Opfer oder Gestalter?

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Wo führt das alles noch hin?
Was macht es mit der Wirtschaft?
Wie viele werden wohl sterben?
Warum musste es soweit kommen?
Steckt da vielleicht mehr dahinter?
Hätte die Regierung mal lieber …
Man kann keinem mehr vertrauen!
Das ist eine Katastrophe!
Ich will gar nicht wissen, was da noch alles auf uns zukommt!

Kennst Du dieses Sätze?

Ich habe den Eindruck, sie in den vergangenen Tagen und Wochen besonders oft gehört zu haben. Vielleicht hast Du sie ja selbst auch so oder so ähnlich geäußert oder sie sind in Dir in den Kopf gekommen.

Was machen Sie mir Dir?
Wir fühlst Du Dich, wenn Du sie aussprichst oder hörst?
In welchen Zustand versetzen sie Dich?
Stärken oder schwächen sie Dich?

Die genannten Sätze fallen in der Regel, wenn wir uns in der Opferrolle sehen – ausgeliefert, machtlos, hilflos. Bei dem, was momentan in der Welt passiert mag diese Perspektive noch nahe liegender sein als sonst.
Aber auch in der momentanen Situation gibt es neben den Aspekten, die wir nicht beeinflussen können mindestens ebenso viele, die wir beeinflussen können.

Die Frage ist nur, worauf richtest Du Deine Energie?
Wer hat die Kontrolle über Deine Energie, Deine Haltung, Deine Einstellung?
Du selbst oder die äußeren Umstände?
Lässt Du Dich reinziehen in den „ach was ist das alles schlimm“ Strudel?
Oder blickst Du auf das, was Du tun kannst
– oder wie Theodore Roosevelt es formulierte:

„Tu, was Du kannst – mit dem, was Du hast – dort, wo Du bist.“

Der amerikanische Unternehmensberater Steven Covey formulierte die Wichtigkeit, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die wir beeinflussen können, bereits in seinem 2004 erschienenen Bestseller „7 Habits of Highly Effective People“. Darin spricht er von einer pro-aktiven Haltung im Gegensatz zu einer re-aktiven Haltung. Menschen mit einer pro-aktiven Haltung fokussieren sich auf Dinge, die in ihrer Macht stehen, Menschen mit einer reaktiven Haltung denen, die sie nicht beeinflussen können.

Menschen mit einer reaktiven Haltung:

  • haben einen Problemfokus
  • verschwenden Ihre Zeit in Diskussionen und Empörung über Umstände, über die sie keine Kontrolle haben
  • verlieren Ihre Energie in Aktivitäten außerhalb ihres Einflussbereichs
  • konzentrieren sich auf die Schwächen anderer
  • suchen Schuldige
  • vernachlässigen die Bereiche und Aktivitäten, auf die sie Einfluss haben
  • fühlen sich deshalb zunehmend als Opfer
  • sind deshalb erfüllt mit negativer Energie
  • schwächen sich dadurch selbst und
  • verengen so ihren Blick für ihren Einflussbereich immer mehr.

Am Ende kreieren sie so einen mentalen und emotionalen Teufelskreis. Im schlimmsten Fall ist das letzte, woran sie sich noch klammern die Suche nach der Bestätigung, Recht zu haben.

Menschen mit einer pro-aktiven Haltung hingegen:

  • sind lösungsorientiert
  • sehen Chancen und Möglichkeiten
  • investieren Ihre Zeit in Ideenfindung und Veränderung/Anpassung
  • fokussieren Ihre Energie auf Aktivitäten, die in ihrem Einflussbereich liegen und etwas bewirken
  • steigern damit Ihre Selbstwirksamkeit
  • sind deshalb erfüllt mit positiver Energie und Motivation
  • stärken sich damit und
  • erweitern so Ihren Einflussbereich und Ihre Handlungsoptionen

Auch hier entsteht ein Kreislauf – in diesem Fall aber ein „Motivationskreis“.

Ja, es wird immer Dinge geben, die wir nicht beeinflussen können – und im Moment scheint es davon gerade ein paar mehr zu geben. Das Prinzip bleibt aber das gleiche. Um wirkungsvoll handlungsfähig und in einer gesunden mentalen und emotionalen Balance zu bleiben, brauchen wir:

  • die Akzeptanz des Umstands, dass es Dinge gibt, die außerhalb unserer Macht liegen
  • einen klaren, vernünftigen Blick für und Fokus auf das, was in unserer Macht steht
  • die Motivation zu tun, was in unserer Macht steht

Wenn wir an uns selbst arbeiten und eine pro-aktive Haltung einnehmen und wahren, statt uns wegen der Umstände Sorgen zu machen, ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass wir auf Ideen kommen, die am Ende die Umstände ändern.

Hier noch ein kleines Beispiel aus meinem eigenen Leben.

2011 habe ich ein Buch über Tierhaltung und Fleischkonsum gelesen. Was ich dort las, hat mich sehr mitgenommen und ja, ich war empört und entsetzt wie so etwas sein kann. Meine erste Reaktion war also eine absolut reaktive – gepaart mit dem Gedanken „was kann ich schon dagegen tun“. Ich fühlte mich hilflos und schuldig.

Wäre ich in dieser Haltung geblieben hätte ich …

  • meiner Empörung Luft gemacht und jedem – ob er wollte oder nicht – erzählt, wie schlimm das alles ist
  • jeden, der Fleisch isst, verurteilt
  • damit begonnen, jeden, der Fleisch isst, zu belehren und zu bekehren
  • dadurch bei den Personen, die ich versucht hätte, zu beeinflussen, sicherlich eher eine feindliche Haltung hervorgerufen
  • wenig Offenheit für meine Ansichten erfahren
  • die Menschen deshalb für ignorant und schlecht gehalten
  • das Bild von Menschen, die sich vegetarisch ernähren, negativ beeinflusst

Stattdessen habe ich einfach für mich eine Entscheidung getroffen und begonnen, mich konsequent fleischlos zu ernähren und

  • neue Lebensmittel entdeckt
  • viel über Ernährung dazugelernt
  • auf Grillparties so leckere vegetarische Alternativen mitgebracht, dass auch die Fleischesser probieren wollten
  • im Restaurant oft neidische Blicke auf meine vegetarische Alternative bekommen und
  • so andere dazu bewegt, es auch mal „auszuprobieren“
  • jeden, der mich danach gefragt hat, sachlich die Gründe für meine Entscheidung mitgeteilt
  • mich nach Möglichkeiten erkundigt, entsprechende Organisationen zu unterstützen

Also, was auch immer Dir wichtig ist – fokussiere Dich auf das, was Du beeinflussen kannst und was Dir wichtig ist, komm ins Handeln und spende so Dir und anderen positive Energie. Davon können wir nie genug haben in der Welt.

Stay positive and pro-active!

Deine Birgit

Du weißt, was zu tun ist.

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Lange habe ich überlegt, was für ein Thema wohl in der momentanen Situation als Blog Artikel angebracht wäre. Mit Blick auf die Medienlandschaft und Meldungen auf allen Kanälen ist mir sofort das Thema Angst in den Sinn gekommen.

Es ist absolut natürlich, dass wir Ängste haben – Angst an sich ist nichts Schlechtes, wie jede Emotion ist auch die Angst ein wichtiger Anzeiger. Ob sie hilfreich oder hemmend ist, hängt alleine davon ab, wie wir mit ihr umgehen. Nehmen wir sie an und als Hinweis, genau dort etwas näher hinzuschauen oder nimmt sie uns ein und lähmt uns?

Als ich mir die Frage gestellt habe, was uns eigentlich im Kern Angst macht, sind mir folgende Aspekte in den Sinn gekommen:

  1. Unsicherheit:  Wir erhalten wir die unterschiedlichsten – manchmal sogar widersprüchliche –  Informationen aus zahlreichen Quellen – von medizinischen Fakten über emotionale Posts bis hin zu Bildern, die uns nahe gehen aber rational betrachtet wenig aussagekräftig sind. Wem soll ich glauben? Welche Quelle ist verlässlich? Wie geht es weiter? Und wie soll ich mich verhalten?
  2. Unbeständigkeit: Wir haben es erlebt – die Situation kann sich von heute auf morgen ändern. Was gestern noch galt, ist morgen schon anders. Wie soll ich da planen? Womit soll ich rechnen? Auf welcher Basis soll ich entscheiden?
  3. Komplexität: Es gibt zahlreiche Faktoren, die eine Rolle spielen und den Lauf der Dinge und Entscheidungen auf allen Ebenen beeinflussen: medizinische, politische, wirtschaftliche, persönliche … von den meisten habe ich nur wenig Ahnung – und auf die meisten noch weniger Einfluss.

All diese Aspekte kratzen an zwei unserer ureigensten Bedürfnisse:

  1. Sicherheit: das Bedürfnis nach körperlicher und seelischer Unversehrtheit, gepaart mit dem Wunsch nach Verlässlichkeit und Berechenbarkeit.
  2. Dominanz: das Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit, nach Gestaltung von Situationen und Kontrolle über das, was geschieht und erfolgreichem Handeln.

Und dann ist mir aufgefallen, dass ich diesen Phänomenen schon in anderem Zusammenhang begegnet bin – nämlich im beruflichen Kontext.

Seit geraumer Zeit sprechen wir in der Arbeitswelt von VUCA. Einer Welt, die charakterisiert wird durch Flüchtigkeit/Volatilität (Volatility), Unsicherheit (Uncertainity), Komplexität (Complexity) und Mehrdeutigkeit (Ambiguity).

Situationen ändern sich von heute auf morgen (Volatility), wie sie sich ändern und was kommen wird, ist oft ungewiss (Uncertainity) – auch, da zahlreiche Faktoren Einfluss nehmen, die entweder erst im Nachhinein bekannt werden oder deren Einfluss nicht einzuschätzen ist (Complexity) – was wiederum dazu führt, dass ein Lernen aus vergangenen Erfahrungen nur noch bedingt möglich ist, da diese unterschiedlich interpretiert werden können (Ambiguity).

Daraufhin habe ich mir die Frage gestellt, ob die Eigenschaften, Kompetenzen und Verhaltensweisen, die wir täglich brauchen, um uns in unserer „neuen Arbeitswelt“ gut zu bewegen, uns vielleicht auch in der momentanen Situation helfen können. Und ich denke: JA!

Das wiederum hat mich beruhigt. Denn es bedeutet, wir haben schon Übung! Jetzt geht es darum, Besonnenheit zu wahren und folgende Haltungen zu kultivieren:

  1. Annehmen, was ist und offen sein für Veränderungen: Kinners, es hilft ja nix. Es ist wie es ist – und wenn wir klagen, wie schlimm alles ist, trauern, dass alles besser war und fürchten, was alles sein wird, vergeben wir wertvolle Energie, die wir an anderer Stelle gut und besser brauchen könnten. Annehmen, was ist lässt uns Volatilität besser begegnen.
  2. Neugier und Lern- und Entwicklungsfähigkeit: „Wo die Angst ist, da geht es lang.“  – Situationen und Emotionen wahrzunehmen und anzunehmen, ist der erste Schritt. Nur was man als gegeben zugrunde legt, kann geändert werden. Der zweite Schritt ist, einen Realitätscheck zu machen, d.h. sachlich auf die Situation zu blicken. Was genau macht mir Angst? Ist es realistisch? Was ist dran an all den Meldungen und an meinen Vermutungen? Was bleibt nach Abzug alles Spekulationen und Annahmen noch übrig? Was sagen die Fakten? Neugier und Entwicklungsfähigkeit hilft uns im Umgang mit Unsicherheit.
  3. Fokus setzen: Was ist mein Ziel? Worum geht es? Was muss ich dafür tatsächlich wissen? Was ist relevant für meinen Alltag? Wo bekommen ich diese Informationen her? Wenn wir jeden Tag einfach nur alles an Informationen und Meldungen passiv auf uns Einprasseln lassen ist das so, als wenn wir den ganzen Tag die Tür zu unserer Wohnung auflassen und jeder, der will, kann reinkommen und sich bedienen. Fokus setzen hilft uns, Komplexität besser zu meistern.
  4. Selbstverantwortung: Komm‘ ins Tun und schmiede einen Plan. Was kannst Du selbst beeinflussen? Was kannst Du konkret machen, um Deine Situation zu gestalten? Einen Plan schmieden und danach Handeln hilft im Umgang mit Unbeständigkeit.
  5. Sich gegenseitig unterstützen: Evolution ist Kooperation. Ebenso wie in der agilen Arbeitswelt finden wir auch in anderen Bereichen des Lebens Miteinander die besten Lösungen. Wir sollten uns also fragen: Welchen Einfluss hat mein Handeln auf andere? Wie kann ich so kooperieren, dass es zum Wohl aller ist? Was kann ich zur Lösung beitragen?

Möge es uns gelingen, diese Eigenschaften täglich zu trainieren, um inmitten des Sturms für uns und andere der Leuchtturm zu sein!

Herzlichst,

Birgit

Verzeihung?

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Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken, sagt Ghandi.
Verzeihen ist wichtig für unsere Gesundheit, sagen Psychologen.
Verzeihen ist nicht so einfach, denkst Du Dir jetzt vielleicht.

Wie leicht es uns fällt, zu vergeben oder zu verzeihen, hängt sicherlich davon ab, wie stark die Verletzung ist, die wir in uns spüren. Ebenso, ob wir es alleine schaffen, unseren Groll loszulassen oder uns lieber Unterstützung suchen sollten. Sicherlich gibt es auch in Deinem Leben Ereignisse oder Situationen, an denen Du noch immer „knabberst“ oder Menschen, denen Du noch immer mit Vorbehalt oder negativen Gefühlen begegnest, weil ihr Verhalten eine Verletzung in Dir hervorgerufen hat.

Warum wird Verzeihen überhaupt nötig?

Im Prinzip gibt es drei klassische Situationen, die dazu führen können, dass wir uns verletzt fühlen:

  1. Wir sind enttäuscht, weil der andere unsere Erwartungen nicht erfüllt hat. Besonders kniffelig ist dieser Fall, wenn der andere gar nichts von unseren Erwartungen wusste – oder sie uns selbst erst bewusst werden, wenn wir uns schlecht fühlen.
  2. Wir sind verletzt, weil der andere unbewusst einen „Hot Button“ in uns aktiviert hat, ein Thema, bei dem wir aufgrund unserer Erfahrungen vielleicht empfindlicher reagieren als andere oder mit dem wir selber noch nicht unseren Frieden geschlossen haben. Manchmal wird uns auch das erst in der entsprechenden Situation bewusst.
  3. Unser Gegenüber hat wissentlich so gehandelt, dass er uns verletzt hat.

Warum fällt verzeihen schwer?

Und da tragen wir sie dann mit uns rum, diese schmerzlichen Gefühle, den Groll, den Ärger, die Enttäuschung, die Empörung, ja vielleicht sogar die Wut. Wie Steinchen, die ständig im Schuh drücken. An manchen Tagen mehr, an anderen weniger – je nachdem, wie es gerade „läuft“. Warum ziehen wir den Schuh nicht einfach aus und lassen die Steinchen am Wegesrand liegen?
Vielleicht, weil wir insgeheim mit dem Groll einen emotionalen Ausgleich schaffen wollen? Unser Ärger „Vergeltung“ sein soll für die schlechten Gefühle, für die wir den anderen verantwortlich machen?
Und wir dann am Ende vielleicht darauf hoffen, dass er oder sie endlich „Einsicht zeigt“?
Vielleicht haben wir aber auch einfach Angst, dass uns dasselbe nochmal passiert und möchten das Steinchen deshalb als „Mahnmal“ behalten?

Warum es wichtig ist, zu verzeihen

Das Verrückte dabei ist: eigentlich hat unser Geist einen cleveren Mechanismus. Im Rückblick wirken die meisten negativen Ereignisse weniger schlimm – je länger sie her sind (Traumata ausgenommen). Wenn wir nun diese Ereignisse aber nicht in der Vergangenheit zurücklassen sondern durch unseren Groll immer und immer wieder in der Gegenwart durchleben, geben wir unserem System keine Ruhe, das ganze zu verarbeiten und abklingen zu lassen. Das ist wie eine heilende Wunde immer wieder aufzukratzen.

Nicht vergeben können, heißt zudem, ständig in der Vergangenheit zu leben und verhindert, die Gegenwart zu genießen und sich auf die Zukunft zu freuen.
Das zieht oftmals nicht nur magisch genau das an, was wir mit unserem Groll vermeiden wollten, die negativen Gedanken schaden auch unserer seelischen und körperlichen Gesundheit. Erschöpfungszustände, Schlafstörungen, Anspannung, Bluthochdruck oder Kopf- und Magenschmerzen können die Folge sein.

Am Ende schadet es also vor allem uns selbst, wenn es uns nicht gelingt, zu verzeihen.
Grund genug, loszulassen, was ohnehin nicht mehr zu ändern ist.

Was Verzeihen eigentlich ist – und nicht ist

Manchmal fällt es uns auch schwer, weil wir Verzeihen falsch verstehen. Wenn wir verzeihen, sagen wir damit nicht, dass wir gut finden, was der andere gemacht hat. Verzeihen bedeutet, Frieden zu schließen mit dem, was Geschehen ist – und es mit allen damit verbundenen Konsequenzen anzunehmen. So wird die bisher durch die negativen Emotionen und Gedanken gebundene Kraft wieder freigesetzt und wir können nach vorne schauen.
Und das Wichtigste: Verzeihen heißt, die Verantwortung für unser eigenes Wohlbefinden wieder zu uns zurück zu holen.

4 Schritte, die helfen

Der US-amerikanische Psychologe Robert Enright, Gründer des „International Forgiveness Institute„, hat ein Modell entwickelt, das uns dabei helfen kann, zu verzeihen und inneren Frieden zu finden. Es besteht aus insgesamt 20 Schritten, die sich in folgende vier Phasen gliedern lassen.

  1. Bewusst durchleben, Gefühle zulassen – werde Dir bewusst, welche Situation Dir zu schaffen macht, lasse Deine Gefühle zu und beginne, sie anzunehmen und zu verstehen. Belasse die Verantwortung für Deine Gefühle bei Dir.
  2. Entschluss, zu vergeben – Mach Dir bewusst, welche Vorteile es mit sich bringt, zu verzeihen und mit der Situation abzuschließen. Treffe dann bewusst die Entscheidung, zu verzeihen – und stehe dazu.
  3. Verständnis – Blicke aus der Sicht der Person, die Dich verletzt hat, auf die Situation. Versuche, Dich in sie hineinzuversetzen, ihr Handeln zu verstehen – ohne es zu entschuldigen. Akzeptiere den damit verbundenen Schmerz. Lasse der Person etwas Gutes zukommen – z.B. einen guten Gedanken. Spüre, wie dadurch ungünstige Impulse wie Angriff oder Rückzug langsam nachlassen.
  4. Akzeptanz – Schließe Frieden, mit dem Geschehenen. D.h. nicht, dass Du es gut findest oder vergisst. Komm zurück zu Dir. Mach Dir bewusst, dass Du nicht alleine bist und besinne Dich auf Deine Lebenszielen und Deine Wünsche. Spüre, wie die wohltuende Wirkung des Loslassens einsetzt und wie gut es tut, schmerzliche Gefühle durch Mitgefühl, Großzügigkeit und Wohlwollen zu ersetzen.

Und übrigens: manchmal geht es auch darum, dass wir uns selbst verzeihen!

Sei großzügig und stark!

Deine Birgit

Rückzugsorte

Foto: Birgit Baldauf

Als Kinder haben wir uns Höhlen gebaut. Unter dem Tisch. Stühle zusammengestellt und eine Decke darüber. Oder uns unter der Bettdecke verkrochen. Taschenlampe an und gelesen. Oder wir haben uns im Sommer irgendwo draußen in einer Hecke ein Versteck eingerichtet. Abgeschirmt. Nur für uns. Keine konnte und durfte uns stören. Ein sicherer Ort.

Und heute? Wo der Trubel des Alltags stärker geworden ist, wir 24/7 online und erreichbar sind (sein können oder sein sollen) und mehr Informationen denn je auf unsere Sinne einprasseln?

Wo ist Dein Rückzugsort? Hast Du einen?
Wo fühlst Du Dich sicher, geborgen, ruhig, ungestört?

Du musst Dir Dein persönliches Refugium nicht unbedingt unterm Eßtisch einrichten – dennoch ist es durchaus empfehlenswert, einen Ort zu haben, der es Dir ermöglicht, ganz für Dich zu sein, Dich „auszuklinken“.

Ein guter Rückzugsort …

  • ist offline. Er ermöglicht es Dir, ungestört zu sein (kein Telefon, kein PC, kein Radio, kein Fernseher).
  • vermittelt Dir ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit
  • läßt Dich zur Ruhe kommen
  • läßt angenehme Emotionen in Dir aufsteigen
  • ist eine Wertschätzung Dir selbst gegenüber und ermöglicht Dir Zeit für Dich
  • kann Dir zu Tagesbeginn helfen, Deine Gedanken zu sortieren
  • kann Dir tagsüber helfen, runter zu kommen, wenn Du überwältigt bist – oder einfach eine Pause brauchst
  • kann Dir am Abend dabei helfen, den Tag Revue passieren zu lassen und mental und emotional abzuschließen.

Wie kann ein Rückzugsort aussehen?

Zurückziehen können wir uns auf zweierlei Arten: physisch und mental. Manches mal hilft es, einen physischen Rückzugsort zu haben, um mental besser abschalten zu können. Mit Hilfe eines Ankers kann uns mentale Rückzug aber auch an jedem beliebigen Ort gelingen.

Physische Rückzugsorte:

  • Ein bestimmter Platz in Deiner Wohnung – auf dem Balkon, im Lieblingssessel, im Schlafzimmer…
  • Ein mobiler Platz – z.B. die Yoga Matte. Ich bin viel auf Reisen. Aber egal, wo ich bin – sobald ich meine Yoga Matte ausgerollt und darauf Platz genommen habe, spüre ich Vertrautheit, ein Gefühl von Zuhause.
  • Ein Platz in der Natur: ein Ort im Wald, an einem See, in einer Höhle

Mentale Rückzugsorte

Mentale Rückzugsorte funktionieren in der Regel durch einen Anker. D.h. ein bestimmtes Objekt, inneres Bild, ein Duft oder ein Geräusch löst angenehme Gefühle und Ruhe in Dir aus. Das ist ein bisschen wie mit meiner Yoga Matte – wann immer ich mich auf Ihr befinde, tue ich mir etwas Gutes. Mein System verknüpft also nach einiger Zeit – Yoga Matte = Wohlbefinden. Du kannst mit einer Verknüpfung arbeiten, die schon vorhanden ist (z.B. einem Foto, dass Angenehmes in Dir auslöst) oder eine neue Verknüpfung schaffen, indem Du Momente des Wohlbefindens schaffst und einen Talisman oder ein Foto etc. in diesen Moment mit einbeziehst.

„Mentale Fotos“ funktionieren bei mir auch ganz gut. Wann immer ich etwas atemberaubend Schönes sehe (meistens Naturszenen) halte ich inne und nehme die Eindrücke und damit verbunden Emotionen ganz bewusst wahr – und speichere die Wahrnehmungen dann als inneres Bild. Das lässt sich später im Alltag jederzeit wieder vor das innere Auge holen – und generiert somit die angenehmen Empfindungen.

Als Anker funktionieren ….

  • Die Yogamatte 😉
  • Ein „echtes“ Foto
  • Ein inneres Foto
  • Ein Talisman
  • Ein Lied, eine Melodie oder ein Geräusch
  • Ein Duft (Parfum)
  • Ein Geschmack

Und nicht vergessen, Dir dann regelmäßig „me-time“ = einen kleinen Urlaub an Deinem Rückzugsort einzurichten.

 Sei gut zu Dir,

Deine Birgit

4000 Worte – Deiner inneren Stimme ein Bühne geben

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Ein innerer Marktplatz voller Stimmen

Manche Menschen haben ein reges Innenleben. Auch wenn sie nicht viel sprechen, findet doch im inneren ein reger und kontinuierlicher Dialog statt. Ein Gedanke folgt dem anderen, es wird überlegt, abgewogen, geschlussfolgert … Manchmal geht das recht klar und strukturiert vonstatten, manchmal ist es wie ein koninuerliches Plappern vieler Stimmen im Hintergrund. Vielleicht kennst Du das?

Um mehr Klarheit zu erlangen, was einem da so alles „durch den Kopf geht“, ist Schreiben ein hervorragendes Mittel. Im Schreiben liegt ein besonderer Zauber. Wer beginnt, zu notieren, bekommt automatisch mehr Klarheit. Der Vorgang, die Gedanken einflach durch die Finger fließen zu lassen, sie zu ordnen und dann in die richtigen Worte zu fassen ist sehr wirkungsvoll. Er trägt zur Verarbeitung bei und kann dabei helfen, den Geist zu entlasten und zur Ruhe zu bringen. Etwas nieder zu schreiben ist wie Informationen auf der Festplatte zu speichern – es macht den Arbeitsspeicher wieder frei.

Schreiben – wirkungsvoll und rezeptfrei

Die positive Wirkung von Schreiben wird mittlerweile auch in der Psychologie und Psychotherapie eingesetzt. Die Wissenschaft hat sich mit allerlei Aspekten des Schreibens befasst, und zahlreiche Vorteile belegt, Hier nur ein paar:

Schreiben…

  • Entlastet die Seele
  • Vermindert Stress
  • Verbessert das Erinnerungsvermögen
  • Steigert die soziale Intelligenz
  • Verbessert den Schlaf
  • Macht glücklicher

Schreiben geht auf viele Arten

Welche Form des Schreibens Du wählst kommt ganz darauf an, wieviel Zeit zu investieren möchstest und was Du mit dem Schreiben bezwecken möchtest.

Die beliebtesten Formate sind:

Tagebuch:
Datierte Einträge in chronologischer Reihenfolge.
Zeitpunkt: meistens abends.
Zweck: Festhalten von Ereignissen und Erinnerungen.

Journal:
Dem Tagebuch sehr ähnlich. Datierte Einträge in chronologischer Reihenfolge. Häufig strukturierter durch Schlüsselfragen zur Selbstreflexion. Mehr „innere Arbeit“ als beim Tagebuch.
Zeitpunkt: meistens abends
Zweck: Festhalten von Gedanken, Eindrücken; Revue passieren lassen und Erkenntnisse notieren.

Morgenseiten (4000 Worte)
Manche meditieren morgens, andere schreiben. Bei den „Morgenseiten“ oder „Morning Pages“ handelt es sich um eine Art Schreibmeditation. Es wird einfach drauf los geschrieben. Die Gedanken des Moments und alles, was intuitiv seinen Weg aufs Papier finden möchte, wird festgehalten. Ohne Rücksicht auf Struktur, Logik, Zweck, Chronologie. Einfach fließen lassen. Traditionell werden Morgenseiten von Hand geschrieben und sollten drei DINA4 Seiten (ca. 4000 Wörter) umfassen.
Zeitpunkt: morgens
Zweck: Den Geist frei machen – häufig setzt das auch Kreativität frei. Durch das „Abfließen“ der ersten oberflächlichen Gedanken, die uns oft beschäftigt halten, findet nach ein paar Minuten manchmal auch etwas seinen Weg aufs Papier, das hinter den Alltagsgedanken versteckt war.

Der richtige Zeitpunkt

Den richtigen Zeitpunkt wählst Du am besten anhand des Zwecks. Sich morgens und/oder abends Zeit zu nehmen, bzw. diese bewußt einzuplanen, hat sich bewährt.

Solltest Du morgens schreiben, achte darauf, Dir dafür möglichst Zeit zu nehmen, bevor „der Tag über Dich kommt.“ Mach Dir in Ruhe einen Tee oder einen Kaffee, suche Dir einen Platz, an dem Du ungestört sein kannst und lege los.

Geistesblitze, Ideen oder Erkenntnisse, die Du über den Tag hinweg hast, kannst Du natürlich auch zwischendurch notieren  – in Deinem Handy oder einem Notizbuch – und sie dann am Abend wieder aufgreifen.

Tools – wie notieren?

Von Hand zu schreiben ist ursprünglich, erfordert mehr Achtsamkeit und eine Verlangsamung des Schreibvorgangs. Dadurch wird bewusster verarbeitet.

Ich habe lange Zeit auch von Hand geschrieben und es geliebt, mir schöne Notizbücher dafür zu kaufen. Irgendwann haben sich diese dann zuhause gestapelt. Zur gleichen Zeit habe ich begonnen, beruflich viel auf Reisen zu sein. Die Optimierung meines Reisegepäcks hat mich dann dazu gebracht, auf elektronische Helferchen zurück zu greifen.

Für mein Tagebuch nutze ich die App Diaro – sie ist für Android und IOS verfügbar und läßt sich auch auf mehreren Geräten synchronisieren. Natürlich sind auch klassische Programme wie OneNote, Evernote oder Word geeignet.

Interessanter Nebeneffekt

Meist schreibe ich aus den oben genannten Gründen, d.h. wenn die Gedanken zu Papier gebracht wurden, ist der Zweck erfüllt. Nur selten lese ich die Einträge nochmals durch. Einzig am Jahresende werfe ich einen Blick auf die Einträge – um noch einmal Revue passieren zu lassen, was mich das Jahr über beschäftigt hat. Dabei lese ich eher die Überschriften und nur was mein Interesse weckt, wird nochmals näher betrachtet.

Das erneute Betrachten der Einträge hat einen netten Nebeneffekt; wenn Du die Notizen zu einem Ereignis mit Deinen Erinnerungen daran vergleichst, wirst Du vielleicht feststellen, dass diese Unterschiede aufweisen. Dieser Vergleich ermöglicht es Dir, mehr darüber zu lernen, wie Dein Erinnerungsvermögen funktioniert. Bei den meisten Menschen „verschönert“ die Erinnerung das Erlebte. Das ist auch ein ganz natürlicher und guter Mechanismus, der beim Verarbeiten hilft. Rückblickend ist vieles nicht mehr so schlimm, wie es im Moment erschien. Denk dran, wenn Du nächstes Mal denkst, alles sei ganz furchtbar 😉
Ausserdem stärkt dieser Rückblick unser Bewußtsein und unsere Dankbarkeit für alles, was wir erreicht und erlebt haben.

Und nun –  frohes Schreiben,

Deine Birgit

Ablenkungsmanöver

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„Die reinste Form des Wahnsinns ist, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
Albert Einstein

Eines meiner Lieblingszitate.
Manchmal denken wir, mehr vom Selben (Nachdruck, Argumente …) könnte doch noch etwas verändern. Und lenken so den Blick bewusst weg von unserem Beitrag an der Situation – und der Möglichkeit, selbst etwas zu verändern.
Manchmal kommen wir nicht weiter, weil wir nicht hinschauen möchten.
Denn vom „Alten“ Abstand zu nehmen bedeutet ja auch, dass wir uns eingestehen müssen, das es nicht funktioniert hat. Und mit die damit verbundenen (unangenehmen) Gefühle zu anzunehmen.

Im Artikel „Emotion oder Intuition“ habe ich darüber geschrieben, dass unsere Emotionen und Gefühle wichtige Hinweise geben können, wenn wir uns ihrer bewusst sind und in Kontakt mit ihnen sind und wie das am besten funktionieren kann. Wichtig dabei ist allerdings, überhaupt in Kontakt mit seinen Gefühlen kommen zu wollen.
Manchmal scheuen wir diesen Kontakt, weil wir z.B. nicht wissen, wie wir mit ihnen umgehen sollen oder uns sogar überwältigt fühlen.
In gewisser Weise ist dies auch ein Schutzmechanismus, wenn wir tatsächlich mit einer Situation überfordert sind.
Wenn dieser Schutzmechanismus allerdings zum Normalzustand wird, kann es auf lange Sicht dazu führen, dass diffuse Beschwerden auftauchen (Schmerzen, Lustlosigkeit, schlechte Laune obwohl subjektiv alles in Ordnung ist) – denn die Gefühle sind nicht weg, sie sind nur woanders. Außerdem führt es dazu, dass wir in gewissen Situationen einfach nicht weiterkommen – es passiert immer das selbe, wir bleiben immer an der selben Stelle stecken. Und wir beginnen, den Frust nach innen zu richten oder ihm – meist in unangemessener Intensität – Luft zu verschaffen.

Dann ist es Zeit, mal hinzuschauen, ob Du vielleicht verdrängst oder vermeidest. Auflösen lässt sich das ganze, wenn Du beginnst, wahrzunehmen, zu benennen und zu akzeptieren, was in Dir vorgeht. Denn erst dann kannst Du beginnen, etwas zu ändern.

Ob Du ein Verdängungsspezialist bist, kannst Du an den folgenden beiden Strategien beurteilen, die wir nutzen, um uns nicht mit unseren Gefühle auseinander setzen zu müssen. Beide Strategien können in unterschiedlichen Gewändern auftauchen:

Ablenkung

Intellektualisieren: Sobald ein Gespräch mit Deinem Gegenüber unangenehm wird, beginnst Du zu Analysieren und zu Dozieren, warum der andere sich so verhält wie er sich verhält. Durch dieses Intellektualisieren = Versachlichen schaffst Du zum einen emotionalen Abstand, zum anderen bewirkt es einen Themenwechsel (vom ursprünglichen Thema hin zur Verhaltens- und Gesprächsanalyse.)

Schuldzuweisung: Du findest 1001 Gründe, was andere anders machen könnten und sollten, damit sich die Situation ändert. (Willkommen in der Opferrolle …).

Projizieren: Du beginnst, Deinem Gegenüber Verhaltensweisen und Emotionen zu unterstellen und vorzuwerfen, die Du eigentlich in und an Dir selbst wahrnimmst. Weil Du diese Verhaltensweisen aber für unehrenhaft hältst, willst Du sie Dir nicht eingestehen. (Was ich über andere sage, sagt immer viel mehr über mich aus als über die anderen …)

Medien: Statt Dich mit der Situation, Person oder Deinen Gefühlen auseinander zu setzen lenkst Du Dich mit Medien ab — Fernsehen, Handy, PC

Unternehmungen: Du eilst von einem Erlebnis zum nächsten – keine Pause = keine Zeit für unangenehme Gefühle.

Betäubung

Essen & Trinken: Du bekommst plötzlich Appetit auf Schokolade oder brauchst Alkohol, um „abzuschalten“. Der Zucker bewirkt, dass Dein Insulinspiegel steigt, was wiederum zur vermehrten Ausschüttung des Glückshormons Dopamin führt, während Alkohol im wahrsten Sinne des Wortes betäubt.

Süchte: Alles, was Du exzessiv betreibst, d.h. in übertriebenem Maße. Dass kann vom Sport über Rauchen bis hin zum Konsum aller Art reichen (auch Medienkonsum und Unternehmungen). Hierzu zählen auch unangenehme Angewohnheiten, wie z.B: Nägelkauen.

Schau doch diese Woche einmal genauer hin, ob Du eine der genannten Verhaltensweisen an Dir erkennst – und ob sie Deine Strategie ist, nicht fühlen zu müssen.

Und dann beginne, Deinen Gefühlen langsam Zeit und Raum zu geben.

Herzlichst,

Deine Birgit

Tanz der Schlümpfe

blog.birgitbaldauf.de – Foto: Pixabay

Vorgestern bin ich morgens mit dem Hund gegangen. Es hat geregnet. Also habe ich mir meine Regenjacke angezogen und mich auf den Weg gemacht. Als wir so unsere Runde drehten, dachte ich: „Wie schön, endlich bekommen die Pflanzen mal wieder Wasser. Wie satt das Grün gleich wieder aussieht!“ Ich nahm einen tiefen Atemzug und genoss die feuchtigkeitsgeschwängerte Luft, die alle Düfte besonders zu intensivieren schien. Ich lächelte zufrieden.

Gestern bin ich morgens mit dem Hund gegangen. Es hat geregnet. Also habe ich mir meine Regenjacke angezogen und mich auf den Weg gemacht. Als wir so unsere Runde drehten, dachte ich: „Na toll, jetzt ist die Zeit, um morgens Joggen zu gehen, wahrscheinlich auch vorbei. Muss ich wohl wieder ins sauerstoffarme Fitness-Studio. Was da Zeit verloren geht! Und ob ich mich dazu regelmäßig aufraffen kann? Und was ist das denn für ein grauer Himmel heute? Total trübe. Naja, passt zur Stimmung.“
Einen Moment später musste ich dann doch lächeln – weil mir folgender Gedanke durch den Kopf schoß: „Na, da hat heute wohl wieder Grumpy das Sagen!“

Grumpy, zu Deutsch auch Mauli, ist der Name einer der Schlümpfe. Mauli ist ständig schlecht gelaunt und findet immer einen Grund zu meckern oder zu motzen. Richtig miesepetrig eben.

Keine Ahnung, wo er herkam, aber der Gedanke mit den Schlümpfen gefiel mir. Irgendwie sind Stimmungen wie diese Truppe Schlümpfe. Sie wohnen alle in Schlumpfhausen – gehören einfach zusammen, jeder mit seinem ganz eigenen Tick. Jeder leistet seinen Beitrag, aber nicht jeder Beitrag ist in jeder Situation angemessen oder hilfreich. Dennoch, sie anzunehmen und in ihrer Art wohlwollend und mit einem Schmunzeln zu betrachten (so wie es Papa Schlumpf tut), stimmt versöhnlich. Am oben genannten Tag auch meinen Grumpy. Den Rest des Tages hat er noch ein bisschen leise im Hintergrund gemault, sich aber sonst zurückgehalten. Ich hatte beschlossen, lieber wieder mit dem weisen Papa Schlumpf in Dialog gehen zu wollen :-))

Also – sei freundlich zu Deinen Schlümpfen – sie sind ein Teil von Dir. Lerne sie mit all ihren Ecken und Kanten kennen – vom rechthaberischen Schlaubi Schlumpf über den Angsthasen Panicky bis hin zum antriebslosen Fauli. Lade sie ein, schenke ihnen Gehör – und dann entscheide Du, wen Du an Deiner Seite haben möchtest, um eine gute Zeit zu haben.

Na, welcher Schlumpf ist Trumpf?

Eine schlumpfige Woche Dir,

Deine Birgit

Dein innerer Antreiber

Es gibt Tage, an denen ist meine To Do Liste ellenlang – und am Ende des Tages habe ich mit Leichtigkeit viel erreicht und fühle mich gut. Und dann gibt es diese Tage, an denen ich mir selbst im Weg zu stehen scheine. Eigentlich habe ich gar nicht so viel zu erledigen, und trotzdem fühle ich mich irgendwie gestresst. Da kommt die Frage auf: wie viel von meinem Stress mache ich mir eigentlich selber? Woher kommen eigentlich die Erwartungen, die ich an mich und meine Arbeit habe? Sind sie so in der Form tatsächlich von Kollegen oder meinem Chef geäußert worden oder sind es meine eigenen, mit denen ich mir da Druck mache?

Für mich kann ich diese Fragen ganz klar beantworten: in den meisten Fällen setze ich mich selbst unter Druck. Mit meinem Anspruch an meinen Einsatz und die Qualität meiner Arbeit. Ich fühle mich wie getrieben, von innen heraus. Mein „innerer Disziplinator“, wie ich ihn liebevoll nenne, ist dann wieder voll in seinem Element.

Die Psychologie nennt diesen Disziplinator „inneren Antreiber“. Innere Antreiber sind Überzeugungen, die wir im Laufe unserer Entwicklung – meist bereits im Kindesalter – etabliert haben. Genauer gesagt haben wir diese Überzeugungen aber nicht als Antreiber gelernt, sondern sie als positive Eigenschaften entdeckt, die dazu führten, dass wir geliebt und anerkannt wurden, wenn wir sie zeigten. Es handelt sich um Eigenschaften wie

  1. Genauigkeit
  2. Freundlichkeit
  3. Durchhaltevermögen
  4. Unabhängigkeit
  5. Schnelligkeit

Wenn wir diesen Eigenschaften eine „gesunde“ Bedeutung beimessen, sind sie hilfreiche Motivatoren. Problematisch wird es allerdings, wenn wir unseren Selbstwert an sie koppeln, d.h. wenn wir uns schlecht fühlen, wenn wir sie einmal nicht zeigen konnten. Dann werden diese Eigenschaften zu den sogenannten inneren Antreibern:

  1. Sei perfekt! = Ich darf keine Fehler machen
  2. Mach es allen recht! = Ich bin nur wertvoll, wenn alle mit mir zufrieden sind
  3. Streng Dich an! = Ohne Fleiß kein Preis.
  4. Sei stark! = Indianer kennen keinen Schmerz!
  5. Beeil Dich! = Ich muss schnell sein, sonst werde ich nicht fertig

In dieser Ausprägung stehen uns unsere Überzeugungen im Weg, setzen uns unter Druck und Stress und verhindern paradoxerweise so, dass wir ihnen gerecht werden können. Manchmal ist es auch andersherum: gerade unter Stress laufen wir Gefahr, dass aus einer gut gemeinten Absicht (z.B. etwas möglichst schnell zu erledigen) ein innerer Antreiber wird.

Stell Dir z.B. vor, Dir ist Genauigkeit wichtig. Du hast gerade einen neuen Job angenommen und sitzt an einem Projekt, dass Dir Dein Chef anvertraut hat. Du kannst jetzt alles nach bestem Wissen und Gewissen erledigen, nachfragen wo nötig – und dann das beste Ergebnis liefern, das Dir unter den gegebenen Umständen möglich ist. Oder aber Du gibst Dich damit nicht zufrieden. Es treibt Dich um, dass Du keinen Fehler machen möchtest, weswegen Du wieder und wieder nachfragst, nachbesserst, überlegst. Es fallen Dir immer neue Aspekte ein, die Du berücksichtigen könntest – Du möchtest ja einen guten Eindruck machen – und schließlich kommst Du gar nicht oder erst sehr spät ins Handeln.

Woran merkst Du, ob aus einer Eigenschaft mit guten Absichten ein innerer Antreiber wird?

Wenn Du Dich in einer Situation unter Druck fühlst, überprüfe, woher der Druck kommt. Fühlst Du Dich innerlich getrieben, die von Dir als wichtig erachtete Eigenschaft zu erfüllen? Oder kannst Du mit gutem Gefühl frei steuern, inwiefern Du sie erfüllen möchtest? Kannst Du z.B. ohne schlechtes Gewissen auch einmal nein sagen? Oder eben mal nicht freundlich lächeln – weil Dir nicht danach ist? Oder mal Fünfe gerade sein lassen und 80% für perfekt genug halten?

Wenn Du Dich wiederholt von Deinem inneren Antreiber unter Druck gesetzt fühlst, ist es an der Zeit, mit ihm in den Dialog zu gehen. Denke dran: Du selbst hast diesen Druck erschaffen, also kannst auch nur Du ihn auflösen – z.B. indem Du sogenannte Erlaubersätze für Dich formulierst. Diese sind der Gegenpol zum inneren Antreiber. Für „ich muß perfekt sein“ kann das z.B. „Fehler sind Lernchancen“ oder „80% sind auch in Ordnung“ sein. (Zu letzterem kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass die restlichen 20% im Ergebnis meistens keinen wahrnehmbaren Unterschied mehr machen. Oft werden Deine 80% von anderen als 100% angesehen – probier’s doch mal aus, erleichtert ungemein.)

Wann immer Du Dich also vom inneren Antreiber gestresst fühlst, halte inne und gehe in Dialog mit ihm. Das kann z.B. so klingen:

„Lieber innerer Antreiber, ich weiß, dass du möchtest, dass ich mein Bestes gebe. Vielen Dank dafür! Mit Dir an meiner Seite bin ich weit gekommen. Im Moment aber übertreibst Du es und das stresst mich. Deswegen möchte ich Dir sagen, dass Du Dich jetzt mal zurücklehnen kannst, denn … (Erlaubersatz).“

Diesen Dialog kannst Du in Gedanken führen. Hilfreich ist es aber auch, wenn Du Dir Deine Erlaubersätze aufschreibst.

Was möchtest Du Dir zukünftig erlauben, um Erleichterung zu verspüren?

Herzlichst,

Deine Birgit

Muntermacher Musik

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Neulich habe ich mal wieder so richtig „abgetanzt“. Die Musik war genau mein Ding, die Stimmung total gelöst und die Musik hat mich einfach gepackt und bewegt, körperlich und emotional. Und da ist mir wieder bewusst geworden, welche Kraft Musik hat!

Wusstest Du, dass ….

  • Musik verschiedene Wissenschaften fasziniert? Neurowissenschaftler erforschen die Wirkung auf das Gehirn während Psychologen sich mit dem Einfluss auf die Emotionen beschäftigen
  • es bei manchen Marathon Läufen verboten ist, Musik zu hören, weil die aufputschende und motivierende Wirkung dazu führen kann, dass wir Körpersignale überhören oder übergehen?
  • Musik Studien zufolge Stress reduziert und Angstzustände um bis zu 65% lindern kann?
  • Durch Musiktherapie Schmerzen vor, während und nach Operationen gelindert werden können?
  • Musik beim Einschlafen ebenso hilft wie beim Konzentrieren?

Der Einfluss von Musik wird besonders klar, wenn wir einen Blick in die Filmindustrie werfen: überleg mal, wie oft Du schon einen Film gesehen hast, in dem Deine Anspannung ins Unendliche gestiegen ist, obwohl NICHTS zu sehen war, was diese Anspannung hätte verursachen können. Aber die Musik, mit der die Szene untermalt war, hat sofort das entsprechende Gefühl in Dir hervorgerufen.

Oft wählen wir die Musik gemäß unserer aktuellen Stimmung aus. Aber warum nicht diesen Mechanismus nutzen und unsere Musik entsprechend der Stimmung auswählen, die wir brauchen können?

Dank diverser Musik Apps ist das heutzutage leichter denn jeh! Schnell sind Playlists eingerichtet, um Konzentration, Beruhigung, Entspannung, Mut und Selbstbewußtsein oder Motivation in uns hervorzurufen.

Ich habe z.B. eine Playlist mit dem Namen „den Geist weiten“. Darin befinden sich verschiedene Songs, die mich groß, erhebend und mutig denken lassen (wie z.B. „He ’s a Pirate“ von Klaud Badelt) während in „Brain Food“ eher Elektro Klänge zu hören sind, die mich in eine hochkonzentrierte Arbeitstrance versetzen. Und wenn ich mehr Mut brauche, mein Ding zu machen und es durchzuziehen höre ich gerne Queen.

Hast Du auch Munter- oder Mutmacher Musik?

Falls nicht, nutze doch das Wochenende. um Dir entsprechende Playlists zusammenzustellen und probier am besten gleich aus, oib sie wirken 🙂

The Rhythm is gonna get you! Rock on.

Birgit

Emotion oder Intuition?

Foto: Pixabay

Emotionen sind das Herzstück meiner Arbeit, oder anders ausgedrückt: meine Leidenschaft. Mit wachsender Technologisierung und Anonymisierung werden Emotionen eine immer wichtigere Rolle spielen. Für das menschliche Miteinander wird vor allem wichtig, welche Bedeutung wir Emotionen geben und ob es uns gelingt, förderlich mit ihnen umzugehen.  

Gefühle und Emotionen können der Klebstoff sein, der alles zusammenhält, sie ermöglichen Empathie und schaffen Verbindungen. Falsch verstanden und gelenkt können sie aber ebenso alles „verkleben“, unseren Blick fixieren und dazu führen, dass wir in der Vergangenheit haften bleiben.

Gefühle geben uns wichtige Hinweise. Um diese Hinweise förderlich zu nutzen, müssen wir uns ihres Ursprungs bewusst sein und die durch sie entstehende Energie in die richtige Richtung lenken.

Stell Dir Deine Gefühle wie Personen vor, die in verschiedenen Situationen einfach so in Deinem Leben erscheinen und Dir Ratschläge geben. Wie sehr würdest Du jemandem vertrauen, den Du nicht kennst und der einfach „so daher kommt“? Der sich Dir nicht mal vorstellt? Von dem Du nicht weißt, welche Absicht er mit seinem Ratschlag verfolgt?

Mit unseren Gefühlen verfahren wir manchmal genau so. Sie tauchen auf, „ergreifen uns“ und noch bevor uns bewusst ist, wie uns geschieht, glauben wir den Geschichten, die sie uns erzählen und springen auf den Zug auf – der uns dann allerdings nicht immer an ein angenehmen Zielort fährt.

Was kannst Du tun, um Deine Gefühle als unterstützende Kraft an deiner Seite zu haben und zu lernen, welche Hinweise sie Dir geben?

  • Wie heißt Du denn und was willst Du? Begrüße sie und nimm Dir Zeit, sie kennenzulernen.
    Kennst Du Deine Gefühle? Kannst Du sie wahrnehmen, annehmen und beim Namen nennen?  Halte doch mal einen Tag immer wieder kurz inne und spüre in Dich hinein. Was empfindest Du? Achte darauf, dass Du Dein Gefühl in diesem Moment benennst – und nicht Dein Verhalten! Aus „ich will auch mal zu Wort kommen“ wird z.B. „ich fühle mich übergangen“ oder aus „ich will hier raus“ „ich habe Angst“. Zudem kannst Du versuchen zu erkennen, wo in Deinem Körper sich das Gefühl manifestiert. Was passiert z.B. in Deinem Körper wenn Du Dich übergangen fühlst?
    Deine Gefühle wahrnehmen und annehmen ist der erste Schritt, um sie für Dich nutzen zu können.
    Wie groß ist Dein Gefühls-Vokabular? Hast Du für jedes den passenden Namen?
  • Warum bist Du hier? Interessiere Dich für Deine Gefühle.
    Jedes Gefühl hat in der Regel eine Absicht. Meistens die ganz simple, Dein Wohlbefinden herzustellen oder zu erhalten. Vielleicht hilft Dir diese Erkenntnis dabei, auch Gefühlen, die erstmal unangenehm daherkommen, wohlwollend zu begegnen.
  • Wo kommst Du denn her?  – Bleibe neugierig und offen.
    Wo liegt der Ursprung des Gefühls? Kannst Du Muster erkennen? Gibt es Ähnlichkeiten in den Siutationen, die dieselben Gefühle auslösen? Was sagt es über Dich aus, wenn Du z.B. Ärger verspürst, wenn man Dich unterbricht? Es könnte vielleicht sein, dass Du als Kind gelernt hast, dass es unhöflich ist, wenn man andere unterbricht. Daraus kann leicht die Überzeugung entstehen, dass jeder, der Dich unterbricht, unhöflich ist (zumindest ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Du das Verhalten des anderen so interpretieren wirst). Tatsächlich sagt Dein Gefühl aber nur etwas über Dich aus, also darüber, was Du vom Unterbrechen hältst. Nichts aber darüber, warum der andere sich so verhalten hat. (Wusstest Du, dass es manchen Kulturen Interesse am Thema und dem Gegenüber signalisiert, wenn man ihn unterbricht?).

Das Verhalten eines anderen Menschen mir gegenüber sagt immer etwas über ihn aus, nie über mich. Und die Art, wie ich darauf reagiere, also das Gefühl, das dieses Verhalten in mir weckt, hat immer etwas mir mir zu tun und nie mit ihm.“
Safi Nidiaye

Gefühle geben also wichtige Hinweise  – und zwar auf unsere Überzeugungen, Glaubenssätze oder erlernten Muster. Das kann uns dabei helfen, festgefahrene und nicht förderliche Denkmuster und Verhaltensweisen bei uns zu erkennen und langsam aufzulösen (sei geduldig und wohlwollend mit Dir – dauert meist ein Weilchen ;-))

Und hier liegt der Unterschied zur Intuition:

Während Gefühle in den allermeisten Fällen durch unsere innere Reaktion auf äußere Reize (Situationen, Verhalten etc.) hervorgerufen werden, also durch unseren konditionierten Geist entstehen und uns aufwühlen, entsteht Intuition ohne erkennbaren Auslöser. Sie ist ein „keine-Ahnung-woher-ich-das-weiß-Phänomen“ und fühlt sich an wie friedliche Gewissheit. Sie wühlt Dich nicht auf oder ist „gegen etwas“, sie beruhigt. Wenn Du Dich also auf irgendeine Art und Weise „angepiekst“ fühlst ist es nicht Intuition, sondern ein Gefühl.

Um beide Energien positiv für Dich und andere nutzen zu können, betrachte Deine Gefühle als Hinweise, um persönlich zu wachsen und Deine Intuition, so Du von ihr beschenkt wirst, als wertvollen Wegweiser.

Happy feeling!

Deine Birgit