Überraschung macht glücklich

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Im letzten Urlaub in den Bergen waren wir Schneeschuh Wandern. Warum das erwähnenswert ist? Weil ich zum ersten Mal Schneeschuhe an den Füßen hatte und ein super Erlebnis war. Die Vorfreude darauf, das viel bewusstere Gehen, weil sich der Schritt an die Schneeschuh Breite anpassen muss, die Begeisterung, auf diese Weise Gegenden erkunden zu können, in die wir mit normalen Schuhen nicht vorgedrungen wären und das zufriedene Gefühl danach, als wir die Tour erfolgreich abgeschlossen hatten. Es hat mich daran erinnert, wie glücklich es macht, ab und zu mal was Neues auszuprobieren und zu erleben.

Unser Hirn ein zwar einerseits bequemer Sparfuchs – es liebt Routinen und Bekanntes, denn dafür muss weniger Energie aufgewendet werden. Andererseits liebt es nachweislich auch Überraschungen und Neues. In verschiedenen Studien* konnte gezeigt werden, dass im Hirn unser sogenanntes Belohnungszentrum aktiviert wird, wenn wir Neues oder Überraschungen erleben. Die Aktivierung dieses Hirnareals bewirkt die Ausschüttung von Dopamin, im Volksmund auch als „Glückshormon“ bekannt. Diese Substanz wiederum bewirkt eine Steigerung der Motivation und des Antriebs, was wir oft als Hochgefühl und Begeisterung wahrnehmen.

Wenn also etwas neu oder überraschend und angenehm ist, sorgt unser System dafür, dass wir ein „mehr davon“ Gefühl bekommen. Ganz schön clever. Und da unsere grauen Zellen zudem bei allem Neuen bis ins Detail prüfen, ob es gut oder schlecht für uns ist, erleben wir Neues besonders intensiv.

Dabei ist dieser Effekt besonders stark, wenn positive Erlebnisse überraschend eintreten.
Soviel zur Wissenschaft.

Wie können wir uns nun die schlauen Erkenntnisse zunutze machen, um dem Glück öfter zu begegnen?

  1. Lasse los: Sich selbst überraschen ist natürlich schwierig – was geplant wird, ist keine Überraschung mehr. Dennoch kannst Du in gewissem Maße die Wahrscheinlichkeit erhöhen, Überraschungen zu erleben. Das erfordert aber etwas Mut – denn dafür musst Du ab und zu loslassen oder die Kontrolle abgeben (die eh oft nur eine Illusion ist ;-)) Das letzt mal ist mir selbst das auf der Fahrt in unseren Spanienurlaub gelungen. Wir sind mit Hund und Auto unterwegs gewesen und es war klar, dass wir mehrere Tage für die Fahrt nach Spanien brauchen. Auf dieser Fahrt haben wir uns dazu entschlossen, keine Unterkünfte zu buchen, sondern tagesaktuell zu entscheiden und spontan online nach Übernachtungsmöglichkeiten zu suchen. So konnten wir länger fahren – und mehr entdecken -, wenn das Wetter gut war und früher einkehren, wenn wir keine Lust mehr hatten. Wir hatten Glück – und empfanden es auch! – denn wir haben ausnahmslos tolle Orte entdeckt und interessante Menschen in schönen Unterkünften kennengelernt. Ein sehr intensives Erlebnis.
  2. Überrasche jemand anderen positiv: Eine weitere Alternative zum „sich selbst Überraschen“ ist, andere glücklich zu machen. Die Freude anderer zu sehen macht nämlich wiederum uns selbst glücklich 🙂 Dabei ist nicht so wichtig, dass die Person weiß, wer sie überrascht hat – aber hilfreich, wenn Du ihre Reaktion mitbekommst. (mehr zu diesen sogenannten „Random Acts of Kindness“ und ihrer Wirkung in meinem Artikel „RAK-eten der Freude„).
  3. Probiere selbst ab und zu was Neues: Am besten machst Du es Dir zur Routine, regelmäßig mal was Neues auszuprobieren. Damit Du daran denkst, kann z.B. eine Erinnerung in Deinem Handy hilfreich sein. Es muss ja nicht gleich eine Schneeschuh Wanderung sein. Wie wäre es zum Beispiel mit damit:
    • iss etwas, was Du noch nie gegessen hast
    • wähle einen neuen Weg zur Arbeit
    • lerne eine neue Sprache
    • probiere eine (neue) Sportart aus
    • probiere ein Dir bisher unbekanntes Getränk
    • spiele ein neues Gesellschaftsspiel
    • beginne ein neues Hobby
    • gehe ein paar Schritte rückwärts 😉
    • wähle ein „mutiges“ Kleidungstück
    • … Dir fällt bestimmt noch mehr ein 🙂

Also, wie wär’s? Womit möchtest Du Dich die kommende Woche überraschen und glücklich machen?

Viel Freude,

Deine Birgit

*Emory University, „Human Brain gets a kick our of surprises“

Geld oder Zeit?

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Autor: Happiness Academy, www.happinessacademy.eu

„Was ist wertvoller – Zeit oder Geld?“ diese Frage wird wohl immer wieder gestellt werden und die unterschiedlichsten Antworten hervorbringen.

Immer häufiger beschäftigt dieses Thema auch die Sozialpsychologie. Viele Studien zeigen, dass mehr Freizeit glücklicher macht, als mehr Geld zu haben. Dies ist auch das Ergebnis einer groß angelegten Umfrage, die 2016 in fünf Schritten unter 4.415 Menschen mit unterschiedliche Einkommen, Arbeitsplätzen und demographischen Merkmalen durchgeführt wurde.
Die Teilnehmer wurden gefragt, was sie mehr schätzen – Zeit oder Geld. Darüberhinaus mussten sie die Frage beantworten, ob sie für einen neuen Job, der mehr Freizeit bietet, weniger Gehalt in Kauf nehmen würden.
Die Studie hat gezeigt, dass Menschen, denen Zeit wichtiger ist, glücklicher und zufriedener mit dem Leben sind.

Weitere interessante Ergebnisse dieser Studie waren:

  • Es spielt keine Rolle, ob sich die Menschen mehr Zeit pro Tag oder insgesamt in ihrem Leben wünschen. Beides führt zu einem höheren Maß an Glück.
  • Menschen, die sich mehr Geld wünschen, um mehr erleben zu können, sind glücklicher als Menschen, die sich mit mehr Geld materielle Dinge kaufen wollen.
  • Teilnehmer, die auf die Frage, ob sie mehr Zeit oder mehr Geld wollen, mit Zeit antworteten, waren im Moment der Antwort etwas glücklicher als diejenigen, die sich für Geld entschieden. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass selbst der Gedanke, Zeit mehr als Geld zu schätzen, dazu beitragen kann, unser momentanes Glück zu steigern.
  • Reiche Menschen neigen dazu, dem Wunsch nach mehr Zeit größere Präferenz als dem Wunsch nach mehr Geld einzuräumen, was bedeuten kann, dass es schwieriger ist als gedacht, auf die Frage eine aussagekräftige Antwort zu erhalten – oder dass Menschen oft das wollen, was sie nicht haben.

Trotzdem, was ist zu tun: der Zeit oder dem Geld dem Vorzug geben?

In Betracht gezogen werden sollte auch, dass einige Menschen im Laufe ihres Lebens dem Geld größere Bedeutung einräumen müssen. So muss sich ein mancher für den besser bezahlten Job mit längeren Arbeitszeiten entscheiden, um seinen Grundbedarf an Lebenshaltungskosten zu decken. D.h. selbst wenn er lieber mehr Zeit als Geld zu hätte, kann er es sich nicht leisten.

Untersuchungen in den USA zeigen, dass Geld für unser Glück solange wichtig ist, wie wir es brauchen, um unsere Grundbedürfnisse zu befriedigen (ab ca. 75.000 US $ Jahreseinkommen ist keine Steigerung des Glückslevels mehr zu beobachten). Ist unser Grundbedarf aber erst einmal gedeckt, sollten wir darauf achten, wonach wir streben oder was wir haben wollen, um glücklicher zu sein. Dr. Raj Raghunathan, Professor für Psychologie an der Universtität Texas formuliert es in seinem Buch „Klug, erfolgreich und trotzdem unglücklich“ wie folgt:

„Der Haken an einem höheren Verdienst ist, dass die Ausgaben auf scheinbar magische Weise mit dem Einkommen steigen. Das ist ein Grund, warum ein höherer Verdienst nicht glücklicher macht. Es gibt allerdings noch einen weiteren, triftigeren: Der positive Schub auf psychologischer Ebene nutzt sich allzu schnell ab, und man benötigt eine weitere Gehaltserhöhung, um denselben psychologischen Effekt auszulösen. Die Neigung, sich schnell an mehr Geld oder an jede andere Variable für Überlegenheit (Macht, Ruhm, Schönheit etc.) zu gewöhnen, ist so geläufig, dass die sogenannte Hedonistische Adaption als eine der grundlegensten Wesensmerkmale der menschlichen Natur betrachtet werden kann. Darauf ist auch zurückzuführen, dass Lottogewinner schon zwei Jahre nach ihrem Gewinn um keinen Deut glücklicher sind als der Durchschnittsbürger – ein Umstand, den zahlreiche Studien belegen. Für den Fall, dass wir unser Glück an unserer Überlegenheit festmachen bedeutet das, dass wir im Laufe unseres Lebens immer noch reicher, mächtiger und angesehener werden müssten, um das hohe Glückslevel aufrecht zu erhalten. Man braucht kein Genie zu sein, um zu erkennen, dass dies kaum möglich ist.
Hedonistische Anpassung liefert demnach eine wichtige Erklärung, warum Materialismus unserem Glück auf lange Sicht schadet. Es gibt einen weiteren Grund: Die unrealistisch hohen Erwartungen, die Menschen an materielle Dinge hinsichtlich der Mehrung ihres Glücks hegen, gehören, wie Wissenschaftler zeigen, zu den Hauptursachen für die Unzufriedenheit materialistisch orientierter Menschen. Darüber hinaus fördert ein materialistischer Lebensstil die Selbstzentriertheit und senkt das Mitgefühl, weshalb andere eher ungern mit materialistisch eingestellten Menschen kooperieren, was auf lange Sicht das Glück eher trübt. Infolge des geringeren Mitgefühls sind Menschen häufiger bereit, auf Freude und Zufriedenheit bringende Dinge (Zeit mit Freunden/der Familie zu verbringen oder etwas für die Gesellschaft beizutragen) zugunsten von Macht oder Ruhm zu verzichten.“

Wenn Du also das nächste Mal vor der schwierigen Wahl zwischen Geld oder Zeit stehst, denke an Dein Glück und nicht nur an Deinen Geldbeutel. Solange Du es Dir leisten kannst, wähle, was Dich glücklkich macht.

Ein herzliches Dankeschön die Happiness Academy für diesen wunderbaren Artikel über den Wert von Zeit oder Geld für das Glück und für unsere Zusammenarbeit, um die Menschen glücklicher zu machen und ihnen zu helfen, ein erfülltes und freudvolles Leben zu führen.
Die Mission der Happiness Academy ist es, zu lehren, was in keiner traditionellen Schule gelehrt wurde: wie man ein Leben voller Glück und Erfüllung führt. Glück ist nicht nur ein perfektes Bild, das man sich vorstellt oder ein zukünftiges Ziel. Es ist ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit und Wohlbefinden, das trainiert und gepflegt werden kann. Die Happiness Academy verpflichtet sich, Menschen zu inspirieren, zu führen und zu befähigen, Glück zu erlernen.
Möge 2020 das Jahr zum Jahr für mehr Glück für alle werden!

Das Jahr abschmecken

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2019 neigt sich dem Ende – wie verbringst Du die letzten Tage des Jahres?
Nimmst Du Dir Zeit, zurückzublicken und Resümee zu ziehen?
Das empfiehlt sich sehr – noch besser ist es natürlich, wenn Du Dir dafür schon im Laufe des Jahres in regelmäßigen Abständen Zeit nimmst – aber der Jahresabschluss ist eben der klassische Zeitpunkt.

Nicht innezuhalten und zurückzublicken ist wie stundenlang ein köstliches Essen zubereitet zu haben und es dann zu servieren oder stehenzulassen, ohne es probiert zu haben.

Resümee zu ziehen ist Erfahrungen abzuschmecken. Der Blick zurück lässt alles nochmal auf der Zunge zergehen und es wird schnell klar, was gut gelungen ist, wo noch etwas fehlt, was man hätte anders machen können und vor allem – was man beim nächsten Mal anders machen möchte.

Also, lass das Jahr nicht vorübergehen, ohne Deine Erfahrungen, Erkenntnisse und Erfolge abzuschmecken. Nimm sie als Geschenk wahr, um das kommende Jahr noch besser zuzubereiten.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Jahr abzuschliessen. Solltest Du ein Tagebuch oder ein Journal führen, so ist der Rückblick etwas leichter. Alternativ kannst Du aber auch Deine Kalender zur Hand nehmen – handschriftliche oder elektronische – oder/und mal durch die Fotos in Deinem Handy scrollen, die Du in diesem Jahr gemacht hast. Gleiches funktioniert auch, wenn Du aktiv in Social Media unterwegs warst, indem Du durch Deinen Feed blätterst.

Die folgenden fünf Schritte helfen Dir beim persönlichen Jahresabschluss. Du kannst Deine Gedanken einfach fließen lassen oder sie Dir aufschreiben (und dann Ende des kommenden Jahres nochmal zu Hand nehmen ;-)).

  1. Meilensteine: Was ist in diesem Jahr passiert? Was waren die großen, prägenden Ereignisse in Deinem Leben?
  2. Erfolge: Worauf bist Du stolz? Was hast Du dieses Jahr erreicht (im Job, in Deinen Beziehungen, für Dich persönlich)? Wo bist Du über Dich hinausgewachsen?
  3. Erkenntnisse/Lernerfahrungen: Welche Erkenntnisse hast Du aus Deinen (positiven und negativen!) Erfahrungen und Erlebnissen gezogen?
  4. Start – Stop – Continue: Was möchtest Du im neuen Jahr anders machen oder neu beginnen (Start)? Was möchtest Du im alten Jahr zurücklassen – also aufhören zu tun? (Stop) – Was möchtest Du auf jeden Fall beibehalten? (Continue)
  5. Feiern: Vergiss nicht, am Ende alles mit einem Lächeln und Stolz zu besiegeln, indem Du feierst und genießt, was Dir gelungen ist! Das macht glücklich und schafft gleichzeitig frische Motivation und Energie für den Start ins neue Jahr.

Achte bei allen 5 Punkten darauf, dass DU der Maßstab bist! Es geht nicht um den Vergleich. Ein Erfolg muss nichts Weltbewegendes sein – aber er muss Deine Welt bewegt haben!

Lass es Dir schmecken!

Herzlichst,

Deine Birgit

Vom Glück, die richtige Entscheidung zu treffen

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Die Weihnachtsferien stehen vor der Tür und in Gedanken an den bevorstehenden Urlaub ist mir eine Situation in den Sinn gekommen, die eng verknüpft ist mit dem Phänomen, dass wir im Alltag manchmal unser Glück und unsere Zufriedenheit für ziemliche komische Dinge opfern – wie z.B. das Rechthaben oder Geld.

In einem der letzten Winterurlaube saßen wir mit Freuden im Urlaubshotel am Frühstückstisch und diskutierten, ob wir Skifahren gehen sollten oder nicht. Ungefähr die Hälfte des Urlaubs war bereits vorüber. Der Blick in Richtung Berg offenbarte kein besonders einladendes Wetter. Wir sammelten Argumente für und wider einen Skitag – und eigentlich waren wir alle nicht besonderes motiviert. Erstaunt war ich allerdings, als eine Person in unserer Gruppe meinte: „Nee, so richtig Lust habe ich auch nicht. Aber jetzt haben wir den Skipass ja schon gekauft und das muss sich ja lohnen. Wenn wir heute nicht gehen, haben wir die bezahlten Tage gar nicht genutzt.“

Ein schönes Beispiel für ein Phänomen, dass die Wissenschaft das „Glücksparadox“ nennt. Obwohl wir wissen, was uns glücklich macht, entscheiden wir uns – wenn es darauf ankommt  – trotzdem nicht dafür.

Verschiedene Studien konnten belegen, dass mindestens 20-30% der Bevölkerung ihr Glück zugunsten anderer Ziele opfert. Theoretisch gefragt wussten beinahe alle Teilnehmer intuitiv, welche Entscheidung sie auf lange Sicht zufriedener machen würde. Vor die aktuelle Wahl gestellt, entschieden sie sich aber für die andere Option. Dieses Verhalten lässt sich in verschiedenen Zusammenhängen beobachten – egal ob in unserer Freizeit, wie in meinem oben genannten Beispiel, in unseren Beziehungen („möchtest Du Recht haben oder glücklich sein? „) oder bei unserer Berufswahl (den besser bezahlten aber weniger erfüllenden Job wählen oder den weniger gut bezahlten Job, der mit Deinen Werten und Talenten übereinstimmt?)*.

Nicht zu verwechseln ist dieses Phänomen mit der Kompetenz des Gratifikations-Aufschubs. Bei letzterer entscheiden wir uns im Hier und Jetzt ganz bewußt für die im Moment weniger glücklich machende Option – weil wir wissen, dass uns diese Entscheidung auf lange Sicht glücklich macht oder unseren Zielen näher bringt (wenn ich mich z.B. zum Sport aufraffe obwohl ich keine Lust habe, wohlwissend, dass es mir und meinem Körper danach besser geht und mich die Bewegung an der frischen Luft gesund hält).

Versuche doch in den nächsten Tagen mal, Deinem Glücksparadox auf die Spur zu kommen indem Du bei bevorstehenden Entscheidungen einen Moment innehälst. Frage Dich dann: Welche Entscheidung steht im Einklang mit meinem Wohlbefinden, meinen Zielen, meinen Werten – dem, was mich glücklich macht?

Und dann – entscheide Dich dafür!

Sollte es in der ein oder anderen Situation nicht möglich sein, Dich zugunsten Deines Glücks zu entscheiden, so stelle sicher, dass Du danach recht zeitnah zwei bis drei glücksfördernde Entscheidungen oder Handlungen umsetzt.

Falls Du Dir noch nicht so sicher bist, was Dich glücklich macht, ist es Zeit für eine Happy List – den entsprechenden Artikel dazu findest Du hier.

Klingt einfach? Na – dann los!
Entscheide Dich für’s Glücklichsein.

Deine Birgit

*Raghunathan, Rajagopal, Sunaina Chugani, and Ashesh Mukherjee (2014), “The Fundamental Happiness Paradox,” working paper, The University of Texas at Austin

Rückzugsorte

Foto: Birgit Baldauf

Als Kinder haben wir uns Höhlen gebaut. Unter dem Tisch. Stühle zusammengestellt und eine Decke darüber. Oder uns unter der Bettdecke verkrochen. Taschenlampe an und gelesen. Oder wir haben uns im Sommer irgendwo draußen in einer Hecke ein Versteck eingerichtet. Abgeschirmt. Nur für uns. Keine konnte und durfte uns stören. Ein sicherer Ort.

Und heute? Wo der Trubel des Alltags stärker geworden ist, wir 24/7 online und erreichbar sind (sein können oder sein sollen) und mehr Informationen denn je auf unsere Sinne einprasseln?

Wo ist Dein Rückzugsort? Hast Du einen?
Wo fühlst Du Dich sicher, geborgen, ruhig, ungestört?

Du musst Dir Dein persönliches Refugium nicht unbedingt unterm Eßtisch einrichten – dennoch ist es durchaus empfehlenswert, einen Ort zu haben, der es Dir ermöglicht, ganz für Dich zu sein, Dich „auszuklinken“.

Ein guter Rückzugsort …

  • ist offline. Er ermöglicht es Dir, ungestört zu sein (kein Telefon, kein PC, kein Radio, kein Fernseher).
  • vermittelt Dir ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit
  • läßt Dich zur Ruhe kommen
  • läßt angenehme Emotionen in Dir aufsteigen
  • ist eine Wertschätzung Dir selbst gegenüber und ermöglicht Dir Zeit für Dich
  • kann Dir zu Tagesbeginn helfen, Deine Gedanken zu sortieren
  • kann Dir tagsüber helfen, runter zu kommen, wenn Du überwältigt bist – oder einfach eine Pause brauchst
  • kann Dir am Abend dabei helfen, den Tag Revue passieren zu lassen und mental und emotional abzuschließen.

Wie kann ein Rückzugsort aussehen?

Zurückziehen können wir uns auf zweierlei Arten: physisch und mental. Manches mal hilft es, einen physischen Rückzugsort zu haben, um mental besser abschalten zu können. Mit Hilfe eines Ankers kann uns mentale Rückzug aber auch an jedem beliebigen Ort gelingen.

Physische Rückzugsorte:

  • Ein bestimmter Platz in Deiner Wohnung – auf dem Balkon, im Lieblingssessel, im Schlafzimmer…
  • Ein mobiler Platz – z.B. die Yoga Matte. Ich bin viel auf Reisen. Aber egal, wo ich bin – sobald ich meine Yoga Matte ausgerollt und darauf Platz genommen habe, spüre ich Vertrautheit, ein Gefühl von Zuhause.
  • Ein Platz in der Natur: ein Ort im Wald, an einem See, in einer Höhle

Mentale Rückzugsorte

Mentale Rückzugsorte funktionieren in der Regel durch einen Anker. D.h. ein bestimmtes Objekt, inneres Bild, ein Duft oder ein Geräusch löst angenehme Gefühle und Ruhe in Dir aus. Das ist ein bisschen wie mit meiner Yoga Matte – wann immer ich mich auf Ihr befinde, tue ich mir etwas Gutes. Mein System verknüpft also nach einiger Zeit – Yoga Matte = Wohlbefinden. Du kannst mit einer Verknüpfung arbeiten, die schon vorhanden ist (z.B. einem Foto, dass Angenehmes in Dir auslöst) oder eine neue Verknüpfung schaffen, indem Du Momente des Wohlbefindens schaffst und einen Talisman oder ein Foto etc. in diesen Moment mit einbeziehst.

„Mentale Fotos“ funktionieren bei mir auch ganz gut. Wann immer ich etwas atemberaubend Schönes sehe (meistens Naturszenen) halte ich inne und nehme die Eindrücke und damit verbunden Emotionen ganz bewusst wahr – und speichere die Wahrnehmungen dann als inneres Bild. Das lässt sich später im Alltag jederzeit wieder vor das innere Auge holen – und generiert somit die angenehmen Empfindungen.

Als Anker funktionieren ….

  • Die Yogamatte 😉
  • Ein „echtes“ Foto
  • Ein inneres Foto
  • Ein Talisman
  • Ein Lied, eine Melodie oder ein Geräusch
  • Ein Duft (Parfum)
  • Ein Geschmack

Und nicht vergessen, Dir dann regelmäßig „me-time“ = einen kleinen Urlaub an Deinem Rückzugsort einzurichten.

 Sei gut zu Dir,

Deine Birgit

4000 Worte – Deiner inneren Stimme ein Bühne geben

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Ein innerer Marktplatz voller Stimmen

Manche Menschen haben ein reges Innenleben. Auch wenn sie nicht viel sprechen, findet doch im inneren ein reger und kontinuierlicher Dialog statt. Ein Gedanke folgt dem anderen, es wird überlegt, abgewogen, geschlussfolgert … Manchmal geht das recht klar und strukturiert vonstatten, manchmal ist es wie ein koninuerliches Plappern vieler Stimmen im Hintergrund. Vielleicht kennst Du das?

Um mehr Klarheit zu erlangen, was einem da so alles „durch den Kopf geht“, ist Schreiben ein hervorragendes Mittel. Im Schreiben liegt ein besonderer Zauber. Wer beginnt, zu notieren, bekommt automatisch mehr Klarheit. Der Vorgang, die Gedanken einflach durch die Finger fließen zu lassen, sie zu ordnen und dann in die richtigen Worte zu fassen ist sehr wirkungsvoll. Er trägt zur Verarbeitung bei und kann dabei helfen, den Geist zu entlasten und zur Ruhe zu bringen. Etwas nieder zu schreiben ist wie Informationen auf der Festplatte zu speichern – es macht den Arbeitsspeicher wieder frei.

Schreiben – wirkungsvoll und rezeptfrei

Die positive Wirkung von Schreiben wird mittlerweile auch in der Psychologie und Psychotherapie eingesetzt. Die Wissenschaft hat sich mit allerlei Aspekten des Schreibens befasst, und zahlreiche Vorteile belegt, Hier nur ein paar:

Schreiben…

  • Entlastet die Seele
  • Vermindert Stress
  • Verbessert das Erinnerungsvermögen
  • Steigert die soziale Intelligenz
  • Verbessert den Schlaf
  • Macht glücklicher

Schreiben geht auf viele Arten

Welche Form des Schreibens Du wählst kommt ganz darauf an, wieviel Zeit zu investieren möchstest und was Du mit dem Schreiben bezwecken möchtest.

Die beliebtesten Formate sind:

Tagebuch:
Datierte Einträge in chronologischer Reihenfolge.
Zeitpunkt: meistens abends.
Zweck: Festhalten von Ereignissen und Erinnerungen.

Journal:
Dem Tagebuch sehr ähnlich. Datierte Einträge in chronologischer Reihenfolge. Häufig strukturierter durch Schlüsselfragen zur Selbstreflexion. Mehr „innere Arbeit“ als beim Tagebuch.
Zeitpunkt: meistens abends
Zweck: Festhalten von Gedanken, Eindrücken; Revue passieren lassen und Erkenntnisse notieren.

Morgenseiten (4000 Worte)
Manche meditieren morgens, andere schreiben. Bei den „Morgenseiten“ oder „Morning Pages“ handelt es sich um eine Art Schreibmeditation. Es wird einfach drauf los geschrieben. Die Gedanken des Moments und alles, was intuitiv seinen Weg aufs Papier finden möchte, wird festgehalten. Ohne Rücksicht auf Struktur, Logik, Zweck, Chronologie. Einfach fließen lassen. Traditionell werden Morgenseiten von Hand geschrieben und sollten drei DINA4 Seiten (ca. 4000 Wörter) umfassen.
Zeitpunkt: morgens
Zweck: Den Geist frei machen – häufig setzt das auch Kreativität frei. Durch das „Abfließen“ der ersten oberflächlichen Gedanken, die uns oft beschäftigt halten, findet nach ein paar Minuten manchmal auch etwas seinen Weg aufs Papier, das hinter den Alltagsgedanken versteckt war.

Der richtige Zeitpunkt

Den richtigen Zeitpunkt wählst Du am besten anhand des Zwecks. Sich morgens und/oder abends Zeit zu nehmen, bzw. diese bewußt einzuplanen, hat sich bewährt.

Solltest Du morgens schreiben, achte darauf, Dir dafür möglichst Zeit zu nehmen, bevor „der Tag über Dich kommt.“ Mach Dir in Ruhe einen Tee oder einen Kaffee, suche Dir einen Platz, an dem Du ungestört sein kannst und lege los.

Geistesblitze, Ideen oder Erkenntnisse, die Du über den Tag hinweg hast, kannst Du natürlich auch zwischendurch notieren  – in Deinem Handy oder einem Notizbuch – und sie dann am Abend wieder aufgreifen.

Tools – wie notieren?

Von Hand zu schreiben ist ursprünglich, erfordert mehr Achtsamkeit und eine Verlangsamung des Schreibvorgangs. Dadurch wird bewusster verarbeitet.

Ich habe lange Zeit auch von Hand geschrieben und es geliebt, mir schöne Notizbücher dafür zu kaufen. Irgendwann haben sich diese dann zuhause gestapelt. Zur gleichen Zeit habe ich begonnen, beruflich viel auf Reisen zu sein. Die Optimierung meines Reisegepäcks hat mich dann dazu gebracht, auf elektronische Helferchen zurück zu greifen.

Für mein Tagebuch nutze ich die App Diaro – sie ist für Android und IOS verfügbar und läßt sich auch auf mehreren Geräten synchronisieren. Natürlich sind auch klassische Programme wie OneNote, Evernote oder Word geeignet.

Interessanter Nebeneffekt

Meist schreibe ich aus den oben genannten Gründen, d.h. wenn die Gedanken zu Papier gebracht wurden, ist der Zweck erfüllt. Nur selten lese ich die Einträge nochmals durch. Einzig am Jahresende werfe ich einen Blick auf die Einträge – um noch einmal Revue passieren zu lassen, was mich das Jahr über beschäftigt hat. Dabei lese ich eher die Überschriften und nur was mein Interesse weckt, wird nochmals näher betrachtet.

Das erneute Betrachten der Einträge hat einen netten Nebeneffekt; wenn Du die Notizen zu einem Ereignis mit Deinen Erinnerungen daran vergleichst, wirst Du vielleicht feststellen, dass diese Unterschiede aufweisen. Dieser Vergleich ermöglicht es Dir, mehr darüber zu lernen, wie Dein Erinnerungsvermögen funktioniert. Bei den meisten Menschen „verschönert“ die Erinnerung das Erlebte. Das ist auch ein ganz natürlicher und guter Mechanismus, der beim Verarbeiten hilft. Rückblickend ist vieles nicht mehr so schlimm, wie es im Moment erschien. Denk dran, wenn Du nächstes Mal denkst, alles sei ganz furchtbar 😉
Ausserdem stärkt dieser Rückblick unser Bewußtsein und unsere Dankbarkeit für alles, was wir erreicht und erlebt haben.

Und nun –  frohes Schreiben,

Deine Birgit

Ab nach draußen!

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Woher man weiß, dass der Winter kommt?
Draußen wird es kälter, drinnen wird die Luft trockener und die Erkältungswelle hat die ersten Kollegen und Freunde erfasst.

Besonders jetzt in der kalten Jahreszeit ist es wichtig, das Immunsystem zu stärken. Dies geschieht freilich nicht von heute auf morgen und es gibt viele Faktoren, die zu einem gesunden Lebensstil beitragen. Was aber in besonders in der kalten Jahreszeit nachweislich hilft ist, sich regelmäßige im Freien aufzuhalten. Hundehalter sind der lebende Beweis dafür, dass draußen sein die Abwehrkräfte stärkt. Mehren Studien zufolge leben Hundehalter gesünder (weniger Risiko auf Herz-Kreislauf Erkrankungen und Depressionen, weniger Arztbesuche und aktiverer Lebensstil).

Hier ein paar gute Gründe, mehr Zeit im Freien zu verbringen:

  • Licht macht Laune: Auch wenn die Tage kürzer sind – bereits 25 Minuten Tageslicht am Tag (auch bei bewölktem Himmel!) sind ausreichend, damit Dein Körper eine gesunde Menge an Vitamin D produzieren kann. Dieses Vitamin ist für zahlreiche Stoffwechselvorgänge notwendig, schützt vor Infekten und kann sogar bei Depressionen helfen.
  • Feuchtigkeit hält fit: Besonders bemerkbar macht sich auch die trockene Heizungsluft im Winter – unsere Haut wird spröde, ebenso die Schleimhäute, die dadurch in ihrer vor Infekten schützenden Funktion eingeschränkt sind. Sich regelmäßig an der frischen Luft zu bewegen hilft, die Balance und Funktion der Schleimhäute zu bewahren und trockener Haut entgegenzuwirken.
  • Tolle Temperatur: Wer sich überwiegend in geheizten Räumen aufhält, dem ist nach einiger Zeit auch warm nicht mehr warm genug. Wir heizen zu stark, was einen höhere Temperaturdifferenz nach sich zieht, wenn wir nach draußen gehen. Wir frieren leichter, was wiederum unser Immunsystem schwächt. Besonders, wenn Du im Winter vorhast, Urlaub im Schnee oder in einer kälteren Gegend zu machen, empfiehlt es sich, Deinen Körper frühzeitig an kälterer Temparaturen zu gewöhnen.
  • Wundermittel Wald: Wenn Du einen Wald in der Nähe hast, nutze Ihn. Der Wald ist die beste Medizin. In Japan gilt „Waldbaden“ als Medizin. Schon ein kurzer Aufenthalt im Wald hat positiven Einfluss auf unsere Gesundheit. Blutdruck, Puls und Kortisol sinken, während die Zahl der Killerzellen steigt und das Immunsystem sich verbessert. Tipp: beim Gang in den Wald am besten Handy zuhause lassen oder ausschalten.

Wieviel Zeit verbringst Du an der firschen Luft?

Wie wäre es mit einer der folgenden Möglichkeiten:

  • Plane morgens eine runde Sport im Freien ein – oder einen ausgedehnten Spaziergang – oder wenigstens einen kurzen. Danach schmeckt das Frühstück noch besser und Dein Körper wird es Dir den Tag über danken! Du weißt ja, es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur die falsche Kleidung.
  • Solltest Du einen Balkon oder eine Terrasse haben – nimm Deinen Kaffee oder Tee morgens dort ein – auch im Winter! Mummel Dich ein und genieße.
  • Parke Dein Auto etwas weiter von Deiner Arbeitsstelle entfernt oder steige eine oder zwei Haltestellen früher aus Bus oder Bahn aus. Laufe den Rest.
  • Sollte es die Entfernung zulassen, ziehe in Betracht, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren (sorgt gleichzeitig für weniger Stress durch weniger Stau :-))
  • Schnapp Dir in Deiner Mittagspause Deine Jacke und gehe eine Runde spazieren.
  • Plane für das Wochenende bewusst Zeit im Freien ein.
  • Schließe Dich Walking-, Wander- oder anderen Freizeitgruppen an, die Aktivitäten im Freien planen. Gemeinsam macht draußen sein noch mehr Spaß.
  • Vielleicht magst Du ja sogar einmal in einem Tierheim in Deiner Nähe vorbeischauen und fragen, ob dort noch Gassigänger gesucht werden. Die Vierbeiner werden es Dir danken – und wenn Du weißt, dass jemand auf Dich wartet und Du etwas gutes tun kannst, fällt es gleich viel leichter, sich von der gemütlichen Couch in die Natur zu begeben.

Also, ab nach draußen!

Deine Birgit

Ablenkungsmanöver

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„Die reinste Form des Wahnsinns ist, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
Albert Einstein

Eines meiner Lieblingszitate.
Manchmal denken wir, mehr vom Selben (Nachdruck, Argumente …) könnte doch noch etwas verändern. Und lenken so den Blick bewusst weg von unserem Beitrag an der Situation – und der Möglichkeit, selbst etwas zu verändern.
Manchmal kommen wir nicht weiter, weil wir nicht hinschauen möchten.
Denn vom „Alten“ Abstand zu nehmen bedeutet ja auch, dass wir uns eingestehen müssen, das es nicht funktioniert hat. Und mit die damit verbundenen (unangenehmen) Gefühle zu anzunehmen.

Im Artikel „Emotion oder Intuition“ habe ich darüber geschrieben, dass unsere Emotionen und Gefühle wichtige Hinweise geben können, wenn wir uns ihrer bewusst sind und in Kontakt mit ihnen sind und wie das am besten funktionieren kann. Wichtig dabei ist allerdings, überhaupt in Kontakt mit seinen Gefühlen kommen zu wollen.
Manchmal scheuen wir diesen Kontakt, weil wir z.B. nicht wissen, wie wir mit ihnen umgehen sollen oder uns sogar überwältigt fühlen.
In gewisser Weise ist dies auch ein Schutzmechanismus, wenn wir tatsächlich mit einer Situation überfordert sind.
Wenn dieser Schutzmechanismus allerdings zum Normalzustand wird, kann es auf lange Sicht dazu führen, dass diffuse Beschwerden auftauchen (Schmerzen, Lustlosigkeit, schlechte Laune obwohl subjektiv alles in Ordnung ist) – denn die Gefühle sind nicht weg, sie sind nur woanders. Außerdem führt es dazu, dass wir in gewissen Situationen einfach nicht weiterkommen – es passiert immer das selbe, wir bleiben immer an der selben Stelle stecken. Und wir beginnen, den Frust nach innen zu richten oder ihm – meist in unangemessener Intensität – Luft zu verschaffen.

Dann ist es Zeit, mal hinzuschauen, ob Du vielleicht verdrängst oder vermeidest. Auflösen lässt sich das ganze, wenn Du beginnst, wahrzunehmen, zu benennen und zu akzeptieren, was in Dir vorgeht. Denn erst dann kannst Du beginnen, etwas zu ändern.

Ob Du ein Verdängungsspezialist bist, kannst Du an den folgenden beiden Strategien beurteilen, die wir nutzen, um uns nicht mit unseren Gefühle auseinander setzen zu müssen. Beide Strategien können in unterschiedlichen Gewändern auftauchen:

Ablenkung

Intellektualisieren: Sobald ein Gespräch mit Deinem Gegenüber unangenehm wird, beginnst Du zu Analysieren und zu Dozieren, warum der andere sich so verhält wie er sich verhält. Durch dieses Intellektualisieren = Versachlichen schaffst Du zum einen emotionalen Abstand, zum anderen bewirkt es einen Themenwechsel (vom ursprünglichen Thema hin zur Verhaltens- und Gesprächsanalyse.)

Schuldzuweisung: Du findest 1001 Gründe, was andere anders machen könnten und sollten, damit sich die Situation ändert. (Willkommen in der Opferrolle …).

Projizieren: Du beginnst, Deinem Gegenüber Verhaltensweisen und Emotionen zu unterstellen und vorzuwerfen, die Du eigentlich in und an Dir selbst wahrnimmst. Weil Du diese Verhaltensweisen aber für unehrenhaft hältst, willst Du sie Dir nicht eingestehen. (Was ich über andere sage, sagt immer viel mehr über mich aus als über die anderen …)

Medien: Statt Dich mit der Situation, Person oder Deinen Gefühlen auseinander zu setzen lenkst Du Dich mit Medien ab — Fernsehen, Handy, PC

Unternehmungen: Du eilst von einem Erlebnis zum nächsten – keine Pause = keine Zeit für unangenehme Gefühle.

Betäubung

Essen & Trinken: Du bekommst plötzlich Appetit auf Schokolade oder brauchst Alkohol, um „abzuschalten“. Der Zucker bewirkt, dass Dein Insulinspiegel steigt, was wiederum zur vermehrten Ausschüttung des Glückshormons Dopamin führt, während Alkohol im wahrsten Sinne des Wortes betäubt.

Süchte: Alles, was Du exzessiv betreibst, d.h. in übertriebenem Maße. Dass kann vom Sport über Rauchen bis hin zum Konsum aller Art reichen (auch Medienkonsum und Unternehmungen). Hierzu zählen auch unangenehme Angewohnheiten, wie z.B: Nägelkauen.

Schau doch diese Woche einmal genauer hin, ob Du eine der genannten Verhaltensweisen an Dir erkennst – und ob sie Deine Strategie ist, nicht fühlen zu müssen.

Und dann beginne, Deinen Gefühlen langsam Zeit und Raum zu geben.

Herzlichst,

Deine Birgit

Dein Lebensrad – eine runde Sache?

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Und schon wieder eine Woche vorbei. Wieviel Zeit hast Du diese Woche mit Dingen und Menschen verbracht, die Dir wichtig sind?

In unserer heutigen Zeit der ständigen Beschleunigung kann es leicht passieren, dass wir unsere Aufmerksamkeit und Zeit immer dem Aspekt in unserem Leben widmen, der „am lautesten schreit“. Das „lauteste“ Element im System ist aber nicht immer das für uns wichtigste – und so bekommen wir das Gefühl, dass uns das Leben passiert.

Unbewußt wissen wir zwar, was wir machen sollten und wollten, sehen uns aber täglich nicht allzuviel davon umsetzen. Wenn dieses innere Spannungsfeld zum Dauerzustand wird, stellt sich eine Anspannung gepaart mit diffuser Unzufriedenheit ein, die alle Bereiche des Lebens überschatten kann. Spätestens dann sollten wir inne halten, Klarheit über das gewinnen, was uns wichtig ist und uns wieder in die Verantwortung und ans Steuer unseres Lebens zurückzuholen.

Das Lebensrad ist ein wunderbares Werkzeug, um diese Klarheit zu gewinnen und erste Schritte zu planen, damit die verschiedenen Bereiche in Deinem Leben wieder in Balance kommen.

Für die Lebensrad Übung brauchst Du ein Blatt Papier, einen Stift und ca. eine halbe Stunde Zeit. Suche Dir einen ruhigen Platz, an dem Du ungestört bist und gehe wie folgt vor:

1. Dein Lebensrad erstellen und Bereiche auswählen.
Zeichne einen Kreis und überlege, welche Bereiche Dir in Deinem Leben wichtig sind. Notiere die Bereiche aussen am Kreis. Normalerweise werden 6-8 Bereiche ausgewählt, Du kannst aber auch mehr notieren. Gängige Bereiche sind:

  • Gesundheit Beruf/Karriere
  • Partnerschaft/Familie
  • Freunde
  • Finanzen
  • Weiterentwicklung
  • (Wohn-) Umfeld
  • Freizeit und Spaß

Wenn es Dir schwerfällt, Bereiche auszuwählen, kannst Du Dich dieser Frage auch nähern, indem Du überlegst, welche Rollen Du in einem Leben inne hast – also z.B. Vater/Mutter, Tochter, Unternehmer/in, Arbeitnehmer/in, Freundin etc. – und diese Rollen notieren.
Dann ziehe von der Mitte aus eine Achse zu jedem Deiner Bereiche/Rollen und zeichne auf den Achsen jeweils eine Skala von 1-10 ein, beginnend mit 1 in der Mitte.
Dein Lebensrad könnte jetzt z.B. so aussehen:

Foto: BB

2. Deine 10.
Gehe die einzelnen Bereiche nacheinander durch und überlege, was DEIN Ideal, Deine 10 für diesen Bereich wäre. Definiere die verschiedenen Parameter, die dazu führen würden, dass Du diesen Bereich mit 10 bewerten würdest. Hierzu ist es hilfreich, wenn Du Dir ein paar Fragen stellst. Wie sieht z.B. Deine 10 für Finanzen aus? Wäre es eine schwarze 0 auf dem Konto oder ein gewisses Guthaben? Gehören Rücklagen dazu? Ein regelmäßiges Einkommen oder ein Einkommen in einer bestimmten Höhe? Wie ist es im Bereich Gesundheit und Fitness? Möchtest Du regelmäßig Sport treiben? Und was ist regelmäßig? Welche Rolle spielt die Ernährung? Achte bei der Definition Deines Ideals darauf, dass es realistisch und von Dir beeinflussbar ist. Wenn Du magst, kannst Du Dein Ideal in Stichworten neben die Bereiche schreiben.

3. Realitätscheck.
Betrachte nun die verschiedenen Bereiche erneut – aber aus aktueller Sicht. Wie groß ist Deine Zufriedenheit mit dem jeweiligen Bereich, wenn Du Dir Dein jetziges Leben betrachtest? Bewerte jeden Bereich gemessen an Deinem Ideal auf der Skala von 1-10 (1 gar nicht zufrieden, 10 absolut zufrieden) und markiere Deine Wertung auf der Achse mit einem Punkt. Verbinde am Ende die Punkte der Achsen miteinander, so dass sich ein – wahrscheinlich unrunder – Kreis ergibt.
Wie rund oder unrund sieht Dein Lebensrad aus?
Welche Bereiche brauchen die meiste Zuwendung?

Die Idee ist, dass Du mit den nächsten Schritten einer Balance Deines Lebensrades näherkommst. D.h. eine Verbesserung einem Bereich sollte keine Verschlechterung eines anderen Bereiches nach sich ziehen.

4. Ideenzeit.
Betrachte die Bereiche (zumindest alle, die unter 8 sind) und überlege, was Du tun könntest, um eine Verbesserung zu erzielen. Drehe Dein Blatt um und notiere Dir für jeden der zu verbessernden Bereiche alle Ideen, die Dir in den Sinn kommen.

5. Ins Rollen bringen.
Werfe einen weiteren Blick auf Deine Zeichnung. Wähle ein bis drei Bereiche aus, in denen Du am meisten Entwicklungspotential hast. Notiere neben jeden dieser Bereiche eine Handlung , mit der Du morgen beginnen wirst, um mehr Zufriedenheit zu erlangen. Stelle sicher, dass Du morgen daran denkst. Oft ist es auch hilfreich, mit jemandem über Deine Erkenntnisse und Vorhaben zu sprechen. (Alternativ kannst Du Deine Pläne auch gerne hier unten in den Kommentaren hinterlassen).

Wenn Du mehr der Bewegungstyp bist, kannst Du die Bereiche auch auf einzelne Blätter schreiben und im Kreis auf dem Boden anordnen. Nimm einen Block und Stift zur Hand und mache Dir darauf Notizen entsprechend der Punkte 2-5.

Auf das Dein ausbalanciertes Lebensrad geschmeidig rollen möge!

Herzlichst,

Deine Birgit

Anspannen-Entspannen – PMR

Foto: Pixabay

Anspannung sollte Entspannung folgen. Denn die Ruhephase dient nicht nur der Regeneration sondern ermöglicht auch Wachstum. Das trifft auf den Körper ebenso zu wie auf den Geist. Unser Körper erhält durch Sport einen Trainingsreiz (Stress) und in der Ruhephase beschließt unser System das Wachstum der Muskulatur anzuregen, um dem Reiz nächstes Mal besser gewachsen zu sein. Unser Geist nimmt tagsüber zahlreiche Informationen auf – die Verarbeitung und das „Ablegen“ der gelernten Lektionen geschieht im Schlaf.

Eine gesunde Balance aus Anspannung und Entspannung ist also wichtig für unsere Entwicklung und unser Wohlbefinden und es ist an uns, diese Balance herzustellen. Die regelmäßige Praxis einer Entspannungstechnik kann dazu beitragen.

Eine Entspannungsmethode, die auf dem Prinzip der Wechselwirkung zwischen Anspannung und Entspannung basiert, ist die Progressive Muskelrelaxation (PMR). Wenn Dir Entspannungsmethoden, die sich auf das Fokussieren und Beruhigen des Geistes konzentrieren (Autogenes Training, Meditation etc.) schwer fallen, könnte PMR für Dich geeignet sein. Bei der Progressiven Muskelentspannung kommst Du über den Körper in die Entspannung.

PMR wurde Ende des 20. Jahrhunderts vom US-amerikanischen Arzt Edmund Jacobsen ins Leben gerufen. Sie hat zwei Vorteile: Zum einen wird durch die systematische Anspannung und Entspannung verschiedener Muskelgruppen Deine Wahrnehmung von Entspannung und Anspannung in Deinem Körper geschult. Dies bewirkt, dass Du im Alltag schneller und früher bemerkst, wenn sich Anspannung in Deinem Körper aufbaut – und rechtzeitig entgegenwirken kannst.
Zum anderen bewirkt die in den Übungen vorangehende Anspannung der Muskelgruppen eine tiefere Entspannung derselben beim Loslassen. Außerdem wirkt die Entspannung des Körpers auch entspannend auf den Geist. Dies konnte Jacobsen in seinen Studien belegen.

So viel zur Theorie. Mit der unten eingefügten Audio Datei (Browseransicht) lade ich Dich ein, es einfach einmal auszuprobieren. Solltest Du Gefallen daran finden, mach Dich doch einfach auf die Suche nach einem PMR Kurs in Deiner Nähe oder besorge Dir eine CD, um zuhause zu praktizieren. Auch bei dieser Entspannungsmethode gilt: steter Tropfen höhlt den Stein – wenn Du eine Wirkung erzielen möchtest, heißt es, dranbleiben.

Jetzt aber erstmal viel Spaß beim Ausprobieren.

Deine Birgit

PMR zum Ausprobieren