspüren. Reinhören. Wirken lassen.
Inputfreie Zeit.

Um wieder in Kontakt zu Dir und deinen Bedürfnissen zu kommen.
Wenn Du Deine innere Stimme hören willst, musst Du Ihr auch die Chance geben, zu Wort zu kommen. Ist vielleicht nicht immer angenehm, was sie zu sagen hat, aber sollte immer gehört werden. (Sonst beschwert sie sich über Umwege bei Deinen Rückenmuskeln, Deinem Magen, Deinem Kopf oder anderen Teilen Deines Körpers, die Dir Probleme machen, wenn Du Deine Bedürfnisse übergehst ;-))

Außerdem ist es paradox: wie sind der Überzeugung, dass wir aus unserem Hirn das beste rausholen, wenn wir jeden Moment nutzen/füllen. Dabei sinkt unsere mentale Kapazität und Leistungsfähigkeit mit der Dauer der Belastung. Mehr noch: unser Hirn braucht nachweislich Leerläufe, um kreativ zu sein.

Also …

Sitz mal rum.
Gönn Dir Langeweile.

Was auch immer Du tust – sei gut zu Dir!

Deine Birgit

Projektion – ein Spiegel meiner Selbst

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Und auch diese Woche beginnt mein Artikel mit einer Geschichte, weil sie wie ich finde die perfekte Einleitung für das heutige Thema ist. Die Geschichte ist nicht aus meiner Feder, sondern so reproduziert, wie ich sie einst selbst gehört habe.

Es war einmal ein Paar, das lebte in einem großen Haus mit mehreren Etagen. Eines Abends bereitete der Mann in der Küche im Erdgeschoß das Essen zu, während die Frau sich noch anderen Aufgaben im Arbeitszimmer in der ersten Etage widmete. Als das Essen fertig war, rief der Mann wie vereinbart seine Frau zu Tisch. „Essen ist fertig“ tönte es durchs Haus. Dann wurde es wieder still. Der Mann begann, während er auf die Frau wartete, mit dem Anrichten der Teller. Dann versuchte er es erneut: „Hej, kommst Du bitte zum Essen bevor es kalt wird?“ Wieder folgte seinen Worten Stille. Da merkte der Mann, wie langsam Ärger in ihm hochkroch. Das war wieder typisch! In letzter Zeit hatten sie schon öfter über das offensichtlich nachlassende Gehör der Frau gesprochen. Ohne Erfolg. Nichts hatte sie seither gemacht, kein Besuch beim Arzt, kein Check beim Akustiker, nichts. Er beschloss, noch einmal nach seiner Frau zu rufen – diesmal dazu aber ins Treppenhaus zu gehen. Als er die Tür zum Treppenhaus öffnete, erschrak er, denn seine Frau stand direkt vor ihm. „Du solltest echt mal zum Ohrenarzt“, bäffte der Mann – „hast Du mich nicht gehört?“ – „Doch, ich habe Dich gehört“, antwortete die Frau, „und ich habe Dir dreimal geantwortet…“

Besser kann man nicht beschreiben, was die Psychologie als „Projektion“ bezeichnet.

Projektion bedeutet, dass ich mich über Verhalten oder Eigenschaften einer anderen Person aufrege,  die ich mir selbst vorenthalte, nicht zugestehe oder mit denen ich selbst noch nicht im Reinen bin. Man könnte auch sagen, ich rege mich auf, WEIL ich sie mir selbst vorenthalte. Dieses „Aufregen“ kann unterschiedlich daherkommen. Als abschätziger Kommentar („Wie kann man nur so egoistisch sein, und einfach pünktlich Feierabend machen …“), als besserwisserische Erklärung („In dem Alter sollte man lieber keine so flippigen Klamotten mehr tragen …“) oder als überbetonte Distanzierung („Das käme mir nie in den Sinn!“). Besonders letztere zeigt sehr schön, was Projektion eigentlich ist: ein Abwehrmechanismus. Wir projizieren eigene innere Themen und Konflikte, indem wir unserem Gegenüber unsere unterdrückten Emotionen, Affekte, Wünsche und Impulse, die im Widerspruch zu unseren oder gesellschaftlichen Normen stehen können, unterstellen. So lenken wir automatisch von uns selbst ab – und von dem unangenehmen Gefühl, dass wir uns eigentlich selbst mit dem Thema beschäftigen sollten.

Projektion geht übrigens auch im positiven Sinne: In diesem Fall projiziere ich all das auf mein Gegenüber, was ich mir von ihm/ihr wünsche. Nicht selten kommt es dann zu Enttäuschungen, wenn sich meine „positive Unterstellung“ nicht bewahrheitet (und manchmal kippt sie dann in eine negative).

Insofern ist Projektion eine Killer für den wahren Dialog mit meinem Gegenüber – denn ich höre auf, den anderen wirklich zu sehen sondern nutze ihn als Arena für meine eigenen Themen.
Wenn mir dies bewusst ist, kann Projektion aber auch zugleich ein hilfreicher Hinweis auf einen inneren Dialog sein, den ich mit mir selbst noch führen sollte.

Denn wenn ich z.B. tatsächlich für mich beschlossen habe, dass ich in meinem Alter keine flippigen Klamotten mehr tragen möchte, kann ich das ja tun – und mir kann egal sein, wie andere das handhaben. So lange ich von meiner Entscheidung überzeugt bin, ist doch alles gut, oder? (Einzige Ausnahme: wenn das Verhalten oder die Eigenschaften des anderen mich persönlich tatsächlich in irgendeiner Form beeinträchtigen).

Also – wenn Du Dich das nächste Mal über jemanden oder etwas aufregst oder empörst sieh es als spannende Einladung, mal hinter Dein Gefühl zu schauen und Dich zu fragen: was sagt das über MICH aus?

Nutze den Blick in den Projektionsspiegel, um Dich „aufzuhübschen“ und ihn dann zu Seite legen zu können, damit Du mit Deinem Gegenüber eine echte Verbindung eingehen kannst.

Sei gut zu Dir,

Deine Birgit

Das Glück ist ein scheues Reh

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Diese Woche möchte ich mich zunächst einmal bei all denen bedanken, die sich die Zeit genommen haben, mir Rückmeldung zu meinem Blog zu geben. Ich habe Euch gehört und auch den gewünschten Themen werde ich in den kommenden Wochen Zeit und Text schenken!

Es geht weiter in Blogartikeln – heute allerdings in etwas anderer Form, denn nach etwas längerer Zeit ist mir wieder einmal eine Kurzgeschichte aus den Fingern geflossen.

Meine Gedanken zu den Fragen „Was bedeutet Glück für mich“, „Wie kann ich Bedingungen schaffen, um es einzuladen“ und „Wird es bleiben?“ haben diese Geschichte hervorgebracht.

Am Ende dieses Eintrags (Browser Ansicht) findest Du sie auch im Audio-Format – falls Du lieber hören als lesen möchtest.

Viel Freude beim Lesen oder Hören,

Deine Birgit


Es war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit an einem gar nicht allzu fernen Ort ein kleiner Junge, dessen größtes Glück und größter Wunsch war es, einmal ein freies Reh zu sichten.
Also beschäftigte er sich fortan Tag und Nacht damit, wie ihm dies gelingen könnte. Er studierte, wo Rehe zu finden sind, wann die Wahrscheinlichkeit, sie zu sehen, besonders groß ist und was sie besonders gerne mögen. In kurzer Zeit war er zum wahren Spezialisten für Rehe geworden. Er wusste alles über sie – einzig gesehen hatte er noch keines.

So machte er sich mit all seinem Wissen auf den Weg in den Wald und suchte nach einer passenden Lichtung. Als er diese, fernab von Fußwegen, gefunden hatte, bereitete er alles vor. Er drapierte Futter an einer geeigneten Stelle – gut einsehbar und dennoch nicht zu weit vom dichteren Gebüsch entfernt. Als er alles vorbereitet hatte, setzte er sich daneben und wartete. Wenn es passierte, wollte er es ganz nah erleben. Und so harrte er aus. Geduldig. Drei Tage lang. Aber nichts geschah. Kein Reh ließ sich blicken. Nicht einmal irgend ein anderer Waldbewohner näherte sich der Futterstelle. Als der kleine Junge schließlich, traurig und etwas resigniert, am dritten Tag der Futterstelle in der Dämmerung den Rücken kehrte, vernahm er ein Rascheln im Gebüsch und ein leichtes Schwingen des Waldbodens. Er hielt den Atem an. Er blieb stehen und drehte vorsichtig seinen Kopf, die Füße noch immer an der selben Stelle verwurzelt.

Da war es, tatsächlich, endlich! Ein prachtvoller Rehbock. Groß, sanft, in einem warmen Braun, mit scheuem Blick und aufrechtem Gang. Trotz seines Gewichts schienen seine Schritte federnd leicht. Es senkte den Kopf, um zu fressen und hob ihn nach jedem Bissen wieder, um die Umgebung zu beobachten. Fasziniert von der Erscheinung und erfüllt vor Glück wollte der kleine Junge es genauer betrachten und machte einen Schritt in Richtung Futterstelle.
Das laute Knacken eines Astes unter seinen Füßen unterbach die vollkommene Situation jäh. In drei großen Sprüngen floh das Reh ins Gebüsch und war verschwunden.

„So kurz der Moment und doch so wunderbar!“ dachte der kleine Junge. Nun war seine Sehnsucht erst recht geweckt. Er wollte es noch einmal versuchen, es noch einmal erblicken – und es nicht wieder so leicht davonspringen lassen!
Er wußte ja nun, wie es geht.

Und so nahm er eine kleine Änderung vor, begab sich erneut in den Wald auf jene Lichtung und  bereitete alles mit viel Geduld und Fleiß vor. Er wartete bis zur Dämmerung – diesmal aber im Verborgenen.
Und tatsächlich, da war es wieder, das Rascheln, das prachtvolle Geschöpf, der scheue Blick. Das Herz des kleinen Jungen sprang vor Glück! Er wollte ihm näher kommen, es anfassen, es für immer bei sich haben. Diesmal würde es ihm nicht entkommen.
Und als das Reh gerade einen weiteren Happen naschte, lies der kleine Junge einen Käfig auf es herabfallen, den er zuvor gebaut hatte. Das Tier zuckte verschreckt und wollte fliehen – aber es gab kein Entkommen mehr. Nun konnte sich der kleine Junge nähern, ohne dass es davon lief. Er betrachtete es, sein glänzendes Fell, seine großen Augen, die feuchte Nase, die zarte Glieder.
Als er die Hände durch das Käfiggitter streckte, um es zu streicheln, wich es zurück.
Es wird sich schon an mich gewöhnen, dachte der kleine Junge, und setzte sich neben den Käfig. Geduldig verharrte er dort einen Tag und eine Nacht.  Bei Anbruch des nächsten Tages merkte der Junge, dass das Reh tatsächlich ruhiger geworden war.
Aber es hatte sich noch mehr verändert. Was er wahrnahm war keine vertrauensvolle, zugewandte Ruhe. Das gesamte Tier hatte sich verändert. Auch sein Anblick versetzte ihn nun nicht mehr in Glück sondern durchflutete ihn mit tiefer Traurigkeit. Das Fell schien seinen Glanz verloren zu haben, die leichtfüßigen Hufe waren schwer in den Waldboden eingesunken und auf die tiefbraunen Augen des wunderschönen Tieres hatte sich ein grauer Schleier der Resignation gelegt. Sie hatten aufgehört, zu leuchten.
Da wusste der Junge, es war Zeit, loszulassen.
Das Glück gehörte nicht ihm alleine, es gehörte niemandem – und es ließ sich nicht einfangen oder halten.
Und so öffnete er den Käfig und entließ das Reh zurück in die Freiheit.

Er beobachtete, wie es erst etwas zögerlich, dann in kräftiger werdenden Schritten davongaloppierte – ohne zurückzublicken.
Der kleine Junge aber blieb zurück. Er roch den erdigen Duft des feuchten, frisch aufgewühlten Waldbodens, spürte die leichte Erschütterung des Untergrunds, die die fliehenden Hufe erzeugten und blickte seinem Glück sehnsüchtig hinterher.

Würde es je wiederkommen?


Das Glück ist ein scheues Reh

Schwimmen lernt man nicht an Land

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Immer mal wieder gebe ich Entspannungskurse in einem Umfeld, das auch während der Sessions über eine gewisse Geräuschkulisse verfügt.

Am Anfang hat sich mir die Frage gestellt: geht das? Können meine Teilnehmer entspannen, wenn sie nicht komplett von Ruhe umgeben sind?

Und schon recht bald dachte ich mir dann:
Wenn mein Ziel ist, Menschen dabei zu helfen, im Trubel die Ruhe zu wahren, macht es dann nicht Sinn, die Ruhe im Trubel zu üben?

Klar, kann man sich zur Entspannung – sei es Meditation, Autogenes Training oder eine Fantasiereise – an einen möglichst ruhigen Ort zurückziehen. Und sicher hilft das auch dabei, die Akkus wieder aufzuladen.

Was aber passiert, wenn ich dann in den Alltag zurückkehre und meine Akkus leer sind, bevor die nächste Ruhephase oder ein Ruheort in Sicht sind?
Sollte ich dann nicht in der Lage sein, trotzdem „gesund“ weitermachen zu können?

Im Prinzip können Entspannungsmethoden zweierlei Nutzen haben:

  1. Runterkommen, abschalten und den Akku aufladen
  2. Techniken und Methoden kennenlernen und üben, damit der Akku sich im Alltag nicht mehr so schnell entleert.

Der erste Punkt ist wichtig, der zweite nachhaltig.

Um von 2. profitieren zu können, ist es wichtig, dass ich mich bewußt den Situationen aussetze, in denen ich mir mehr Ruhe und Gelassenheit wünsche – um zu üben, wie mir das gelingen kann.

Um wirklich schwimmen zu lernen muss man sich eben nass machen.

Und wenn es uns gelingt, die Methoden und Techniken in unseren Alltag zu integrieren, fühlen wir uns auch viel seltener leer und gestresst.

Also, nimm Dir Zeit, Deinen Akku aufzuladen aber vergiss nicht, das Gelernte auch unter den Bedingungen zu üben, für die Du es gelernt hast.

Viel Erfolg beim „Schwimmtraining“ !

Deine Birgit

Die Obergrenze des Glücks

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„Lass mir mein Problem!“
„Ich glaube, sie kann oder will gar nicht glücklich sein…“
„Und was würdest Du machen, wenn plötzlich einer vor Dir steht, der authentisch liebevoll und wertschätzend zu Dir ist? Der Dich gut findet, und das auch äußert?“

Alles Sätze, die mir in den letzten Wochen begegnet sind und mich an das Phänomen der „oberen Grenze des Glücks“ erinnert haben.
Manchmal kommen wir an bestimmten Punkten in unserem Leben nicht weiter, es wird nicht besser, weil wir uns selbst sabotieren. Das läuft oft unterbewußt – wir stehen dann nur vor dem Ergebnis und wundern uns, warum wir schon wieder an der selben Stelle gelandet sind.

Wie kann das passieren?

Was wir glauben und für möglich halten wird geprägt von unserer Sozialisierung und unseren Erfahrungen. Das beginnt bereits im Elternhaus und setzt sich im Job und der Gesellschaft fort.

Dazu eine meiner Lieblingsmetaphern:

Der Zirkusbär
Es war einmal ein Zirkusbär. Sein Zuhause bestand aus einem kleinen Käfig. Er war bereits in einem solchen Käfig geboren worden und verbrachte seine Freizeit damit, in diesem Käfig zehn Schritt vorwärts zu machen und wieder zehn Schritte rückwärts.
Irgendwann beschloss der Zirkusdirektor, den Zirkus aufzugeben. Er fuhr mit den Bären in den Wald, stellt den Käfig ab und öffnete die Tür, bevor er abfuhr. Der Bär steckte die Nase aus der offenen Käfigtür. Nun stand ihm die Welt offen für ein Leben als ein freier Bär. ER sprang aus dem Käfig. Er stapfte einen Schritt vorwärts, vier, sechs, acht, neun… Aber nach dem zehnten Schritt ging der Bär wieder zehn Schritte rückwärts… (nach Bert Hellinger)

Vom Bären zu uns:
Die Obergrenze des Glücks ist die in uns selbstgemachte Barriere vor dem „elften Schritt.“ Das kann nicht sein, dass darf nicht sein, das gibt es nicht … (als Kinder haben wir die übrigens noch nicht).
Zu den Themen Freude, Geld und Beziehungen kommen mir hier etliche Beispiele in den Sinn:
Darf/Kann  man mit Freude und wenig Arbeitsstunden viel Geld verdienen?
Darf /Kann etwas leicht sein – oder muss man sich alles erstmal erarbeiten? Zuneigung, Einkommen… No pain no gain?
Darf ich überhaupt glücklich sein? Was passiert, wenn ich auf die Frage, wie es mir geht, authentisch mit „mir geht es super!“ antworten kann. Worüber sprechen wir dann, wenn es nix mehr zu jammern gibt? 😉 (das gehört zum Spruch „Lass mir mein Problem.“).

Die Selbstsabotage kann in verschiedenen Gewändern daher kommen. Die gute Nachricht ist, einmal erkannt, gibt es Abhilfe. Die ist zwar nicht immer leicht – aber es lohnt sich vor allem dann, wenn Du die  Welt außerhalb Deines selbstgemachten Käfigs erkunden willst.

Variante 1: „Der sichere Traum“
Wir wünschen uns etwas – glauben aber insgeheim nicht wirklich daran, dass es das gibt. Z.B. Mit weniger Arbeitsstunden mehr Geld verdienen und Spaß bei der Arbeit haben.
Sabotage: wir träumen weiter, holen den Wunsch wie ein Film hervor, um kurzfristig ein besseres Gefühl zu bekommen, aber dabei auf der Couch (Komforzone) sitzenbleiben zu können.
Abhilfe:  Sei ehrlich zu Dir, hör mal in Dich rein – was denkst Du wirklich über das Thema?  Glaubst Du wirklich dran, dass es das gibt? Und wenn Du nicht daran glaubst, bist Du bereit, zu handeln und zu schauen, ob Du Beispiele findest oder und vielleicht sogar neu zu erschaffen? (Achtung, anstrengend! ;-))

Variante 2: „Program not found“
Was wir uns wünschen steht vor uns – aber wir erkennen es nicht (noch nie gesehen oder erlebt). Stell Dir mal vor, Du hast Dein ganzes Leben lang noch nie ein Auto gesehen. Du bist immer zu Fuß unterwegs gewesen oder auf dem Fahrrad. Manchmal überlegst Du Dir, wie Du schneller ans Ziel kommen könntest. Du denkst über die Wegstrecke nach, über einen schnelleren Gang, über etwas, das Du am Fahrrad verändern könntest. Und wenn du dann das erste mal an einem geparkten Auto vorbeikommen würdest, würdest Du nie auf die Idee kommen, dass das die Lösung sein könnte!
Sabotage: Unkenntnis.
Abhilfe: Such Dir Menschen, die schon leben, erfahren oder gesehen haben, was Du Dir wünschst. Lass Dir aus verschiedenen Perspektiven zeigen, wie es aussieht, sich anfühlen kann etc. So bekommst Du ein erstes Bild.

Variante 3: „Feier Fall“
Was wir wünschen steht vor uns – und wir bekommen Angst. In diesem Fall erkennen wir es zwar,  aber fühlen uns plötzlich hilflos, ängstlich, misstrauisch – denn wir haben nie gelernt, damit umzugehen.
Sabotage: Gedanken wie „Ist der wirklich nett zu mir oder gibt es da einen Haken?“ oder „Das ist zu schön, um wahr zu sein.“ sind der Klassiker. Das geht sogar soweit, dass wir manchmal lieber in problematischen aber gewohnten Situationen bleiben (auch wenn’s doof ist, aber was wie kennen, ist berechenbar und gibt uns ein Gefühl der Kontrolle) – statt uns mutig ins Neuland stürzen und neue Schritte zu lernen (um beim Bären Bild zu bleiben).
Abhilfe: Halte die unangenehmen oder komischen Gefühle aus, die vielleicht hochkommen, wenn Du vor einer neuen Situation stehst. Nimm sie wahr und freu Dich – sie sind ein sicheres Zeichen dafür, dass Du am Ende Deiner Komfortzone angekommen bist und jetzt Geschichte schreiben und lernen kannst! Und dann wage den elften Schritt.

Variante 4: „Die Kehrseite der Medaille“ 
Wir wünschen uns etwas aber tragen insgeheim negative Glaubenssätze darüber in uns. Ein immer wieder gerne genommenes Beispiel: viel Geld auf den Konto haben.
Sabotage: Glaubenssätze wir „Geld verdirbt den Charakter.“ „Man kann nicht auf legalem Weg schnell zu viel Geld kommen.“ …
Abhilfe: Prüfe mal Deine Glaubenssätze. Und dann hinterfrage sie. Ist das wirklich so? Welche Gegenbeweise kennst Du? Im konkreten Beispiel: Was bedeutet ein „guter Charakter“ für Dich und was könntest Du mit dem Geld anstellen, um diesen zu leben?

Wo ist Deine Obergrenze des Glücks und in welchem Gewand kommt sie daher?

Sei kein Zirkusbär! Setz den elften Schritt und erkunde die Welt!

Deine Birgit

Mein Herz tanzt

Foto: Pixabay

Mit dem Tanzen ist es ein bisschen wie mit dem Singen: spricht man Leute darauf an, bekommt man oft zu hören „das kann ich nicht.“

Dabei ist es uns bereits in die Wiege gelegt. Studien legen nahe, dass uns der Rhythmus angeboren ist. So spielten z.B. Wissenschaftler der Universität Amsterdam Neugeborenen eine Rhythmus vor und ließen dann ein oder zwei Schläge aus. An den Hirnströmen der Babys war zu erkennen, dass sie den nächsten Beat förmlich erwarteten.
Außerdem konnte nachgewiesen werden, dass sich unser Herzschlag mit dem Takt der Musik synchronisiert.

Wenn wir von „Können sprechen“, bedeutet das meist, dass wir versuchen, etwas auf eine bestimmte Art und Weise zu machen, die im Allgemeinen als richtig angesehen oder definiert wird.

Tanzen ist aber viel mehr als das „Abarbeiten“ von vorgegebenen Bewegungsabläufen und Schritten. Egal ob Ausdruckstanz oder Zorbas – erst lernst Du’s, dann spürst Du’s.

Wenn Du zulässt, dass die Musik Dich bewegt, lernst Du, Dich einzulassen und loszulassen – und dabei kannst Du nichts falsch machen.
Freilich wagen wir das meist nicht in der Öffentlichkeit (außer vielleicht mal einen wippenden Fuß oder klopfenden Finger …) – aber was spricht denn dagegen, morgens mal Deine Lieblingsmusik laut aufzudrehen und einfach durch die Wohnung zu tanzen? So wie es Dir gefällt?
Nichts – und dabei lohnt es sich allemal.

Tanzen ist ein wahres Wundermittel für körperliches, mentales und emotionales Wohlbefinden!
Hier ein paar Auszüge:

Körperliche Vorteile

  • Tanzen ist ein sehr effektives Ganzkörpertraining (vorausgesetzt, Du bewegst den ganzen Körper ;-), das nicht nur Deine Muskeln sondern auch Deine Kondition trainiert – bereits ein Tanztraining pro Woche reicht hierfür aus.
  • Tanzen fördert die Flexibilität im Körper und macht ihn dadurch widerstandsfähiger gegenüber Verletzungen.
  • Aerobes Tanztraining unterstützt genauso effektiv beim Abnehmen wie Radfahren oder Joggen
  • Tanzen verbessert die Atmung, Herzleistung und Lebensqualität
  • Tanzen stärkt das Körpergefühl und lässt uns im Alltag Verspannungen und körperliche Stress-Symptome schneller erkennen.

Emotionale Vorteile

  • Tanzen wirkt befreiend – es ist eine wunderbare Form, seinen Gefühlen in den Bewegungen freien Lauf zu lassen
  • Tanzen lindert nachweislich die Symptome von Stress und Depressionen, denn es reguliert den Serotonin- und Dopaminspiegel
  • Tanzen stärkt das Selbstbewusstsein
  • Tanzen fördert die sozialen Fähigkeiten und das Zusammengehörigkeitsgefühl, da man beim Tanzen viele Menschen kennenlernt und sich aufeinander einschwingt7
  • Tanzen schenkt Freude und gute Laune!

Mentale Vorteile

  • Tanzen fordert das Gehirn durch die Koordination von Bewegungsabläufen. Unabhängig vom Alter werden neue neuronale Verbindungen geschaffen – so bleibt auch der Kopf jung.
  • Medizinische Studien haben sogar nachgewiesen, dass Tanzen auch bei Parkinson lindernd wirkt und Demenz und Alzheimer vorbeugen kann.
  • Tanzen fördert die Konzentration und den Fokus – und hilft wunderbar beim „Abschalten.“
  • Tanzen verbessert das geistige Leistungsvermögen

Und …

  • Tanzen kann man in jedem Alter
  • Tanzen ist unschlagbar günstig – Du brauchst nur Musik, Dich und den Groove

Also, Musik an und los geht’s!

Auf den Rhythmus im Blut,

Deine Birgit

Warum tanzen gesund ist – Entspannung, Spaß, Bewegung – Länge ca. 4 min

Arte Mediathek – Xenius – Länge ca. 26 min