Wie ausgeschlafen bist Du?

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Am vergangenen Freitag war Weltschlaftag. Ein guter Anlass, sich diesem faszinierenden Thema zu widmen.
Oft brauchen wir gar kein Fachbuch oder wissenschaftliche Studien – es reicht schon, sich einmal unseren Sprachgebrauch anzuschauen. Sprache beinhaltet viel Weisheit und Erkenntnisse. Auf der Suche nach einem roten Faden für diesen Beitrag über Schlaf sind mir zuerst zwei Redewendungen in den Sinn gekommen: „ausgeschlafen sein“ und „über etwas schlafen müssen“.

In beiden Redewendungen steht der Schlaf für eine bessere, mentale Leistung: Wer als ausgeschlafen bezeichnet wird, der hat einen wachen Verstand, dem kann man nichts vormachen. Wenn wir über etwas schlafen müssen, erhoffen wir uns, durch den gewonnenen zeitlichen Abstand zur Sache oder die unterbewusste Verarbeitung in der Zwischenzeit z.B. bessere Entscheidungen treffen zu können.

Beides trifft auf den Schlaf auch in der Realität zu. Unserem Geist hilft er, Erlebtes zu verarbeiten, Erkenntnisse „abzulegen“ und neue Verknüpfungen zu erstellen und unserem Körper hilft er bei der Regeneration.

Mit dem Schlaf ist es ein bisschen wie mit dem Atem. Beide Funktionen sind für uns lebensnotwendig, beide sind wie selbstverständlich da (wobei schon so manchem der gute, erholsame Schlaf im Stress abhanden gekommen ist. Wie heißt es so schön: „es hat mich um den Schlaf gebracht.“) – und beide werden in ihrer Wirkung in Bezug auf unser Wohlbefinden und die gesundheitsfördernde Wirkung gerne unterschätzt.

Wir gut hörst Du auf die Signale Deines Körpers? Wenn Du müde bist und die Möglichkeit dazu hast, machst Du ein Nickerchen? Oder gehst früher schlafen? Oder übergehst Du manchmal die Müdigkeit, weil Du diese eine Sache noch erledigen möchtest? Kennst Du das Phänomen, dass Du Appetit auf Süßes bekommst, wenn Du müde wirst? Greifst Du zur Schokolade oder zur Bettdecke?

Klar ist, Schlaf und Stress stehen in einer Art Wechselwirkung. Wenn wir zuviel Stress haben und es uns nicht gelingt, abzuschalten oder Abstand zu gewinnen, können wir oft schlechter schlafen (Ich habe dann z.B. das Gefühl, dass das erste, was morgens aufwacht, mein Kopf ist. Augen auf und zack, habe ich die To Do Liste im Kopf. Ich sage gerne „mein Prozessor läuft schon, bevor ich meinen Körper hochgefahren habe ;-)“). Weniger Schlaf wiederum wirkt sich negativ auf unsere Stress-Toleranz aus – wir verlieren schneller die Gelassenheit.

Was aber kann ich tun, um diesen Kreislauf zu durchbrechen? Laß‘ uns dazu ein paar grundlegende Fragen beantworten:

Was sind die Folgen von zu wenig Schlaf?

  • schlechtere Hirnkapazität – drückt sich aus in weniger Konzentrationsfähigkeit und geringerer Kreativität
  • schnellerer Alterungsprozess
  • Gewichtszunahme, weil mehr Appetit (Unwohlsein und mangelnde Energie durch zu wenig Schlaf wird durch erhöhten Appetit kompensiert; gefördert wird dies durch das Hormon Ghrelin, dass für unser Hungergefühl zuständig ist)
  • Verschlechterung der Blutzuckerwerte
  • Gefahr der Bluthochdrucks
  • Geschwächtes Immunsystem – häufigere Erkrankungen
  • Erschöpfungszustände
  • Erhöhtes Burnoutrisiko

Wie viel Schlaf braucht man überhaupt?

Wissenschaftliche Studien sprechen in der Regel von 7-8 Stunden. Nachgewiesen ist ebenfalls, dass weniger als sechs Stunden Schlaf pro Nacht auf Dauer zu Erschöpfungszuständen führen kann. Am besten findest Du Dein individuelles Schlafbedürfnis an ein paar freien Tagen oder während eines Urlaubs heraus. Folge den Signalen Deines Körpers und gehe ins Bett, wenn Du müde wirst. Stelle sicher, dass Du die Bedingungen für einen guten Schlaf geschaffen hast (siehe unten) und stelle keinen Wecker. Beobachte, wann Du am nächsten Tag von alleine aufwachst und Dich zum Aufstehen bereit fühlst. Nach ein paar Tagen wirst Du feststellen, dass es sich immer um eine ähnliche Anzahl von Stunden handelt – Dein persönliches Schlafbedürfnis.

Was trägt zu gutem Schlaf bei?

Wie gut Du schlafen kannst, hängt natürlich von vielen verschiedenen Faktoren ab und entscheidet sich über den Tag hinweg. Grundsätzlich ist ein gesunder Lebensstil (Bewegung, gesundes Essen, viel Trinken und Pausen über den Tag hinweg) schon sehr förderlich. Zusätzlich kannst Du auf folgendes achten:

  • Pausen: gönne Dir über den Tag hinweg Pausen, zum Beispiel zwischen verschiedenen Aufgabenblöcken.
  • Bewegung: das kann von einem Spaziergang über Yoga oder Stretching Einheiten bis hin zu einer zünftigen Sporteinheit reichen.
  • Frische Luft: erinnerst Du Dich an Kindheitstage? Den ganzen Tag draussen und am Abend papp-müde? Frische Luft macht müde – also sorge dafür, dass Du mindestens einmal am Tag für ca. 30 Minuten an der frischen Luft bist.
  • Schlafzimmer-Klima: Lüfte das Zimmer, bevor Du schlafen gehst oder schlafe bei offenem Fenster; achte auf eine Zimmertemperatur zwischen 16 und 18 Grad Celsius und dunkle den Raum gut ab.
  • Gute Matratze: wie alt ist Deine Matratze? Lass Dich beraten und kaufe Dir eine für Deine Bedürfnisse passende Matratze. Eine gute Investition!
  • Abschalten: nach dem Krimi oder der letzten Tätigkeit am Bildschirm sollte eine gewisse Zeit zum „Abschalten“ liegen. Vielleicht etablierst Du sogar ein …
  • „Runterfahr-Ritual“: Mach Dir einen Tee und lasse auf der Couch den Tag noch einmal revuepassieren; vielleicht magst Du auch ein warmes Bad nehmen und Dich danach in eine Decke kuscheln? Oder Du schreibst auf, wofür Du dankbar bist und was Deine Erkenntnisse des Tages waren…. was auch immer für Dich passend ist, um den Tag angemessen abzuschliessen.
  • Natürliche Schlafmittel: Lavendelduft im Schlafzimmer oder ein Beruhigungstee wirken oft Wunder! Vielleicht gibt es auch etwas, von dem Du weißt, dass es Dich müde macht? (Ich schlafe zum Beispiel regelmäßig beim Lesen von Büchern ein :-))
  • Gut verdaut: achte auf leichte Mahlzeiten am Abend (wenig Kohlenhydrate, keine Salate oder Rohkost) und darauf, dass von der letzten Mahlzeit bis zum Schlafengehen ca. 3 Stunden liegen
  • Schäfchen zählen?: wenn Du im Bett wach liegst, zähle doch mal Deine Atemzüge statt Schäfchen oder versuche es mit Autogenem Training oder einem Bodyscan (mehr dazu demnächst hier im Blog)
  • Geistesblitze: und wenn Dich dennoch Gedanken oder Ideen wachhalten, lege Dir am besten einen Notizblock neben Dein Bett. Aufzuschreiben, was Dir durch den Kopf geht, beruhigt den Geist und leert den „Arbeitsspeicher“.
  • Flugmodus: Am besten nimmst Du Dein Handy gar nicht mit ins Schlafzimmer. Wenn es dennoch unvermeidlich ist, schalte es in den Flugmodus. So ist es leichter, der Versuchung zu widerstehen, Nachrichten abzurufen und zu lesen.

Und abschliessend noch ein paar Tipps für das Nickerchen am Tag:

Ein sogenannter „Powernap“ sollte nicht länger als 20-30 Minuten andauern – also enden, bevor Du in den Tiefschlaf fällst. Das kannst Du unterschiedlich erreichen:

  • Trinke vor dem Hinlegen zum Powernap einen Espresso. Der entfaltet seine Wirkung in der Regel innerhalb von 20-30 Minuten und sollte Dich dann aufwecken.
  • Setzte Dich zum Nickerchen in einen Sessel, lasse eine Deiner beiden Hände über die Lehne hängen und nehme in diese Hand einen Schlüsselbund. Sobald Du in Tiefschlaf übergehst, wird sich Deine Hand öffnen, der Schlüsselbund fällt zu Boden und Du bist wach.
  • Wecker stellen geht natürlich auch 😉

Auf allzeit guten Schlaf und aufgeweckte Tage!

Deine Birgit

Digital Detox

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Ich gebe es zu: irgendwie bin ich immer mal wieder Social Media müde. Das kommt meistens zu Zeiten, an denen ich aufgrund meiner Auftragslage ziemlich viel vor Bildschirmen aller Art sitze.

Eigentlich nicht so mein Ding.
Brauche eine Weile, „meinen Geist zu zähmen“ und auf eine Aufgabe einzustimmen – und dann habe ich nicht lange Sitzfleisch. Am liebsten bin ich draußen, in Bewegung, mit Menschen in der Natur oder in Veranstaltungsräumen – und setze um, was ich geplant habe. Seit ca. zwei Jahren spielt sich nun aber auch 80% der Umsetzung ebenfalls vor dem Bildschirm ab. Für diese Möglichkeit bin ich einerseits sehr dankbar – schließlich kann ich so weiterhin Training und Coachings geben – und das sogar ortsunabhängig!
Allerdings merke ich eben, wie dann in regelmäßigen Abständen ein Bildschirmüberdruss einsetzt. Alles spielt sich vor Bildschirmen ab – Laptop, Handy, Tablet, Fernseher… Sie sind To Do Liste, Werbeplattform, Verbindung zu Freunden, Rechner, Kamera, Wecker, Nachrichtenquelle, Buch, Radio … Eine Stunde mal nicht drauf geschaut – 45 Nachrichten in allen möglichen Kanälen schreien nach Aufmerksamkeit!

Glaubt man aktuellen Studien, geht es mir nicht alleine so:

Laut einer Forsa Studie greifen die Deutschen im Durchschnitt zwischen 60 und 100 mal pro Tag zum Smartphone und sind fast dreieinhalb Stunden am Bildschirm aktiv. Hinzu kommt statistisch gesehen dieselbe Nutzungsdauer an Laptop, PC oder Tablet plus weitere vier Stunden am Fernseher. Insgesamt sind das gute elf Stunden pro Tag! Tendenz steigend.

Und abgesehen von der kontinuierlichen Berieselung und somit „Ablenkung vom Hier und Jetzt“ hat das auch noch andere Auswirkungen. Zum einen sind  die Meldungen und Meinungen und Nachrichten sehr nervenaufreibend und emotional beanspruchend. Zum anderen haben wir scheinbar keine Zeit mehr für ausgleichende Aktivitäten – raus in die Natur, spazieren gehen, ein Nickerchen, Sport machen …

Kurz habe ich gezuckt – kann ich mir das leisten? Eine Woche sehr reduziert posten und kommentieren? Schließlich ist Social Media für den Selbständigen ja wichtig für Marketing und Sichtbarkeit.
Aber die Entscheidung war schnell gefällt: JA!

Pause und Abstand sollte man sich immer leisten – ansonsten sind wir ja nur noch Getriebene !

Besser nix machen als unmotiviert irgendwas zu kommentieren und sich wie ein „Digitaler Zombie“ durch die Feeds und Threads zu scrollen.

So denn – was soll ich sagen – es hat sehr gut getan!

Ich war wesentlich produktiver und freue mich schon auf meine Kommenden Posts ab nächster Woche.

Vielleicht magst Du Dir ja auch mal eine Digitale Auszeit gönnen oder Dein „Informationsmanagement“ überprüfen?

Hier ein paar Tipps:

  • Realitätscheck: Wie lange sitzt Du am Tag vor Bildschirmen? Wie oft greifst Du zum Handy? Mittlerweile gibt es Apps, die Deine Bildschirmzeit am Handy messen – probier die mal aus, um einen Startpunkt zu haben.
  • Quellen-Check: Aus welchen Quellen ziehst Du Dir Deine Informationen? (Nachrichten etc.) Wie oft am Tag? Wie geht es Dir damit emotional? Was könntest Du ändern, damit es Dir besser geht?
  • Social Media Zeiten einrichten: Wann schaust Du in Deine Feeds und Threads in Social Media? Immer wieder zwischendrin und bleibst dann länger hängen als geplant? Überlege Dir, feste Zeiten am Tag hierfür einzurichten – z.B. 1x vormittags, 1x nachmittags, 1x abends.
  • Offline-Zeiten einrichten: Gönne Dir (und Deinen Geräten ;-)) offline Zeiten – z.B. zwischen 22 und 8 Uhr. Setze Dir selber offline Regeln, z.B. das Handy nicht neben das Bett zu legen und morgens nach dem Aufwachen dem Geist erst „inputfreie“ Zeit zu gönnen, bevor Du zum Gerät greifst.
  • Kompletter Detox: vielleicht traust Du Dich ja sogar, einen Tag pro Woche oder eine längere Zeit komplett offline zu gehen? Gib Deinen Kontakten vorher Bescheid, damit sie sich keine Sorgen machen und dann – geniesse die Ruhe und die wiedergewonnene Zeit!

Und jetzt: abschalten, rausgehen, Natur geniessen!

Deine Birgit

Fählerkultur

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„Fehler sind Lernchancen“
„Ich verliere nicht, ich gewinne oder ich lerne.“ – Nelson Mandela
„Aus Fehlern wird man klug, darum ist einer nicht genug.“ – Wilhelm Busch

Blablabla.
Die Liste ließe sich unendlich weiterführen. Zum Thema Fehler gibt es viele schlaue Sprüche.
Aber jetzt mal Butter bei die Fische: wie geht es Dir mit Fehlern? Mit Deinen eigenen und den Fehlern der anderen?
Wenn Du so richtig was verbockt hast, denkst Du sofort: „Super, macht mich klüger?“

Wenn ja, Glückwunsch!
Wenn nein – Du bist nicht alleine.
Sich über Fehler zu ärgern, ist normal – allerdings sollte unsere emotionale Reaktion nicht die Hauptrolle bekommen und so der im Fehler versteckten Lernchance im Weg stehen.

Was kannst Du also tun, um eine gesunde Fählerkultur zu entwickeln?

  1. Tun – „Tun“ ist schon mal ein gutes Stichwort. Komme ins Tun! Das ist der erste Schritt. Manch einer ist so darum bemüht, sich nach allen Seiten abzusichern, alles Mögliche in Betracht zu ziehen, um bloß keine Fehler zu machen – dass er am Ende tatsächlich keine macht – weil er nämlich gar nix macht. Das ist dann so eine Art „Fehlervermeidungslähmung“. Nicht sehr hilfreich.
  2. Hinter die Kulissen schauen: Fehler gehören zum Leben – ohne Fehler gäbe es keine Evolution! Was wir von „Erfolgsmenschen“ gezeigt bekommen, ist das glänzende Ergebnis – einer oft nicht so schillernden Reise. Die meisten erfolgreichen Menschen sind mehrfach gescheitert und haben Fehler gemacht. Wenn es jemanden gibt, den Du bewunderst, lies mal seine/ihre Biographie und staune.
  3. Fehler-Erkenntnis zulassen (innerlich) – Wenn wir bisher keine gute Fehlerkultur hatten, kann es sein, dass wir eine gewisse Blindheit gegenüber unseren Fehlern entwickelt haben (verdrängen, vergessen, filtern, herunterspielen). Manchmal geschieht das auch aufgrund von mangelndem Selbstwertgefühl. Wir können das Bewusstsein hierfür wieder stärken, indem wir z.B. am Abend den Tag revuepassieren lassen und notieren, falls wir was verbockt haben. Bitte nicht falsch verstehen: es geht nicht darum, unbedingt was zu finden, was Du falsch gemacht hast oder Dich dafür zu geißeln – sondern einfach innerlich die sachliche Feststellung zuzulassen, dass Du etwas falsch gemacht hast (falls es was gab). Mach Deinen Frieden damit. Dazu kann es auch hilfreich sein, Deine mit dem Fehler verbundenen Emotionen nicht zu unterdrücken, sondern sie im geschützten Raum zuzulassen und anzunehmen – ohne sie gegen Dich oder andere zu richten. Das simple Benennen des mit dem Fehler verbundenen Gefühls reicht oft schon aus („Ich ärgere mich“, „Ich bin wütend.“).
  4. Fehler zugeben (äußerlich) – Übernimm auch im Außen Verantwortung und stehe dazu, wenn Du etwas falsch gemacht hast. Keine Rechtfertigungen, keine Schuldzuweisungen, kein Schönreden oder Bagatellisieren.
  5. Fehler feiern – Hast Du schon mal über Deine Fehler gelacht? Das wird Dir immer leichter fallen, wenn Du insgesamt einen leichteren (nicht leichtfertigeren) Umgang mit Deinen Fehlern entwickelst. Sprich mit Freunden drüber, teile die Erfahrung – und hilf damit auch anderen, einen leichteren Umgang mit Fehlern zu bekommen.
  6. Fehler nutzen – Nimm Dir die Zeit und schau mal drauf – was ist passiert und warum? In der Regel gibt es die unterschiedlichsten Gründe, warum uns Fehler passieren:
    • Unkenntnis – was solltest Du noch lernen?
    • Mangelndes Vertrauen – wie kannst Du es stärken?
    • Angst vor den Konsequenzen – real oder selbstgemacht? Wie kann sie reduziert werden?
    • Unachtsamkeit – wie kannst Du mehr Fokus gewinnen?
    • Fehlende Motivation – warum warst Du nicht motiviert?

Die Härte, die wir anderen gegenüber bei Fehlern an den Tag legen spiegelt übrigens oft die Härte wider, die wir uns selbst entgegenbringen. „Ich muss immer alles richtig machen und der/die …“
So schaffen wir einen Teufelskreis: der Druck, den wir so (auf andere) ausüben, erhöht die Fehlerwahrscheinlichkeit.

Beginne, milder zu werden.

Hier noch ein schönes Video von einem sehr erfolgreichen Menschen – der ohne kontinuerliches Scheitern der Welt nie so viel hätte bescheren können:

Das größte Genie der Neuzeit? Wer war eigentlich…? | Galileo | ProSieben

Nimm’s spielerisch und weise!

Deine Birgit

PS: noch vorhandene Tippfehler in diesem Text sind (keine) Absicht 😉

Alter!

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Diese Woche habe ich mir das Thema Alter ausgesucht.

Ist schon spannend – im Laufe der letzten Wochen und Monate bin ich mit verschiedenen Situationen konfrontiert worden, bei denen mir das Thema auf die Füße gefallen ist.

Bis vor kurzem noch Single und verschiedene „Bekannschaften“ machend, habe ich mir die Frage gestellt, warum es eigentlich „Standard“ in unserer Gesellschaft ist, dass der Mann älter ist (sein sollte?) als die Frau?

Bei meinem Bewerbertraining, bei dem ich Menschen verschiedener Altersklassen gegenüber sitze und durch den Bewerbungsprozess helfe, habe ich auch immer wieder Menschen Mitte/Ende 50 vor mir, die nach über 30 Jahren aufgrund von Umstrukturierungen oder Betriebsschließungen auf den Arbeitsmarkt geworfen wurden und nun arge Probleme haben, wieder Fuß zu fassen. Sie sind „zu alt“, „zu teuer“, „nicht mehr belastbar“.
Was ist mit der Arbeitserfahrung, die sie mitbringen?
Haben Sie sich durch ihren loyalen Einsatz, Ihr Engagement und 30 Jahre Weiterentwicklung nicht das höhere Gehalt weiterhin verdient?
Wie sieht es in Bezug auf Belastbarkeit mit der Souveränität und Gelassenheit aus, die sie häufig mitbringen und über die Jahre gewonnen haben? Ist besonnenes, unaufgeregtes Handeln und Reagieren nicht genauso wertvoll wie körperliche Belastbarkeit?
(Hmm, eben fällt mir ein, dass das Thema in der Politik scheinbar anders bewertet wird, wenn wir mal einen Blick auf die Staatsoberhäupter weltweit werfen …)

An dieser Stelle könnte ich weitermachen mit der Erkenntnis, dass es Kulturen gibt, in denen das Alter ganz anders gewertschätzt wird. Aber das würde zu weit führen. Lasst uns in unserer Kultur bleiben.

Da erinnere ich mich dann auch noch an so Sprüche wie „dafür bin ich zu alt“ oder „in Ihrem Alter trägt man solche Farben / lange Haare eigentlich nicht mehr.“

Und ich selbst wurde neulich beim Krafttraining in meinem Sportclub von einem anderen Mitglied gefragt, wie alt ich sei (bewundernd).
Da wurde mir bewußt, dass ich mich heute in allen Aspekten viel jünger, agiler und fitter fühle als in meinen „besten Jahren“.

Ich habe den Eindruck, es hat sich schon viel getan und bin sehr dankbar, dass in unserer westlichen Welt theoretisch alles möglich ist.

Ich kann eine neue Arbeitskraft mit über 60 einstellen.
Ich kann auf’s Alter pfeifen und dem Herzen folgen.
Ich kann meinen Körper auch mit über 40 noch besser in Form bringen, als er das mit Anfang 30 war.
Ich kann beschließen, mit Mitte 50 endlich das Studium zu machen, dass ich schon immer machen wollte oder mit 70 eine eigene Firma gründen.

Für alle  „Normen“ gibt es auch Gegenbeispiele. Wenige.
Aber es werden mehr. 🙂

Wenn es Dir im ein oder anderen Punkt auch so geht wie mir, dass Du merkst, Dich bremst irgendwas – prüfe, ob es tatsächlich DU bist, die/der ein Problem mit dem Alter hat (egal in welchem Zusammenhang) — oder ob Deine Zurückhaltung andere Gründe hat — Sozialisierung, befürchtete  Reaktionen Deinen Umfelds, keine Erfahrungen – höheres Risiko …

Was das Alter betrifft, so kann ich sagen, dass ich Menschen mit 25 getroffen habe, die älter waren, als welche mit über 60. Ich bin Menschen begegnet, die leblos waren – obwohl sie noch gar nicht tot waren.

Und ich habe beschlossen, mich den Menschen zuzuwenden, die sich die Jugend im Herzen bewahrt haben.

Das ist der Standard, die Norm, die ich gerne mitgestalten möchte!
Und Du?

Stay young at heart!

Deine Birgit

Gescheit braucht Zeit

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Eine Erkältung dauert mit Medikamenten 7 Tage,  ohne eine Woche. Ich glaube so oder so ähnlich geht der Spruch. Und er zeigt sehr schön, dass manche Dinge einfach ihre Zeit.

Sie brauchen die Zeit, die Sie brauchen.
Sie brauchen die Zeit, die DU dafür brauchst.

Und das ist unabhängig davon, ob alles in unserer Welt (scheinbar) immer schneller geht.
Ein anderer Spruch, der mir da in den Sinn kommt ist:
„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“

Aber gerade, weil wir heutzutage vieles so flott zur Verfügung haben (zumindest in unserer westlichen Welt) und es gefühlt immer mehr darum geht, dass wir es bequem haben, laufen wir meines Erachtens Gefahr, dass wir verlernen, mit dem Unbequemen umgehen, aushalten, durchhalten zu können.

Das Handy oder der PC läuft seit dem letzten Update nicht mehr so flott? Zack, ein neues bestellt.
Kontakt aufnehmen mit den Freunden in den USA? Kein Problem dank Internet-Flatrate und Video Telefonie.
Der Lieblingsfilm kommt zu einer Zeit, in der ich nicht zuhause bin? Egal, kann ihn ja aufnehmen oder mir später in der Videothek anschauen – oder auf einer der einschlägigen Plattformen.
Der Typ vom letzten Date beginnt nach dem vierten Treffen irgendwie komisch zu werden – net schlimm. Einfach einen neuen Match auswählen.

Ja, vielleicht gibt es tatsächlich weniger Unbequemlichkeiten – aber wenn dann mal was nicht klappt, sind wir viel schneller gestresst.

Und die wirklich wichtigen und großen Dinge im Leben lassen sich halt nicht im Internet bestellen. Oft bekommen wir Erfolge präsentiert – selten aber, wie viele Mühen und Zeit es gekostet hat, bis dieser Erfolg verzeichnet werden konnte.

Zudem brauchen manche Dinge einfach Zeit, um sich zu entfalten, um sich uns voll zu zeigen, um zu erblühen. Egal ob das Menschen sind, oder Jobs, neue Kollegen oder Entwicklungen, die ich selbst durchmache – körperlich und mental.

Kannst Du dranbleiben, wenn es unbequem wird, scheinbar nicht weitergeht oder Du sogar einen Rückschlag erfährst?
Was, wenn all diese Phasen dazugehören, wir sie aushalten und durchhalten müssen, um überhaupt „anzukommen“?

Der Muskelkater, die Plateauphase oder die Ermüdung durch Übertraining beim Sport.
Der erste Konflikt, die sich offenbarenden Macken oder der routinierte Alltag in Beziehungen.
Das Gefühl der Inkompetenz am Anfang, der Überarbeitung in der Mitte und der Langeweile im mittlerweile bekannten Job?

Um zum Gras zurück zu kommen: es ist schon ein bisschen, wie beim Gärtnern. Wenn ich nur säe und dann weiterziehe, weil mir das Kultivieren, Nähren und Pflegen zu viel ist, werde ich nie in den Genuß der Blüte oder Ernte kommen.

Wo könntest Du Dir oder anderen – oder einer Sache – noch mehr Zeit lassen, um sich zu entfalten, zu erblühen, sich voll zu zeigen?

Gscheit braucht eben Zeit.

Nimm sie Dir und schenke sie!

Deine Birgit

Sei einzigartig

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Steh mal auf.
Stell Dich locker hin – und dann verschränke die Arme.
Und jetzt löse die Arme wieder – und verschränke sie erneut – aber andersrum.

Ok.
Zweite Übung.

Setz Dich hin, nimm Dir einen Stift und schreibe Deinen Namen.
Und jetzt nimm den Stift in die andere Hand und schreibe Deinen Namen erneut.

Und? Wie sie sie sich jeweils angefühl – die erste und zweite Version des Arme-Verschränkens und Namen-Schreibens?
Worauf ich hinaus will?

Diese Woche war mein Motto „mein Ding machen“.
Und da ist mir in den Sinn gekommen, dass wir aufgrund unserer Persönlichkeit, unserer Präferenzen und Erfahrungen oft ganz unterschiedliche Herangehensweisen haben. Unterschiedliche Arten, etwas zu machen. Unterschiedliche Wege zum Ziel. Unterschiedliche Geschwindigkeiten.
Und manchmal können wir uns „voll ausleben“.
Aber oft versuchen wir uns auch, uns in die „zweite Variante“ – also das, was andere so machen oder wie meinen, dass man von uns erwartet, hineinzupressen.
Weil wir dazugehören wollen.
Oder nicht auffallen wollen.
Oder meinen, mit uns stimmt was nicht.
Oder mit den Reaktionen auf unser „Anderssein“ nicht so gut umgehen können.

Mag gehen, ist aber dann ziemlich energieraubend, fühlt sich seltsam an und führt nicht selten zu einem Ergebnis, das weit entfernt von dem ist, was wir eigentlich leisten könnten.

Natürlich ist es wichtig, sich auch anpassen zu können, auch die andere Variante mal auszuprobieren, um sie zu verstehen und im Kopf geschmeidig zu bleiben. Aber meist kommen wir leichter zum Ziel und es fühlt sich besser an, wenn wir uns selbst treu sein können und dürfen.

Mir ist das z.B. bei der Arbeit früher in Meetings so gegangen. In meinem damaligen Team war ich vergleichsweise wohl ein „langsamer Denker“. Und wenn wir dann so durch die Agenda galloppiert sind und die Kollegen über Punkt 5 gesprochen haben, hatte ich nicht selten Punkt 3&4 verpasst, weil ich noch Fragen zu Punkt 2 hatte 😉
In den Anfangsjahren dachte ich –  wie peinlich. Da kann ich ja jetzt nicht fragen – muss ich mich wohl anstrengen. Später, mit mehr Erfahrung und Selbstvertrauen habe ich dann einfach auch mal den Galopp gestoppt und gesagt: „Ich habe da noch eine Frage zum vorherigen Punkt.“ (Und zu meiner Überraschung schlossen sich mir dann nicht selten auch noch andere im Team an).
Ergebnis: Die Kollegen haben mich besser kennengelernt, ich habe besser verstanden, konnte effektiver arbeiten – und hatte das gute gute Gefühl, ich selbst zu sein.

Wo könntest Du ein bisschen mehr Mut aufbringen, zu Deinen Bedürfnissen und Deiner Art, die Dinge zu machen, zu stehen?
Und wo könntest Du vielleicht anderen mehr Raum für ihr Anderssein lassen?

Sei einzigartig!

Deine Birgit

Einladung zum Mutausbruch

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Diese Woche habe ich dem Thema Mut gewidmet.
Vor ungefähr zwei Jahren habe ich einiges in meinem Leben verändert – „ganz schön mutig!“ habe ich mein Umfeld öfter sagen hören.
Eine Freundin sagte: „Na, wenn Du jetzt schon die Feuerwehrklamotten anhast, kannste gleich alles verändern.“ Und tatsächlich fielen mir nach der ersten mutigen Entscheidung alle weiteren  viel leichter. Ich war im „Mut-Flow“.

Was ist Mut?

Grundsätzlich  Mut motiviert Mut zum Handeln – und zwar trotz Ängste, potentieller Gefahren und Unsicherheiten.

Die Wissenschaft kennt zwei Arten von Mut:

  1. Den angeborenen Mut – wir alle haben tatsächlich unterschiedliche Mut-Levi. Bei manchen Menschen springt das Angstzentrum sehr schnell an, während es bei anderen sogar in Extremsituationen kaum aktiviert wird.
  2. Den erlernten Mut – wann immer wir uns überwunden haben, schüttet unser Belohnungssystem das Glückshormon Dopamin aus. Ein gutes Gefühl – das zugleich unsere Zuversicht und unser Vertrauen in unsere Fähigkeiten steigen lässt.

Darüber hinaus ist Mut sehr individuell. Denn er ist eng verknüpft mit unserer Persönlichkeit und unseren Ängsten – die wiederum zum Großteil auf unseren Erfahrungen basieren. Was eine Person Überwindung kostet ist für eine andere kein Problem.

Was macht uns mutig?

Es gibt Situationen, die uns mutiger machen:

  1. Das „Dagegen“ oder „weg von“ – wenn der Leidensdruck zu groß wird und wir eine Veränderung brauchen, damit es uns besser geht, bringen wir oft die Kraft auf, mutig zu sein. Das reicht von „Ich weiß nicht ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, damit es besser wird.“ (Georg Christoph Lichtenberg) bis hin zu „Schlimmer kanns nicht werden, also Augen zu und durch.“
  2. Das „Dafür“ oder „hin zu“ – wenn uns etwas sehr wichtig, sind wir bereit, Risiken in Kauf zu nehmen – z.B. für einen bestimmten Menschen, ein Ziel oder einen Wert.

Warum ist Mut wichtig?

So oder so – Mut ist wichtig.
Ohne Mut keine Veränderung.
Ohne Mut keine Entwicklung.
Ohne Mut keine Erfolgserlebnisse.
Und ohne Mut keine Befreiung von unseren Ängsten.

Wie kann ich meinen Mut-Muskel trainieren?

Wenn ich genetisch nicht mit einer großen Portion Mut ausgestattet wurde, gibt es dennoch Möglichkeiten, meinen Mut-Muskel zu trainieren:

  1. Fest im Sattel: Wenn wir gestresst sind, ist unser Körper im Selbstschutz und Alarm-Modus. D.h. wir reagieren schneller gereizt und ängstlich und sind weniger risikobereit – schließlich reicht unsere restliche Energie gerade noch zum Überleben! Also keine Experimente! In diesem Zustand werden wir schwerlich mutig sein. Eine gute Basis für Dein Mut-Training ist also allem voran ein guter mentaler, emotionaler und körperlicher Zustand. Achte auf Dich, Deine Bedürfnisse und Deine Gesundheit!
  2. Vertrauen und Zuversicht: Mutig sein bedeutet, mehr Vertrauen in die Fähigkeiten und Möglichkeiten zu haben als in die Erfahrungen. Dieses Vertrauen kannst Du aufbauen, indem Du Dir der Situationen bewusst wirst, in denen Du in der Vergangenheit erfolgreich mutig gehandelt hast. Denke auch mal an die Zeit zurück, als Du noch ein Kind warst! Mit diesen Erinnerungen kannst Du dann kleine Mut-Experimente starten (siehe Punkt 4), um das Vertrauen und die Zuversicht in Deine Fähigkeiten weiter zu steigern.
  3. Freude am Scheitern: Eine weitere Kompetenz, in die Du Vertrauen brauchst, ist die Fähigkeit, mit Scheitern und Rückschlägen umgehen zu können. Oft ist es die Angst davor, dass etwas schief – oder nicht nach unseren Vorstellungen – laufen könnte, die uns den Mut raubt. Was aber, wenn Du im Scheitern Chancen siehst? Was, wenn ein Fehler Dir beim Lernen hilft? Fehlende Angst vor’m Scheitern macht mutig!
  4. Erwartungen loslassen: Oft ist es die Ungewissheit einer Situation, die unseren Mut erfordert. Wir können nicht planen, absehen oder kontrollieren, was passieren wird, wie etwas ausgehen wird. Hilfreich hier: einfach mal die Erwartungen loslassen. Ein Ziel stecken, ja, aber dann keinerlei Erwartung an den Ausgang der Situation haben. So öffnen wir uns auch für Möglichkeiten, die außerhalb unserer Vorstellungen liegen.
  5. Mut-Minis & dranbleiben: Bevor Du einen großen Schritt gehst, trainiere Deinen Mut immer wieder im Kleinen im Alltag. Was erfordert Deinen Mut? Wo könntest Du Dich überwinden? Vielleicht jemand fremdes ansprechen? Oder Dich einer Angst stellen? Oder etwas NICHT machen?

Welche Mut-Minis könntest Du in die kommenden Woche einflechten?

Freu Dich drauf!

Nur Mut!

Deine Birgit

Wenn – Dann. Wann?

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Wenn ich mal genug Geld habe,
dann gönne ich mir einen schönen Urlaub.

Wenn ich alles erledigt habe,
dann nehme ich mir Zeit für mich.

Wenn sich alles ein wenig beruhigt hat,
dann mache ich Sport.

Wenn ich das Projekt abgeschlossen habe,
dann treffe ich mich wieder öfter mit Freunden.
….

Kennst Du das?
Ich kann mich an zahlreiche Situationen erinnern, in denen ich davon sprach, dass es „gerade eine stressige Phase“ ist. Und wenn die rum ist…
… dann schloss sich die nächste direkt an.
Oder die Phase wollte gar nicht enden. So eine „Phase“ konnte schonmal über mehrere Monate gehen.
Bedeutet: alles was im „Dann-Nebensatz“ genannt wurde, kam stets zu kurz.
Und je älter ich wurde, desto klarer wurde mir:
Wenn ich den „danns“ keine andere Priorität einräume, dann werden sie nie geschehen.
Denn: wenn ich etwas nicht mache oder zu etwas nicht komme, dann war schlicht und ergreifend etwas anderes wichtiger.

Zeit hat man nicht, Zeit muss man sich nehmen.

Klingt vielleicht etwas hart, ist aber so. Wenn uns etwas wirklich wichtig ist, dann nehmen wir uns Zeit dafür. Und haben auch kein schlechtes Gewissen, wenn wir eben diese Zeit woanders abziehen. (Nein, Du kannst nicht alles haben).
Die Diskussion, dass für so vieles keine Zeit bleibt, hatte ich häufiger in Manager Trainings. Hier habe ich dann gerne mit einem – zugegebenermaßen etwas provokanten – Beispiel gearbeitet:
Wenn Du heute einen Anruf bekommst, dass ein Dir nahestehender Mensch verstorben ist oder im Sterben liegt, hättest Du die Zeit, zu ihm zu fahren?
Und plötzlich wird klar: es geht gar nicht so sehr um Zeit, sondern um Prioritäten. Um Klarheit über das, was uns wichtig ist, unsere Werte, unsere Bedürfnisse.

Welche Danns gibt es in Deinem Leben?
Sind sie Dir wirklich wichtig?
Dann knüpfe sie nicht länger an Bedingungen oder mache sie von äußeren Umständen abhängig.
Räume ihnen die Zeit und den Platz ein, den sie verdienen.
JETZT.

Warte nicht.

Deine Birgit

Du bekommst, was Du erwartest

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Diese Woche habe ich mal wieder praktische Abschluss-Prüfungen abgenommen. Sieben Prüflinge, die ihr Bestes gegeben haben – zwei davon Wiederholer. Und während dieser Prüfung ist mir wieder schlagartig bewußt geworden:
Wie gut ein Mensch sich entfalten und sein Können abrufen kann hängt nicht nur von seiner Kompetenz ab – sondern  auch vom Umfeld.
Es reicht eben nicht, dass ein Auto über einen PS starken Motor verfügt.
Es braucht auch einen Fahrer, der weiß, wie man diese PS am besten auf die Strasse bringt.
Ich glaube, dass alleine unsere Haltung und wie wir als Prüfer den Prüflingen gegenüber auftreten, massiven Einfluss auf das Prüfungsergebnis hat.
Und ich meine nicht, dass es darum geht, mittelmäßige oder schlechte Leistung zu beschönigen. Ich spreche davon, überhaupt erst mal eine wertschätzende Atmosphäre zu schaffen, in der die bestmögliche Leistung abgerufen werden kann.

Und das lässt sich meines Erachtens auch auf den Alltag übertragen.

Wenn wir immer wieder enttäuscht werden oder uns immer wieder in den selben Situationen wiederfinden, sollten wir uns Gedanken machen, welchen Anteil wir daran haben.
Ermöglichen wir unserem Gegenüber, sein bestes Ich zum Vorschein zu bringen?
Glauben wir an die Schönheit, beste Absichten und das Potential im anderen?
Oder suchen wir nur nach bestätigenden Beweisen für unsere  schon festgelegten Vorannahmen, Urteile und Überzeugungen in Bezug auf diese Person? („Ja, das habe ich mir gleich gedacht …“)
Sind wir offen dafür, dass uns diese Person (positiv) überraschen kann?
Geht es uns ums Rechthaben oder um Entfaltung?

Wir werden immer Beweise dafür finden, die bestätigen, wovon wir eh schon überzeugt sind. Das ist alleine schon deshalb so, weil wir gar nicht nach Gegenbeweisen suchen. Die Psychologie nennt das „Bestätigungsfehler“.

Wenn wir also etwas anderes bekommen wollen, fängt alles damit an, mal was anderes zu erwarten – oder besser noch, mal alle Erwartungen loszulassen und uns komplett auf den anderen oder die Situation einzulassen. Ihn/sie einfach so sein zu lassen, wir er/sie ist.

Eine schöne Geschichte hierzu ist übrigens die Metapher vom Wolf im Spiegelkabinett.

Unbekannte Welten befinden sich nicht am Ende von ausgetretenen Pfaden.

Bei welchen Menschen und Situationen sind Deine Vorannahmen schon wie „ausgetretene Pfade“?

Und bei oder mit wem möchtest Du gedanklich mal neue Wege gehen und sehen, wohin sie Dich und Euch führen?

Bleib neugierig und offen,

Deine Birgit

Slow Motion im Alltag

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„Das letzte Jahr ist irgendwie schneller vorbei gegangen“.
„Vielleicht liegt es am Alter, dass einem alles immer schneller vorkommt?“
So oder so ähnlich hört es sich an, wenn ich mich mit Freunden und Bekannten über Zeit unterhalte und wie schnell sie vergeht.
Neulich habe ich ein interessantes Interview mit Prof. Dr. Hartmut Rosa, einem der renommiertesten deutschen Zeitforscher gelesen. Darin sagt er treffend: „Wir sind … reicher an Erlebnissen, aber dennoch ärmer an Erfahrungen. Denn Erlebnisse werden nicht mehr in Erfahrungen transformiert.“
Wir haben so viele Wahlmöglichkeiten, dass wir häufig von einem Ereignis und Erlebnis ins nächste stürmen – ohne uns Zeit genommen zu haben, das letzte zu verarbeiten, bewusst abzuspeichern. Es ist, als wenn wir immer nur an der Oberfläche kratzen, aber nicht mehr in die Tiefe gehen. Alles scheint schneller und weniger intensiv. Und so sagt Prof. Rosa weiter: „Wer sich reich an Zeit fühlen möchte, sollte hin und wieder einen Tag verschwenden, nichts planen, nichts Produktives Tun.“
Ich empfehle dies in Kombination mit der „Slow Motion Technik“.

Stell Dir einen Tag lang Deine Wahrnehmung einmal wie eine Kamera in einem Hollywood Film vor. Zoome im Alltag Dinge, Personen, Szenenausschnitte immer mal wieder heran. Nimm die Details ganz genau wahr. Blende vielleicht sogar gleichzeitig eine Wahrnehmungsebene etwas aus oder rücke sie in den Hintergrund (z.B. Töne / Geräusche). Spiele mit Deinem Fokus. Vielleicht kommt Dir dann die ein oder andere Szene sogar wie Slow Motion vor, weil Du plötzlich viel bewusster und intensiver wahrnimmst.

So schulst Du Deine Sinneswahrnehmung und bereicherst Deine Eindrücke. Vielleicht bringt Dich das ein oder andere Detail sogar zum Staunen. Auf jeden Fall erlebst Du tiefer und bewusster.

Außerdem hilft Dir diese Übung, auch dann den Fokus auf etwas zu behalten, wenn Du es brauchst (z.B. wenn Du bei einer Zugfahrt an etwas arbeitest oder liest und die Person neben Dir intensiv telefoniert – passiert mir regelmäßig :-))

Im Urlaub gelingt uns das oft einfacher – wenn wir irgendwo das erst Mal sind und scheinbar alles viel intensiver wahrnehmen oder wenn wir mit einem guten Buch am Strand liegen und die Welt um uns herum vergessen.

Versuche, diesen Zauber auch in Alltagsmomenten wieder einzufangen:

  • Nimm z.B. Umgebungsgeräusche oder Stimmengewirr wie Hintergrundmusik wahr und konzentriere Dich auf etwas in Deiner Nähe.
  • Kaue beim Essen einmal etwas länger. Konzentriere Dich bewusst auf den Geschmack.
  • Betrachte eine Minute lang Deine Hände oder Finger.
  • Betrachte beim Warten in einer Schlange die Verhaltensweise des Menschen vor Dir.
  • Mach alltägliche Handlungen einmal bewusster – wie z.B. das Türen öffnen.

Plane darüber hinaus auch, Erlebnisse in Erfahrungen zu verwandeln – d.h. halte von Zeit zu Zeit einmal inne und blicke zurück. Was hast Du geleistet? Was hast Du erreicht? Was hast Du erlebt – was hat Dein Leben bereichert? Was möchtest Du als schöne Erinnerung speichern, die Dir in schwereren Zeiten Kraft spendet?

Setze Deinen Alltag in Szene, bereichere Deine Sinne – und vergiß‘ nicht, Dir und anderen ab und zu den Oscar zu verleihen ;-))

Frohes Filmen,

Deine Birgit