Opfer oder Gestalter?

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Wo führt das alles noch hin?
Was macht es mit der Wirtschaft?
Wie viele werden wohl sterben?
Warum musste es soweit kommen?
Steckt da vielleicht mehr dahinter?
Hätte die Regierung mal lieber …
Man kann keinem mehr vertrauen!
Das ist eine Katastrophe!
Ich will gar nicht wissen, was da noch alles auf uns zukommt!

Kennst Du dieses Sätze?

Ich habe den Eindruck, sie in den vergangenen Tagen und Wochen besonders oft gehört zu haben. Vielleicht hast Du sie ja selbst auch so oder so ähnlich geäußert oder sie sind in Dir in den Kopf gekommen.

Was machen Sie mir Dir?
Wir fühlst Du Dich, wenn Du sie aussprichst oder hörst?
In welchen Zustand versetzen sie Dich?
Stärken oder schwächen sie Dich?

Die genannten Sätze fallen in der Regel, wenn wir uns in der Opferrolle sehen – ausgeliefert, machtlos, hilflos. Bei dem, was momentan in der Welt passiert mag diese Perspektive noch nahe liegender sein als sonst.
Aber auch in der momentanen Situation gibt es neben den Aspekten, die wir nicht beeinflussen können mindestens ebenso viele, die wir beeinflussen können.

Die Frage ist nur, worauf richtest Du Deine Energie?
Wer hat die Kontrolle über Deine Energie, Deine Haltung, Deine Einstellung?
Du selbst oder die äußeren Umstände?
Lässt Du Dich reinziehen in den „ach was ist das alles schlimm“ Strudel?
Oder blickst Du auf das, was Du tun kannst
– oder wie Theodore Roosevelt es formulierte:

„Tu, was Du kannst – mit dem, was Du hast – dort, wo Du bist.“

Der amerikanische Unternehmensberater Steven Covey formulierte die Wichtigkeit, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die wir beeinflussen können, bereits in seinem 2004 erschienenen Bestseller „7 Habits of Highly Effective People“. Darin spricht er von einer pro-aktiven Haltung im Gegensatz zu einer re-aktiven Haltung. Menschen mit einer pro-aktiven Haltung fokussieren sich auf Dinge, die in ihrer Macht stehen, Menschen mit einer reaktiven Haltung denen, die sie nicht beeinflussen können.

Menschen mit einer reaktiven Haltung:

  • haben einen Problemfokus
  • verschwenden Ihre Zeit in Diskussionen und Empörung über Umstände, über die sie keine Kontrolle haben
  • verlieren Ihre Energie in Aktivitäten außerhalb ihres Einflussbereichs
  • konzentrieren sich auf die Schwächen anderer
  • suchen Schuldige
  • vernachlässigen die Bereiche und Aktivitäten, auf die sie Einfluss haben
  • fühlen sich deshalb zunehmend als Opfer
  • sind deshalb erfüllt mit negativer Energie
  • schwächen sich dadurch selbst und
  • verengen so ihren Blick für ihren Einflussbereich immer mehr.

Am Ende kreieren sie so einen mentalen und emotionalen Teufelskreis. Im schlimmsten Fall ist das letzte, woran sie sich noch klammern die Suche nach der Bestätigung, Recht zu haben.

Menschen mit einer pro-aktiven Haltung hingegen:

  • sind lösungsorientiert
  • sehen Chancen und Möglichkeiten
  • investieren Ihre Zeit in Ideenfindung und Veränderung/Anpassung
  • fokussieren Ihre Energie auf Aktivitäten, die in ihrem Einflussbereich liegen und etwas bewirken
  • steigern damit Ihre Selbstwirksamkeit
  • sind deshalb erfüllt mit positiver Energie und Motivation
  • stärken sich damit und
  • erweitern so Ihren Einflussbereich und Ihre Handlungsoptionen

Auch hier entsteht ein Kreislauf – in diesem Fall aber ein „Motivationskreis“.

Ja, es wird immer Dinge geben, die wir nicht beeinflussen können – und im Moment scheint es davon gerade ein paar mehr zu geben. Das Prinzip bleibt aber das gleiche. Um wirkungsvoll handlungsfähig und in einer gesunden mentalen und emotionalen Balance zu bleiben, brauchen wir:

  • die Akzeptanz des Umstands, dass es Dinge gibt, die außerhalb unserer Macht liegen
  • einen klaren, vernünftigen Blick für und Fokus auf das, was in unserer Macht steht
  • die Motivation zu tun, was in unserer Macht steht

Wenn wir an uns selbst arbeiten und eine pro-aktive Haltung einnehmen und wahren, statt uns wegen der Umstände Sorgen zu machen, ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass wir auf Ideen kommen, die am Ende die Umstände ändern.

Hier noch ein kleines Beispiel aus meinem eigenen Leben.

2011 habe ich ein Buch über Tierhaltung und Fleischkonsum gelesen. Was ich dort las, hat mich sehr mitgenommen und ja, ich war empört und entsetzt wie so etwas sein kann. Meine erste Reaktion war also eine absolut reaktive – gepaart mit dem Gedanken „was kann ich schon dagegen tun“. Ich fühlte mich hilflos und schuldig.

Wäre ich in dieser Haltung geblieben hätte ich …

  • meiner Empörung Luft gemacht und jedem – ob er wollte oder nicht – erzählt, wie schlimm das alles ist
  • jeden, der Fleisch isst, verurteilt
  • damit begonnen, jeden, der Fleisch isst, zu belehren und zu bekehren
  • dadurch bei den Personen, die ich versucht hätte, zu beeinflussen, sicherlich eher eine feindliche Haltung hervorgerufen
  • wenig Offenheit für meine Ansichten erfahren
  • die Menschen deshalb für ignorant und schlecht gehalten
  • das Bild von Menschen, die sich vegetarisch ernähren, negativ beeinflusst

Stattdessen habe ich einfach für mich eine Entscheidung getroffen und begonnen, mich konsequent fleischlos zu ernähren und

  • neue Lebensmittel entdeckt
  • viel über Ernährung dazugelernt
  • auf Grillparties so leckere vegetarische Alternativen mitgebracht, dass auch die Fleischesser probieren wollten
  • im Restaurant oft neidische Blicke auf meine vegetarische Alternative bekommen und
  • so andere dazu bewegt, es auch mal „auszuprobieren“
  • jeden, der mich danach gefragt hat, sachlich die Gründe für meine Entscheidung mitgeteilt
  • mich nach Möglichkeiten erkundigt, entsprechende Organisationen zu unterstützen

Also, was auch immer Dir wichtig ist – fokussiere Dich auf das, was Du beeinflussen kannst und was Dir wichtig ist, komm ins Handeln und spende so Dir und anderen positive Energie. Davon können wir nie genug haben in der Welt.

Stay positive and pro-active!

Deine Birgit

Tierisch glücklich

Foto.: Birgit Baldauf

Aus gegebenem Anlaß eine kleine Erinnerung für alle Haustierbesitzer: Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt das Glück zuhause sitzen 🙂 Eure Haustiere sind die beste Kompensation für die momentan rar gesäten, persönlichen Sozialkontakte.

Wahrscheinlich erzähle ich Euch nichts Neues – aber Haustiere zu haben, das ist wissenschaftlich erwiesen, ist gut für die Gesundheit und die Stimmung. Und das hat mehrere Gründe:

  1. Sein Haustier zu streicheln senkt den Blutdruck. Tiere streicheln setzt das sogenannte Bindungshormon Oxytocin frei – und zwar nicht nur beim Menschen, sondern auch bei unserem Haustier (zumindest beim Hund). Oxytocin bewirkt eine Senkung des Blutdrucks und des Cortisolspiegels (Stresshormon) und vermittelt und ein Gefühl von Ruhe und Vertrauen. Ganz nebenbei begünstigt es auch den Fettstoffwechsel – hält also schlank (es sein denn man futtert nebenher Süßkram ;-))
  2. Haustiere stärken das Immunsystem. Wer z.B. einen Hund hat, muss raus – bei Wind und Wetter. Ja, das ist nicht immer schön – aber es stärkt unsere Abwehrkräfte – ebenso wie die Tatsache, dass jeder Gassigang im Tageslicht die Vitamin D Produktion ankurbelt. Vitamin D schützt unsere Nerven, stärkt die Knochen und hat eine positive Wirkung auf unsere Stimmung. Außerdem können Haustiere Allergien lindern. Das klingt zunächst wie ein Widerspruch – fallen einem doch spontan eher sämtliche Tierhaar-Allergien ein. Nachgewiesen ist aber, dass Kinder, die mit Haustieren aufgewachsen sind, weniger Allergien entwickeln als Kinder aus haustierfreien Haushalten.
  3. Tiere leben im Hier und Jetzt und bewerten oder interpretieren nicht. Tiere agieren, erfahren, lernen, agieren, erfahren, lernen. Sie handeln immer aus der Situation heraus. Zwar erinnern sie sich durchaus an vergangene Erfahrungen, so etwas wie Bereuen, Grübeln oder sich Sorgen machen kennen sie aber nicht. Sie leben den Moment und handeln im Moment. Sie holen uns aus unseren Gedanken und wenn wir es zulassen, können wir die Welt mit ihren Augen entdecken –  ins Hier und Jetzt kommen – was gleichermaßen bereichernd und erleichternd ist.
  4. Tiere können das Selbstbewusstsein stärken: Tiere sind sehr anpassungsfähig und fügen sich in den Sozialverband mit dem Menschen ein. Dabei sind sie von uns abhängig – was uns die verantwortungsvolle – und sinnvolle – Aufgabe überträgt, gut für sie zu sorgen. Unser Handeln ist von Bedeutung und wir fühlen und selbstbewusster. Außerdem vermitteln die Routinen und die Zuverlässigkeit, die unsere Haustiere brauchen uns ein Gefühl der Stabilität und Ordnung.

Also Ihr Lieben – geniesst das Beisammensein mit Euren Fellnasen!

Und für alle die, die kein Haustier haben – vielleicht gibt es ja in der Nachbarschaft jemanden, der Hilfe beim Gassiführen seines Hundes braucht?

Passt auf Euch auf!

Herzliche Grüße,

Birgit

Du weißt, was zu tun ist.

Foto: Pixabay

Lange habe ich überlegt, was für ein Thema wohl in der momentanen Situation als Blog Artikel angebracht wäre. Mit Blick auf die Medienlandschaft und Meldungen auf allen Kanälen ist mir sofort das Thema Angst in den Sinn gekommen.

Es ist absolut natürlich, dass wir Ängste haben – Angst an sich ist nichts Schlechtes, wie jede Emotion ist auch die Angst ein wichtiger Anzeiger. Ob sie hilfreich oder hemmend ist, hängt alleine davon ab, wie wir mit ihr umgehen. Nehmen wir sie an und als Hinweis, genau dort etwas näher hinzuschauen oder nimmt sie uns ein und lähmt uns?

Als ich mir die Frage gestellt habe, was uns eigentlich im Kern Angst macht, sind mir folgende Aspekte in den Sinn gekommen:

  1. Unsicherheit:  Wir erhalten wir die unterschiedlichsten – manchmal sogar widersprüchliche –  Informationen aus zahlreichen Quellen – von medizinischen Fakten über emotionale Posts bis hin zu Bildern, die uns nahe gehen aber rational betrachtet wenig aussagekräftig sind. Wem soll ich glauben? Welche Quelle ist verlässlich? Wie geht es weiter? Und wie soll ich mich verhalten?
  2. Unbeständigkeit: Wir haben es erlebt – die Situation kann sich von heute auf morgen ändern. Was gestern noch galt, ist morgen schon anders. Wie soll ich da planen? Womit soll ich rechnen? Auf welcher Basis soll ich entscheiden?
  3. Komplexität: Es gibt zahlreiche Faktoren, die eine Rolle spielen und den Lauf der Dinge und Entscheidungen auf allen Ebenen beeinflussen: medizinische, politische, wirtschaftliche, persönliche … von den meisten habe ich nur wenig Ahnung – und auf die meisten noch weniger Einfluss.

All diese Aspekte kratzen an zwei unserer ureigensten Bedürfnisse:

  1. Sicherheit: das Bedürfnis nach körperlicher und seelischer Unversehrtheit, gepaart mit dem Wunsch nach Verlässlichkeit und Berechenbarkeit.
  2. Dominanz: das Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit, nach Gestaltung von Situationen und Kontrolle über das, was geschieht und erfolgreichem Handeln.

Und dann ist mir aufgefallen, dass ich diesen Phänomenen schon in anderem Zusammenhang begegnet bin – nämlich im beruflichen Kontext.

Seit geraumer Zeit sprechen wir in der Arbeitswelt von VUCA. Einer Welt, die charakterisiert wird durch Flüchtigkeit/Volatilität (Volatility), Unsicherheit (Uncertainity), Komplexität (Complexity) und Mehrdeutigkeit (Ambiguity).

Situationen ändern sich von heute auf morgen (Volatility), wie sie sich ändern und was kommen wird, ist oft ungewiss (Uncertainity) – auch, da zahlreiche Faktoren Einfluss nehmen, die entweder erst im Nachhinein bekannt werden oder deren Einfluss nicht einzuschätzen ist (Complexity) – was wiederum dazu führt, dass ein Lernen aus vergangenen Erfahrungen nur noch bedingt möglich ist, da diese unterschiedlich interpretiert werden können (Ambiguity).

Daraufhin habe ich mir die Frage gestellt, ob die Eigenschaften, Kompetenzen und Verhaltensweisen, die wir täglich brauchen, um uns in unserer „neuen Arbeitswelt“ gut zu bewegen, uns vielleicht auch in der momentanen Situation helfen können. Und ich denke: JA!

Das wiederum hat mich beruhigt. Denn es bedeutet, wir haben schon Übung! Jetzt geht es darum, Besonnenheit zu wahren und folgende Haltungen zu kultivieren:

  1. Annehmen, was ist und offen sein für Veränderungen: Kinners, es hilft ja nix. Es ist wie es ist – und wenn wir klagen, wie schlimm alles ist, trauern, dass alles besser war und fürchten, was alles sein wird, vergeben wir wertvolle Energie, die wir an anderer Stelle gut und besser brauchen könnten. Annehmen, was ist lässt uns Volatilität besser begegnen.
  2. Neugier und Lern- und Entwicklungsfähigkeit: „Wo die Angst ist, da geht es lang.“  – Situationen und Emotionen wahrzunehmen und anzunehmen, ist der erste Schritt. Nur was man als gegeben zugrunde legt, kann geändert werden. Der zweite Schritt ist, einen Realitätscheck zu machen, d.h. sachlich auf die Situation zu blicken. Was genau macht mir Angst? Ist es realistisch? Was ist dran an all den Meldungen und an meinen Vermutungen? Was bleibt nach Abzug alles Spekulationen und Annahmen noch übrig? Was sagen die Fakten? Neugier und Entwicklungsfähigkeit hilft uns im Umgang mit Unsicherheit.
  3. Fokus setzen: Was ist mein Ziel? Worum geht es? Was muss ich dafür tatsächlich wissen? Was ist relevant für meinen Alltag? Wo bekommen ich diese Informationen her? Wenn wir jeden Tag einfach nur alles an Informationen und Meldungen passiv auf uns Einprasseln lassen ist das so, als wenn wir den ganzen Tag die Tür zu unserer Wohnung auflassen und jeder, der will, kann reinkommen und sich bedienen. Fokus setzen hilft uns, Komplexität besser zu meistern.
  4. Selbstverantwortung: Komm‘ ins Tun und schmiede einen Plan. Was kannst Du selbst beeinflussen? Was kannst Du konkret machen, um Deine Situation zu gestalten? Einen Plan schmieden und danach Handeln hilft im Umgang mit Unbeständigkeit.
  5. Sich gegenseitig unterstützen: Evolution ist Kooperation. Ebenso wie in der agilen Arbeitswelt finden wir auch in anderen Bereichen des Lebens Miteinander die besten Lösungen. Wir sollten uns also fragen: Welchen Einfluss hat mein Handeln auf andere? Wie kann ich so kooperieren, dass es zum Wohl aller ist? Was kann ich zur Lösung beitragen?

Möge es uns gelingen, diese Eigenschaften täglich zu trainieren, um inmitten des Sturms für uns und andere der Leuchtturm zu sein!

Herzlichst,

Birgit

6 Gewohnheiten, die Dein Glück schmälern

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Über einen Podcast bin ich heute auf einen Artikel im Business Harvard Review mit dem Titel: „6 Habits That Hurt Your Career“ aufmerksam geworden. Die negativen Auswirkungen der dort genannten Gewohnheiten auf das berufliche Vorankommen wurden in wissenschaftlichen Studien belegt – und sind in zahlreichen Unternehmen und Teams anzutreffen.

Beim Lesen des Artikels wurde mir bewußt, dass diese Eigenschaften nicht nur beruflich sondern ganz generell bestens dazu geeignet sind, den eigenen Weg ins Unglücklichsein zu pflastern.

Manchmal haben sich diese Gewohnheiten entwickelt, weil sie in einzelnen Situationen in der Vergangenheit scheinbar nützlich waren. Was wir aber gerne aus den Augen verlieren, ist ihre langfristige Wirkung auf unsere Beziehungen und somit auch auf unser eigenes Wohlbefinden.

Also, Augen auf und Bremse rein, wenn Du Dich bei folgendem ertappst:

  1. Konfliktvermeidung: Was klingt, wie das Vermeiden von schwierigen Gesprächen beginnt bereits früher – nämlich immer dann, wenn wir einer Situation aus dem Weg gehen oder den Angriff nach vorne wählen, um von den eigenen Unsicherheiten, Ängsten oder Fehlern abzulenken. Sich den eigenen Reaktionsmustern in solchen Situationen bewusst zu werden, ist der erste Schritt dazu, sie zu durchbrechen. Halte inne, nimm Dir Zeit zum Runterkommen und dann suche das Gespräch erneut – bewusst, pro-aktiv, sachlich und vorbereitet.
  2. Impulsivität: Impulsivität reicht von plötzlichen, emotionalen Ausbrüchen des Ärgers oder der Wut bis hin zum „Überfahren anderer“ mit den eigenen Vorstellungen und Ideen. Auch hier gilt es, ein Bewusstsein für den Auslösermoment zu erlangen und sich dann zu fragen: „Welches Gefühl will ich bei den Menschen hinterlassen, die mir begegnen?“ oder „Was könnten andere von meiner Idee halten? Welche Auswirkungen hat sie?“
  3. Schuldzuweisungen: Auch bekannt unter „Ich war’s nicht“ oder „Das ist nicht meine Schuld“ oder „Wenn XYZ nicht …., dann …“ Solltest Du diesen Reflex haben, frage Dich mal ehrlich, wie wichtig Dir das Rechthaben ist und wie Du zu Fehlern stehst (hierbei kann Dir auch mein Artikel „Fählerkultur“ helfen). Versuche Deinen Fokus zu verändern. Worum geht es wirklich? Wie kannst Du von der Suche nach Schuldigen zur Suche nach der Lösung wechseln?
  4. Kontollbedürfnis: Machst Du Dinge lieber selbst, bevor Du anderen vertrauen mußt, dass Sie es auch hinbekommen? Geht es Dir darum, dass das gewünschte Ergebnis erreicht wird oder bist Du der Überzeugung, dass man nur auf Deinem Weg zu diesem Ergebnis gelangen kann? Beginne im Kleinen damit, loszulassen und Dich einzulassen. Werde Dir klar, was Du möchtest und öffne Dich für verschiedene Vorschläge. Loslassen bereichert nicht nur Dein Leben sondern ermöglicht den Menschen in Deinem Umfeld, sich zu entfalten. Denn wie heißt es so schön: „Wer Zäune um Menschen baut, braucht sich nicht wundern, wenn er Schafe bekommt.“ (Förster und Kreuz)
  5. Perfektionismus: Mein Lieblingsthema. Oft, wenn ich jemanden auf die Frage nach seinen Schwächen sagen hören „Ich bin Perfektionist“ klingt eher Stolz als Belastung mit.  Aber echter Perfektionismus hat nix mit „100% abliefern“ zu tun – denn Perfektionisten kommen häufig gar nicht zum Abliefern, da die 100% gefühlt nie erreicht werden. Wie wär’s für den Anfang zum sich dran gewöhnen mal eine Woche lang mit „80% sind auch ok?
  6. Hunger nach Macht: Erst gestern habe ich mich mit einem lieben Freund darüber unterhalten, welche Dynamiken manchmal losgetreten werden, wenn Teams einen neuen Chef bekommen. Ehemals unterstützende Kollegen fahren plötzlich die Ellenbogen aus und es scheint erstmal nur noch darum zu gehen, wer sich am besten darstellen kann, um seine Position in der Gunst des Neuen zu etablieren. Im schlimmsten Fall auf Kosten aller anderen. Im Ernst: bei einer wirklich guten Führungskraft werden solche Verhaltensweisen genau den gegenteiligen Eindruck hinterlassen. Aber auch in Deinen privaten Beziehungen – so Du Sie aufrecht erhalten möchtest – gilt: Empathie vor Egozentrik und Kompromiss vor Kontrollzwang.

Die genannten Gewohneiten lassen sich auch unter dem Thema „Emotionale Intelligenz“  zusammenfassen. Das gute daran: im Gegensatz zum IQ ist der EQ ein Leben lang trainierbar!

Für bereichernde Beziehungen und ein glückliches Leben.

Auf das es uns gelingen möge!

Deine Birgit 

Routine – Freund oder Feind?

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Routine
SUBST
1. die Geschicklichkeit, die jmd. durch lange Übung erworben hat
2. etwas, das durch längere Anwendung zur Gewohnheit geworden ist
3. etwas, das nur noch mechanisch ausgeführt wird, aber keinen großen Sinngehalt mehr hat
(Quelle: Bing Search)

Ist sie nun gut oder schlecht, die Routine?
Je nach Zusammenhang wird die Routine eher als negativ oder hilfreich empfunden.

Einer der größten Vorteile ist, dass wir keine Energie mehr in Entscheidungsprozesse stecken müssen, wenn wir eine Routine entwickelt haben. Es geht alles wie von selbst. (z.B. der Ablauf vom Klingeln des Weckers bis zum Verlassen des Hauses am Morgen, das Autofahren, das Zähneputzen…).

Wenn es uns gelingt, gute Gewohnheiten durch Routinen in unser Leben zu integrieren – z.B. zweimal die Woche Sport zu machen oder jeden Morgen 10 Minuten zu meditieren – können wir dadurch sogar unsere Gesundheit und Lebensqualität verbessern.

Routinen zu entwickeln bedeutet, Abläufe zu optmieren, effektiver und berechenbar zu machen. Routinen helfen uns dabei, unser Leben zu ordnen und geben uns auch eine gewisse Sicherheit (weshalb es uns so schwer fällt, sie loszulassen, wenn Veränderungen anstehen.)

Zu viel Rountine kann aber auch dazu führen, dass wir uns unglücklich fühlen. Selbst wenn es uns gelungen ist, durch Disziplin und Routinen alles in unser Leben einzuladen und zu integrieren, was uns subjektiv glücklich macht und gut tut, spüren wir eine Leere und Langeweile. Das kommt uns komisch vor, denn logisch betrachtet haben wir doch alles.
Wenn allerdings erst alle Routinen abgehakt werden müssen bevor echte „Freizeit“ (= nix geplant) einsetzen kann, kommt es oft nicht zu letzterer.
Die uns einst glücklich machende Gewohnheit ist zur Pflicht auf der To Do List mutiert und hat nun eine andere Qualität.
Außerdem fehlt das Leben, der Reiz des Neuen, das Unberechenbare, die Herausforderung.

Unser Hirn ist nämlich eine Problemlösungsmaschine – und wo kein Problem, da kein Glück durch Erfolgserlebnisse. Und damit die Problemlösungsfunktion des Hirns nicht einrostet, beginnen es, sich selbst Probleme zu suchen – und wir regen uns z.B. plötzlich über Dinge auf, die mit Abstand betrachtet nicht wirklich von Bedeutung sind.

Wie kann also eine gute Balance zwischen gesunder Routine und anregender Herausforderung geschaffen werden?

Die folgenden vier Schritte können Dir dabei helfen:

  1. Überdenke Deine Routinen – Blicke immer mal wieder mit Abstand auf Deine Abläufe. Ist das alles noch passend? Macht das alles noch Sinn? Oder ist es Zeit, hier und da etwas zu verändern? Nur weil wir etwas „immer schon so gemacht haben“ heißt es ja nicht, dass es gut oder immer noch angemessen ist.
  2. Gönne Dir einen „Scheiß-drauf-Tag“ – Erlaube Dir einen Tag, an dem Du Dich treiben lässt und machst, worauf Du richtig Lust hast .
  3. Durchbrich‘ manche Routinen ganz bewußt – mach mal was Verrücktes! Geh doch einfach mal rückwärts, kleide Dich entgegen Deiner Routine oder iss mal was, was Du noch nie probiert hast.
  4. Suche Dir eine neue Herausforderung – lerne etwas Neues oder beginne ein Hobby, am besten eines, dass Dich aus Deiner Komfortzone holt.

„Wer denkt, Abenteuer seien gefährlich, der sollte es mal mit Routine versuchen: die ist tödlich.“

Paul Coelho

Viel Spaß beim Er-Leben!

Deine Birgit

Was ist eigentlich Glück?

Foto: Pixabay JillWellington

Heute möchte ich Dir einleitend zwei Fragen stellen:

Stell Dir vor, eine gute Fee erscheint und Du hast drei Wünsche frei. Was würdest Du Dir wünschen? (Wenn Du magst, schreib es Dir gerne auf)

  1. _______________________
  2. _______________________
  3. _______________________

.

.

.

Und nun zu Frage Nummer zwei:

Würdest Du sagen, dass Glück und Zufriedenheit wichtige Ziele in Deinem Leben sind?

Wenn Du die zweite Frage mit Ja beantwortet hast, dann schau noch einmal auf Deine Liste aus Frage eins. Sind Glück und Zufriedenheit als Wunsch dabei?

Falls nicht, mach Dir keine Gedanken. Du bist nicht alleine. Während seiner Studien zum Thema „Glück und Zufriedenheit“ hat Prof. Raj Raghunathan die Feen-Frage zigfach gestellt – und selten bis gar nicht war das Glück direkt bei den drei genannten Wünschen dabei. Was die Frage aufwirft, warum dem so ist. Wenn wir glücklich und zufrieden sein wollen, warum wünschen wir es uns dann nicht direkt?

Weitere Nachforschungen und Studien haben mehrere Gründe hervorgebracht. Die folgenden beiden sind meine Favoriten – und vielleicht erkennst Du Dich ja wieder?

  1. Der Geläufigkeits-Effekt: Wir räumen dem Glück eine geringere Priorität ein, weil wir keine genaue Vorstellung davon haben, was Glück für uns bedeutet. Uns fehlt schlicht und ergreifend eine griffige Definition. Warum sollte ich mir von einer Fee etwas wünschen, wenn ich gar nicht weiß, das genau das dann ist? Und weil unser Hirn Dinge beiseite schiebt oder sie als nicht so wichtig erachtet, wenn sie abstrakt, nicht ganz klar oder für uns irgendwie unverständlich sind (= Geläufigkeitseffekt), tritt das Glück in den Hintergrund. Was zu diffus ist, dem wird weniger Aufmerksamkeit gewidmet – und es entgleitet uns leichter (ein bisschen wie Sprühnebel aus einem Zerstäuber). Weil unsere Vorstellung vom Glück selbst nicht konkret genug ist, widmen wir unsere Aufmerksamkeit lieber den Dingen, von denen wir glauben, dass sie uns glücklich machen – was uns zu Grund zwei bringt:
  2. Maximierung der Mittel: Wir nennen der Fee Dinge, von denen wir glauben, dass sie uns glücklich machen.  Schau nochmal auf Deine Liste: würdest Du sagen, dass a) b) c) glücklich macht? Manchmal finden sich hier Wünsche wie „viel Geld“ oder „ein schönes Haus“. Aber wozu wünscht Du Dir das? Was hoffst Du, dass sich dann einstellt, wenn Du es besitzt. Welcher Wert, welches Gefühl steckt dahinter? Die Herausforderung hier ist: manchmal fokussieren wir uns so sehr auf das Erreichen dieser „Mittel zum Glück“, dass wir das, was uns eigentlich glücklich macht, aus den Augen vernachlässigen. Die Folge: wir besitzen mehr aber sind weniger — und machen uns auf die Suche nach dem nächsten „Mittel“, in der Hoffnung, dadurch unser Glück zu finden. Manchmal opfern wir sogar gerade glücklich machende Aspekte (Zeit mit Freunden und Familie) in unserem Leben für die Erreichung von etwas, von dem wir denken, dass es uns glücklich macht (Überstunden in Job = Beförderung = mehr Geld). Hierzu eine kleine Geschichte: Ein reicher Banker macht Urlaub in einem kleinen mexikanischen Fischerdorf. Eines Tages kommt er am Hafen mit einem Fischer ins Gespräch. Der Banker erkennt schnell, dass der Fischer ziemlich gerissen ist und einen guten Investmentbanker abgeben würde. »Wissen Sie«, sagt der Banker irgendwann, »Sie sind wirklich intelligent. Ich wette, Sie könnten als Investmentbanker an der Wall Street ziemlich erfolgreich sein.« »Aber warum sollte ich als Investmentbanker arbeiten wollen?«, fragt der Fischer. »Weil Sie dort ein Schweinegeld verdienen könnten«, gibt der Banker zurück und lässt demonstrativ seine Rolex aufblitzen. »Und dann?«, will der Fischer mit Unschuldsmiene wissen. »Was würde ich mit all dem Geld anstellen?« »Na, Sie könnten sich früher zur Ruhe setzen!«, antwortet der Banker begeistert. »Und wer weiß, wenn alles gut läuft, könnten Sie sogar darüber nachdenken, sich in einem kleinen Fischerdorf wie diesem hier niederzulassen und nichts anderes mehr tun, als den ganzen Tag zu fischen!« »Aber …«, hebt der Fischer an, doch er brauchte seinen Satz nicht mehr zu vollenden. Der Banker erkennt, dass der Fischer seinen Traum bereits lebt.*

Zurück zur zweiten Eingangsfrage: wenn Du diese mit JA beantwortet hast, fang‘ doch mal mit den folgenden beiden Schritten an, um Deinem Glück auf die Spur zu kommen:

  1. Finde Deine Definition von Glück. Was willst Du mit den 3 Wünschen wirklich erreichen? In welchen Situationen warst Du zum letzten Mal so richtig glücklich? Wie fühlte sich das an? Notiere Dir Deine Glücksdefinition.
  2. Wenn Du vor Entscheidungen stehst, rufe Dir diese Definition ins Bewusstsein und überlege, welche der Entscheidungen wohl eher die mit dem Glück verbundenen Gefühle auslösen oder Dich ihnen näher bringen.

Choose Happiness!

Eine glückliche Woche Dir,

Birgit

*Raghunathan, Raj. Klug, erfolgreich, und trotzdem unglücklich: Wie intelligente Menschen Zufriedenheit finden (German Edition) (S.56-57). Goldmann Verlag. Kindle-Version.

Achtsames Zuhören für mehr Zuneigung und Glück

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Autor: Happiness Academy – www.happinesscademy.eu

Wenn wir zuhören, sind wir physisch aber nicht geistig anwesend. Meistens hören wir nicht richtig zu, weil wir unser eigenes „geistiges Geschwätz“ nicht unterbinden können. Es gehen uns endlos Gedanken durch den Kopf, die damit beginnen, das Gehörte zu beurteilen, über unsere Zustimmung oder Ablehnung zu entscheiden und zu planen, was genau wir antworten sollen. Irgendwann stellen wir fest, dass wir noch nicht einmal die Hälfte von dem gehört haben, was die andere Person mit uns geteilt hat.

Manchmal unterbrechen wir das Gespräch, werden ungeduldig oder teilen unsere Meinung völlig unvorbereitet mit, weil wir nicht alles gehört haben, was gesagt wurde. Und am häufigsten verhalten wir uns genau den Menschen gegenüber so, die uns am nächsten stehen.

Es ist interessant und aufschlussreich zu sehen, aus welchen Symbolen das chinesische Wort „Zuhören“ zusammengesetzt ist:

Im oberen Teil des Wortes stecken die Symbole für Ohren (ich höre) und Augen (ich sehe).

Wir benutzen unsere Ohren zum Zuhören, wobei wir nicht nur auf die gesprochenen Worte achten, sondern auch auf den Tonfall, die Geschwindigkeit und die Betonung, um das Engagement und die Begeisterung einer Person für das Thema zu verstehen. Wenn eine Person schnell und laut spricht, wissen wir, dass sie engagiert und am Thema interessiert ist. Ist der Tonfall monotoner oder langsamer, ohne Betonung, mit weniger Modulation, können wir davon ausgehen, dass die Person nicht allzu viel Interesse am Thema hat. Allein der effektive Einsatz unseres Gehörs beim Zuhören hilft uns, viel zu verstehen!

Wir benutzen unsere Augen, um uns mit der Person zu verbinden, der wir zuhören und die uns Aufmerksamkeit schenkt. Mit den Augen beobachten wir die Körpersprache des Sprechers, um ihn besser zu verstehen. Benutzt er zu viele Gesten? Das sagt auch viel über das Maß an Selbstvertrauen und den Enthusiasmus des Sprechers aus.

In die Mitte des Wortes steht das Symbol der ungeteilten Aufmerksamkeit (ich konzentriere mich). Wir denken schneller, als wir sprechen, und deshalb neigen wir dazu, die Lücken mit unserem inneren „mentalen Geplapper“ zu füllen. Um aufmerksam zuhören zu können, müssen wir das geistige Geplapper beenden und uns ganz auf das Gespräch konzentrieren.

Am Ende des Wortes des Zeichens steht das Herz-Symbol (ich fühle).

Empathie kommt vom Herzen. Wir verbinden uns dank unseres Herzens emotional mit dem Sprecher, uns mitfühlender macht.

Das chinesische Wort für Zuhören ist deshalb so interessant, weil es die Weisheit über die Grundelemente des achtsamen Zuhörens beinhaltet.

Wir Menschen sind soziale Wesen – wie können nicht nicht kommunizieren. Das gibt uns endlos viele Möglichkeiten, achtsames Zuhören zu üben.

Versuche doch mal folgendes: Wenn Du das nächste Mal mit einem Dir nahestehenden Menschen oder Kollegen zusammen bist, gehe das Gespräch als eine Übung des achtsamen Zuhörens an. Beobachte, ob es Dir möglich ist, mit ungeteilter Aufmerksamkeit zuzuhören. Höre und sieh hin, was Dir erzählt wird. Wenn Du bereits Mediation praktizierst, kennst Du das: wenn Dein Geist abgelenkt wird, lasse die Gedanken ohne zu urteilen los und konzentriere Dich wieder auf das Zuhören.

Und genau wie Glück ist auch achtsames Zuhören ansteckend. Wenn es Dir gelingt, wirst Du wahrscheinlich bald merken, dass die Menschen Dir auf dieselbe Weise zuhören.

Das größte Geschenk, das wir anderen machen können, ist, ihnen unsere ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. In einer Welt voller Herausforderungen hilft uns das aufmerksame Zuhören, authentische Zuwendung und Aufmerksamkeit zu geben und zu empfangen.

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Die Mission der Happiness Academy ist es, zu lehren, was in keiner traditionellen Schule gelehrt wurde: wie man ein Leben voller Glück und Erfüllung führt. Glück ist nicht nur ein perfektes Bild, das man sich vorstellt oder ein zukünftiges Ziel. Es ist ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit und Wohlbefinden, das trainiert und gepflegt werden kann. Die Happiness Academy verpflichtet sich, Menschen zu inspirieren, zu führen und zu befähigen, Glück zu erlernen.

Verzeihung?

Foto: Kranich17, Pixabay

Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken, sagt Ghandi.
Verzeihen ist wichtig für unsere Gesundheit, sagen Psychologen.
Verzeihen ist nicht so einfach, denkst Du Dir jetzt vielleicht.

Wie leicht es uns fällt, zu vergeben oder zu verzeihen, hängt sicherlich davon ab, wie stark die Verletzung ist, die wir in uns spüren. Ebenso, ob wir es alleine schaffen, unseren Groll loszulassen oder uns lieber Unterstützung suchen sollten. Sicherlich gibt es auch in Deinem Leben Ereignisse oder Situationen, an denen Du noch immer „knabberst“ oder Menschen, denen Du noch immer mit Vorbehalt oder negativen Gefühlen begegnest, weil ihr Verhalten eine Verletzung in Dir hervorgerufen hat.

Warum wird Verzeihen überhaupt nötig?

Im Prinzip gibt es drei klassische Situationen, die dazu führen können, dass wir uns verletzt fühlen:

  1. Wir sind enttäuscht, weil der andere unsere Erwartungen nicht erfüllt hat. Besonders kniffelig ist dieser Fall, wenn der andere gar nichts von unseren Erwartungen wusste – oder sie uns selbst erst bewusst werden, wenn wir uns schlecht fühlen.
  2. Wir sind verletzt, weil der andere unbewusst einen „Hot Button“ in uns aktiviert hat, ein Thema, bei dem wir aufgrund unserer Erfahrungen vielleicht empfindlicher reagieren als andere oder mit dem wir selber noch nicht unseren Frieden geschlossen haben. Manchmal wird uns auch das erst in der entsprechenden Situation bewusst.
  3. Unser Gegenüber hat wissentlich so gehandelt, dass er uns verletzt hat.

Warum fällt verzeihen schwer?

Und da tragen wir sie dann mit uns rum, diese schmerzlichen Gefühle, den Groll, den Ärger, die Enttäuschung, die Empörung, ja vielleicht sogar die Wut. Wie Steinchen, die ständig im Schuh drücken. An manchen Tagen mehr, an anderen weniger – je nachdem, wie es gerade „läuft“. Warum ziehen wir den Schuh nicht einfach aus und lassen die Steinchen am Wegesrand liegen?
Vielleicht, weil wir insgeheim mit dem Groll einen emotionalen Ausgleich schaffen wollen? Unser Ärger „Vergeltung“ sein soll für die schlechten Gefühle, für die wir den anderen verantwortlich machen?
Und wir dann am Ende vielleicht darauf hoffen, dass er oder sie endlich „Einsicht zeigt“?
Vielleicht haben wir aber auch einfach Angst, dass uns dasselbe nochmal passiert und möchten das Steinchen deshalb als „Mahnmal“ behalten?

Warum es wichtig ist, zu verzeihen

Das Verrückte dabei ist: eigentlich hat unser Geist einen cleveren Mechanismus. Im Rückblick wirken die meisten negativen Ereignisse weniger schlimm – je länger sie her sind (Traumata ausgenommen). Wenn wir nun diese Ereignisse aber nicht in der Vergangenheit zurücklassen sondern durch unseren Groll immer und immer wieder in der Gegenwart durchleben, geben wir unserem System keine Ruhe, das ganze zu verarbeiten und abklingen zu lassen. Das ist wie eine heilende Wunde immer wieder aufzukratzen.

Nicht vergeben können, heißt zudem, ständig in der Vergangenheit zu leben und verhindert, die Gegenwart zu genießen und sich auf die Zukunft zu freuen.
Das zieht oftmals nicht nur magisch genau das an, was wir mit unserem Groll vermeiden wollten, die negativen Gedanken schaden auch unserer seelischen und körperlichen Gesundheit. Erschöpfungszustände, Schlafstörungen, Anspannung, Bluthochdruck oder Kopf- und Magenschmerzen können die Folge sein.

Am Ende schadet es also vor allem uns selbst, wenn es uns nicht gelingt, zu verzeihen.
Grund genug, loszulassen, was ohnehin nicht mehr zu ändern ist.

Was Verzeihen eigentlich ist – und nicht ist

Manchmal fällt es uns auch schwer, weil wir Verzeihen falsch verstehen. Wenn wir verzeihen, sagen wir damit nicht, dass wir gut finden, was der andere gemacht hat. Verzeihen bedeutet, Frieden zu schließen mit dem, was Geschehen ist – und es mit allen damit verbundenen Konsequenzen anzunehmen. So wird die bisher durch die negativen Emotionen und Gedanken gebundene Kraft wieder freigesetzt und wir können nach vorne schauen.
Und das Wichtigste: Verzeihen heißt, die Verantwortung für unser eigenes Wohlbefinden wieder zu uns zurück zu holen.

4 Schritte, die helfen

Der US-amerikanische Psychologe Robert Enright, Gründer des „International Forgiveness Institute„, hat ein Modell entwickelt, das uns dabei helfen kann, zu verzeihen und inneren Frieden zu finden. Es besteht aus insgesamt 20 Schritten, die sich in folgende vier Phasen gliedern lassen.

  1. Bewusst durchleben, Gefühle zulassen – werde Dir bewusst, welche Situation Dir zu schaffen macht, lasse Deine Gefühle zu und beginne, sie anzunehmen und zu verstehen. Belasse die Verantwortung für Deine Gefühle bei Dir.
  2. Entschluss, zu vergeben – Mach Dir bewusst, welche Vorteile es mit sich bringt, zu verzeihen und mit der Situation abzuschließen. Treffe dann bewusst die Entscheidung, zu verzeihen – und stehe dazu.
  3. Verständnis – Blicke aus der Sicht der Person, die Dich verletzt hat, auf die Situation. Versuche, Dich in sie hineinzuversetzen, ihr Handeln zu verstehen – ohne es zu entschuldigen. Akzeptiere den damit verbundenen Schmerz. Lasse der Person etwas Gutes zukommen – z.B. einen guten Gedanken. Spüre, wie dadurch ungünstige Impulse wie Angriff oder Rückzug langsam nachlassen.
  4. Akzeptanz – Schließe Frieden, mit dem Geschehenen. D.h. nicht, dass Du es gut findest oder vergisst. Komm zurück zu Dir. Mach Dir bewusst, dass Du nicht alleine bist und besinne Dich auf Deine Lebenszielen und Deine Wünsche. Spüre, wie die wohltuende Wirkung des Loslassens einsetzt und wie gut es tut, schmerzliche Gefühle durch Mitgefühl, Großzügigkeit und Wohlwollen zu ersetzen.

Und übrigens: manchmal geht es auch darum, dass wir uns selbst verzeihen!

Sei großzügig und stark!

Deine Birgit

Sei ein Igel und kein Hase

Foto: Alexas_Fotos, Pixabay

Ich schreibe ja selbst gerne Geschichten. In letzter Zeit kommen mir aber immer wieder meine Lieblingsmärchen und Fabeln in den Sinn. Zuletzt, als ich wieder mal im Strom der ungeduldig eilenden Menschen mit schwamm, kam mir das Märchen vom Hasen und vom Igel in den Sinn. Und es gingen mir folgende Fragen durch den Kopf:

Wer bestimmt eigentlich die Geschwindigkeit unseres Alltags? Sind das nicht wir selbst?
Und wenn wir sie selbst bestimmen, wie kann sie uns dann zu schnell werden?
Etwa weil wir meinen, mithalten zu müssen mit der Geschwindigkeit der anderen (denen ihre eigene auch oft zu schnell ist?) – Echt jetzt? Müssen wir? Und ist das das nicht verrückt?

Und was hat das jetzt mit dem Hasen und dem Igel zu tun?

Das Märchen vom Hasen und vom Igel ist schon sehr alt (erstmals 1840 erschienen) – und doch erinnert es mich an die Dynamik, die wir in unserer heutigen Zeit scheinbar täglich lostreten.

Für alle, die es nicht kennen, hier eine kurze Zusammenfassung (und unten der Link für die ausführliche Version):

Eines schönen Tages treffen sich der Hase und der Igel auf dem Feld. Und als der Hase beginnt, sich über den Igel und seine kurzen Beinchen lustig zu machen, schlägt der clevere Igel dem etwas überheblichen Hasen einen Wettlauf vor – den der Igel am Ende gewinnt.
Wie er das macht? Indem er seine Frau um Hilfe bittet, die er am anderen Ende der Wettkampfstrecke positioniert. Und als der Hase das erste Mal ins Ziel läuft, sitzt da schon der Igel (bzw. seine Frau, die aber genauso aussieht, wie ihr Igel-Mann) und ruft „bin schon da“. Der Hase kann es nicht glauben und läuft die Strecke immer und immer wieder ab – und findet jedesmal den Igel vor, der „schon da“ ist.
Am Ende verliert der Hase die Wette und sogar sein Leben – vor lauter Erschöpfung.

Vielleicht war die Moral von der Geschichte 1840 eine andere.
Für mich birgt sie folgende Erkenntnisse, die aktueller sind, denn je:

  • Cleverness schlägt Eile („work smart not hard“)
  • Gemeinschaft schlägt Einzelkämpfertum
  • Potential lässt sich selten am Aussehen festmachen
  • Vor lauter Eile übersehen wir oft wichtige Details (die uns das Eilen ersparen könnten)
  • Wachstumsdenken schlägt Konkurrenzdenken – wenn jemand besser ist als Du , freue Dich darüber und lerne – anstatt in Neid, Frustration oder Konkurrenzdenken zu verfallen.

Kurz: sei ein Igel und kein Hase.

  • Wo könntest Du noch cleverer statt eiliger agieren?
  • Wo fühlst Du Dich, als müsstest Du alles alleine machen – und könntest um Hilfe fragen oder jemanden ins Boot holen?
  • Wann urteilst Du zu schnell über andere?
  • Wann gehen Dir wichtige Details flöten, weil Du so in Eile bist?
  • Wen könntest Du als Vorbild statt als Gegner sehen?

Auf dass es Dir gelingen möge, igeliger zu agieren!

Deine Birgit

Hier der Link zum vollständigen Märchen vom Hasen und dem Igel

Das Märchen vom Sich-Anstrengen

Photo: Anemone123, Pixabay

Stell Dir mal vor, sich anstrengen würde überhaupt nix bringen. Ja sogar kontraproduktiv sein. Je mehr Du es versuchst, desto weniger gelingt es Dir.

Kommt Dir das bekannt vor?

Zumindest in manchen Bereichen unseres Lebens ist das nachweislich der Fall – so zum Beispiel beim Schlaf, dem Glück, der Meditation, manchmal sogar beim Sport.

Wer kennt es nicht, das Phänomen. Du liegst im Bett und kannst nicht einschlafen. Am Anfang vielleicht, weil Du noch etwas aufgewühlt bist. Dann beginnen Gedanken durch Deinen Kopf zu strömen. Dann schaust Du auf die Uhr. Du meine Güte! Du fängst an, Dich über Dich aufzuregen, oder Dir Sorgen über den Schlafmangel zu machen ….

Ähnlich geht es so manchem beim Meditieren. Man kann auch angestrengt meditieren. Vor allem, wenn man meditiert, um …. zu erreichen. Und am Ende sitzt Du da und (er-)wartest, dass Deine Gedanken stoppen und Du entspannst – und wunderst Dich nach vier Wochen täglicher Praxis, warum es Dich mehr stresst und frustriert, als das es Dir hilft. Diese Herangehensweise konterkariert im Prinzip die Natur der Meditation – nichts erwarten, nichts erreichen, einfach nur wahrnehmen, annehmen, loslassen.

Je mehr wir manches versuchen, uns anstrengen, etwas wollen, umso enger wird unser Geist und unser Blick. Das ist wie ein mentaler Muskelkrampf. Und wer kann mit einem Krampf schon Großes leisten?

Solltest Du also in irgendeinem Bereich das Gefühl haben, dass Du Dich wahnsinnig anstrengst, aber trotzdem (oder deshalb) nicht weiter kommst, dann …

  • Halt mal inne
  • Nimm wahr
  • Nimm an
  • Lass locker
  • und staune, was passiert.

Bei den oben genannten Beispielen Schlaf, und Glück hat die Wissenschaft übrigens herausgefunden, was hilft:

  1. Werde Dir klar, was Dich glücklich macht / guten Schlaf fördert.
  2. Nehme Dein Glück / Deinen Schlaf wichtig genug, indem Du täglich auf Basis Deiner Erkenntnisse immer wieder bewusst Entscheidungen pro Glück / pro Schlaf machst.
  3. Freue Dich, wenn es klappt.
  4. Nimm an, wenn es mal anders kommt
  5. Bleibe locker.

„Sobald man aufhört sich zu verkrampfen, läuft alles wie von selbst und man kann wieder der sein, der man ist.“
Aus „Scrubs“, vierte Staffel

Bleib locker und sei Du selbst – und der Rest wird sich fügen.

Deine Birgit